Die Rohrweihe ist eine Greifvogelart, die zur Familie der Weihen gehört. Als Brutvogel ist die Rohrweihe in Mitteleuropa verbreitet. Das Verbreitungsgebiet der Rohrweihe erstreckt sich bis in die Mongolei. Die Rohrweihe bewohnt offene Landschaften mit Schilfbestand.
Als Brutvogel ist die Rohrweihe in den gemäßigten und subtropischen Zonen Eurasiens verbreitet. Das größte geschlossene Brutareal beginnt an der französischen Atlantikküste und erreicht im Norden den Süden Finnlands und auf russischer Seite den südlichen Teil Kareliens und geht dann bis knapp an den arktischen Breitengrad vor der Halbinsel Kanin.
Im Osten gehören zum Verbreitungsgebiet die Staaten Kasachstan, der Norden Chinas und der Nordwesten der Mongolei. Im Süden grenzt sich das Gebiet ab im Norden Afghanistans und des Iran, rund um den Aralsee bis in den Osten der Türkei sowie die Nordhälfte des Schwarzen Meeres. Vereinzelte Brutvorkommen sind in Südschweden, Ostengland, der Türkei und in Bulgarien.
Als Jahresvogel besiedelt die Rohrweihe die Adriaküste, die bulgarische Schwarzmeerküste, vereinzelt in der Türkei, in Frankreich die Atlantikküste und die Mittelmeerküste und zusammenhänge Gebiete und auch vereinzelte Stellen in Portugal und Spanien. Isolierte Populationen existieren au Neuguinea, Neuseeland, Australien und Madagaskar.
In Mitteleuropa besiedelt die Rohrweihe offene Landschaften mit Schilfbestand. Dazu zählen größere Seengebiete sowie Flusslandschaften. Entscheidend ist das Vorhandensein von Schilfrohr oder Seggenrohrbeständen in Gewässernähe.
Die Rohrweihe ist auch auf Viehweiden, Wiesen und Feuchtbiotopen anzutreffen sowie auf Verlandungszonen, im Bereich von Dünen und Deichen. Entscheidend ist in allen Fällen ein Schilfgürtel in Wassernähe. So ist die Rohrweihe z.B. im Verlauf der Unterelbe im Einzugsgebiet der Deiche anzutreffen.
Die Rohrweihe ist in ganz Mitteleuropa ein Zugvogel der nur als Brutvogel vorkommt. Ausnahmen davon sind kleine Populationen in den Niederlanden und an der belgischen Nordseeküste, wo die Rohrweihe auch ganzjährig als Standvogel anzutreffen ist.
Generell ist die Rohrweihe als Kurzstreckenzieher und auch als Langstreckenzieher einzustufen.
Die Winterquartiere der Rohrweihe befinden sich in Südeuropa (Italien, Sardinien, Korsika, Griechenland), Nordafrika, Zentralafrika (Süd-Sahara bis nach Angola, Sudan und Äthiopien) und bis nach Südostafrika (Tansania, Mozambik und Zimbabwe). Dazu kommen die Überwinterungsgebiete in Afghanistan, Pakistan Indien, Bangladesch, Bhutan, Myanmar und Thailand. Die Brutpopulationen aus Nordeuropa, Westeuropa und Mitteleuropa überwintern im Westen des tropischen Afrika.
Die Rohrweihe ist etwas größer als ein Bussard und ist unter den Weihen die größte Art. Bei der Rohrweihe sind Körper und Flügel schlanker als beim Bussard.
Die Flügel der Rohrweihe. Im Vergleich mit den anderen Weihen ist der Flügel breiter und runder. Unter den Weihen hat die Rohrweihe den kürzesten Schwanz. Die Rohrweihe zeigt einen aktiven Schlagflug mit kräftigen Auf- und Abbewegungen der Flügel. Im Flug zeigt die Rohrweihe recht häufig einen Gleitflug und geht auch in den Segelflug über. Im Gleit- und Segelflug zeigt die Flügelhaltung eine V-Haltung. Im Gleitflug sind die Handschwingen H10-H6 gefächert.
Das adulte ♂ zeigt eine mehrfarbige Befiederung: Flügelspitzen schwarz, blaugrauer Stoß (=Schwanz), Kopf und Brust sind hell gelblich, Kopf, Bauch und Oberflügeldecken sind kastanienbraun. Eine Verwechslung mit einem Kornweihen ♂ ist möglich, allerdings zeigt das Rohrweihen ♂ einen dunklen Bauch. Das adulte♀ zeigt ein dunkelbraunes Gefieder, wobei Scheitel, Kehle und Vorderflügel cremefarben gelblich sind. Der Brustbereich kann einen hellgelblich cremefarbenen Streifen zeigen. Die Gefiederfärbung variiert von dunkel bis hell. Helle ♀ zeigen keine schwarzen Handschwingen.
