Der Brachvogel oder auch der Große Brachvogel ist die größte Art unter den Limikolen / Watvögeln und ist Brutvogel in Nord-, West- und Mitteleuropa. In Teilen der Niederlande, in den nördlichen Teilen von Nordrhein-Westfalen und in Teilen von Niedersachsen kommt der Brachvogel als Jahresvogel (Standvogel) vor. Der Brachvogel gilt als bestandsgefährdet.
Der Brachvogel kann durchschnittlich ein Alter von über 16, über 17 und ungefähr 23½ Jahren erreichen. Der älteste bekannte Ringvogel hatte ein Alter von 31½ Jahren erreicht, allerdings wurde der Vogel bei der Jagd erlegt. Höhere Lebenserwartungen sollten also möglich sein.
Der Brachvogel durchläuft die erste Jugendmauser noch im ersten Lebensjahr und zwar zwischen August und Dezember. Bei den adulten Brachvögeln wird, noch im Brutgebiet, zwischen Anfang Juli und August eine Vollmauser durchlaufen. Überwinterer mausern erst im Winterquartier, sogenannte Mauserquartiere. Das Eintreffen der Überwinterer im Wattenmeer erfolgt zwischen Oktober und November. Im Wattenmeer sind während der Mauserperiode oft massenweise die Mauserfedern der Brachvögel in den Spülsäumen zu finden. Zwischen Oktober und November werden auch die Handschwingen erneuert, was zu einer vollen Handschwingenmauser zur teilweisen Flugbehinderung der Brachvögel führt. Die Ruhemauser der Brachvögel findet als Teilmauser zwischen Februar und Mai statt.
Systematische Einordnung:
Ordnung: Watvögel (Charadriiformes)
Familie: Schnepfen (Scolopacidae)
Gattung: Brachvögel (Numenicus)
Art: Brachvogel / Großer Brachvogel
Beschreibung:
Wissenschaftlicher Name: Numenicus arquata
Artname Englisch: Eurasian Curlew
Artname Französisch: Courlis cendré
Artname Niederländisch: Wulp
Vorkommen / Verbreitung: Der Brachvogel ist Brutvogel im westlichen, nördlichen und mittleren Eurasien, dort allerdings auf die gemäßigten Zonen beschränkt. Als Standvogel brütet der Brachvogel in Irland, Ostenglang und in Teilen der Niederlande, im nördlichen Teil von Nordrhein-Westfalen und in Teilen von Niedersachsen. Insgesamt ist der Brachvogel Sommergast und Brutvogel verbreitet auf den britischen Inseln, Skandinavien, vor allem in den nördlichen Teilen Frankreichs, Belgien, Luxemburg und Niederlande, Deutschland und Österreich, Osteuropa und Baltikum über Russland, den nördlichen Teil von Kasachstan bis nach Nordchina.
Wanderungen: Im Westen des Verbreitungsgebietes auch Teilzieher, sonst Kurzstreckenzieher. Der Wegzug von Nichtbrütern und Vögeln ohne Bruterfolg setzt bei den Brachvögeln schon im Mai ein. Der Zuzug der Wintergäste setzt an der deutschen Nordseeküste im Juli ein. Überwinternde Brachvögel haben ihre „Mauserzentren“ im Wattenmeer und im Binnenland. Das Maximum des Zuzugs im Wattenmeer und in den Niederlanden wird zwischen September und Oktober erreicht. Der Rückzug in die europäischen Brutplätze beginnt im März.
Überwinterung: Die Winterquartiere des Brachvogels liegen im Süden Islands, in Südirland, an den Küsten Großbritanniens, an der französischen Nord- und Atlantikküste und an der Atlantikküste von Spanien und Portugal; Sardinien, italienische Westküste, Süditalien, Sizilien, Westküste der Adria, Westküste Griechenlands. In Afrika überwintert der Brachvogel im gesamten Küstenbereich Afrikas, im Nildelta, Sahelzone, Namibia, Botsuana (Botswana), Südafrika, Äthiopien, die Küste von Madagaskar, die Küsten der arabischen Halbinsel, an den Küsten vom Iran über den Indischen Kontinent bis nach Süd- und Südostasien. Dazu die Küsten von Indonesien, Philippinen, der Süden Koreas und die Südküsten von Japan.
Im gesamten Gebiet des Wattenmeeres sind im Winter überwinternde Brachvögel in Trupps zu beobachten.
Lebensraum: Brachvögel brüten auf offenen Flächen, welche trocken bis feucht sein können. Dazu gehören auch Hoch- und Flachmoorgebiete. Auch Streuwiesen und Mähwiesen werden in Europa besiedelt. Ackerbruten werden kaum verzeichnet und sind auch kaum erfolgreich.
Verhalten: tagaktiv, an der Küste passen sich die Brachvögel in ihrem Verhaltensmuster der wechselnden Tide an. Zug auch nachts. Während der Brutzeit ist der Brachvogel ausgesprochen territorial, außerhalb der Brutzeit sehr gesellig und bildet dann auch Trupps, die mehrere 1000 Exemplare umfassen können.
