Schloss Nordkirchen liegt im Münsterland und gehört zu den wichtigsten Barockschlössern in Nordrhein-Westfalen. Westfalen ist ohnehin für seine Wasserschlösser bekannt, wenn nicht sogar berühmt. Zu einer Schlössertur durch Westfalen gehört auf jeden Fall ein Besuch in Nordkichen. Trotz der Aussmasse des Bauwerks strahlt das Schloss auf seine eigene Art eine gewisse Schlichtheit aus. Wer einmal Schloss Nordkirchen besucht hat, kehrt gerne wieder hierher zurück.
Umgeben ist Schloß Nordkirchen von zwei Wassergräben, die durch einen Damm voneinander getrennt sind. Zum Schloss gehören der Barockgarten und der große und weitläufigen Landschaftspark, letzterer sorgt auch für die Abgeschiedenheit des Schlosses.
Zu Schloss Nordkirchen gehört seit Jahrhunderten der gleichnamige Ort Nordkirchen, dessen Stadtgrenzen nur wenige Minuten Fußweg vom Schloss entfernt liegen.
Heutzutage gehört das Schloss der Finanzverwaltung des Landes Nordrhein-Westfalen und wird als Ausbildungsort für die Finanzanwärter genutzt. Schloss und Park können besucht werden. Der Park steht den Besuchern sogar ganzjährig offen.
In diesem Artikel führe ich den Besucher virtuell durch die Parks und Gärten und zeige die Schlossgebäude aus vielen unterschiedlichen Ansichten.
Westfalen und Wasserschlösser gehören einfach zusammen. Das bedeutendste Wasserschloss in Westfalen ist das Schloss Nordkirchen, im gleichnamigen Ort. Genauso wie zu einer Parisreise der Besuch von Schloß und Park von Versailles gehören, genauso gehört zur Schlössertour in Westfalen der Besuch von Schloss Nordkirchen.
Vom Niederrhein aus beträgt die Fahrtstrecke zwischen 100 und 140 km, aus dem Ruhrgebiet sind es durchschnittlich 40 bis 100 km und von Münster aus nur noch 30 km.
Das barocke Schloß Nordkirchen liegt inmitten eines Landschaftsparks auf einer viereckigen Insel, die von zwei Wassergräben umgeben ist. Nur an wenigen Stellen erlaubt die Landschaft den Blick, durch Sichtachsen, von außen auf das Schloß, dass sich überwiegend hinter Wald versteckt.
Der Besucher kann sein Fahrzeug auf dem kostenlosen Parkplatz abstellen. Der Parkplatz befindet sich direkt hinter dem Kreisverkehr an der Schloßstrasse und direkt neben den Eingängen zum Park.
Der Zugang zum Schloß geschieht, vom Parkplatz aus, durch den nördlichen Teil des Schlossparks. Drei breite Wege führen den Besucher zum Alleestern, der direkt auf die Wassertreppen an der äußeren Gräfte bzw. dem äußeren Schlossgraben mündet. Vom Alleestern aus hat der Besucher das erste Mal Ausblick auf das Schloß Nordkirchen. Vor dem Schloß liegt noch eine Insel, die Venusinsel, die vom Schloß aus über eine Freitreppe erreichbar ist.
Die Ansicht des Schlosses ist hier bereits mehr als beeindruckend. Allerdings sehen wir hier die Rückseite des Schlosses. Schloß Nordkirchen ist ein Residenzschloss mit gewaltigen Ausmaßen.
Was war vor Schloss Nordkirchen? Wir wollen kurz auf die Geschichte des Schlosses eingehen. Mit dem Ritter Johann von Lüdinghausen, Morrien genannt beginnt die Geschichte der Herrschaft in Nordkirchen. Dieser war bereits Burgmann auf der landesbischöflichen Burg Botzlar und erhielt Ende des 13. Jahrhunderts den Lehensbesitz und damit die erste Burg, in der Nähe des Ortes Nordkirchen. Die Erlaubnis zum Bau einer neuen Burg (zweite Burg) erhielt Erbmarschall Gerhard v. Morrien vom Werderner Abt im Jahr 1398. Diese Burg lag bereits ungefähr auf dem Ort des späteren Schlosses.
