Weitab vom Troubel des Ruhrgebietes und der Großstädte liegt Schloss Anholt inmitten einer ländlichen Idylle. Die Wasserburg Anholt gehört zu den 10 bedeutendsten Schlössern in Nordrhein-Westfalen und im Münsterland. Die zum Barockschloss umgebaute Wasserburg ist ein Besuchermagnet für Gäste von nah und fern.
Wie fast bei allen Schlössern oder Wasserburgen üblich, öffnen sich die Schlösser nur für den Besucher, der sich die Mühe macht, von der Straße abzuweichen und einen Fußweg in Kauf zu nehmen.
Das Wasserschloß Anholt liegt im Ortsteil Anholt der Stadt Isselburg im Kreis Borken und gehört zum Münsterland. Die Anfahrt mit dem Pkw ist problemlos und das Schloß lässt sich in jedem Navigationssystem eingeben und als Ziel festlegen. Am Ziel angekommen, wird der Besucher zuerst auf den Parkplatz geleitet. Es gibt gesonderte Parkplätze für Gäste des Schloßhotels und Parkplätze für alle anderen Besucher. Für Radfahrer gibt es einen gesonderten Unterstand, um die Fahrräder abstellen zu können.
Die letzten dreihundert Meter gehen wir zu Fuß. Das äußere Schlosstor ist geöffnet und gibt den Blick auf das Schloß frei, daß als massives Bauwerk den Hintergrund beherrscht und die Aura einer anderen Welt verbreitet. Was hat es mit der Wasserburg Anholt auf sich, was erwartet uns als Besucher?
Wie viele Wasserburgen und Schlösser hat auch Anholt eine lange Geschichte und kann auf eine Abfolge von Burgherren zurückblicken. Die Anfänge der Burg gehen in das Jahr 1169. Der Herr von Sulen en Anholt hat auf der Burg seinen Sitz und ist ein Lehensmann des Bischofs von Utrecht, Gottfried von Rhenen. Offensichtlich hat die Herrschaft der Utrechter Bischöfe schon mit Stephan III. von Sulen ein Ende und die Herren von Anholt unterstehen direkt dem Kaiser.
Bedingt durch das Aussterben des Mannesstammes derer von Sulen fällt im Jahr 1380, durch Heirat, die Burg nebst Ländereien an die Herren von Gemen. Durch das Ausbleiben männlichen Nachwuchses fallen Burg und Herrlichkeit nun an die Familie von Bronkhorst-Batenburg, behalten dabei aber die reichsunmittelbare Herrlichkeit (1431).
Während die Herren von Anholt zu allen Zeiten treu auf der Seite des Kaisers stehen, werden Burg und Ländereien zwischen 1499 und dem Ende des 30-jährigen Krieges immer wieder Opfer von Fehden und Kriegen. Immerhin wurde der letzte männliche Nachkomme der Familie, Dietrich IV. vom Kaiser in den Grafenstand erhoben. Mangels männlichen Nachwuchs, wurden Burg und Grafschaft 1647 an Leopold Reichsgraf Philip Carl zu Salm übertragen, der die Tochter Dietrichs geehelicht hatte.
Seit dieser Zeit gehören Burg und Grafschaft Anholt zur Familie zu Salm-Salm.
Wie bereits berichtet, besteht die Burganlage, mit ihren Anfängen, bereits seit 1169. Der Bergfried (Dicke Turm) stammt bereits aus dieser frühen Bauperiode. Zum Bergfried gehörten seinerzeit eine ovale Umfassungsmauer und ein kleines Wohnhaus. Somit hat die Burg, für damalige Verhältnisse eine normale Größe und stellt die Kernburg der Anlage dar. Der Bergfried war über einen erhöhten Zugang erreichbar.
Eine Vergrößerung der Burganlagen gibt es im 14. Jahrhundert. Dabei wird die Burganlage ungefähr auf die heute bekannten Ausmaße erweitert. Durch die Erweiterung wird die Vorburg geschaffen, der sogenannte Unterhoff. Die Toranlage der Vorburg ist bis heute der sogenannte "Glockenturm".
Weitere Umbauten erfolgen im 16. Jahrhundert. Die Burg wird nun zu Wohnzwecken um- und ausgebaut. Diese Umbauten waren im erblichen Adel in dieser Zeit durchaus üblich. Man wollte weg von bewohnten Verteidigungsanlagen und baute die Burgen zu Residenzanlagen um. In dieser Zeit werden der Kernburg an der Nordwest- und Nordostseite je ein Treppenturm hinzugefügt.
Der Umbau in ein barockes Residenzschloss erfolgt erst ab 1700 durch Fürst Karl Theodor Otto zu Salm. Mit diesem Umbau erhält, der immer noch existierende Bergfried, einen schiefergedeckten Dachhelm.
