Die Dickschnabellumme ist ein Brutvogel der arktischen und subarktischen Küsten Nordamerikas und kommt dort an der Pazifik- und Atlantikküste vor. Im Osten Kanadas siedelt die Dickschnabellumme in der Burrow-Straße, im Norden der Hudsonbai, Hudsonstraße, von der Jones-Küste bis zum St. Lorenz-Golf und Neufundland.
Weitere Brutgebiete im Nordatlantik sind Grönland, Island, Jan Mayen (Insel), Nord-Norwegen, Murmanküste, Spitzbergen, Bäreninsel, Franz-Josef-Land, Nowaja Semlja, Swernaja Semlja (dort an der Nordküste und am Matusewitsch-Fjord), Faddeja Bucht im Nordosten der Taimyr-Halbinsel, Insel Preobraschenija.
In Nordwest-Europa und in Mitteleuropa ist die Dickschnabellumme eine Ausnahmeerscheinung. Die meisten Funde sind für Belgien und die Niederlande nachgewiesen (meistens Totfunde). Seltene Sichtungen im Wattenmeer.
Im Nordatlantik werden die Brutbestände auf ca. 6,5 Millionen Brutpaare geschätzt, während im Pazifik die Brutbestände auf ca. 4,5 Millionen Brutpaare geschätzt werden.
Für Grönland wird die Brutpopulation auf ca. 350.000-400.000 Brutpaare geschätzt, auf Island wird die Brutpopulation auf 341.000-861.000 Paare geschätzt, Spitzbergen ca. 850.000 Brutpaare. In Nord-Norwegen ab 1994 ca. 1-2000 Brutpaare. Die Populationen auf Grönland und Island sind rückläufig.
Systematische Einordnung:
Ordnung: Schnepfen-, Möwen- und Alkenvögel (Charadriiformes)
Familie: Alke (Alcidae)
Gattung: Lummen (Uria)
Art: Dickschnabellumme
Beschreibung:
Wissenschaftlicher Name: Uria lomvia
Artname in Englisch: Brünnich’s Guillemot GB), Thick-billed Murre(US)
Artname in Französisch: Guillemot de Brünnich
Artname in Niederländisch: Kortbekzeekoet
Vorkommen / Verbreitung: Die Dickschnabellumme ist Brutvogel der arktischen und subarktischen Küsten Nordamerikas und siedelt an den atlantischen und pazifischen Küsten. Weitere Brutgebiete gibt es im Westen und Osten Grönlands, Island, Spitzbergen und weitere Inseln im Nordmeer, sowie in Nord-Russland. Allgemein lässt sich feststellen, dass die Brutareale der Dickschnabellumme sich teilweise mit der Trottellumme decken, ansonsten aber noch weiter nördlich liegen.
Wanderungen: Die Dickschnabellumme ist ein Zugvogel. Als Irrgast kann die Dickschnabellumme bis nach Nordwest-Frankreich ziehen. Jungvögel ziehen nach dem Lummensprung meist im September und ziehen dabei schwimmend. Die Brutvögel Spitzbergens erreichen Südwest-Grönland frühestens ab Ende Oktober; aus Nord-Kanada ziehen gleichzeitig bis Neufundland. Der Heimzug in die Brutreviere erfolgt ab Ende Februar bis März und ist eng an die Eisschmelze im Brutrevier gekoppelt. Ein- und Zweijährige Dickschnabellummen übersommern im Winterquartier.
Überwinterung: Die Winterquartiere der Dickschnabellumme liegen fast ausschließlich innerhalb der Treibeiszone. Adulte Vögel tendieren eher zu Winterquartieren in nächster Nähe zu den Brutrevieren.
Lebensraum: Die Ansprüche an das Biotop ähneln denen der Trottellumme, jedoch werden keine offenen Plateaus besiedelt. Die Dickschnabellumme ist ein Meeresvogel, der die überwiegende Zeit auf dem Meer verbringt und nur zur Fortpflanzung an Land geht. Für die Bildung von Brutkolonien sind die Voraussetzungen die Kontaktbereiche kalter und Warmer Strömungen oder Stellen mit hohen Turbulenzen. Ein hohes Nahrungsangebot ist ebenfalls Voraussetzung für eine Koloniebildung. Als Brutplätze werden steile Felswände (Klippen) mit längs verlaufenden Felsbändern oder Vorsprüngen ausgesucht, Schären (=kleine felsige Inseln im Meer) oder sogar auf Blockhalden. Außerhalb der Brutzeit halten sich Dickschnabellummen in Schelfmeeren (z.B. Nordsee und Ostsee), überwiegend mehrere Kilometer von der Küsten entfernt, auf dem offenen Meer auf.