Nach 1522 wird, mit Erlaubnis des Werdener Abtes, die zweite Burg um Festungswerke erweitert und zum Schloss ausgebaut. Diese neue, schlossartige Wasserburg hatte einen äußeren Graben und Verteidigungsring mit vier mächtigen Batterietürmen und innerhalb dessen einen zweiten Graben mit einer zweigeteilten Schlossanlage, aus Vorburg und Hauptburg. Offensichtlich besaß diese Wasserburg einen hohen militärischen Nutzen, da sie nie angegriffen wurde.
Nach dem Aussterben der männlichen Linie der Herren von Morrien, verkauften die Nachkommen das Anwesen, welches nach weiteren Verkäufen Anno 1694 vom Fürstbischof von Münster, Friedrich Christian von Plettenberg, für 250.000 Reichstaler erstanden wurde.
Der Fürstbischof galt als Kunstmäzen und außerdem als sehr baufreudig. Er wollte sich eine neue Residenz bauen. Anders als es in jener Zeit üblich war, wurde darauf verzichtet, Teile der alten Wasserburg in die Bauplanung einzubeziehen. Das Wassersschloss wurde komplett abgerissen. Der mit dem Neubau beauftragte Baumeister Gottfried Laurenz Pictorius konnte und sollte ein vollkommen neues Schloß erbauen.
Mit der Herrschaft von Morrien kaufte der Fürstbischof auch die umliegenden Herrschaften auf. Für ihn handelte es sich dabei nicht nur um eine Mehrung seines persönlichen Besitzes, sondern vor allem um eine Geldanlage, zugunsten seiner Familie. Als Kunstliebhaber, der er war, war der Bau eines neuen Schlosses bei Nordkirchen eine klare Notwendigkeit. Der Fürstbischof erlebte die Fertigstellung nicht mehr, da er 1706 verstarb.
Schon vorher hatte Friedrich Christian von Plettenberg seine Güter an den weltlichen Teil seiner Familie überschrieben. Das Erbe ging auf seinen Neffen, Ferdinand Graf von Plettenberg über, der die Anlage 1734 vollendete. Als Kanzler für den Kölner Kurfürsten Clemens August wurde Ferdinand von Plettenberg bestens bezahlt und so konnte er seine Überschüsse in den Bau und Erhalt der Schlossanlage investieren. Allerdings führten der Verlust seiner Stellung in Köln und sein früher Tod, im Jahre 1737, schließlich zu einer massiven Verschuldung der Eigentümer, die nie wieder abgebaut werden konnte.
In der Folge wechselte das Schloß mehrfach den Besitzer. Nach dem Aussterben der männlichen Linie der Plettenbergs ging das Schloß durch Heirat an die Grafen von Esterházy de Galàntha (1813) über und nach dem Aussterben der männlichen Linie verkaufte der ungarische Zweig der Grafen von Esterházy den Besitz an den Herzog von Arenberg (1903). Unter den Herzögen von Arenberg wurde die Schlossanlage noch erheblich aufgewertet. Die Herzöge von Arenberg sind auch heute noch Eigentümer des Grundbesitzes, das Land Nordrhein-Westfalen kaufte ab 1958 das Schloß und kommt für den Erhalt der Anlagen auf.
Schloss Nordkirchen Öffnungszeiten: Der Park ist für die Öffentlichkeit zugänglich und ganztägig geöffnet. Der Eintritt ist kostenlos.
Im Souterrain des Hauptgebäudes befindet sich ein Restaurant, der Zugang ist unter der Freitreppe zum Haupthaus, auf der Südseite.
Parkplätze sind an der Schlossallee kostenlos verfügbar. Vom Parkplatz aus geht es sofort auf das Schlossgelände.
Mein Artikel zu Schloss Nordkirchen führt den Besucher virtuell über das Schlossgelände und zeigt, durch die umfangreiche Bildberichterstattung, die Schönheit des Schlosses und der Gärten.
Wir starten unseren virtuellen Rundgang durch den Schlosspark am Parkplatz. Der Parkplatz liegt an der Schloßstraße, direkt hinter dem Kreisverkehr. Vom kostenlosen Parkplatz führt ein Weg direkt in Richtung Burgallee. knappe 100m dahinter befindet sich ein Tor, daß den Zugang zum Nordpark öffnet. Wenn wir das Tor hinter uns gelassen haben können wir vom Schloss noch nicht viel sehen.