Im Jugendkleid ist die Rohrweihe schwarzbraun, wobei Scheitel und Kehle eine goldbelbe Färbung zeigen. Die Flügeldecken sind dunkel mit helleren Armflügelfedern.
Die Geschlechtsreife der Rohrweihe tritt mit dem zweiten oder dritten Lebensjahr ein. Während der Brutzeit führen Rohrweihen eine monogame Saisonehe.
Die Rohrweihe baut ein Nest im dichten Schilf. Bodennester der Rohrweihe in Wiesen oder Getreidefeldern sind selten. Für denUnterbau verwendet die Rohrweihe Altschilf und Reisig, das in der Umgebung aufgesammelt wird. Die Nestmulde polstert die Rohrweihe mit weichem Pflanzenmaterial aus. Noch während der Jungenaufzucht wird das Nest weitergebaut. Der Nestbau geschieht überwiegend durch das Rohrweihen ♀. Das ♂ trägt während der Bauphase Nistmaterial bei.
Der Legebeginn liegt bei den Rohrweihen frühestens im April, die Hauptlegezeit ist Mitte Mai bis Ende Juli. Das Gelege besteht aus 3-7 Eiern; der Legeabstand beträgt bei der Rohrweihe 2-3, selten 4 Tage. Die Bebrütung beginnt die Rohrweihe mit dem ersten oder zweiten Ei. Das Rohrweihenweibchen brütet allein und wird während der Brutzeit vom Männchen gefüttert. Die Brutdauer der Rohrweihe beträgt 31-36 Tage. Die jungen Rohrweihen schlüpfen asynchron, wobei der Altersunterschied der Jungen im Nest 3-8 Tage beträgt.
Im Alter von 26 Tagen verlassen die jungen Rohrweihen das Nest und bewegen sich dann in der Nestumgebung. Nach 38-39 Tagen erfolgen die ersten Flüge in der Umgebung.
Das Männchen verlässt die Familie nach dem Ausfliegen der Jungen.
Wovon ernährt sich die Rohrweihe? Die Rohrweihe ernährt sich von Kleinvögeln und Kleinsäugern. Bei den Kleinsäugern umfasst die Nahrungspalette Mäuse und Nager bis zur Größe einer Wanderratte, auch werden Jungkaninchen und Bisamratten gefangen. Die Rohrweihe jagd den Nachwuchs von Blässhuhn, Teichhuhn, Rebhuhn, Möwen, Fasanen und Enten. Die Nahrungspalette richtet sich nach dem jeweiligen Angebot im Brutrevier. Bei fehlendem Angebot fängt die Rohrweihe auch Schlangen, Eidechsen und Frösche. Im Notfall wird auch auf Aas zurückgegriffen.
In starken Feldmausjahren macht die Feldmaus den größten Anteil an der Nahrung der Rohrweihen aus.
Eine Zusammenfassung der Informationen gibt es nachfolgend im Artensteckbrief Rohrweihe.
Systematische Einordnung:
Ordnung: Greifvögel (Accipitriformes)
Familie: Habichtverwandte (Accipitridae)
Gattung: Weihen (Circus)
Art: Rohrweihe
Beschreibung:
Wissenschaftlicher Name: Circus aeruginosus
Artname in Englisch: Western / Eurasian Marsh Harrier
Artname in Französisch: Busard des Roseaux
Artname in Niederländisch: Bruine Kiekendief
Artname in Finnisch: Ruskosuohaukka
Artname in Dänisch: Rørhøg
Artname in Schwedisch: Brun kärrhök
Artname in Polnisch: Błotniak stawowy
Artname in Russisch: Bolotny lun
Vorkommen / Verbreitung: Die Rohrweihe ist ein Brutvogel der gemäßigten und subtropischen Zonen Eurasiens. Das Verbreitungsgebiet beginnt in den westlichen Mittelmeerländern und erstreckt sich dann über Mitteleuropa und ostwärts, in breiter Front über Südost-Europa und das südliche Fennoskandinavien über den Ural und weiter östlich zum Baikalsee und bis in die nordwestliche Mongolei. Im Süden reicht das Verbreitungsgebiet bis nach Nordafrika.