Kennzeichen: größte Schnepfenart mit langem Hals und recht langem, kräftig gebogenen Schnabel. Der lange Schnabel ist das wesentliche Kennzeichen des Brachvogels. Das Gefieder des Brachvogels ist graubraun, wobei der Kopf keine wesentliche Zeichnung aufweist, allerdings kann ein diffuser Scheitelstreif vorkommen.
Im Flug und beim Auffliegen sind der weiße Hinterrückenkeil deutlich erkennbar; matte Schwanzbänderung. Der Schnabel der Brachvogel-♀ ist länger und im unteren Drittel stärker gebogen als beim ♂. Juvenile Brachvögel sind dagegen noch bedeutend kurzschnäbliger
Die Füße des Brachvogels sind in allen Kleidern grünlichgrau, die Iris ist braun.
Größe: 48-57 cm (davon sind 9-15 Schnabellänge
Gewicht: 600-1000 g
Spannweite: 89-106 cm
Stimme und Ruf: Das flötende Rufen des Brachvogels ist deutlich und weit zu hören, das Flöten klingt ähnlich „tuh-li“, was auch als wiederholendes Tonmotiv als Reihenruf gebracht werden kann. Bei Erregung auch wiederholtes „tüi-tüi-tüi“; als Bodenwarnruf bei Gefahr „güig-güig“; Küken werden mit einem stakkatoartigen „güg-güg-güg-güg-güg“ gewarnt. Der Brachvogel ruft und trillert auch außerhalb der Brutzeit.
Geschlechtsreife: bei Brachvogel-♂ schon im ersten Lebensjahr möglich.
Erstbrut: im zweiten, spätestens jedoch ab dem dritten Lebensjahr.
Paarungszeit: ab März; monogam, Saisonverbindung
Nestbau: ab Mitte März bis in den Mai
Bruten: 1 Jahresbrut
Legezeit: in Mitteleuropa frühestens ab Ende März, ansonsten gegen Ende der letzten Maidekade.
Brutzeit: April-August
Nest: Bodennest in niedriger Vegetation auf trockenem Untergrund; das Brachvogel-♂ dreht eine oder mehrere Mulden in den Boden, wahrscheinlich entscheidet das ♀ über die Wahl der Nistmulde. Die Nistmulde wird mit Nistmaterial ausgekleidet.
Gelege: (2) regelmäßig 4 (selten 5) Eier, beide Eltern brüten
Eier: Die Eier des Brachvogels sind oval bis kreiselförmig; die Schale ist schwach glänzend und zeigt eine hell-olivgrüne Farbe, in der Regel mit kleinen Punkten übersät.
Nachgelege: Ersatzgelege bei Gelegeverlust
Legeabstand: 1-4,5 Tage
Brutbeginn: mit Ablage des letzen Ei
Brutdauer: 27-29 Tage, beide Altvögel brüten, wobei das ♀ die meiste Zeit brütet
Schlüpfen: die Jungen des Brachvogels schlüpfen synchron.
Nestlingsdauer: bedunte Nestflüchter. Nach 1½ Tagen können die Jungen selbständig stehen; spätestens am 2. Tag nach dem Schlüpfen haben alle Jungen das Nest verlassen.
Flügge: Erste Flugversuche der Jungen beginnen nach ca. 4 Wochen. Bis zum Flüggewerden, werden die Jungen von den Altvögeln geführt. Nach 5-6 Wochen sind die Jungen flügge und selbtändig.
Nahrung: Der Brachvogel ernährt sich vorwiegend von Kleintieren, Wirbellosen der oberen Bodenschichten und der Bodenoberfläche, wie z.B. Würmer, Larven, Insekten, Asseln, Mollusken. Dazu kommt pflanzliche Nahrung wie z.B. Beeren und Pflanzenteile.
Nahrungsaufnahme: Die Nahrung wird entweder direkt vom Boden aufgenommen oder aus Erdlöchern oder Flachwasserzonen aufgenommen. Mit dem langen Schnabel wird auch in weichem Boden sondiert.
Lebensdauer: Die Lebenserwartung des Teichhuhns kann maximal 31 Jahre erreichen; im Allgemeinen kann von einer Lebenserwartung zwischen 16 und 23 Jahren ausgegangen werden.
Mortalität: bei Jungvögeln des Brachvogels ist die Mortalität extrem hoch. Im ersten sterben bereits 53%, im zweiten Jahr immer noch bis zu 37% des Jahrgangs.
Feinde: Mensch, Biotopverschlechterung bzw. Zerstörung der Bruthabitate, intensive Grünflächennutzung, zu frühes Mähen während der Jungenaufzucht.
Jagdbar: Nein
Jagdzeit: Nein
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1+2, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993
Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, AULA-Verlag Wiesbaden, 1985
Bruun/Singer/König/Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982
Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 7, Charadriiformes (2. Teil) , Akademische Verlagsgesllschaft Wiesbaden, 1977