Die Umbauten am Schloss orientierten sich an der vorhandenen Bausubstanz, wodurch die mittelalterliche Struktur von Vorburg und Kernburg erhalten blieb. Die Vorburg beherbergt heute ein Hotel und ein Restaurant. In der Kernburg befindet sich ein Museum.
Ein Bombenangriff im Frühjahr 1945 führte zu erheblichen Schäden am Schloss und zerstörte vor allem den Rosengarten, auf dem sich heute die Parkplätze befinden. Im Rosengarten befand sich auch die Skulpturensammlung, die dabei fast völlig vernichtet wurde.
Wir wollen auf dieser Seite einen Rundgang durch um das Schloss und auf den Schlosshof machen und beginnen beim Tor im Westen der Anlage.
Die Zufahrt zu Schloss Anholt liegt im Westen der Anlage, an der Klever Straße. Autofahrer werden direkt nach rechts auf den Parkplatz geleitet, auf dessen Grund bis 1945 ein Rosengarten mit mehreren Treibhäusern und einem Blumengarten existierte. Radfahrer stellen ihre Fahrräder links der Straße, in dem dafür vorgesehenen Unterstand, ab.
Das Tor besteht aus zwei gemauerten und verputzten Torpfeilern in die Quadersteine eingeritzt sind; an die Torpfeiler schließen sich auf beiden Seiten Mauern an. An der Vorder- und Rückseite befindet sich je ein Pilaster. Auf dem Giebel eines jeden Torpfeilers befindet sich ein, mit Ornamenten versehenes, Wappen mit Grafenkrone. Die schmiedeeisernen Tore öffnen sich nach außen. Zwischen zwei Gitterstreben sind jeweils Ornamente aus Blattwerk eingearbeitet, dazwischen werden zwei Fische dargestellt. Diese Fische begegnen uns am Schloss noch öfter.
Wer nach dem Durchschreiten des Tores um die linke Mauer herumgeht, findet sich vor zwei zweigeschossigen Häusern, mit Walmdächern, wieder. Es handelt sich um die Mühlen von Schloss Anholt. Das linke Gebäude ist die Ölmühle, beim rechten Gebäude handelt es sich um die Kornmühle. Beide Mühlen wurden noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts genutzt.
Nach dem Tor führt der Weg zum Schloß über einen, von Büschen eingesäumten, Weg, der in einer Diagonale zur Zugbrücke an der Vorburg führt. Beidseitig des Vorplatzes ist ein Blick in den Burgteich möglich. Der Vorplatz ist mit einer niedrigen Mauer eingefasst, auf dem schmiedeeiserne Gitter angebracht sind.
Der Weg zur Vorburg führt über eine Zugbrücke vor der zwei gemauerte Wachhäuser stehen.
Der Zugang zur Vorburg von Schloss Anholt führt über eine Zugbrücke und eine steinerne Brücke zum Torturm der Vorburg. Der Torturm - auch Glockenturm genannt - besitzt auf dem Dach eine Uhr, die in der unteren Hälfte von zwei Lachsen flankiert wird. Die Lachse symbolisieren den Namen des Fürsten-Hauses zu Salm-Salm (von Salme = Lachse).
Durch den Tordurchgang geht es in den Innenhof der Vorburg, in der heutzutage drei Restaurants und das Parkhotel Schloss Anholt angesiedelt sind. Der Restaurationsbetrieb wird bereits in der zweiten Generationen von der Familie Brune geführt.
Die Vorburg, zu der auch der ehemalige Marstall gehört, besteht aus einer dreiflügeligen Anlage, mit dem Torturm (Glockenturm) im Westflügel. Zum Schloss ist die Vorburg offen und nur durch eine steinerne Brücke und dem Wassergarben vom Schloss getrennt.
Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts hatte die Vorburg den Zweck einer Wehranlage. So war sie als ungleichförmiges Vieleck gebaut, in das zwei Rundtürme zur Flankenverteidung und zur Verteidigung des Vorfeldes eingebaut waren. Innerhalb der Mauern gab es nur wenige Gebäude.
Der Umbau der Wasserburg zu einem Wohnschloss erforderte nicht nur den Umbau des Schlosses an sich. Bedingt durch die Anforderungen einer barocken Hofhaltung wurden entsprechende Wirtschaftsgebäude benötigt, dazu gehörten auch Pferdeställe und Räumlichkeiten für die Kutschen. Als Folge wurde die alte Vorburg abgetragen und auf Teilen der alten Fundamente eine neue dreiflügelige Vorburg aus Ziegelsteinen errichtet. Überreste barocker Ornamentik sind auch heute noch in der Vorburg präsent. So befindet sich über dem Eingang des ehemaligen Marstall ein hölzerner Pferdekopf. Der Marstall war ursprünglich im Ostflügel beheimatet und liegt direkt gegenüber dem Torturm der Vorburg.
Wie bei Niederungsburgen üblich, sind Vorburg und Hauptburg auf zwei separaten künstlichen Inseln angelegt worden. So ist auch die Vorburg zum Schloss hin offen angelegt, zeigt also keine Bebauung.