Nach knapp 200 m erreichen wir ein weiteres Tor, daß den Zugang zum Alleestern öffnet. Am Alleestern treffen drei Alleen zusammen und dort ist die Wassertreppe, von der aus wir das erste Mal die Nordseite des Schlosses bewundern können.
Schloss Nordirchen liegt auf einer Insel, die von zwei Gräben umschlossen ist. Die Schlossinsel kann nur im Westen, im Süden und im Osten über Brücken erreicht werden. Der Haupteingang des Schlosses geschieht über den südlichen Zugang. Der südliche Zugang ist gleichzeitig die südliche Axe, die auf das Schloss in direkter Linie zuläuft und das Corps de Logis im Mittelrisalit durchschneidet um danach die Linie über die Venusinsel fortzusetzen und in der nördlichen Schlossallee auszulaufen.
Das gesamte Schloßareal kann um den äußeren Graben und auf dem Damm zwischen beiden Gräben umrundet werden. Für welchen Weg der Besucher sich entscheidet, spielt keine Rolle, da alle Wege miteinander verbunden sind. Nur die Venusinsel kann ausschließlich über den Damm zwischen den Gräben erreicht werden.
Wir fangen unseren Rundgang an der Nordseite an und gehen zuerst zur östlichen Seite. Die Nordseite von Schloß Nordkirchen ist tatsächlich das Bild, das als "die" Ansicht des Schlosses am meisten bekannt ist. Tatsächlich ist die Nordseite des Hauptgebäudes auch die Rückseite. Zum Hauptportal des Hauptgebäudes von Schloss Nordkirchen geht auf der Südseite des Komplexes.
Wir beginnen unseren Rundgang um die Schlossinsel vom nördlichen Alleestern und gehen an der äußeren Gräfte entlang in östlicher Richtung. So gehen wir einmal um die Schlossinsel herum und haben einen 360° Rundum-Blick auf die Schlossinsel. Dabei betrachten wir die Schlossgebäude und sehen die einzelnen Zugänge zum Schloss.
Die 360°-Umrundung der Schlossinsel verschafft uns schon einen guten Überblick, was das Schloss dem Besucher, vor allem von außen, zu bieten hat.
Die Zufahrt zum Schloss erfolgt aus südlicher Richtung und der Besucher muss über zwei Brücken gehen. Dabei werden der äußere und der innere Wassergraben überquert. Die Zufahrtsstraße liegt dabei auf der zentralen Achse des Hauptgebäudes. Nach jeder Brücke muss ein Tor durchquert werden. Das zweite Tor ist das Löwentor. Das Löwentor grenzt direkt an den inneren Wassergraben und markiert den Eingang zur Vorburg. Auf den Torpfeilern stehen Löwen, die das Wappen der Familie von Plettenberg und der Familie von Westerholt-Lembeck halten. Der Blick der Löwen ist auswärts gerichtet. Danach geht der Weg weiter in Richtung der Kernburg. Beim Bau des Schlosses wurde der Graben zwischen Vorburg und Kernburg zugeschüttet. Somit sind Vorburg und Kernburg eine Einheit.
Die Kernburg ist nochmals durch eine weitere Mauer von der Vorburg abgegrenzt; diese Mauer schließt auch mit dem inneren südlichen Tor ab.
Das innerste, und dritte, südliche Tor ist wiederum eine Besonderheit. Dieses Tor wird das Frauentor genannt. Das Frauentor besteht aus zwei Zwillingsäulen (Toskanische Ordnung = Die toskanische Ordnung stammt aus dem antiken Sakralbau und ist eine der fünf klassischen Säulenordnungen und ist schmucklos, Säulenschaft ohne Kannelierung und mit Halsring unter dem Kapitell) wobei jede Säule von einer weiblichen Figur gekrönt wird; auch am Frauentor werden die Wappen der Familien von Plettenberg und von Westerholt-Lembeck präsentiert. Neben den Säulen stehen je eine Frauenskulptur, welche die Tugend und die Ehe darstellen sollen. Wichtig ist es, an dieser Stelle noch zu erwähnen, daß die Frauenskulpturen alle in Richtung des Schlosses blicken.
Die Kernburg ist über drei Brücken erreichbar, welche sich im Westen, Süden und Osten befinden und deren Achsen sich auf dem Schloßhof / Ehrenhof kreuzen.
Auf der Westseite befindet sich das Marstor, direkt vor der Brücke über den inneren Graben. Die Beschreibung folgt weiter unten.
