Die Amsel ist ein Singvogel und gehört zur Familie der Drosseln. Bekannt ist die Amsel für den melodisch, flötenden Gesang des Männchens, das im Frühjahr schon ab der Dunkelheit und am Abend gebracht wird. Das Amsel-♂ ist schwarz mit einem orangefarbenen Schnabel und das ♀ ist mehr dunkelbraun mit einer helleren Brust und Bauch.
Das Verbreitungsgebiet der Amsel beginnt im Nordwesten Afrikas und erstreckt sich von dort über Südwest-Europa und über gesamt Kontinental-Europa. Ausnahmen davon sind der Norden Schwedens und Fennoskandinaviens.
In Europa gehört die Amsel noch zu den häufigen Brutvögeln und gilt in Deutschland nicht als gefährdete Art. Der gesamte europäische Brutbestand wird mit ca. 40-82 Millionen Brutpaaren angegeben. Die größten Brutbestände gibt es in Deutschland, Großbritannien, Spanien, Tschechische Republik, Frankreich und Bulgarien. Die Brutbestände in Mitteleuropa werden auf ca. 14-28 Millionen Brutpaare geschätzt. Der deutsche Brutbestand wird mit 7,9-9,5 Millionen Brutpaaren angegeben.
In Mitteleuropa ist die Amsel überwiegend Standvogel, jedoch sind auch aus den mitteleuropäischen Brutbeständen Zerstreuungswanderungen der Jungvögel und auch der adulten Amseln bekannt (=Dismigration). Im Westen und Süden des Verbreitungsgebietes ist die Amsel überwiegend Teilzieher. Jedoch im Norden und Osten ist die Amsel regelmäßig Zugvogel. Neben den Winterausharrern kommt es bei extremen Wetterlagen im Winter auch zu Ausweichbewegungen.
Die Brutpopulationen einzelner Areale ziehen jeweils in unterschiedliche Wintergebiete. So ziehen die Brutvögel aus Irland und Großbritannien nach Frankreich. Norwegische Brutvögel ziehen nach Großbritannien und Irland, in den Nordwesten von Deutschland und in die Niederlande.
Schwedische Brutpopulationen ziehen nach Norwegen, Dänemark, Großbritannien, Irland und sogar bis nach Spanien. Die Brutpopulationen aus Belgien und den Niederlanden ziehen nach Irland, West-Frankreich, West-Spanien und Portugal.
Schweizer Brutvögel ziehen nach Süd-Frankreich, Spanien und Portugal und teilweise sogar bis nach Algerien.
Brutvögel aus Westfalen ziehen in die Niederlande, nach Belgien, den südlichen Teil Großbritanniens, sowie nach Nord- und Mittel-Frankreich. Ostdeutsche Brutvögel ziehen bis nach Großbritannien und Irland, nach Belgien, Frankreich, Spanien und Portugal und nach Italien.
Die Brutvögel aus der Slowakei ziehen nach Italien, Korsika, Sardinien, auf die Balearen und nach Süd-Frankreich. Aus Mähren und Böhmen ziehen die Brutvögel nach Frankreich und Spanien. Ungarische Brutvögel ziehen nach Nord- und Mittel-Italien sowie nach Sardinien und Korsika.
Die Brutvögel des Baltikums ziehen nach Großbritannien und Irland sowie in die südliche Nordsee.
In Mitteleuropa beginnt der Wegzug langsam ab August, nimmt im September zu und erreicht den Höhepunkt im Oktober, um bis November langsam auszuklingen. Der Heimzug beginnt im März, in Südwest-Europa erst im April, im Nordosten erst ab Anfang Mai. Amseln ziehen in der Nacht. Die durchschnittliche Zugleistung liegt bei ca. 35 km pro Tag, es sind auch Spitzenleistungen von bis zu 150 km bekannt.
Systematische Einordnung:
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Familie: Drosseln (Turdidae)
Gattung: Amseln (Turdus)
Art: Amsel
Beschreibung:
Wissenschaftlicher Name: Turdus [merula] merula
Artname Englisch: Common Blackbird
Artname Französisch: Merle noir
Artname Niederländisch: Merel
Artname Finnisch: Sepelrastas
Artname Dänisch: Solsort
Artname Schwedisch: Koltrast
Artname Polnisch: Kos
Vorkommen / Verbreitung: Das Brutgebiet der Amsel beginnt in Nordwestafrika und erstreckt sich von dort über Nordafrika und über Südwest-Europa auf den europäischen Kontinent, inklusive der Britischen Inseln (Irland und Großbritannien), in Nordeuropa über große Teile Norwegens und den Süden Schwedens und den südlichen Teil Fennoskandinaviens. Ostwärts reicht das Verbreitungsgebiet entlang der Nordgrenze der mittleren Taiga bis an den Ural. Im Norden ist die Verbreitungsgrenze der 70. nördliche Breitengrad.