Verhalten: Dickschnabellummen sind tag- und dämmerungsaktiv. Aktives Flügeltauchen (=beim Flügeltauchen erfolgt die Fortbewegung unter Wasser durch die Flügel), bei dem auch erhebliche Tauchtiefen erreicht werden können. Durch Tauchtiefen bis zu >70 Metern können Dickschnabellummen auch Bodenfische erbeuten. Die Nahrungssuche erfolgt meist weit entfernt von der Brutkolonie oder der Küstenlinie. Dickschnabellummen-Kolonien sind meisten erheblich kleiner als bei der Trottellumme.
Kennzeichen: In Größe und Gefieder ähnlich der Trottellumme. Der wichtigste Unterschied sind die hohe und steilere Stirn, ein etwas kürzerer Schnabel und der gleichmäßig gewölbte Schnabelfirst. Wichtig: Weißer Streif an der Basis des Oberschnabels. Der Schnabel wirkt insgesamt kräftiger als bei der Trottellumme.
Brutkleid: Flanken und Unterseite weiß, das weiß der Unterseite läuft am Hals in einem spitzen Winkel aus. Ruhekleid: Dunkle Kopfkappe reicht tiefer auf die Wangen herab. Nackenpartie dunkel. Helle Kinnpartie. Gestalt wirkt gedrungen und so elegant wie die Trottellumme. Schnabel wird ± gerade gehalten.
Schnabel: schwarz, Oberschnabel an der Basis mit hellem Längsstück.
Füße: vorn dunkel hornfarben, hinten dunkel hornfarben; Iris: braunschwarz
Größe: 40-44 cm
Gewicht: 750-1480 g
Spannweite: 64-75 cm
Stimme: Bei leichter Beunruhigung „arra-arra“ (voller Ton) ansonsten Kontaktbellen „rr-ho-ho-ho-ho“
Geschlechtsreife: Die Dickschnabellumme wird wahrscheinlich schon ab dem 3. Lebensjahr geschlechtsreif.
Paarungszeit: monogame Saisonverbindung, jedoch hohe Partnertreue. Durch die hohe Brutplatztreue der Dickschnabellummen kommt es jedoch zu regelmäßigen Wiederverpaarungen. Balz und Paarung erfolgen erst nach Ankunft im Brutrevier. Erst danach beginnt der Besuch der Brutplätze.
Bruten: meistens 1 Jahresbrut.
Eiablage: ab Mitte Mai bis Mitte/Ende Juli und noch bis Anfang Juli
Brutrevier: Brutrevier und Nistplatzwahl werden bei den Wasserrallen vom ♂ getroffen.
Nest: Das Ei wird gewöhnlich auf den nackten Fels gelegt, teilweise auch auf Torf oder Grasbändern.
Neststandort: Brutplätze auf schmalen Felsbändern von teilweise nur 15-30 cm Breite, wobei die Brutplätze nur bis 400 Meter über dem Meeresspiegel angelegt werden. Nur selten auf breiten Felsvorsprüngen.
Gelege: 1 Ei
Eier: Eier ähneln denen der Trottellumme und sind von diesen nicht zu unterscheiden. Die Eier sind kreiselförmig spitz zulaufend. Bei der Grundfarbe kommen die Farben weiß, grau, grünlich, braun und dunkel grünblau vor, mit sehr variabler Fleckenfärbung.
Nachgelege: Bei frühem Gelegeverlust wird ein Nachgelege gezeitigt.
Brutdauer: (mindestens 28) regelmäßig 30-35 Tage, ♂ und ♀ brüten. Die Altvögel wechseln sich nach 12-24 Stunden ab.
Schlüpfen: 1-3(-4) Tage.
Nestlingsdauer: bedunte Nesthocker. Beide Altvögel füttern das Junge, dass mindestens 16 Tage, im Regelfall 20-25 Tage, im Extremfall bis zu 30 Tage im Nest bleibt.
Flügge: Die Dickschnabellummen springen frühestens Mitte Juli, spätestens bis zum 20. August (z. B. Nowaja Semlja). Zum Zeitpunkt des Springens haben die Jungen erst ¼ ihres finalen Gewichts erreicht. Erst nach 50-70 Tagen sind die jungen Dickschnabellummen flugfähig. In der Zwischenzeit schwimmen sie auf dem offenen Meer.
Nahrung: Junge Dickschnabellummen werden mit kleinen Schwarmfischen gefüttert; adulte Vögel fressen überwiegend Makroplankton.
Lebensdauer - Mortalität: Der älteste bekannte Ringvogel einer Dickschnabellumme wurde 22 Jahre und 8 Monate alt. Im Durchschnitt wird ein Alter von >16-17 Jahren angenommen. Jungvögel bis zum fünften Lebensjahr haben eine Überlebensrate von 33-35%.
Feinde: Raubmöwen und Großmöwen, Biotopverschlechterungen, Verschmutzung der Meere
Jagdzeit: Nein. Naturschutz