Das Südtor befindet sich an der Capeller Allee und liegt auf der südlichen Achse, die axial das Hauptgebäude des Schlosses durchschneidet. Nach dem Südtor verbindet eine Brücke den Übergang über die äußere Gräfte auf das Vorwerk. Auf dem Vorwerk befinden sich an beiden Seiten Wirtschaftsgebäude. Die Zufahrt zum Schloss setzt sich dann fort zur Brücke über die innere Gräfte wo, die Vorburg beginnt und das Löwentor den Eingang zur Vorburg und zum gesamten Schlossareal markiert.
Das Löwentor am Schloss Nordkirchen liegt am Ende der, südlich an der Münsterstrasse, beginnenden Allee, die in geradem Verlauf direkt durch den "Mittelrisalit" des Corps de Logis weitgeführt wird und dessen Achse durch den Nordgarten, bis zur Schloßstraße im Norden und weiter in gerader Richtung bis zur Straße am Gorbach führt, wo die Allee ihr Ende nimmt.
Das Löwentor steht als Abgrenzung auf den Futtermauern der ehemaligen Vorburg und schließt das Schloßgelände gegen das südliche Vorwerk ab. Die Brücke, die über den inneren Schloßgraben führt, ist beidseitig mit je fünf Vasen bestückt, wobei je eine Vase neben einem Torpfeiler steht.
Die Torpfeiler haben auf der Vorder- und Rückseite je zwei kannelierte Pilastersäulen, auf der Rückseite der Torpfeiler Säule, die das Gebälk stützt. Das Gebälk ist mit Trigyphe und Metope ausgeformt, Mutulus und Regula zeigen Guttae. Auf dem Gebälk steht auf jeder Seite eine Löwenfigur, die den Blick nach auswärts richtet. Jede Löwenfigur stützt mit den Vorderläufen ein Wappen ab. Gezeigt werden die Wappen der Familien von Plettenberg und von Westerholt-Lembeck.
Die nächsten Bilder vom Schloss Nordkirchen zeigen das Frauentor. Das Frauentor liegt auf der südlichen Zugangsachse zum Corps de Logis. Auf dem Zugang zum Schloss müssen drei Tore durchschritten werden. Das Frauentor markiert die Abgrenzung der Kernburg zur Vorburg. Diese Abgrenzung wird zusätzlich noch durch eine Mauer markiert, die entlang des ehemaligen Grabens zwischen Kernburg und Vorburg verläuft. Im Rahmen des Schlossneubaus wurde das alte Wasserschloss abgerissen und der Graben mit dem Schutt aufgefüllt.
Das Frauentor besteht aus zwei Pfeilern. Auf den Giebeln der Pfeiler befinden sich je eine liegende Frauenskulptur, die die Wappen des Schlossherren, der Familie von Plettenberg und seiner Gemahlin, der Gräfin von Westerholt-Lembeck halten. Neben jedem Torpfeiler steht eine Frauenskulptur. Die Skulpturen stellen die Tugend und die Ehe dar.
Das Westtor von Schloss Nordkirchen liegt auf der West-Ost-Achse, die genau mittig durch das Schloßgelände verläuft. Zwischen den Torpfeilern ist ein schmiedeeisernes Tor mit zwei Flügeln eingebaut. Über den Torflügeln prangt das Wappen des Schloßherren.
An den Torpfeilern ist jeweils ein Wappen zu sehen, das von einer Grafenkrone gekrönt ist. Die Wappen gehören links zur Familie von Plettenberg und rechts zur Familie von Westerholt-Lembeck. Nach dem Tor führen zwei Brücken zuerst über die Gräfte und dann über den inneren Graben. Danach folgt dann das Marstor.
Auf der Westseite des Schlosses Nordkirchen befindet sich das Marstor, direkt vor der Brücke über den inneren Graben. Das Marstor grenzt die Kernburg von Schloss Nordkirchen gegen Westen ab und steht auf, wie der gesamte Westflügel des Schlosses, auf den Futtermauern der Gräfte. Auf der Innenseite des Tores ist jeweils eine Nische eingelassen, in der die Statuen von Mars und Venus stehen. Mars ist der römische Kriegsgott. Die Symbole, mit denen Mars dargestellt wird, sind Helm, Schwert und Schild. Venus ist die römische Liebesgöttin; ihr werden als Symbole Taube, Muschel, Gürtel und Spiegel zugeordnet.
