Die Blässgans gehört zur Ordnung der Entenvögel (=Anseriformes). Bei Gänsen gehört die Blässgans den grauen Gänsen, auch Feldgänse genannt.
Blässgänse sind Zugvögel. Wir können die Blässgans in Mitteleuropa hauptsächlich als Wintergast beobachten. Als Wintergast kommt die Blässgans in großen Zahlen in den Niederlanden vor, in Deutschland im deutsch-niederländischen Grenzgebiet und an der Nordseeküste. Im deutschen Binnenland kommt die Blässgans in großen Stückzahlen am Niederrhein in NRW vor. Dort können wir die Blässgänse tagsüber auf den Wiesen und Weiden beobachten.
Die Brutgebiete der Blässgans erstrecken sich über die gesamte Nordhalbkugel. Dort treffen wir die Blässgans als Brutvogel im arktischen Teil Nordamerikas, im Norden Grönlands, im arktischen Norden Skandinaviens und im arktischen Teil Russlands.
Die Körperlänge der Blässgans liegt bei 64-78 cm, die Flügelspannweite liegt bei 130-160 cm. Im Größenverhältnis ist die Blässgans etwas kleiner als die Graugans.
Einzelheiten zur Fortpflanzung, Paarung, Brutzeit und Gelege sind im Artensteckbrief Blässgans zusammengefasst.
Wie sieht eine Blässgans aus? Um sich das Aussehen der Blässgans zu merken könnt Ihr Euch Bilder zur Blässgans ansehen. Auf dieser Seite sind auch Flugbilder der Blässgans enthalten.
Nach der Größe ist die Blässgans etwas kleiner als die Graugans. Im Gefieder (=Federkleid) unterscheiden sich Männchen und Weibchen der Blässgans nicht. Das Weibchen der Blässgans ist etwas kleiner und leichter als das Männchen. Dieses Unterscheidungsmerkmal ist nur an einem Paar festzustellen.
Wie sieht eine Blässgans aus? Das wesentliche Kennzeichen der adulten (Altvögel) Blässgänse ist die weiße Stirnblässe. Die weiße Stirnblässe ist auf dem unteren Bild besonders gut zu sehen. Im juvenilen wie auch im adulten Federkleid wirkt die Blässgans eher dunkel und ist auch dunkler als die Graugans.
Die erwachsenen (= adulten) Blässgänse zeigen grobe unregelmäßig große schwarze Flecken auf der Unterseite. Bei der Blässgans sind Hals und Kopf dunkelbraun, ähnlich gefärbt ist die Oberseite. Die Oberseite der Blässgans zeigt auf der Oberseite eine feine blassgraue Querbänderung der Flügel. Die Brust ist ebenfalls graubraun, dabei aber heller als Kopf und Hals. Bauch und Unterschwanzdecken der Blässgans sind weiß.
Im Flug sind die schwarzen Armschwingen und Handschwingen der Blässgans gut zu sehen. Die Federn der Handschwinge zeigen in der oberen Hälfte einen weißlichen Schimmer, der sich in die Handdecken fortzusetzen schein.
Die Federn der großen Armdecken haben alle einen weißen Rand am oberen Rand. Beim Flug wirkt das wie ein weißer Streifen im Flügel
Die Schwanzfedern (=Stoßfedern) der Blässgans sind schwarz mit einem Weißen Rand an der Federspitze. Damit hat Schwanz eine schmale weiße Endbinde. Der Schwanz ist beim Flug gefächert.
Die Jungvögel der Blässgans zeigen auf der Unterseite keine schwarze Zeichnung wie die Altvögel. Junge Blässgänse zeigen keine weiße Blässe an der Stirn; stattdessen ist ein weißer Ring um die Schnabelbasis zu sehen.
Bei den adulten Blässgänsen ist der Schnabel relativ lang und an der Oberschnabel ist in der Form konkav, die Farbe des Schnabels ist hell fleischfarben bis zu rosa; der Nagel ist weiß.
Bei den juvenilen Blässgänsen ist der Schnabel blass fleischfarben wobei der Oberschnabel dunkelgrau ist und einen schwarzen Nagel zeigt.
