Zu einer Schlössertour in Nordrhein-Westfalen gehört auf jeden Fall Schloss Neuhaus. Etwas versteckt liegt es in einem Stadtteil von Paderborn, dafür aber mitten im Ortskern. Das Schloss wurde im Stil der Renaissance gebaut und gehört zu den wichtigsten Exponaten der Weser-Renaissance. In Bezug auf Schloss Neuhaus kann man von einem Schlossbau auf Raten sprechen. In seiner heutigen Form entstand das Schloss nach über 300 Jahren Bauzeit.
Schloss Neuhaus mit seinen Nebengebäuden und den umliegenden Gärten liegt im gleichnamigen Stadtteil Neuhaus der Stadt Paderborn und war über Jahrhunderte die Hauptresidenz der Fürstbischöfe von Paderborn. Schloss und Park liegen am Zusammenfluss der drei Flüsse Lippe, Alme und Pader; die Vereinigung von Lippe und Alme bilden das Nordwestliche Ende des Parks von Schloss Neuhaus. Schloss Neuhaus ist eines der bedeutendsten Gebäude der Stadt Paderborn.
Adresse:
Schloss Neuhaus
Residenzstraße 2, D-33104 Paderborn
Anreise - Anfahrt:
Mit dem Pkw - Van:
Autobahn A33 Abfahrt 25 - Paderborn Schloss Neuhaus
Am Ende der Abfahrt abbiegen auf Münsterstraße, Fahrtrichtung Schloss Neuhaus
Parkplatz Almering 28, D-33104 Paderborn (Adresse für Google Maps)
Anreise mit Bus und Bahn:
Ab Hauptbahnhof Paderborn mit den Linien Padersprinter Buslinie 1, 8, 11 und 58
Eines sei vorweg bemerkt, obwohl die Entwicklung und die Baugeschichte von etlichen Fürstbischöfen beinflusst wurde, erweckt Schloss Neuhaus auf den Besucher den Eindruck, als ob das Schloss eine Kreation des Kölner Kurfürsten und Erzbischofs auch in Paderborn, Clemens August I. von Bayern gewesen ist. Die Insignien des Hauses Wittelsbach und das kurfürstliche Wappen sind überall sichtbar. Aber fangen wir von Anbeginn an.
Das Amt Neuhaus kann auf eine knapp 1000-jährige Geschichte zurückblicken. Die Besonderheit des Ortes war schon zu Kaiser Karls des Großen seine Lage an einem Lippeübergang was den Grundstein zur Besiedlung dieses Fleckens legte. So gründete Bischof Meinwerk in 1036 an diesem Ort einen Kollegiatstift in nächster Nähe zum Bischofssitz in Paderborn. Neuhaus bestand damals aus den vier Vorwerken Elsen, Ascha, Burch und Thune, die letzlich zu einer Ortschaft um den bischöflichen Haupthof Neuhaus zusammenwuchsen.
Während die ersten Paderborner Bischöfe noch in Gemeinschaft mit den Domherren in Paderborn lebten, war das ab 1002 nicht mehr der Fall als der Bischof residierte in einem eigenen Palast in der Nähe des Domes. Bereits ab 1275 schufen sich die Paderborner Bischöfe einen zweite Residenz in Neuhaus. Im Zuge eines wachsenden Wohlstandes kam es ab 1222 immer öfter zwischen der renitenten Bürgerschaft von Paderborn und den Bischöfen zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, die schließlich zur Aufgabe der Paderborner Residenz und zum Umzug nach Neuhaus führten, wo zu diesem Zeitpunkt nur eine befestigte Burg existierte. Ähnliche Auseinandersetzungen sind aus Köln bekannt, was dort zur Verlagerung der Bischofsresidenz nach Brühl führte.
Offensichtlich hatten die Paderborner Bürger auch weiterhin übles mit ihrem Bischof im Sinn und führten die bewaffneten Auseiandersetzungen fort, was zur Einnahme und Zerstörung der Landesburg Neuhaus in den Jahren 1281 (möglicherweise auch erst 1286) führte. Jedenfalls wurde die Burg durch Bischof Simon von Rietberg in 1290 wieder aufgebaut und erheblich verstärkt. Offensichtlich war der militärische Nutzen der Burg so hoch, dass ein weiterer Versuch der Paderborner Bürger, die Burg im Jahr 1327 zu erstürmen, scheiterte.