Mars und Venus treten in römischen Mythologie traditionell als Paar auf, was der griechischen Vorstellung der Liebesbeziehung von Ares und Aphrodite entspricht, da das griechische Pantheon schließlich auf die römischen Götter übertragen wurde.
Die Torpfeiler sind mit jeweils einem bekrönenden Ornament aus Rüstung, Helm und Waffen geschmückt. Im Jahr 2005 wurden die Originale der Figuren und der Torschmuck originalgetreu erneuert.
Die Blickrichtung der Skulpturen und die Ausrichtung der Ornamente auf den Torpfeilern orientiert sich auf den Schloßhof. Der von außen eintretende Besucher sieht praktisch auf die Rückseite des Tores. Die in den Nischen der Torpfeiler stehenden Götterskulpturen offenbaren sich dem, von außen eintretenden, Besucher erst nach dem Durchschreiten des Tores.
An der Ostseite führt auch jeweils eine Brücke über die äußere Gräfte und eine weitere Brücke über die innere Gräfte. Wie auch bei den beiden anderen Zugängen im Süden und Westen, öffnet sich nach der ersten Brücke der Zugang auf den Damm, der die beiden Schlossgräben (Gräften) voneinander trennt.
Die beiden Tore an der Ostseite von Schloss Nordkirchen sind, verglichen mit den anderen Toren, absolut unspektakulär. Der weitere Unterschied ist, daß vor dem inneren Osttor, daß direkt auf den Futtermauern des Ostflügels aufsitzt, eine Treppe mit sieben Stufen nach oben führt. Vom äußeren Tor ergibt sich auch der Blick auf den Hochzeitsturm.
Das Schloß besteht aus dem Hauptgebäude, dem Corps de Logis, an das zwei Pavillons angeschlossen sind. Die Pavillons an der West- und Ostseite haben eine quadratische Grundform und werden Erbprinzenflügel und Verwaltungsflügel genannt. Pavillons und Hauptgebäude sind zweigeschossig und mit Mansardendächern ausgestattet. Die Mansardendächer der Pavillons sind bereits niedriger als beim Corps de Logis. Die Pavillonbauten wurden erst zwischen 1913-1914 erbaut und verbanden erstmals die Seitenflügel mit dem Corps de Logis. Die Seitenflügel sind ebenfalls zweigeschossig und mit Mansardendächern ausgestattet. Jedoch fallen die Seitenflügel niedriger aus als die Pavillons.
In den Seitenflügeln war unter anderem die Dienerschaft untergebracht. Der Westflügel wird "Dienerschaftsflügel" genannt und der Ostflügel hat die Bezeichnung "Kapellenflügel". Der "Kapellenflügel" besitzt auf der Dachspitze einen kleinen Glockenturm, einen sogenannten Dachreiter.
Der "Dienerschaftsflügel" besitzt als Besonderheit eine Sonnenuhr. Im "Dienerschaftsflügel" ist im Übrigen ein Standesamt untergebracht.
Als weitere Besonderheit sind die zwei Sphinxgestalten zu erwähnen, die die Freitreppe am rundbogigen Hauptportal des Corps de Logis verzieren. Die Sphinx ist ein besonderes Element in der gesamten Skulpturengalerie des Schlosses Nordkirchen (siehe weiter unten).
Die zwei nachfolgenden Bilder vom Corps de Logis zeigen das Mittelrisalit. Ein Risalit bezeichnet in der Architektur ein hervorstehendes Gebäudeelement an einem Hauptgebäude. Das Risalit verfügt über ein eigenes Gesims und einen eigenen Giebel. Mittelrisalit bezeichnet die mittige Anordnung des Risalits an der Gebäudefront.
Das Mittelrisalit von Schloss Nordkirchen ist dreiteilig und hat eine halbrunde Freitreppe, die zu einer rundbogigen Eingangstür hinaufführt.
Vier gemauerte Pilastersäulen mit ionischen Kapitellen tragen ein Gebälk ohne Friese mit Kranzgesims. Darüber befindet sich ein Attikageschoss mit drei Fenster und wiederum vier gemauerten Pilastersäulen. Vor diesen "Attikapilastern" befinden sich vier Frauenskulpturen, welche die vier Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter darstellen. Das Giebelfeld zeigt das Wappen der Familie von Plettenberg, welches von zwei Löwen gehalten wird.
