Der Habicht ist ein verbreiteter Brut- und Jahresvogel in Mitteleuropa. Den Habicht finden wir als Brutvogel in Nadel- und Laubwäldern, die an aufgelockerte Landschaftsstrukturen anschließen. Das Verbreitungsgebiet des Habichts erstreckt sich von Westeuropa nach Osten über Sibirien und Asien bis an den pazifischen Ozean und auf den Nordamerikanischen Kontinent (Unterart g. atricapillus) .
Die Hauptverbreitungsgebiete des Habichts sind in Russland mit 90-110.000 Brutpaaren, Deutschland (11-15.500 Brutpaare), Ukraine (7-10.000 Brutpaare und Fennoskandinavien (9-13.000 Brutpaare). Für Mitteleuropa wird der Brutbestand auf 26-38.000 Brutpaare geschätzt. Seit den 1960ern entwickeln sich die Bestände in Mitteleuropa positiv.
Die Variationsbreite der Unterarten ist nicht einheitlich, jedoch sind bis zu zehn Unterarten bekannt, die in der nördlichen Hemisphäre von Westeuropa bis nach Nordamerika und Mexiko verbreitet sind. Die Nominatform ist Accipiter gentilis gentilis Linneaus 1758, welche hauptsächlich von Westeuropa bis zur Wolga in Russland verbreitet ist, ohne Südeuropa. Die Unterarten sind folgende:
Der Habicht jagt in deckungsreichem Gelände. Dabei wird von einem Ansitz aus das Gelände nach jagdbarer Beute abgesucht und wenn eine Beute erspäht wurde, beginnt der Habicht seinen Jagdflug. Auf diesem Jagdflug über eher kurze Strecken, kann der Habicht relativ hohe Geschwindigkeiten erreichen. Dieses hohe Tempo beim Jagdflug kann der Habicht allerdings nur über eine Strecke von maximal 500 Metern durchhalten. Dabei wird der Jagdflug in relativ niedriger Höhe ausgeführt und der Abstand zum Boden kann teilweise auch nur 50 cm betragen. Der Jagdflug wird auch aus dem Suchflug heraus begonnen. Beim Suchflug fliegt der Habicht auch niedrig über dem Boden und nutzt dabei die Deckung des Geländes aus.
Die Beute eines Habichts orientiert sich am lokalen Angebot im eigenen Revier. Das gilt in gleichem Maße für Land- und Stadtreviere des Habichts. Man kann also nicht sagen, daß ein Habicht grundsätzlich gewisse Beutetiere als Hauptmahlzeit jagt. Diese Ansicht ist nicht haltbar. Da in Mitteleuropa Tauben, vor allem Ringel- und Haustaben, am meisten vorkommen, sind das auch die Beutetiere, die überwiegend in der Nahrung des Habichts vorkommen. So werden z.B. in Städten überwiegend Straßentauben, Brieftauben, Eichelhäher und auch Stare erbeutet; dazu kommen Kaninchen und Eichhörnchen.
Generell können als Beutetiere für den Habicht genannt werden:
Der Beutebedarf einer mittelgroßen Habicht-Familie während der Nestlingszeit liegt bei 50-60 kg, was sich bis zum Selbständigwerden der Jung-Habichte auf 70 kg steigert. Der vielfach vorgebrachten Vorwurf, daß Habichte für den Rückgang von Niederwildpopulationen in Revieren verantwortlich sind, konnte bisher, in den meisten Fällen, nicht nachgewiesen werden.
Systematische Einordnung:
Ordnung: Greifvögel (Accipitriformes)
Familie: Habichtverwandte (Accipitridae)
Gattung: Habichte und Sperber (Accipiter)
Art: Habicht
Beschreibung:
Wissenschaftlicher Name: Accipiter gentilis gentilis L.
Artname in Englisch: (Northern) Goshawk
Artname in Französisch: Autour des palombes
Artname in Niederländisch: Havik
Artname in Schwedisch: Duvhök
Artname in Finnisch: Kanahaukka
Artname in Dänisch: Duehøg
Artname in Polnisch: Jastrząb
Artname in Russisch: Jastreb Teterevjatnik
Vorkommen / Verbreitung: Der Habicht besiedelt Nadelwaldzonen, Laubwaldzonen und in Innerasien auch Steppengebiete. Das Verbreitungsgebiet des Habichts erstreckt sich von Westeuropa über Sibirien und Asien bis an den Pazifik, wobei die nördliche Grenze des Verbreitungsgebietes in etwa entlang des 70. Nördlichen Breitengrades verläuft und die südliche Verbreitungsgrenze im Süden bis zum Mittelmeer reicht und sich ansonsten entlang des 35. Nördlichen Breitengrades orientiert.