Die Füße sind bei den adulten Blässgänsen orange, bei den juvenilen gelblich.
Beim Flug nimmt die Blässgans eine Reihenformation und eine V-Formation an. Es ist bei der Blässgans auch üblich im gro0en Schwarm zu fliegen.
Was fressen Blässgänse? Blässgänse ernähren sich von Pflanzenteilen. Dabei werden hauptsächlich Gräser gefuttert. Dazu kommen auch Samenkörner und Gemüsepflanzen. Die Blässgans verzehrt pro Tag ca. ein Drittel ihres Körpergewichts an Pflanzen.
Wer oder was sind die Feinde der Blässgans? Als Feind der Blässgans steht an erster Stelle der Mensch. Die Blässgans zählt zu den jadgdbaren Wildarten, unterliegt in Deutschland allerdings keiner Jagdzeit. In anderen Ländern wie z.B. Island ist das anders, dort wird die Blässgans durchaus bejagt.
In den Brutrevieren ist die Blässgans natürlichen Feinden wie dem Fuchs, dem Wolf, Möwen und Schneeeulen ausgesetzt. Wo vorhanden ist auch der Adler ein Feind.
Die Geschlechtsreife erreichen die Blässgänse im zweiten bis dritten Lebensjahr. Blässgänse gehen eine monogame Dauerehe ein. Als Nest wird ein Bodennest genutzt, das mit Pflanzenmaterial ausgepolstert wird.
Das Nest wird überwiegend vom Weibchen gebaut, das Männchen beteiligt sich am Nestbau. Die Blässgans nutzt auch alte Nester im Folgejahr erneut.
Die Balz der Blässgans beginnt bereits im Winterquartier. Die Paare kommen bereits verpaart im Brutgebiet an.
Als Gelege legt die Blässgans 5-6 Eier. Der Legeabstand bei der Blässgans beträgt 2 Tage. Die Brutdauer der Blässgans beträgt 27-28 Tage, wobei das Weibchen allein brütet.
Nach 40-43 Tagen sind die Jungen der Blässgans flügge. Die Jungvögel bleiben meistens bis in das nächste Frühjahr bei den Altvögeln.
Nach dem Dafürhalten des Verfassers sind Blässgänse ebenso gesellig wie Graugänse, allerdings bilden sie mit Saatgänsen (Anser fabulis), Kurzschnabelgänsen (Anser brachyrhynchus) und Weisswangengänsen (Branta leucopsis) einerseits gemeinsame Schlaf- und Rastplätze sondern auch gemeinsame Flüge von und zu den Schlafplätzen. Diese gemischten Gruppen können tatsächlich wenigstens mehrere 100 Exemplare umfassen. Tatsächlich herrscht in diesen Gruppen ein gewisser Zusammenhalt. So wird z.B. gemeinsam Wache gehalten. So kommt es auch regelmäßig vor, dass sich kleinere Trupps größeren Verbänden anschließen.
Trotz der gemischten Gruppen halten sich Gänse in artreinen Gruppen zusammen. Dazu kommt der ausgeprägte Familiensinn der Feld- (Anser) und Meergänse (Branta), der die Familien zusammenhält.
Im Winterquartier kommt es regelmäßig zur Paarbildung, was auch zu aggressivem Verhalten führt. Das ist auch in den weidenden Verbänden zu beobachten. Neben der Paarbildung führt auch die gestörte Bewegungsfreiheit durchaus zu aggressivem Verhalten mit den nächsten Nachbarn, wobei es auch schon mal laut hergehen kann. In Punkto Bewegungsfreiheit lässt sich gerade bei der Nahrungaufnahme beobachten, wie Gänse immer wieder die Nachbarn beobachten und Freiräume sichern. Im Familienverband rücken die Gänse dagegen auch zusammen und die Individualdistanz zum Nachbarn sinkt.
Streitigkeiten brechen zwischen Individuen verschiedener Familien aus, möglicherweise streiten sich auch zwei Familien, ganz selten kommt es zu größerem Ärger zwischen mehreren Familien oder zwei größeren Gruppen, überwiegend wird aber auf Zusammenhalt auch im Großverband geachtet.