Die Rückseite des Corps de Logis von Schloss Nordkirchen ist zweifelsohne das Motiv, welches am meisten veröffentlicht wurde. Die Rückseite des Schlosses bietet tatsächlich einen beeindruckenden Anblick.
Die Terrassentreppe wurde erst unter den Herzögen von Arensburg zwischen 1908-1909 errichtet. Über die Terrassentreppe ist die Verbindung zwischen dem Parterre und dem Haupthaus des Schlosses möglich. Dabei ist die Terrassentreppe sehr umfangreich ausgelegt und bietet von der oberen Plattform einen guten Ausblick über den Nordgarten und gibt den Blick frei durch die nördliche Blickachse bis in den Ort Nordkirchen hinein.
Das Mittelrisalit hat sechs gemauerte Pilastersäulen mit ionischen Kapitellen, auf denen ein ionisches Gebälk mit Zahnschnitt ruht. Darüber befindet sich ein Attikageschoss mit vier Pilastersäulen mit antikisierenden Pilasterkapitellen und einem Gesims, auf dem als Giebel ausgeformt das Wappen sitzt. Über dem Wappen befindet sich die Grafenkrone. Andes als auf der Südseite, wird das Wappen nicht von Löwen gehalten sondern von zwei Fanfarenbläsern.
Der Dienerschaftsflügel hat einen übergiebelten Risalit mit drei Rundbögen und einer dahinter liegenden rundbogigen Eingangstür mit zwei Flügeln. An beiden Seiten des Risalit befinden sich rustizierte Ziegelpilaster. Der geschwungene Giebel besitzt eine Sonnenuhr. Die Uhr zeigt die vergangenen Stunden nach Sonnenaufgang an.
Im Dienerschaftsflügel befindet sich das Standesamt von Nordkirchen. Es sei darauf hingewiesen, daß das Schloss Nordkirchen bei Hochzeitspaaren, wegen der Kulisse, sehr beliebt ist. Deshalb werden dort auch immer wieder Hochzeiten im Schloss abgehalten.
Heiraten auf Schloss Nordkirchen liegt im Trend. Wer eine anspruchsvolle Location für seine Hochzeit sucht, wird auf Schloss Nordkirchen auf jeden Fall fündig. Das Schloss bieten das herrschaftliche Ambiente, das in den Köpfen als Erinnerung haften bleibt und auf den Hochzeitsbildern die bestmögliche Kulisse abgibt. Deshalb ist im Dienerschaftsflügel von Schloss Nordkirchen auch das Standesamt der Stadt Nordkirchen untergebracht. Das sogenannte "Hochzeitstürmchen", der nordöstliche Pavillon, steht für Hochzeiten zur Verfügung.
Der Kapellenflügel hat zwei Eingänge, wovon der linke Eingang der Zugang zur Kapelle ist. Der Kapellenflügel besitz einen Turmreiter mit einer Glocke. Im Giebel des Flügels ist eine Uhr angebracht. Der Schriftzug Anno 1712, neben dem Zifferblatt der Uhr, soll an die Fertigstellung des Gebäudes erinnern.
Der Eingang zur Kapelle wird von Pilastersäulen flankiert. Auf dem Gesims über der Tür steht der Evangelist Johannes und der heilige Antonius von Padua. Auf dem Sims ist ein Kreuz angebracht, das von zwei Putten flankiert ist. Das Gesims trägt die Inschrift:
Fridericus Christianus
D. G. EPISC. et Princ Monast
Burg Stromb et Dnus in Borckelo
L. B. a Plettenberg ex Lehnhausen et
Dnus in Nortkirchen Fundavit Ao 1705
Die Inschrift weist auf den Bauherrn hin, sowie die Grundsteinlegung im Jahre 1705.
Sehr beliebt sind Hochzeiten auf Schloss Nordkirchen. Kirchliche Trauungen sind in der Schlosskapelle möglich und werden dort auch abgehalten. Das Standesamt hat seinen Sitz im gegenüberliegenden Dienerschaftsflügel.