Erst unter Bischof Heinrich von Spiegel (regierte zwischen 1361-1380) wurde Neuhaus endgültig zur Hauptresidenz der Paderborner Bischöfe und damit begann auch der abschnittweise Umbau der Burg zur späteren vierflügeligen Wohnresidenz. Dem Umbau lag kein fertiger Plan für das endgültige Schloss vor, sondern kreative Bischöfe bauten einfach passend dort weiter, wo die Vorgänger aufgehört hatten. Daher tragen die vier Flügel jeweils den Namen des zur Bauzeit regierenden Fürstbischofs. Während der Zeit der Umbauten wächst Schloss Neuhaus zu einem vierflügeligen Renaissanceschloss nach Vorbild der italienischen Palazzos heran. Daran änderten auch die späteren barocken Ergänzungen durch Clemens August I. nichts mehr.
Insgesamt verrät Schloss Neuhaus durch den, immer noch vorhandenen Wassergraben und die vier Rundtürme, seine Herkunft als ehemalige Wasserburg.
Mit der Säkularisierung durch Napoleon in 1803 verlor Schloss Neuhaus seine Bedeutung als Fürstensitz.
Nach den napoleonischen Kriegen wird Westfalen Preußen zugeschlagen. Erste Versuche, mit einer Tuchfabrik den Ort Neuhaus wieder neu zu beleben scheiterten. Erst als ab 1820 das Kürassierregiment von Driesen (Westfälisches Nr. 4) und ein Husarenregiment in das Schloss verlegt wurden blühte der Ort wieder auf. Ab 1921 war im Schloss das Reiterregiment 15 einquartiert, welches 1945 aufgelöst wurde. Danach wurde das Schloss als Horrocks Baracks der British Army of the Rhine (BAOR) genutzt, welche das Schloss 1959 wieder an die Bundesvermögensverwaltung zurückgaben, um dann von der Gemeinde aufgekauft zu werden. Die Horrocks Baracks wurden 1992 aufgelöst.
Die Amtszeit von Bischof Heinrich von Spiegel fällt in die Zeit zwischen 1361 und 1380. Der vorherrschende Baustil ist die Gotik. Im Jahr 1370 lässt Bischof Heinrich an der Westseite einen dreigeschossigen gotischen Wohnturm errichten. Wohntürme in befestigten Anlagen waren damals nichts seltenes und dieser Wohnturm war auch Teil der, offensichtlich massiven, Burgbefestigungen. Mit seinen drei Geschossen sollte der Wohnturm noch lange die Schlossanlage überragen, bis der Turm bei einem Umbau im Jahr 1881/1882 an die Bausubstanz angelichen wurde. Heute gibt die Aussenfassde keinen Hinweis mehr auf das Haus Spiegel, jedoch kann der Betrachter den Standort lokalisieren, da es sich um die fünf Fensterreihen handelt, die links vom dreigiebeligen Gebäudeabschnitt liegen.
Nach Heinrich von Spiegel geschah in baulicher Hinsicht zunächst nichts. Burg Neuhaus war immer noch ein befestigter Platz von hoher militärischer Bedeutung. Daran änderte auch der Einzug der Renaissance in das Denken der Menschen und vor allem in die Architektur zunächst nichts. Erst in der Regierungszeit von Fürstbischof Erich von Braunschweig-Grubenhagen (1508-1532) sollte sich das ändern. Diesem Herrn erschien nämlich der Wohnturm des Hauses Spiegel nun nicht mehr anspruchsvoll genug, für eine fürstliche Hofhaltung. Gesagt getan, Fürstbischof Erich engagierte den schwäbischen Baumeister Jörg Unkair und ließ von ihm zwischen 1524-1526 Haus Braunschweig errichten.
Haus Braunschweig ist die Südfassade von Schloss Neuhaus und auch der Hauptzugang zum Schloss. Mit diesem Umbau verwandelt sich die bisherige Burg, mit ihren wehrhaften Anlagen, in ein repräsentative vierflüglelige Renaissance-Schloss. Bei aller Liebe zur neuen Architektur der Renaissance, wurde der Wohnturm noch in seiner Art belassen. Haus Braunschweig wird rechtwinklig auf Haus Spiegel ausgerichtet und im Innenhof werden, typisch für die Renainssance, Treppentürme eingebaut. Zwischen dem Wohnturm von Haus Spiegel und Haus Braunschweig gab es, bedingt durch den Umbau, eine Lücke.