Eigentlich charakteristisch für alle Feld- und Meergänse ist die Sicherung der ganzen Gruppe. Bei allen grasenden Gänsegruppen sind einzelne Gänse zu beobachten, die mit erhobenem Hals und Kopf, die Umgegend beobachten. Diese Gänse fallen durch ihre aufrechte Haltung sofort auf, während die anderen Gänse der Gruppe entweder äsen oder auch schlafen.
Bei einer Beunruhigung wird ein Warnruf ausgestoßen woraufhin sofort alle Gänse der Gruppe die Köpfe erheben und in die Richtung der möglichen Bedrohung schauen. Dieses Verhalten kann teilweise mehrere Minuten andauern. Das hochreißen der Köpfe kann aber auch zum Abflug der ganzen Gruppe innerhalb von wenigen Sekunden führen.
Wenn die Situation nicht als bedrohlich empfunden wird, gehen die Mitglieder der Gruppe langsam wieder zum Äsen über oder putzen sich auch. Unter Umständen lässt sich beobachten, wie die Gänse der Störung schlicht den Rücken zukehren, dann ist fühlen sie sich überhaupt nicht belästigt. Bei Störungen durch Menschen oder Hundebesitzer lässt sich oftmals beobachten, dass die ganze Gruppe die Köpfe hebt und dann anfangs nur weggeht, um den Abstand zur Störung zu vergrößern.
Systematische Einordnung:
Ordnung: Gänsevögel (Anseriformes)
Familie: Entenvögel (Anatidae)
Unterfamilie: Gänse (Anserinae)
Gattung: Feldgänse (Anser)
Art: Blässgans
Beschreibung:
Wissenschaftlicher Name: Anser albifrons
Artname Blässgans Englisch: greater white-fronted goose
Artname Blässgans Französisch: L’Oie rieuse
Artname Blässgans Niederländisch: kolgans
Unterarten der Blässgans:
Die Blässgans hat 5 Unterarten (Subspezies):
Europäische Blässgans - Anser albifrons albifrons
Grönland Blässgans - Anser albifrons flavirostris
Pazifik Blässgans - Anser albifrons frontalis
Anser albifrons gambelli
Tule Blässgans - Anser albifrons elgasi
In Europa kommen nur die Europäische Blässgans und die Grönland Blässgans vor. Der Artensteckbrief behandelt die Europäische Blässgans.
Vorkommen / Verbreitung: Die Blässgans ist verbreitet in weiten Teilen der Subpolaren Zone Eurasiens, Nordskandinavien, der Norden Grönlands, der gesamte Nordteil Russlands und in den arktischen Bereichen des nordamerikanischen Kontinents.
Wanderungen: Zugvogel.
Überwinterung: Die Brutpopulationen der Blässgans auf Grönland beziehen ihr Winterquartier in Irland, im Westen Schottlands und in Wales; auch bis England und bis nach Kontinentaleuropa.
Die Brutpopulationen der Blässgans aus dem westlichen Teil des russischen Verbreitungsgebietes überwintern im Bereich der südlichen Ostsee und an der Nordseeküste. Vor allem in den Niederlanden und den deutsch-niederländischen Grenzgebieten sind Blässgänse im Winterquartier anzutreffen. In Deutschland ist der Niederrhein ein wesentliches Überwinterungsbebiet der Blässgans.
Am Niederrhein überwintern jedes Jahr zwischen 180000 bis 200000 Blässgänse.
Lebensraum - Biotop: Die Blässgans brütet in der Tundra an erhöhten Stellen. Im Winterquartier bevorzugt die Blässgans Wiesen und Weiden im Flachland. Flache Wasserflächen müssen vorhanden sein. Blässgänse sind auch in Kohlfeldern zu finden. Die Blässgans ist auch auf überschwemmten Feldern anzutreffen.
Verhalten: tagaktiv. Bei Störungen wird die Nahrungsaufnahme in die Nacht verlegt.
Kennzeichen: Die Blässgans ist kleiner als die Graugans. Männchen und Weibchen nicht unterscheidbar.