Die heutigen Eckpavillons des Schlosses Nordkirchen stehen an der Stelle der einstigen Batterietürme des alten Wasserschlosses, das 1703 abgebrochen wurde. Verbunden waren die Batterietürme mit einem aufgeworfenen breiten und hohem, leicht trapezförmigen, Erdwall. Die alten Batterietürme waren dreigeschossig und, wie der Name schon sagt, mit Geschützen bestückt. Nach einer Vogelschauzeichnung des Peter Pictorius d.J., befanden sich die Geschütze im untersten Geschoss. Im zweiten Geschoss befanden sich Schießscharten, die wahrscheinlich mit leichten Wallbüchsen bestückt waren. Das obere Geschoss könnte als normaler Wehrgang ausgebildet gewesen sein.
Nach den Batterietürmen und dem trapezförmigen Erdwall kam ein zweiter Graben. Der Zugang zur Schlossanlage geschah über den nordöstlichen Batterieturm, nach dem dann die die Zugbrückenanlage zum Torhaus der Vorburg angelegt war.
An der Stelle des ehemaligen nordöstlichen Batterieturmes liegt heute der, im Bild sichtbare, nordöstliche Eckpavillon. Der nordöstliche Eckpavillon steht auch als sogenanntes "Hochzeitstürmchen" für Hochzeiten zur Verfügung.
Im Rahmen der Baumaßnahmen wurden die Ecktürme abgetragen und durch achteckige Pavillons ersetzt.
Die Sphinx, findet sich im Schlossgarten und auch direkt am Schloss Nordkirchen außerordentlich oft. Am Schloss Nordkirchen ist die Sphinx ein gestalterisches Element. Eine Sphinx in barocken Gartenanlagen zu finden, ist an sich nichts besonderes. Barocke Gartengestaltung nutzt eine Vielfalt an Skulpturen, die in der Antike ihren Ursprung haben. Ein Beispiel dafür ist der Barockgarten Großsedlitz, wo zwei Sphinxe den Zugang zum Schloss bewachen.
Schloss Nordkirchen kann dagegen schon mit einer größeren Anzahl an Sphinxgestalten aufwarten. Eines ist in der Aufstellung immer gleich: Es sind immer zwei Sphinxgestalten und sie sind immer an Treppenaufgängen oder vor Toren aufgestellt. Sphinxskulpturen werden auch an den Übergängen zwischen zwei Gartenabschnitten platziert.
Der Phantasie war bei der ursprünglichen Gartengestaltung keine Grenzen gesetzt. Jedenfalls schufen die Bildhauer Sphinxgestalten aus verschiedenen antiken Zeitaltern, wie im folgenden noch zu sehen sein wird.
Schloss Nordkirchen wartet insgesamt mit 10 Sphinxfiguren auf, die jeweils als Paare aufgestellt sind; 2 befinden sich am Tor der Lindenallee, siehe nachfolgend, 2 Sphinxen liegen jeweils an einem Ende der Brüstung an der Nordgräfte, 2 Sphinxe liegen an der Wassertreppe zur äußeren Gräfte und 2 Sphinxen liegen an der Freitreppe zum Haupteingang des Corps de Logis.
Die beiden Sphinxgestalten vor dem Tor an der Lindenallee tragen eindeutig Züge der ägyptischen Mythologie. In der ägyptischen Mythologie ist der Sphinx eine männliche Gestalt, dessen Leib ein Löwenkörper ist und Brust und Kopf einen Menschen darstellen. Die Darstellung rührt von der äpytischen Auffassung vom König als Gott, der mit Löwenkraft sein Reich verteidigt. Aus der Stirn wächst die Schutzschlange Uräus heraus, sie liegt flach auf der Stirn an.
Dem Pharao stehen göttliche und tierische Qualitäten für seine Amtsausübung zur Verfügung. Pharao Chephren ließ sich als Sphinx vor seiner Pyramide eben als eine Sphinx darstellen. Der Sphinx vor dem Tor an der Lindenallee in Nordkirchen ähnelt auch sehr stark der Sphinx die vor der Chephren-Pyramide aufgestellt ist.
Welche Absicht hatte der Bauherr mit der Aufstellung der Sphinxen vor dem Tor an der Lindenallee?