Auch wenn die heutigen Fassaden bereits überarbeitet sind, lässt sich feststellen, daß Haus Braunschweig weit entfernt von einer symmetrischen Gebäudestruktur ist. Von der Symmetrie abgesehen, ist Schloss Neuhaus eines der wesentlichen Exponate der sogenannten Weser-Renaissance.
Das herrausragende Element am Haus Braunschweig sind die fünf Zwerchhäuser im Dach, deren rundbogige Giebel (auch Radgiebel genannt) auch "Welsche Gewels" genannt werden.
Der Nachfolger von Fürstbischof Erich von Braunschweig, wird der Erzbischof von Köln, HermannV. von Wied. Er setzte die Bautätigkeiten fort und schloss die Lücke zwischen dem Wohnturm und Haus Braunschweig mit dem, nach ihm benannten, Haus Köln. Die Aussenfassade von Haus Köln ist durch drei nebeneinander liegende rundbogige Giebel, woven die linken zwei original "Welsche Gewels" sind.
Mit der Wahl des Paderborner Domherren Rembert von Kerssenbrock, im Jahre 1547, zum neuen Fürstbischof von Paderborn (Amtszeit 1547-1568), wurde auch die Bautätigkeit wieder aufgenommen. Rembert von Kerssenbrock fügte relativ im rechten Winkel zum Haus Braunschweig einen zweigeschossigen Gebäudeteil mit Treppenturm und zwei eingeschossigen Standerker an Gräfte und Hofseite ein.
Wahrscheinlich geht auch dieser Bau noch auf die ursprünglichen Pläne von Baumeister Unkair zurück. Die Besonderheit des Treppenturmportals ist die Umrahmung mit spätgotischem Ast- und Laubwerk. Der Treppenturm war ursprünglich nur zweigeschossig, wurde dann aber später, unter Fürstbischof Dietrich von Fürstenberg um zwei zusätzliche Geschosse erhöht.
Haus Fürstenberg geht auf die intensiven Baumaßnahmen unter Fürstbischof Dietrich IV. von Fürstenberg (*1546 auf Burg Waterlappe bei Ense † 1618 in Neuhaus) zurück. Während die drei Nachfolger von Rembert von Kerssenbrock keine Erweiterungen vornahmen, ging Dietrich IV. schon kurz nach seinem Amtsantritt mit viel Energie zu Werke um die Vierflügelanlage zu vollenden. Wahrscheinlich wurde für die Arbeiten der Baumeister H. Hentze beauftragt.
Anders als seine Vorgänger, war Dietrich nicht ausschließlich auf die Erträge aus dem Bistum angewiesen. Sein offensichtlich beträchtliches Vermögen erlaubte es ihm, einen architektonisch großen Wurf zu inszenieren und seine Visionen umfänglich umzusetzen. So wurde nicht nur der Komplex der Vierflügelanlage geschlossen, sondern es wurden auch die vier runden Ecktürme erbaut. In der Vierflügelanlage wurde der noch fehlende Nordflügel erbaut sowie an den Wohnturm angeschlossen und der Ostflügel vollendet. Diese Baumaßnahmen dauerten von 1589-1597.
Von den Welschen Gebels wurde Abstand genommen, da das nicht mehr der Geschmack der Zeit war, stattdessen gab es nun die geschwungenen Giebel (Schweifenwerk), wie wir sie aus holländischen Städten kennen, dazu kamen Stilmittel wie Rollen- und Beschlagwerk, Löwenköpfe und die auch später im Barock noch sehr beliebten Pilastersäulen. Die schönsten Zwerchhausgiebel befinden sich dabei im Innenhof, obwohl auch die Aussenfassade nicht zu verachten ist.
Sehr detailreich ist das Gästeportal im nordöstlichen Treppenturm und das Portal zum nordwestlichen Treppenturm.
Besonders interessant ist der Hofgiebel von Haus Fürstenberg, besonders weil die Detailfülle sofort die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich zieht.