Die Hauptgebiete der Verbreitung in Europa liegen in Russland, Deutschland, der Ukraine und in Fennoskandinavien. In ganz Mitteleuropa ist eine fast flächendeckende Besiedlung erreicht.
Wanderungen: Im Allgemeinen ist der Habicht Stand-, Strich- oder Zugvogel. In Mitteleuropa ist der Habicht fast ausschließlich Standvogel, wie auch die Habichte auf den Britischen Inseln (GB + IRL) fast vollständig Standvögel sind. Dagegen sind die Brutvögel in Fennoskandinavien und Russland Zugvögel. Zerstreuungswanderungen werden im gesamten Verbreitungsgebiet von den Jungvögeln gemacht. Die weitesten Wanderungen werden von Habichten aus Fennoskandinavien und Russland gemacht, wobei die Zug-/Wanderrichtung überwiegend Süd- bis Südwest ist. Südschwedische Habichte wandern nur kurze Strecken und nicht weiter als bis nach Dänemark. Britische und irische Habichte wandern überwiegend auf den britischen Inseln und nur selten auch auf das europäische Festland. Zerstreuungswanderungen der Jungvögel werden nur über kurze Strecken durchgeführt.
Überwinterung Winterbeobachtungen von Habichten werden in Nordafrika und im Südlichen Mittelmeer gemacht. Brutvögel aus Gebieten nördlich des 66. Nördlichen Breitengrades ziehen in südliche Winterquartiere.
Lebensraum – Biotop: Als Jagdgebiete bevorzugt der Habicht abwechslungsreiche Landschaften mit Wäldern, Feldern, Wiesen und Weiden. Die Brutareale werden bevorzugt in Hochwäldern mit alten und hohen Baumbeständen genommen. Der Habicht hält sich mit Vorliebe in der Waldrandzone auf, welche an abwechslungsreiche Landschaftsformen anschließen muß. So ist der Habicht oftmals in größeren Waldbeständen zu finden, die durch Äcker und Wiesen und Weiden aufgelockert sind, da die offenen Flächen als Anflugschneise zum Horst genutzt werden. Habichte können auch in locker bebauten Stadtteilen bzw. in Vorstädten/Vororten mit aufgelockerter Bebauung und entsprechend vielen Grünflächen und Parks vorkommen. Die Größe des Brutreviers kann zwischen 700 - 3000 ha betragen.
Verhalten Der Habicht ist tagaktiv. Habichte sind in der Thermik gute Segler. Die Jagd wird in schnellem Jagdflug, unter Ausnutzung von Deckung ausgeführt, wobei der Anflug meist niedrig über dem Boden erfolgt. Verfolgungsflüge werden nur über kurze Strecken durchgeführt. Jagd- und Brutrevier fallen zusammen, da auch in direkter Horstnähe gejagt wird. In Nestnähe ist der Habicht sehr vorsichtig und lässt sich nicht leicht ausmachen. Da Habichte im Revier rufen, können sie darüber auch erstmals festgestellt werden.
Kennzeichen: Das ♀ hat in etwa Bussardgröße, das ♂ ist nur wenig größer als das Sperber-♀ (Verwechslungsgefahr!!!). Relativ langer Schwanz, im Flugbild sind die kurzen, breiten, abgerundeten Flügel zu erkennen. Der Schwanz ist länger als die Flügel breit sind. Die typische Flugweise des Habichts sind eine Folge von mehreren schnellen, kräftigen Flügelschlägen denen eine Gleiflugphase folgt. Nach der Gleitflugphase folgen wieder eine Folge von Flügelschlägen. Bei den Flügelschlägen werden die Flügel waagerecht gehalten. Der Schwanz hat meistens vier breite dunkle Querbinden. Der Schwanz wird häufiger gefächert als beim Sperber.
Adultes Kleid: Oberseite schiefergrau bis graubraun mit dunkler Kopfplatte und weißem Überaugenstreif. Das ♀ ist im Allgemeinen mehr graubraun. Unterseite weiß, mit feiner schwarzer Querbänderung.