Anders verhält es sich mit den beiden Sphinxgestalten an der Eingangstreppe auf der Rückseite des Nordflügels. Dort hat die Sphinx eindeutig weibliche Züge. Die Sphinx hat einen Löwenkörper, aber Brust und Kopf zeigen eine Frauengestalt. Diese Sphinx entstammt der griechischen Mythologie. Hierbei sei an die Sphinx erinnert, die vor Theben lagerte und jedem Besucher den Zugang versperrte. Nur wenn der Besucher ein Rätsel lösen konnte, wurde Durchlass gewährt. Der Geschichte nach gelang es keinem Besucher, bis Ödipus das Rätsel löste und die Stadt befreite.
Beinahe unbemerkt gibt es ein viertes Paar Sphinxfiguren auf der äußeren Mauer der Vorburg. Je eine Figur ist am äußeren Ende der Mauer, kurz vor dem Eckpavillon, auf der Mauerkrone angebracht. Die Skulpturen sind auch wieder der ägyptischen Mythologie entlehnt. Dem Besucher fallen die Skulpturen auch nur auf, wenn die Eckpavillons besucht werden.
Dem nördlichen Flügel des Schlosses Nordkirchen vorgelagert ist die sogenannte Venusinsel. Der Name lässt sich unschwer von den dort aufgestellten Venusfiguren ableiten. Von der Nordseite des Haupthauses des Schlosses, dem Corps de Logis, gibt es einen Zugang über eine breite Freitreppe zur tiefer gelegenen Venusinsel. Das zentrale Element der Venusinsel ist in der Form eines Broderieparterre angelegt. Als Bepflanzung wurden Buchsbaum, Eibe und Liguster gewählt.
Das Broderiepartrerre von Schloss Nordkirchen wird westseitig wie ostseitig jeweils von einfachen Rasenparterres eingerahmt. An den Rändern der Rasenparterre sind symmetrisch, entlang der Achsen der Fläche, Skulpturen aufgestellt. Die zentrale Plastik jedes Rasenparterres ist ein Keiler.
West- und ostseitig des Parterres verläuft je ein Wandelgang, der als Kastanienallee ausgeführt ist. Von den Wandelgängen führen auf jeder Seite je drei Freitreppen in das Parterre hinab. Ebenso ist das Parterre von der Schloßseite aus über drei große Freitreppen zu erreichen.
An den Freitreppen ist, auf der linken und rechten Seite, jeweils eine Skulptur aufgestellt. Die Skulpturen sind überwiegend in einem akzeptablen Zustand.
Das Broderieparterre von Schloss Nordkirchen wird westseitig wie ostseitig jeweils von einfachen Rasenparterres eingerahmt. Auf den symmetrischen Achsen des Broderieparterres, an den äußeren Rändern, sind Skulpturen aufgestellt. Das Broderieparterre ist mit Buchsbaum, Eibe und Liguster bepflanzt.
In der Mitte des Broderieparterres befindet sich eine Plastik. Auf deren Sockel sind zwei, sich mit den Armen umfassende Frauenskulpturen aufgestellt die, auf ihren sich berührenden Schultern ein Kleinkind tragen. Der Sockel wird am Ende der X-Achsen jeweils von einer geflügelten Putte begrenzt. Die Seitenflächen des Sockels zeigen an jeder Seite zwei Putten, die die Ornamente halten. Insgesamt finden sich an dieser Plastik 14 Putten.
Bilder der Plastik sind nachfolgend zu sehen, die Plastik wird dabei von verschiedenen Seiten gezeigt.
Der Nordgarten von Schloss Nordkirchen ist an der Westseite und der Ostseite, zum inneren Schlossgraben hin, durch je einen Wandelgang abgegrenzt. Die Wandelgänge bestehen aus Alleen, die zum Parterre hin mit Stelen versehen, auf denen Büsten ausgestellt sind. An der Westseite wurden die Büsten römischer Kaiser aufgestellt. An der Ostseite finden sich Dichter und Denker, darunter auch der griechische Dichter Homer.
Die Wandelgänge haben jeweils drei Freitreppen, die zum Parterre hinabführen.
An den Wandelgängen sind die Büsten römischer Kaiser aufgestellt, die Blickrichtung der Büsten ist auf das Innere des Parterres gerichtet. An jedem Wandelgang befinden sich je sechs Büsten, die relativ gut erhalten sind.
Im Nordpark laufen drei Alleen sternförmig auf den Alleestern zu, der an die Wassertreppe an der Gräfte anschließt. Von der Wassertreppe hat man einen direkten Ausblick auf die Nordseite des Corps de Logis, das Haupthaus des Schlosses.