Der Gaukler ist ein mittelgroßer Adler aus der Familie der Schlangenadler und ist ein Brutvogel der Afrotropis (=Afrika südlich der Sahara). Wer den Gaukler schon einmal gesehen hat, wird ihn danach immer wiedererkennen. Körperbau und Gefieder der immaturen und adulten Gaukler sind sehr charakteristisch.
Der Gaukler hat nur einen kurzen Schwanz und Flügelprojektion, mit einem Überstand des zusammengelegten Flügels über den Schwanz von ca. 10 cm. Bei den adulten Gauklern sind die kleinen Oberflügeldecken grau. Die Handschwingen (25 Handschwingenfedern HS1-HS25) sind beim Männchen schwarzgrau und beim Weibchen weiß. Auffallend ist der buschige Kopf. Die Wachshaut ist rötlich. Hinter der Wachshaut ist das Gesichtsfeld bis zum Augenhinterrand unbefiedert und zeigt rote Haut (rotes Gesicht). Der Schnabel ist gelblich mit schwarzer Schnabelspitze. Läufe und Füße sind rot mit schwarzen Zehen.
Der Gaukler ist in Afrika immer noch ein häufiger Brutvogel. Als Vertreter der Schlangenadler ernährt er sich hauptsächlich von Schlangen und Giftschlangen. Durch seine beschuppten Füße und Läufe können ihm Giftschlangen nichts anhaben.
In Europa wird der Gaukler vielfach in Zoos und Greifvogelstationen gehalten.
Systematische Einordnung:
Ordnung: Greifvögel (Accipitriformes)
Familie: Habichtverwandte (Accipitridae)
Gattung: Schlangenadler (Circaetus)
Art: Gaukler
Wissenschaftlicher Name: Terathopius ecaudatus
Artname in Englisch: Short-toed Eagle
Artname in Tschechisch: Orlík kejklíř
Artname in Slowakisch: Hadiar krátkochvostý
Artname in Ungarisch: Bukázósas
Artname in Kroatisch: Kratkorepi zmijar
Artname in Französisch: Bateleur des savanes
Artname in Spanisch: Águila Volatinera
Artname in Portugiesisch: Águia-bailarina
Artname in Italienisch: Falco giocoliere
Artname in Niederländisch: Bateleur
Artname in Finnisch: Liitokotka
Artname in Dänisch: Gøglerørn
Artname in Schwedisch: Gycklarörn/p>
Artname in Griechisch: Άνουρος Αετός
Artname in Türkisch: Batalör, Cambaz kartal, kuyruksuz kartal
Artname in Polnisch: Kuglarz
Artname in Russisch: Cкоморох
Vorkommen / Verbreitung: Der Gaukler ist ein Brutvogel der Afrotropis. Sein Verbreitungsgebiet beginnt südlich der Sahara und erstreckt sich von Senegambia ostwärts nach Sudan, Somalia und Äthiopien und von dort entlang der afrikanischen Ostküste südwärts. Von Mozambique westwärts durch Sambia, Botswana und Simbabwe nach Angola und Namibia. Außer vom Norden Südafrikas fehlt der Gaukler überwiegend in Südafrika und im Kongo.
Wanderungen: Als Brutvogel ist der Gaukler Standvogel, nur immature Gaukler gehen auf Zerstreuungswanderungen.
Lebensraum – Biotop: Der Gaukler besiedelt, offene Wälder mit hohem Grasbewuchs, Dornbuschgebiete, Savannen, Buschlandschaften, lichte Wälder, Küstenebenen und Halbwüsten. In Gebirgsgegenden ist der Gaukler bis auf Höhen von 3000 bis zu 4500 m anzutreffen.
Verhalten: Der Gaukler jagt vornehmlich Schlangen und Giftschlangen. Bei der Schlangenjagd stellt der Gaukler die Federn am Oberkopf auf und breitet seine Flügel aus. Seine schuppigen Füße und Beine schützen den Gaukler vor Schlangenbissen und dem Gift der Schlangen. Die meiste Zeit des Tages verbringt der Gaukler auf Suchflügen, die täglich zwischen 8 und 9 Stunden dauern können. Gefundenes Aas wird meistens zuerst von der erhöhten Warte eines Baumes aus beobachtet, wenn der Gaukler versucht kleineren Greifen die Beute abzujagen. Während Ruhezeiten sitzen Gaukler entweder auf Bäumen oder auf dem Boden in Wassernähe.