Ein Rundgang um Schloss Wasserbug Anholt zeigt, wie facettenreich der Schlossbau ist. Obwohl das Schloss einen eher nüchternen Eindruck macht, so sind doch die vielen Einzelheiten am Gebäude nicht nur sehenswert, sondern hinterlassen auch irgendwie den Eindruck einer rauhen Schönheit.
Wer sich dem Schloss vom Haupteingang nähert, sieht zuerst die Westseite des vierflügeligen Schlossbaus. Markant und trotzig wirkt der Bergfried, der dem Besucher sofort ins Auge fällt. Aus einer einst wehrhaften Anlage wurde ein Wohnschloss. Auffallend sind schon an der Westseite des Schlosses die kleinen Dachfenster, die hohen Schornsteine und der Erker an der Nordwestseite des Gebäudes, welche dem Gebäude einen spielerischen touch und die Aura der Unnahbarkeit verleihen. Fast scheint es, als ob das Schloss in einer Zeit existiert, die schon lange vergangen ist.
Das älteste Bauteil des Hauptschlosses ist der Bergfried, der "Dicke Turm". Der Dicke Turm stammt mit seiner Bausubstanz aus dem 12. Jahrhundert und besteht aus Tuffstein. Einst entstanden aus dem Wohnturm war der Bergfried im Hochmittelalter das markanteste Bauelement einer Burg; der Zugang zu solchen Türmen war meistens nur über eine Leiter in den ersten Stock zu erreichen. Beim Dicken Turm liegt der Eingang ca. 9 m über dem Erdboden und befindet sich im Innenhof des Schlosses. Die Spuren des Zugangs über Leitern sind auch heute noch sichtbar. Nach dem Umbau zum barocken Residenzschloss wurde der Dicke Turm Heimat des Archivs und beherbergt heute die Rüst- und Waffenkammer.
Beim Besuch des Parks von Schloss Anholt, ist es möglich, das Schloss einmal zu umrunden.
Eigentlich müssen wir hier von Gärten reden, denn es gibt derer einige in der gesamten Parkanlage von Schloss Anholt. Die traditionelle Gartenausstattung eines Barockschlosses war nun einmal die Anlage von Barockgärten nach französischem Vorbild, dazu noch ein Grand Parc und ein Irrgarten.
Diese Barockgärten sind bis heute vorhanden und es gibt davon zwei, die für die Besucher freigegeben sind, sowie den Irrgarten. Die öffentlich zugänglichen Barockgärten werden vom Besucher am Ende des Rundganges erreicht und befinden sich nördlich und nordwestlich vom Schloss und liegen direkt an den Gräften. Das sogenannte Busquett liegt direkt gegeüber der Nordfassade des Schlosses; zwischen Blumenbeeten und Buxhecken ist roter Kiesel eingestreut.
Der Wassergarten ist als Halbinsel in der Gräfte angelegt und enthält neben der Bepflanzung das Skulpturenprogramm des Gartens mit 12 Sandsteinskulpturen, wovon 4 Vasenskulpturen sind, während die Figuren der römischen Mythologie entnommen sind.
Die gesamte Parkanlage ist als englischer Landschaftsgarten angelegt und wurde, allerdings erst im 19. Jahrhundert, nach den Plänen der bekannten Gartenbauarchitekten Weyhe und Milner gestaltet.
Besonders empfehlenswert ist die Wildblumenwiese, die an der Ostseite des Schlosses entstanden ist.
Die Wildblumenwiese wurde im Jahr 2002 angelegt und sollte auf jeden Fall besucht werden. Ohne auf botanische Einzelheiten eingehen zu wollen, das sei dem Besucher vor Ort überlassen, kann nur festgestellt werden, daß der Besuch der Wiese ein absolutes Muss ist. Diese Anlage ist einfach fantastisch und man fühlt sich fast in seine Jugend versetzt und möchte dort länger verweilen. Besonders der Duft der Blumen macht die Wiese zu einem besonderen Erlebnis.
Das Busquett besteht aus zwei Gartenelementen, welche den Endpunkt der Nord-Süd-Achse der Schlossanlage bilden. Das zentrale Element des Busquett ist ein Springbrunnen. Am nördlichen Ende des Busquettes befinden sich zwei Reiterskulpturen.
Zwischen Buxhecken und Blumenbeeten ist roter Kiesel ausgestreut.
Der Brunnen im Busquett ist eine typische Schöpfung des Barock. Zwei miteinader verwundene Fische tragen auf ihren Schwänzen eine große Mischel, in dessen Mitte eine Putte steht, die einen Fisch quer über seiner Brust trägt. Aus dem Maul des Fisches steigt die Wasserfontaine heraus. Die Muschel ist eines der typischen Elemente des Barock, genauso wie die Putte, die hier die Aufgabe erfüllt, den Fisch zu halten. Die Fische stehen symbolisch für das Wappen der Hausherren.