Greifvögel gehören zur Ordnung Accipitriformes und sind überwiegend tagaktive Vögel und schlagen mit ihren Fängen hauptsächlich lebende Beute. Einige größere Arten verzehren Aas (Geier). Weil Geier, schon wegen ihrer enormen Größe und Flügelspannweiten, etwas besonderes sind habe ich ihnen eine gesonderte Seite gewidmet. Zu den Geiern geht es hier.
Obwohl Eulen auch von lebender Beute leben, die sie mit ihren Fängen greifen, gehören sie nicht zur Ordnung Accipitriformes sondern bilden eine eigene Ordnung (Strigiformes).
Unter den Begriff Greifvögel fallen 47 tagaktive Arten, die sich in drei Familien aufgliedern. Die folgende systematische Gliederung bezieht sich dabei nur auf den paläarktischen Raum. Eine globale Systematik wäre erheblich umfangreicher.
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Bei den Adlern unterscheidet man zuerst zwischen den echten Adlern, Schlangenadler, den Seeadlern und dem Fischadler. Diese Gruppen unterscheiden sich untereinander.
Seeadler gehören zu den größten Adlern und fallen schon in der Silhouette durch den außergewöhnlich großen Schnabel und im Flugbild durch die langen breiten Flügel und den kurzen Schwanz (=Stoß) auf. Ihre Nahrung besteht überwiegend aus Fischen, Wasservögeln, Fallwild bzw. Aas. In ihrer Versorgung sind die Seeadler weniger auf bestimmte Beutearten festgelegt, sondern jagen die Arten, die lokal und während einer Jahreszeit ausreichend vorkommen. Weltweit gehören zu den Seeadlern der Gattung Haliaeetus acht Arten, die über die alte und die neue Welt verteilt sind:
Ordnung: Greifvögel (Accipitriformes)
Familie: Habichtsartige (Accipitridae)
Die echten Adler haben bis zu den Zehen befiederte Läufe (=Hosen), im Flugbild sind die langen und breiten Schwingen und einen relativ, zur gesamten Größe, kurzen Stoß. Adler sind weniger wendige Flieger, dafür aber sehr gute Gleitflieger. Ihre Beute wird im Überraschungsangriff vorwiegend am Boden geschlagen. Die Ausnahme von der Bodenjagd machen Schelladler und Zwergadler, welche auch in der Lage sind, fliegende Beute zu erbeuten.
Ordnung: Greifvögel (Accipitriformes)
Familie: Habichtsartige (Acciptitridae)
Eine Sonderstellung hat der Fischadler, welcher sich überwiegend von Fischen und Schlangen ernährt. Fische werden aus dem Suchflug heraus im Stoßtauchen erbeutet. Der Fischadler erfreut sich einer fast weltumspannenden Verbreitung. Ein echter Kosmopolit.
Schlangenadler ernähren sich, wie der Name schon sagt, fast ausschließlich von Schlangen. Neben der Hauptnahrung werden auch Eidechsen und Frösche verzehrt, nur selten auch Vögel. Die Schlagenadler sind also auch ausgesprochene Nahrungsspezialisten.
Ordnung: Greifvögel (Accipitriformes)
Familie: Pandionidae
Unterfamilie: Pandioninae
Gattung: Fischadler (Pandion)
Ordnung: Greifvögel (Accipitriformes)
Familie: Habichtsartige (Accipitridae)
Gattung: Schlangenadler (Circaetus)
Habichte und Sperber sind Spezialisten und erbeuten laufendes und fliegendes Wild. Auffällig sind schon in der Silhouette der lange Schwanz, der nicht vom zusammengelegten Flügel voll abgedeckt wird, und im Flugbild fallen die kurzen, runden Flügel und der überproportional lange Schwanz - verglichen mit der Flügelgröße - auf. Habichte und Sperber jagen in der deckungsreichen Landschaft und können dabei auf kurze Distanzen enorme Energie mobilisieren und dadurch hohe Fluggeschwindigkeiten erreichen. Überwiegend wird die Beute aus dem Moment der Überraschung heraus angegriffen und mit den starken Fängen gegriffen. Den Habichten und Sperbern ist ein ausgeprägter Geschlechtsdimorphismus eigen, d.h. die Männchen sind ca. 1/3 kleiner als die Weibchen.