Insgesamt ist der Hofgiebel eher dezent ausgeführt und besticht dennoch wegen der schon erwähnten Detailfülle. Jede Fensterreihe wird von zwei Hermenpilastern flankiert. Auf dem Gesims der Giebelspitze sind links und rechts je ein Obelisk positioniert. Dazwischen befindet sich der fünfte Hermenpilaster. Von unten nach oben sehen wir folgende Elemente: Zuunterst ist eine eine Inschriftenkartusche mit Rollenwerk und zwei Posaune blasenden Putten angebracht.
Darüber folgt das Wappenfeld des Fürstbischofs, welches mit Blattwerk eingefasst ist, je einer Putte an jeder der vier Ecken.
In der Nische über dem Wappenfeld steht eine antik gewandete Frauengestalt. Aus dem niederländischen Manierismus übernommen sind neben dem Schweifenwerk die sinnreichen Allegorien des humanistischen Gedankengutes, an dieser Stelle ausgedrückt durch die Frauenskulptur. Gezeigt wird die Allegorie des Neids als eine von zwölf Lastern. Diese bekannte Darstellung zeigt die Schlange im Haar der Frau, welche die Begierde weckt, das von Neid zerfressene Herz wird zum Mund geführt, das Gefäß im linken Arm soll einen Bienenkorb darstellen und der Hund zu ihren Füßen ist eher stumm.
Auf dem Gesims unterhalb der Giebelspitze finden wir die Jahreszahl der Fertigstellung: Anno Domini 1590.
Schließlich steht auf der Giebelspitze eine ebenfalls antik gekleidete Mannesgestalt, die als Besonderheit mit beiden Händen eine Kugel über seiner linken Schulter (vom Betrachter aus rechts) hält. Der Blick der Gestalt ist in den Hof gerichtet. Bei dieser Figur handelt es sich um den sogenannten Giebelkrieger, eine an Renaissancegebäuden recht oft zu sehende Figur.
Die Gäste traten durch das Portal im Nordost-Treppenturm in das Schloss ein. Dieses Portal ist einerseits voller Details und wirkt dennoch noch nicht aufdringlich.
Vier Stufen führen zur rundbogigen Tür hinauf, zu beiden Seiten der Tür stehen Postatmente auf denen jeweils eine kannelierte Säule mit Akanthus-Volutenkapitell. Beide Säulen stützen das Gebälkt auf dem wiederum ein abgerundetes Ornament (Vlämische Wulst) ruht.
Im Rundbogen der Tür, in den Säulenschäften und an den Postamenten sind Kerbschnitt-Bossensteine eingearbeitet, die dem Kunstwerk eine eigene Charakteristik verleihen. Kerbschnitt-Bossensteine sind ein beliebtes Stilmittel der Weserrenaissance.
Auf dem Gebälk finden wir ein Medallon mit Rollenwerk in der Lucretia dargestellt wird, wie sie, mit einem Dolch in der Hand, in den Freitod geht. Das Medaillon trägt die Inschrift: "Lucretia nobiliis castratis exemplum".
Die Inschrift auf dem Gesims ist ein Gruß an den Gast:
PAX INTRANTIBUS
SALUS EXEVENTIBUS
Das ist ein Friedensgruß für den Eintretenden und der für allumfassendes Wohlergehen für den Gehenden.
Zu beiden Seiten der Kartusche findet sich jeweils eine Putte, die ein Füllhorn hält. Victorien finden sich in den Zwickeln des Rundbogens, sie verkünden Sieg (Lorbeerkranz) und gleichzeitig auch den Frieden (Palmwedel). Viktoria ist die römische Götting des Sieges und wird generell mit einem Lorbeerkranz in der rechten Hand dargestellt.
Auf den Postamenten der Säulen sind Löwenköpfe dargestellt.
Ein kreativ gestalteter Quaderstein sollte sich von einem schlicht gestalteten Muster zu einem der wesentlichen Ornamente der späten Weser Renaissance mausern. Die Rede ist vom Kerbschnitt-Bossentein. Dieser eigentlich nicht weiter als ein Quaderstein, in den V-förmige geometrisch abstrakte Muster eingeschnitten wurden. Das Wesentliche an den Einkerbungen ist die gleichmäßige Folge der Einkerbungen in der Struktur, wobei die Struktur tiefgestaffelten Reihen aus Zwei-, Drei- und Vierecken ähneln.