Wanderungen: Die Rohrweihe ist Kurz- und Langstreckenzieher. Brutvögel aus Mitteleuropa überwintern im Westen des tropischen Afrika, sowie regelmäßig auch in den Niederlanden, Süd-Frankreich und Spanien. Auf dem Wegzug ist die Hauptzugrichtung Süd bis Südwest und erfolgt als Breitfrontzug. Die Jungvögel der Rohrweihe gehen in fast allen Richtungen auf Zerstreuungswanderungen. Vom Brutplatz erfolgt der Wegzug ab Ende Juli/Anfang August und ♂ ziehen gewöhnlich vor den ♀. Der Höhepunkt des Zuges wird in Mitteleuropa in der ersten Septemberhälfte erreicht und die letzten Nachzügler ziehen noch bis Anfang November. Der Heimzug aus den Tropen beginnt zwischen Februar und April. In Deutschland erreichen die Rohrweihen zwischen Mitte und Ende März ihre Brutplätze.
Überwinterung Die Winterquartiere liegen südlich der üblichen Brutareale: Südwest-Europa, Mittelmeer; südlich der Sahara bis nach Angola in Westafrika und bis nach Zentralafrika. Weitere Gebiete sind in Rumänien und der Süd-Ukraine und von dort auf die Arabische Halbinsel und nach Vorderasien. In Asien reichen die Wintergebiete bis nach Vorder- und Hinterindien, Sri Lanka und Sumatra.
Lebensraum – Biotop: Die Rohrweihe ist ein Brutvogel der offenen Landschaften ist dabei aber an Feuchtgebiete mit Rohrbeständen gebunden. Die Jagdgebiete liegen überwiegend in Rohrbeständen und deren Verlandungszonen, sowie in Dünen, Wiesen und fruchtbaren Bördegebieten. Während des Zuges sind Rohrweihen in Feuchtgebieten und auf Ackerflächen anzutreffen.
Verhalten: Die Rohrweihe ist tagaktiv und zeigt im Flug den typischen Weihenflug mit V-förmig gehaltenen Flügeln; im Flug auch typisches Kippen des Körpers zur Seite, ohne Flügelschlag. Im Flug auch kurze Gleitflugstrecken. Rohrweihen ruhen und übernachten vorzugsweise im Rohr. Die Jagd wird im niedrigen Suchflug ausgeübt, auch Verfolgungsflüge von Beutetieren.
Kennzeichen: Im Größenvergleich ist die Rohrweihe fast so groß wie ein Mäusebussard. Schlanker Körper und schmale Flügel. Schwanz relativ kurz und breiter als bei den anderen Weihen. Beim Segel- und Gleitflug werden die Flügel in V-Stellung gehalten.
Adultes Kleid ♂: Rücken und Oberflügeldecken braun; Schwanz hellgrau, Oberschwanzdecken ± weiß; Flügelspitzen schwarz; dunkel gestrichelter, heller Kopf; Vorderkörper kräftig gestrichelt; Unterflügeldecken rotbraun; Unterflügel hellgrau mit schwarzen Flügelspitzen.
Adultes Kleid ♀ : Variert von grau bis dunkel-schokoladenbraun. Schultern und kleine Flügeldecken gelblich oder cremeweiß, ähnlich gefärbt sind auch Kehle und Oberkopf. Zügel durch das Auge bis zum Hinterkopf.
Juveniles Kleid: dunkel-schokoladenbraun mit scharf abgesetztem hellen Kehlfleck.
Schnabel: ad. = schwarz
Wachshaut: ad. = zitronengelb; juv. = grüngelb
Füße: ad. = zitronengelb; juv. = blaßgelb.
Iris: ad. = zitronengelb; juv. = dunkelbraun
Größe: 48-56 cm
Gewicht:
♂ 405-667 g
♀ 540-840 g
Spannweite: 110-130 cm
Flügellänge:
♂: 37,2-41,8 cm
♀: 40,4-42,6 cm
Stimme - Ruf: Als Warnruf ein dem Turmfalken ähnlicher Ruf wie „kekeke“; bei Balzflügen quäkend nasale Rufe, als Einzel- oder Reihenrufe.
Geschlechtsreife: Die Geschlechtsreife tritt im 2.-3. Lebensjahr ein.
Paarungszeit: monogame Saisonverbindung
Bruten1 Jahresbrut
Eiablage: In Mitteleuropa ab Mitte/Ende April; Hauptlegezeit im Mai bis Ende Juni.