Juveniles Kleid: Oberseite dunkelbraun, Unterseite rahmfarben bis rostrot mit kräftiger Längsfleckung bzw. Längstreifen..
Schnabel: schwarz; Wachshaut und Schnabelwinkel = grünlichgelb.
Lauf und Zehen: gelb.
Iris: ad ♂ = gelb bis orange, ad ♀ = gelb, juv. = grau.
Größe: 48-62 cm
Gewicht:
♂ 580-1100 g Ø 720 g
♀ 880-1320 g Ø 1130 g
Spannweite: 135-165 cm
Stimme - Ruf: Allgemein sind Habichte nicht sehr ruffreudig. Dennoch lassen sie sich durch ihre Rufe ausmachen, wobei während der Brutzeit die Stimme im Bereich des Nestes häufiger zu hören ist. Rufreihen die ähnlich „gi gik gik …“ oder „jik jik“ klingen. Kontaktruf klingt ähnlich „gi-jah“ oder „hiääh“, diese Rufe klingen so ähnlich wie beim Mäusebussard, jedoch viel ähnlicher als beim Sperber. Kurz vor dem Flüggewerden geben die Jungen sogenannte Standortlaute ab, ähnlich „klijääh“.
Geschlechtsreife: In Mittel- und Südeuropa tritt die Geschlechtsreife bereits gegen Ende des ersten Lebensjahres ein, Erstbruten erfolgen überwiegend erst im dritten Lebensjahr.
Paarungszeit: monogame Saisonverbindung. Habichte sind sehr standorttreu und zeigen eine hohe Partnertreue
Bruten1 Jahresbrut
Eiablage: Überwiegend ab Mitte März bis Ende April, teilweise noch bis Mitte Mai
Brutzeit: Mitte März bis maximal Ende Juni
Nest: Der Horst befindet sich überwiegend im Kronenbereich oder in auf starken Ästen, direkt am Stamm. Habichte beziehen auch alte Krähennester oder Horste anderer Greifvögel. Am Horst wird auch während der Brutzeit noch weitergebaut. Habichthorste können Durchmesser von > 1 Meter erreichen. Neubauten werden bereits im Winter angelegt und am Nest wird bis 40 Tage vor der Eiablage gebaut. In der Regel legt das ♂ die Basis für das Nest. Das ♀ wählt den Horst / Nest durch die Ablage des ersten Eies.
Neststandort - Brutrevier: Im Allgemeinen haben Habichte mehrere Horste im Brutrevier, wovon ein Horst überwiegend genutzt wird. Neststandort in Laub- und Nadelwäldern, wobei die Mindesthöhe meisten oberhalb von 10 Metern liegt.
Gelege: In Mitteleuropa (mindestens 1-) 2-5 (selten -6) Eier
Eier: ovale Eier mit glanzloser Schale, Farbe weißlich bis hellbraun.
Nachgelege: Bei Gelegeverlusten werden Ersatzgelege gezeitigt, jedoch frühestens 15-30 Tage nach Gelegeverlust. Nach einem Gelegeverlust wird im Brutrevier auf einen anderen Horst gewechselt.
Legeabstand: 2-4 Tage.
Brutbeginn: Mit dem Legen des zweiten oder dritten Ei, teilweise auch erst ab dem letzten Ei (Vollgelege).
Brutdauer: 35-40 (maximal 42) Tage, es brütet überwiegend das ♀. Während der gesamten Brutzeit und während der ersten 21 Tage der Jungenaufzucht bleibt das ♀ ständig am Horst, füttert die Jungen und mausert auch in dieser Zeit. In dieser Zeit jagd das ♀ ausschließlich selbst und bringt die Beute zum Horst. Nach 21 Tagen beteiligt sich das ♀ auch an der Jagd.
Nestlingsdauer - Führungszeit: bedunte Nesthocker, die in den ersten Tagen noch vom ♀ gehudert werden. Nach 36-40 Tagen verlassen die Jungen den Horst / Nest und stehen dann als „Ästlinge“ auf den Ästen in Horstnähe. Wenige Tage später beginnen die Jungen den ersten Flug.
Flügge: Mit 40-43 Tagen können die Jungen bereits gut fliegen.
Gelege: In Mitteleuropa (mindestens 1-) 2-5 (selten -6) Eier
Eier: ovale Eier mit glanzloser Schale, Farbe weißlich bis hellbraun.