Die Südgrenze der Verbreitung läuft entlang der Nordgrenze der Sahara und durch das Mittelmeergebiet über das Nildelta und Süd-Israels bis an die Küste Anatoliens und von dort bis an den Kaukasus. Von dort läuft die Südgrenze entlang der Linie Syrien, Iran, Indien und Sri Lanka. Die äußerste Ostgrenze der Verbreitung liegt in Zentral- und Ostchina. Auch in Australien und Neuseeland (Ozeanien) ist die Amsel verbreitet.
Wanderungen: In Mitteleuropa ist die Amsel überwiegend Standvogel, jedoch sind auch aus den mitteleuropäischen Brutbeständen Zerstreuungswanderungen der Jungvögel und auch der adulten Amseln bekannt (=Dismigration). Im Westen und Süden des Verbreitungsgebietes ist die Amsel überwiegend Teilzieher. Jedoch im Norden und Osten ist die Amsel regelmäßig Zugvogel. Neben den Winterausharrern kommt es bei extremen Wetterlagen im Winter auch zu Ausweichbewegungen.
Migrationen: Migrationsbewegungen der Jungvögel, in Form von Zerstreuungswanderungen beginnen schon im Alter von 7-8 Wochen. Diese Wanderungen setzen ab Juli ein.
Überwinterung: Die Haupt-Wintergebiete liegen bereits in Kontinental-Europa. Wintergebiete sind Frankreich, Deutschland und die Niederlande, Großbritannien und Irland, West-Spanien und Portuga; Italien, Korsika, Sardinien und die Balearen.
Lebensraum - Biotop: Die Amsel kommt heute in fast allen Bereichen vor und kann auch als Kulturfolger bezeichnet werden, da sie auch in Siedlungsgebieten auftaucht und dort in der Nähe von Bauernhöfen, Einzelhäusern, Dörfern, Villengegenden, Industrieanlagen, Ballungsräumen und in Gärten und Parks anzutreffen ist.
Wichtig für die Ansiedlung von Amseln sind ein reiches Angebot an Bäumen und Sträuchern. Auch Obst- und Weinbaugebiete werden besiedelt. Im Winterhalbjahr versammeln sich Amseln in großen Trupps in siedlungsnahen Grüngürteln, Parks und Gärten.
Verhalten: Die Amsel ist tagaktiv und zieht in der Nacht. Amseln singen im Frühjahr morgens und abends, wobei mit dem Gesang schon in der Dunkelheit begonnen wird. Im Sommer wird nur noch morgens gesungen. Am Boden geschieht die Fortbewegung durch schnelles Laufen oder durch Hüpfen (beachten!).
Kennzeichen: Amsel ♂: schwarz bis braunschwarz, mit gelbem Augenring (auffällig!). Amsel ♀ Oberseite dunkelbraun bis olivbraun. Kinn und Kehle eher schmutziggrau bis rötlichbraun; Brust braungrau, auch gelb bis rotbraun und meist mit dunkler Fleckung. Bauch braun oder grau, meistens mit Fleckung. Schwanz, Hand- und Armschwinge sind dunkelbraun.
Juveniles Kleid: Oberseite dunkelbraun Federn an Kopf und Vorderrücken meist mit hellem Schaftstrich; Kinn und Kehle gelbbraun bis hell rostfarben; Großgefieder (Flügel) dunkelbraun.
Schnabel: ad. ♂ = orangegelb, im Winter dunkel; ad ♀= dunkelbraun bis dunkel-hornbraun; juv. = dunkel-hornbraun, wird im Laufe des Winters zunehmend heller.
Lauf: ♂ = dunkelbraun; ♀ = hell rötlichbraun; juv. = ± fleischfarben.
Iris: dunkelbraun
Größe: 13,5-15 cm
Gewicht:
♂: 17-21,5 g, Ø 18,9 g
♀:15,8-19,8 g , Ø 17,6 g
Spannweite: 22,5-25,5 cm
Flügellänge:
♂: 75-81 mm; Ø 78,3 mm
♀: 72,5-80,5 mm; Ø 75,5 mm
Stimme und Ruf: Amseln sind allgemein sehr ruffreudig und im Frühjahr oft schon in der Dunkelheit zu hören. Stimmfühlungslaut ist ein weiches „srieh“; Erregungslaut ein einfaches „tak“, das auch als Rufreihe gebracht werden kann. Warnrufe klingen ähnlich „djück“ oder „duck“, auch „tix-tix-tix“. Amseln singen flötend in melodischen Strophen, wobei auch Imitationen eingeflochten werden. Das Mänchen singt auch einen leisen Balzgesang als ein wohlklingendes Flöten.
Geschlechtsreife: die Geschlechtsreife tritt bereits im ersten Lebensjahr ein.
Wintergesellschaften: Im Winter kann es außerhalb von kleineren Ortschaften, aber auch in Städten in Parks und Gärten zu Schlafgesellschaften mit teilweise bis zu 2000 Individuen kommen.