Brutzeit: In Mitteleuropa ab Mitte April bis Mitte/Ende Juli
Nest: Das Nest besteht aus einem Unterbau aus Altschilf und Reisig, dessen Mulde mit feinem Material ausgepolstert wird; während Brutzeit und Jungenaufzucht wird ständig weiter am Nest gearbeitet, welches dadurch an Umfang zunimmt. Beim Bau beginnt das ♂ mit der unteren Plattform, danach baut das ♀ weiter.
Neststandort - Brutrevier: Im Röhricht und zwischen Sumpfpflanzen, immer über dem Wasser, selten auch, als Bodennest, auf festem Grund.
Gelege: In Mitteleuropa (mindestens 3-) 4-5 (selten -8) Eier
Eier: rundlich-ovale Eier aus glanzloser Schale, Grundfarbe weiß bis bläulich weiß; selten mit rötlicher Fleckung.
Eimaße – Eigewichte:
Länge: 47,0-58,5 mm
Breite: 26,6-42,5 mm; Ø 50,0x38,8 mm
Gewicht: 31,5-48,5 g; Ø 40,4 g
Schalengewicht: 2,71-4,0 g; Ø 3,4 g
Nachgelege: Bei Gelegeverlusten werden Ersatzgelege mit bis zu fünf Eiern gezeitigt.
Legeabstand: 2-3 Tage, teilweise bis zu 4 Tage.
Brutbeginn: Mit dem Legen des ersten oder zweiten Ei, manchmal auch erst nach dem dritten Ei.
Brutdauer: 31-36 (maximal 38) Tage pro Ei, es brütet das ♀.
Nestlingsdauer - Führungszeit: bedunte Nesthocker, die sich ab dem 26. Tag schon in der Nestumgebung aufhalten. Nach 31 Tagen werden erste Flugversuche unternommen.
Flügge: Erst nach 6-7 Wochen sind die Jungen voll flugfähig. Danach werden die jungen Rohrweihen noch weitere 2-3 Wochen von den Altvögeln betreut und gefüttert.
Nahrung: Kleine Vögel und Säuger, während der Brutzeit werden auch Nestlinge und Eier gefangen und gefressen. Als Beutegröße werden Säuger werden bis zur Größe von Wanderratte, Ziesel und Jungkaninchen geschlagen, auch Junghasen, Bisamratten; ferner junge Teichhühner, Blässrallen, falls noch existent auch Rebhühner, junge Möwen, Fasane und Enten. Teilweise werden auch ausgewachsenen Blässrallen und Enten gefangen, wobei allerdings der Überraschungseffekt zum Tragen kommt. Die Rohrweihe nimmt auch Aas und von anderen Greifvögeln geschlagene Beute. Nach einem Zusammenbruch der Feldmausbestände steigt die Rohrweihe während der Brutzeit auf die Vogeljagd um, dann können Vögel bis zu 70% der Beute ausmachen.
Lebensdauer: Der älteste bekannte Ringvogel einer Rohrweihe erreichte ein Alter von 16 Jahren und 8 Monaten.
Mortalität - Sterblichkeit: Im ersten Jahr liegt die Sterblichkeit bei 48-54%, danach nur noch bei 22-38%.
Feinde und Gefährdungen: Verlust des Lebensraumes. Regulierung von Fließgewässern, Grundwasserabsenkung, z.B. durch Tagebau, intensive Landwirtschaft.
Jagdbares Wild: Ja
Jagdzeit: Nein, Ganzjährige Schonzeit
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1+2, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993
Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, AULA-Verlag Wiesbaden, 1985
Bruun/Singer/König/Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982
Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 4, Falconiformes, AULA-Verlag Wiesbaden, 2. durchgesehene Auflage 1989
Mebs, Theodor (†), Schmidt, Daniel, Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens, Franck-Kosmos Verlag Stuttgart, 2. Auflage 2014
Svenson, Lars et. al, Der Kosmos Vogelführer, Franck-Kosmos Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2. Auflage 2011
Bundesamt für Naturschutz: Nationaler Vogelschutzbericht 2019 gemäß Artikel 12 Vogelschutzrichtlinie, Berichtsdaten aus dem Abschnitt O...Roh Brutvögel (pdf download)
Ei der Rohrweihe: Attribution: Von Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35854647; File URL: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/40/Circus_aeruginosus_MWNH_2019.JPG; Page URL: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Circus_aeruginosus_MWNH_2019.JPG