Stimme - Ruf: Der Gaukler ruft meistens von der erhöhten Warte aus und stößt dabei Reihenrufe aus, ähnlich „kau-kau-kau“; meistens ist der Gaukler jedoch eher ruhig. Bei Erregung werden laute Schreie ausgestoßen. Während des Rufens werden die halbgeöffneten Flügel angehoben, was dann einer Drohhaltung ähnelt.
Größe: 55-70 cm
Schwanz: 10-12 cm
Gewicht: 1800->2900 g
Spannweite: 168-190 cm
Geschlechtsreife: Gaukler erreichen die Geschlechtsreife zwischen dem sechsten und siebenten Kalenderjahr, mit dem Wechsel in das erste adulte Brutkleid.
Paarungszeit: monogame Dauerverbindung, und extreme Standorttreue.
Bruten1 Jahresbrut
Eiablage: der Gaukler beginnt mit der Eiablage während der Trockenzeit.
Brutzeit: Westafrika: zwischen September und Mai; Ostafrika: fast ganzjährig; südliches Afrika: Dezember bis August
Nest: Das Nest / Horst des Gauklers besteht aus kräftigen Zweigen und Astmaterial. Die tiefe Nestmulde wird mit grünem Laub ausgekleidet. Für die Nestanlage ist die Nähe zu Flussläufen wichtig.
Neststandort - Brutrevier: Das Nest des Gauklers wird auf hohen Bäumen angelegt und in der Regel über längere Zeiträume hinweg jedes Jahr wieder benutzt. Beide Altvögel bauen gemeinsam am Nest. Generell wird das Nest recht gut geschützt in der Krone gebaut, wobei die Nestanlage immer vom Blattwerk gegen Einsicht von oben und Sonneneinstrahlung geschützt ist. Angelegt wird das Nest in einer Astgabel.
Gelege: 1 Ei.
Eier: breitovales Ei mit schmutzig-brauner Schale.
Nachgelege: möglich bei frühem Brutverlust.
Brutdauer: Gaukler brüten 52-59 Tage, das ♀ brütet überwiegend, ♂ versorgt das ♀ mit Futter.
Nestlingsdauer - Führungszeit: bedunte Nesthocker; Nestlingsdauer 110 Tage, das Junge wird von beiden Altvögeln gefüttert.
Flügge: Nach dem ersten Ausfliegen ist der junge Gaukler flugfähig und wird von den Altvögeln noch für weitere 100 Tage betreut und gefüttert. Erst nach 4 Monaten (120 Tage) ist der junge Gaukler vollkommen selbständig. Vorjährige Gaukler halten sich teilweise noch bis in das zweite Kalenderjahr im Brutrevier der Altvögel auf und sind auch noch bei der Folgebrut anwesend, wo es dann teilweise die Bewachung des neuen Nestlings und des Horstes übernimmt.
Nahrung: Die Hauptnahrung des Gauklers sind ungiftige und giftige Schlangen und andere Reptilien. Danach folgen als Beutetiere Nagetiere wie Hasen, Igel, Ratten und Eichhörnchen. Ebenfalls können auch Fisch und bodenbewohnende Vogelarten auf dem Speiseplan stehen. Der Gaukler frisst Aas an den Straßenrändern, wobei es sich meistens um Fallwild als Folge von Zusammenstößen mit Fahrzeugen handelt.
Lebensdauer: Der Gaukler kann ein Alter von > 25 Jahren erreichen.
Mortalität - Sterblichkeit: Über die Sterblichkeit bei juvenilen und immaturen Gauklern liegen keine Daten vor.
Feinde und Gefährdungen: Die Ursachen für den Bestandsrückgang des Gauklers im Verbreitungsgebiet liegen einerseits im Verlust an geeignetem Lebensraum. Weitere Gefährdungsursachen sind Einwirkungen durch direkte Bejagung und gezielte Vergiftungsaktionen. Vergiftungen müssen dabei nicht direkt dem Gaukler gelten. Meistens handelt es sich um mit Giftködern getötete Raubsäuger. Da der Gaukler auch Aas frisst, fällt er diesen Vergiftungen ebenfalls zum Opfer. Weitere Ursachen sind zunehmende Belastung mit Pestiziden und Schwermetallen. Störungen an den Brutplätzen können zur Brutaufgabe führen. Trotz leichter Bestandsrückgänge ist der Gaukler in Afrika noch ein relativ häufiger Brutvogel.
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