Ordnung: Greifvögel (Accipitriformes)
Familie: Habichtverwandte (Accipitridae)
Gattung: Habichte und Sperber (Accipiter)
Bussarde sind quasi die Mini-Ausgabe der Adler. Das zeigt sich schon im Flugbild, wo die langen Schwingen und ein kurzer breiter Stoß (=Schwanz) sehr schön im Segelflug zu erkennen sind. Ihr gesamtes Verhalten, auch im Flug, wirkt eher schwerfällig. Bussarde sind Bodenjäger, d.h. sie schlagen ihre Beute am Boden. Gejagt wird von der Warte, aus dem Suchflug, und bei günstigem Wind auch kurzzeitig aus dem Rüttelflug. Ihre Fänge sind schwächer ausgebildet, wodurch sich das Beutegwicht auf ein Maximum von ca. 500 g beschränkt. Als Beute werden überwiegend Kleinsäuger gejagt.
Der Wespenbussard ist eine Besonderheit. Mit den eigentlichen Bussarden ist er nicht näher verwandt. Auch Aussehen und Lebensweise weichen stark von den eigentlichen Bussarden ab. Seine Nahrung besteht überwiegend aus Wespen- (daher der Name) und Hummelbrut, welche mit den Fängen aus der Erde gescharrt wird. Seine Befiederung macht ihn immun gegen die Angriffe der Insekten.
Unterfamilie: Bussardartige (Buteoninae)
Gattung: Bussarde (Buteo)
Unterfamilie: Wespenbussarde (Perninae)
Gattung: Wespenbussarde (Pernis)
Milane sind die Segelflieger unter den Greifen. Im Gleit- und Segelflug, mit leicht angewinkelten Flügeln, bestreichen sie ihre Jagdreviere. Im Flug wird der Stoß wie ein Steuer bewegt. Auffällig sind im Flug vor allem der lange, gegabelte Schwanz. Beim Rotmilan ist die Kerbung auch beim gefächerten Stoß noch sehr deutlich zu erkennen, beim Schwarzmilan nur noch als mäßige konkave Einbuchtung des Schwanzendes. Durch die nur schwach ausgebildeten Fänge, können Milane nur kleine Beute greifen, sehr oft ernähren sie sich von Fallwild bzw. Aas oder jagen anderen Greifen die Beute ab.
Unterfamilie: Milane (Milvinae)
Gattung: Milane (Milvus)
Weihen sind vor allem durch ihren gaukelnden Suchflug und die in leichter V-Stellung gehaltenen Flügel erkennbar. Sie brüten im Schilf oder auf Bodennestern. Ihnen ist ein sehr scharfes Gehör eigen. Lange Beine ermöglichen es den Weihen auch Beute im dichten Schilf zu ergreifen.
Unterfamilie: Weihen (Circinae)
Gattung: Weihen (Circus)
Alle falkenartigen Greifvögel werden inzwischen als eigene Ordnung mit der Bezeichnung Falken (Falconiformes) taxonomisch eingeordnet. Den Gattungen der Ordnung Falconiformes sind sechs übereinstimmende Merkmale eigen:
Zur Gattung Falco gehören weltweit 38 Arten, wovon in der westlichen Paläarktis (Europa, Nordafrika und Vorderasien) 12 Arten vorkommen, davon kommen nur fünf Arten in Mitteleuropa als Brutvogel, Wintergast oder Durchzügler vor:
Ein Problem der Greifvogelbeobachtung ist die Scheuheit der Vögel. Im Regelfall ist eine Beobachtung nur über eine größere Entfernung von ungefähr 200 m möglich In Einzeilfällen kommt man nah an die Tiere heran, das ist allerdings nur sehr selten der Fall. Auch bei einem vermeintlich größeren Abstand kann man es erleben, daß die Vögel von ihrer Warte aubfliegen, nur weil sie beobachtet werden; also auch dann, wenn der Beobachter aus dem Auto heraus beobachtet.
Dadurch bedingt, ist die Beobachtungszeit durchaus kürzer als bei anderen Arten. Ein weites Problem sind vorkommende Gefiedervariationen und ähnliche Silhouetten.
Greifvogelbestimmung ist für den Anfänger nicht ganz einfach. Klar, als Beobachter wollen wir Neues entdecken, wenn es geht auch Raritäten. Allerdings kommen die Greife nicht einfach zu uns geflogen und stellen sich vor. Wir müssen uns Mühe geben, sie zu bestimmen.