Ein wesentliches Erkennungsmerkmal ist die bei den Altvögeln vorhandene Stirnblässe. Die Unterseite verfügt über eine grobe Fleckung. Kopf und Hals der Blässgans sind grau-dunkelbraun. Die Oberseite ist von einer ähnlichen, aber etwas helleren Farbe. Die Oberseite verfügt ferner über eine feine blaßbraune Querbänderung über den Flügeln.
Im Brustbereich ist ein helles graubraun vorherrschend. Bei der Blässgans sind Bauch und Unterschwanzdecken weiß.
Der Schnabel der Blässgans ist relativ lang. Bei den adulten (Altvögel) Blässgänsen ist der Schnabel blass fleischfarben bis hellrosa, der Nagel ist weiß.
Bei juvenilen (Jungvögel) Blässgänsen ist der Schnabel blaß fleischfarben, der Oberschnabel (First) ist dunkelgrau mit einem schwarzen Nagel
Größe: 64-78 cm
Gewicht: 1900g – 3500g, ♀ ist etwas kleiner als ♂.
Spannweite: 130-160 cm
Stimme und Ruf: Blässgänse sind sehr ruffreudig und schnattern den ganzen Tag. Ruf ähnelt teilweise der Saatgans. Klingt gewöhnlich wie „kiju“ oder „kuju“ oder wie „ajak“.
Fortpflanzung:
Geschlechtsreife: Blässgänse werden zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr geschlechtsreif.
Erstmalige Brut: Erstbruten meist im dritten Lebensjahr
Paarungszeit: März bis April, lebenslange monogame Dauerverbindung
Bruten: 1 Jahresbrut
Legebeginn - Eiablage: in Grönland ab letzter Maidekade. Bei der Eiablage ist das Männchen neben dem Nest.
Brutzeit: Ende Mai / Anfang Juni – Anfang Juli
Nest: Bodennest; meist leine Vertiefung, die mit Pflanzenmaterial ausgelegt ist. Alte Nester werden genutzt.
Gelege: 5-6 Eier. Selten 3 oder bis zu 7 Eier. Das Weibchen brütet allein.
Nachgelege: Bei der Blässgans sind bisher keine Nachgelege / Ersatzgelege bekannt.
Legeabstand: 48 Stunden
Brutbeginn: mit Ablage des vorletzten oder letzten Ei.
Brutdauer: 27-28 Tage, das Weibchen brütet allein.
Schlüpfen: die Jungen schlüpfen asynchron
Nestlingsdauer: bedunte Nestflüchter. Kurz nach dem Schlüpfen folgen die Jungen den Altvögeln. Die Blässgänse suchen nach dem Schlüpfen mit den Jungen Gebiete mit starker Vegetation auf.
Flügge: 40-43 Tage
Selbständig: die Jungen der Blässgans bleiben noch bis in das nächste Frühjahr bei den Altvögeln
Nahrung: Die Blässgans ernährt sich von Pflanzenteilen, in der Hauptsache Gräser; selten Gemüse und Samenkörner. An der Küste ernährt sich die Blässgans auf den Salzwiesen.
Lebensdauer: 17 Jahre
Feinde: Vogelgrippe, Fuchs, Wolf, Schneeeule und Möwen als Bruträuber, Adler und Mensch
Jagdbares Wild: Die Blässgans gehört zu den jagdbaren Wildarten hat aber nach der Bundesjagdzeitenverordnung keine Jagdzeit.
Jagdzeit: Nein.
Jagdzeit NRW: Die Blässgans unterliegt in NRW keiner Jagdzeit.
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993
Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, Aula Verlag Wiesbaden, 1985
Bruun/Singer/König, Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982
Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 2, Anseriformes (1. Teil), Akademische Verlagsgesellschaft, Wiesbaden, 1979, Nachdruck der Auflage von 1968
Svenson, Lars et. al, Der Kosmos Vogelführer, Franck-Kosmos Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2. Auflage 2011
Uspenski, S.M. Dr. habil, Die Wildgänse Nordeurasiens, Die Neue Brehm Bücherei, Band 352, A. Ziemsen Verlag Wittenberg Lutherstadt, 1965
Bundesamt für Naturschutz: Nationaler Vogelschutzbericht 2019 gemäß Artikel 12 Vogelschutzrichtlinie, Berichtsdaten aus dem Abschnitt Bl...E Wintergäste (pdf download)