Paarung: Amseln schließen sich zu monogamen Saisonverbindungen zusammen, durch die hohe Brutortreue ist örtlich auch von Dauerverbindungen auszugehen, zumindest bis ein Partner ausfällt. Danach sofortige Wiederverpaarung mit Nichtbrütern.
Reviergründung und Revierverhalten: Bei der Ankunft am Brutplatz beginnen unverpaarte und verpaarte ♂ sofort mit der Reviergründung, bei Standvögeln wird das Revier durch Gesang abgegrenzt. Standvögel besetzen im Winter sogenannte Winterrevier, die dann meistens auch das spätere Brutrevier sind. Brutreviere, die im Herbst verlassen wurden, werden im Frühjahr meistens von den vorigen Brutplatz-Besitzern wieder in Besitz genommen, meistens zwischen März und April.
Paarungszeit: Balz beginnt erst im Frühjahr, zwischen März und Mai.
Bruten: 2-3 Jahresbruten
Legebeginn: In Mitteleuropa ist der früheste Legebeginn nicht vor Mitte März und dauert bis in den Juni an
Brutzeit: März-Juli, spätestens bis Ende August
Nest: Höhlenbrüter. Als Höhlen bezieht die Kohlmeise Spechthöhlen und andere natürliche
Baumhöhlen, gerne werden auch Kunsthöhlen angenommen. Die Kohlmeise baut Nester auch in Mauerritzen und in Felsspalten.
Das Nest der Kohlmeise besteht aus Moos, Flechten, kleinen Wurzeln und anderen weichen Materialien. Die Nestmulde wird von der Kohlmeise mit Tierhaaren ausgepolstert. Für den Nestbau benötigt die Kohlmeise zwischen 5 und 12 Tagen. Das Kohlmeisen ♀baut das Nest allein und bekommt vom ♂ das Material.
Gelege: (mind. 2-) regelmäßig 4-5 (selten 6+7 Eier)
Eier: Elliptische Form mit glänzender Schale und grüner Grundfarbe und groben rostroten bis dunkelbraunen Flecken
Nachgelege: In einer Population kann es bis zu 50% Ersatzbruten geben.
Legeabstand: 1 Tag
Brutbeginn: Die Bebrütung beginnt langsam ab dem Legen des dritten Ei, teilweise auch erst nach dem letzten Ei.
Brutdauer: 11-16 Tage, selten bis zu 17 Tage.
Schlüpfen: Das Schlüpfen des Vollgeleges zieht sich über zwei Tage hin, teilweise sogar über drei Tage.
Nestlingsdauer: bedunte Nesthocker, die in den ersten 6-8 Tagen vom ♀ noch intensiv gehudert werden. Beide Altvögel füttern. Nach 12-19 Tagen verlassen die Jungen das Nest und sitzen dann meistens am Boden oder werden von den Altvögeln in Deckungen untergebracht, teilweise in offenen Garagen. So wurden z.B. in einer Hofanlage mit Garagen und Grünbepflanzung die jungen Amseln von den Altvögeln entweder im Efeu „geparkt“ oder in einer offenen Garage in der Dachkonstruktion abgesetzt, bis die Jungen voll flugfähig waren.
Füttern: Es füttern beide Altvögel
Flügge: nach ca. 18 Tagen sind die Jungen voll flugfähig, werden aber noch von den Altvögeln betreut. Frühestens ab dem 15. Tag, spätestens jedoch nach 32 Tagen sind die jungen Amseln vollkommen selbständig
Nahrung: Die Amsel ist als Allesfresser zu bezeichnen (omnivor). Ein Anteil an tierischer Nahrung ist während des ganzen Jahres erforderlich. Die wichtigsten Nahrungsbestandteile sind: Regenwürmer, Käfer bis Maikäfergröße, Ameisen, Nackt- und kleine Gehäuseschnecken, Tausendfüßler, Spinnen, bodenbewohnende Larven. Ab dem Spätsommer werden auch Früchte gefressen: Erdbeeren, Kirschen, Traubenkirsche, Johannisbeere, Eberesche, Holunder, Hartriegel, Efeu, Birne, Liguster, Schneebeere, Fallobst. Im Winter werden auch Sämereien aufgenommen sowie Vogelfutter an Fütterungen, auch Haferflocken und weichgekochte Küchenabfälle.
Lebensdauer: Amseln können ein Höchstalter von bis zu 15 Jahren erreichen.
Feinde: Prädatoren sind Sperber, Elster, Eichelhäher, Dohle, Krähen und Eichhörnchen
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1+2, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993
Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, AULA-Verlag Wiesbaden, 1985
Bruun/Singer/König/Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982
Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 11/II, Passeriformes (2. Teil), AULA Verlag GmbH Wiesbaden, 1988
Svenson, Lars et. al, Der Kosmos Vogelführer, Franck-Kosmos Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2. Auflage 2011
Bundesamt für Naturschutz: Nationaler Vogelschutzbericht 2019 gemäß Artikel 12 Vogelschutzrichtlinie, Berichtsdaten aus dem Abschnitt A...Bi Brutvögel + Verbreitungskarten (pdf download)