Der Bossenstein gehört als Bossenwerk zum Quader-Mauerwerk der Aussenfassde und bezeichnet grob behauene Buckelquader, deren Ansichtsseite Bosse (= das Überstehende äußere Material des Naturquaders) genannt wird. Die Aussenseite der Bossensteine wird von Steinmetzen bearbeitet um den Steinen die, jeweils gewünschte, Form zu verleihen.
Mit dem Tätigwerden des Baumeisters Jörg Unkair im Wesergebiet gelangt auch die Kerbtechnikt seiner Steinmetze in die Portal- und Fassadeneifassungen, wo diese Ornamente eingesetzt wurden. Auch auf Postamenten und an Säulenfüßen wurde diese Technik eingesetzt.
Die Hauptwache ist ein barockes Gebäude und geht auf die Baulust des Kurfürsten und Ezrbischofs von Köln, Clemens August I., zurück, der zugleich auch Bischof von Paderborn war. Clemens August I. von Bayern, aus dem Hause Wittelsbach war 1719 zuerst Administrator und dann zum Bischof von Paderborn gewählt geworden.
Die kirchliche Karriere von Clemens August I. war schon beachtlich. Vom Vater war er von Anfang an für die kirchliche Laufbahn vorgesehen worden. Schon sein Onkel war Erzbischof und Kurfürst von Köln. Geboren im Jahr 1700 in Brüssel wurde Clemens August schon mit 19 Jahren Bischof, obwohl er zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal zum Priester geweiht worden war. Übrigens wollte er diesen Umweg über die Priesterweihe dann auch gar nicht erst gehen, jedoch die Staatsräson im Hause Wittelsbach und der Zwang aus Rom taten das Ihrige um den Herren zur Umkehr zu bewegen. 1723 wurde Clemens August zum Bischof von Münster gewählt, 1723 auch zum Erzbischof von Köln und zum Kurfürsten des deutschen Reiches, 1724 folgte der Administrator im Erzbistum Hildesheim und nur vier Jahre später der Administrator im Bistum Osnabrück. Zwischenzeitlich, nämlich in 1725 wurde er so nebenbei zum Priester geweiht und nahm dann nur zwei Jahre später die Ernennung zum Bischof an. Steilere Karrieren lassen sich nur noch im 21. Jahrhundert nachweisen, allerdings nicht in der katholischen Kirche.
Spötter nannten Clemens August I. den Herren der fünf Kirchen (Monsieur de Cinq Églises), so war er auch eher an der Jagd interessiert und an den schönen Dingen. Wer sein Ohr gewinnen wollte musste sich nur mit ihm über seine Schlösser und die Jagd unterhalten.
Mit Clemens August beginnt der Versuch, ein Renaissanceschloss in ein Barockschloss umzuwandeln. Viele Stellen verraten die barocke Handschrift von Clemens August, aber an vielen Stellen blieb Schloss Neuhas dann eben doch ein Renaissanceschloss.
Die Hauptwache geht als Neubau dann aber doch auf Clemens August zurück, diese ließ er durch den Baumeister Franz Christop Nagel im Jahr 1729 erbauen. Sein Wappen im Giebel der Hauptwache lässt auch heute noch zuerst an das Vermächtnis von Clemens August I. denken.
Dieser Marstall ist der neue Marstall, der gebaut werden musste, als Fürstbischof Clemens August I. in Paderborn die Amtsgeschäfte übernahm. Das damals noch weite und eher wenig genutze Land der Senne war für die Parforce-Jagden von Clemens August bestens geeignet. Somit ergab sich die Notwendigkeit, für viele Pferde und für Kutschen die Unterbringung zu schaffen.
Ein Marstall ist in fürstlichen Häusern die Bezeichnung für die Gebäude, in denen Pferde, Geschirre, Sättel und Wagen untergebracht sind, wobei zusätzlich noch in Reit- und Fahrställe unterschieden wird.
Planung und Bau des Marstalles wurden durch den Hof- und Landbaumeister Franz Christoph Nagel ausgeführt. Der Marstall gehöhrt zu den ersten größeren Bauten die Clemens August in Neuhaus errichten ließ. Dieses Gebäudeensemble steht westlich und rechtwinklig zum Corps de Logis.