Nachgelege: Bei Gelegeverlusten werden Ersatzgelege gezeitigt, jedoch frühestens 15-30 Tage nach Gelegeverlust. Nach einem Gelegeverlust wird im Brutrevier auf einen anderen Horst gewechselt.
Legeabstand: 2-4 Tage.
Brutbeginn: Mit dem Legen des zweiten oder dritten Ei, teilweise auch erst ab dem letzten Ei (Vollgelege).
Brutdauer: 35-40 (maximal 42) Tage, es brütet überwiegend das ♀. Während der gesamten Brutzeit und während der ersten 21 Tage der Jungenaufzucht bleibt das ♀ ständig am Horst, füttert die Jungen und mausert auch in dieser Zeit. In dieser Zeit jagd das ♀ ausschließlich selbst und bringt die Beute zum Horst. Nach 21 Tagen beteiligt sich das ♀ auch an der Jagd.
Nestlingsdauer - Führungszeit: bedunte Nesthocker, die in den ersten Tagen noch vom ♀ gehudert werden. Nach 36-40 Tagen verlassen die Jungen den Horst / Nest und stehen dann als „Ästlinge“ auf den Ästen in Horstnähe. Wenige Tage später beginnen die Jungen den ersten Flug.
Flügge: Mit 40-43 Tagen können die Jungen bereits gut fliegen.
Nahrung: Hauptsächlich Vogelnahrung, auch Säugetiere (z. B. Mäuse und Beutetiere bis zur Hasengröße: Spitzmäuse, Kaninchen, Hasen, Eichhorn). Vögel werden bis zur Größe von Hühnern geschlagen. Beutetiere bei Vögeln sind überwiegend Tauben, Eichelhäher, Rebhuhn, Fasan, Drosseln, Star, Krähen, Elster. Im Winter wird je nach Verfügbarkeit überwiegend auf Säugetiere als Beutetiere umgestellt. Der Beutebedarf einer Habichtfamilie mit Nestlingen beträgt über ca. 50 Tage 50-60 kg, bis zur Selbständigkeit der Jungen steigt der Bedarf dann auf bis zu 70 kg. Ein Rückgang der Niederwildpopulationen durch Habichte ist nicht nachweisbar.
Lebensdauer: Der älteste bekannte Ringvogel eines Habichts erreichte ein Alter von 19 Jahren und 9 Monaten. Als Beizvögel gehaltene Habichte können ein Alter von 29 Jahren erreichen.
Mortalität - Sterblichkeit: In Deutschland liegt die Sterblichkeit im ersten Lebensjahr zwischen 34 und 50%, im zweiten Jahr bei 30-35%; für mehrjährige Habichte liegt die Mortalität bei ca. 30%.
Feinde und Gefährdungen: Die wichtigsten Gefährdungsursachen sind illegale Jagd, Aushorstung, Ausschießen der Horste, Aushorstung von Jungvögeln, Zerstörung der Gelege. Dazu kommt Biozidbelastung durch Aufnahme von belasteten Beutetieren. Zerstörung des Lebensraumes durch Fällen ganzer Baumbestände, Umwandlung von abwechslungsreichen Landschaften in Agrarsteppen (Biotopveränderung). Reduzierung des Nahrungsangebotes durch Veränderung der Landschaft und Umwandlung in Agrarsteppen. Als natürlicher Prädator kommt der Uhu in Frage.
Jagdbares Wild: Ja
Jagdzeit: Nein, Ganzjährige Schonzeit
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1+2, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993
Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, AULA-Verlag Wiesbaden, 1985
Bruun/Singer/König/Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982
Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 4, Falconiformes, AULA-Verlag Wiesbaden, 2. durchgesehene Auflage 1989
Mebs, Theodor (†), Schmidt, Daniel, Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens, Franck-Kosmos Verlag Stuttgart, 2. Auflage 2014
Svenson, Lars et. al, Der Kosmos Vogelführer, Franck-Kosmos Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2. Auflage 2011
Bundesamt für Naturschutz: Nationaler Vogelschutzbericht 2019 gemäß Artikel 12 Vogelschutzrichtlinie, Berichtsdaten aus dem Abschnitt Gr...Ha Brutvögel (pdf download)
Eier des Habichts: Attribution: Muséum de Toulouse, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons; File URL: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/6e/Accipiter_gentilis_MHNT.ZOO.2010.11.84.2.jpg; Page URL: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Accipiter_gentilis_MHNT.ZOO.2010.11.84.2.jpg