Natürlich sind die farbigen Abbildungen in den Bestimmungsbüchern eine große Hilfe. Tatsächlich ist diese Methode hilfreich, aber die aktuellen Sichtbedingungen machen, unter Umständen, eine direkte Ansprache unmöglich. So kann z.B. Gegenlicht oder schräg einfallendes Seitenlicht dafür sorgen, dass wir nur eine Silhouette erkennen können. Und tatsächlich sind es vor allem die Silhouetten, die wir uns einprägen sollten. Welche Silhouetten sind wichtig?
Für die Greifvogelbestimmung sollten wir uns folgende Silhouetten einprägen:
Vor allem ist die erste Frage, die wir uns stellen müssen die eine, ob es sich bei dem Exemplar, das wir gerade sehen, tatsächlich um einen Greifvogel oder Falken handelt. Wir müssen uns folgende Fragen beantworten:
Zu den Kontenpunkten des Greifvogelzuges zählende folgende Orte:
Der Vogelzug beschäftigt sich mit dem Phänomen der Bewegungen ganzer Brutpopulationen zwischen den Brutperioden, wobei die Populationen ihre angestammten Brutgebiete verlassen, um für das Winterhalbjahr in geographische Regionen zu ziehen, damit die Art den Winter überleben. Dabei werden durchaus auch Ozeane überquert und Kontinente gewechselt, z.B. aus dem europäischen Teil Eurasiens in die Sahelzone Nordafrikas. Jedoch bleibt auch die Erkenntnis, daß die Grenzen zwischen den unterschiedlichen Zugtypen fließend sind.
Zugvogel: Zugvogel bezeichnet im Allgemeinen Vögel, die das Brutareal nach der Brutsaison verlassen und in ein Winterquartier ziehen, um dort über mehrere Monate zu bleiben. Bei solchen Zugbewegungen werden geographische Bereiche gezielt verlassen, um in andere Regionen und auch Klimazonen zu wechseln, die ein Überleben in einem erträglichen klimatischen Umfeld in nahrungsreichen Gebieten sichern. Bei den Zugvögeln werden mehrere Typen von „Ziehern“ unterschieden.
Langstreckenzieher: Langstreckenzieher wandern regelmäßig zwischen zwei weit auseinander liegenden Gebieten mit unterschiedlichen Klimazonen. Dabei werden die Grenzen von zwei Kontinenten / Subkontinenten überschritten.
Kurzstreckenzieher: Kurzstreckenzieher wandern auch regelmäßig zwischen zwei unterschiedlichen Gebieten. Jedoch sind die Wanderstrecken zwischen Brut- und Winterquartier schon viel kürzer, die Klimazonen sind sich ähnlich und die Wanderstrecke verbindet Gebiete im gleichen Kontinent (z.B. von Nordeuropa nach Südeuropa).
Strichvogel: Strichvögel wandern außerhalb des Brutareals, teilweise innerhalb, oder in nächster Umgebung zum Brutareal. Bleiben also im gleichen klimatischen Umfeld.
Invasionsvögel: Invasionsvögel sind eigentlich eher Standvögel oder Strichvögel und werden durch plötzlich einsetzende Ereignisse dazu veranlasst, in großen Massen weite Wanderstrecken zu überbrücken.
Standvogel: Der Standvogel verbringt das ganze Jahr im Brutrevier.
Leitlinien: Leitlinien sind Landschaftsstrukturen oder Landschaftselemente, an denen sich der Vogelzug orientiert. Solche Leitlinien werden durch Wüstenränder, lange Flusstäler, Waldränder, Ausläufer von Gebirgen, Meeresküsten oder Meerengen markiert und formen somit topographische Linien, welche die Flugrichtung der Vögel beeinflussen. Die wichtigste Leitlinie bildet die Grenze zwischen Land und Meer.
Schmalfrontzug: Schmalfrontzieher führen ihre Wanderung entlang von Leitlinien, also geographisch eng begrenzten Räumen, aus. Obwohl nur eine Minderheit der Zugvögel Schmalfrontzieher sind, ist diese Zugform gerade bei Greifvögeln schon sehr weit verbreitet. Deswegen gehören auch die Straße von Gibraltar und der Bosporus zu den am stärksten frequentierten Kontenpunkten des Greifvogelzuges.
Breitfrontzug: Beim Breitfrontzug ziehen die unterschiedlichen Brutpopulationen in breiter Front über den Kontinent, wobei die Breite der Zugbewegung bis zu mehreren hundert Kilometern betragen kann. Gerade bei nächtlich ziehenden Vögeln ist der Breitfrontzug weit verbreitet.