Die Gryllteiste ist eine Art der nordatlantischen und nordpazifischen Alke und kommt in den subarktischen und arktischen Regionen als Brutvogel vor. Als Brutvogel siedelt die Gryllteiste an den pazifischen (einschließlich Beringstraße) und atlantischen Küsten Nordamerikas (im Süden bis Neufundland). Neben Grönland und Island werden alle großen arktischen Inselgruppen Eurasiens bis nach Ostsibirien besiedelt.
In Nordwesteuropa finden wir die Gryllteiste als Brutvogel an der irischen Küste, an der West- und Norküste Schottlants (einschließlich Westliche Hebriden, Orkney Inseln und Shetland Inseln), Norwegen, in Südschweden und Fennoskandinavien (Finnland, Karelien und Nordrussland), sowie im südlichen und westlichen Ostseeraum.
In Mitteleuropa ist die Gryllteiste an der belgischen, niederländischen und deutschen Nordseeküste fast Ganzjährig als Durchzügler, Übersommerer und Wintergast zu sehen.
Die Gesamtpopulation wird weltweit auf < 350.000 Brutpaare geschätzt. Der europäische Brutbestand beläuft sich dabei auf 130.000-300.000 Brutpaare.
Systematische Einordnung:
Ordnung: Schnepfen-, Möwen- und Alkenvögel (Charadriiformes)
Familie: Alke (Alcidae)
Gattung: Teiste (Cepphus)
Art: Gryllteiste
Beschreibung:
Wissenschaftlicher Name: Cepphus grylle
Artname in Englisch: Black Guillemot
Artname in Französisch: Guillemot à miroir
Artname in Niederländisch: Zwarte Zeekoet
Vorkommen / Verbreitung: Brutvogel der subarktischen und arktischen Gebiete. Verbreitung an den nordpazifischen Küsten und der Beringstraße. Im Nordatlantik in den arktischen Gebieten Nordamerikas und im Süden bis nach Neufundland. Grönland und auf den arktischen Inselgruppen Eurasiens und dort bis nach Ostsibirien (Spitzbergen, Franz-Joseph-Land, Nowaja Semlja, Nerwaja Semlja, Neusibirische Inseln). In Nordwest-Europa auf Island, Süd- und Westküste Irlands, West- und Nordküste Schottlands, Westliche Hebriden, Orkney Inseln, Shetland Inseln. Norwegische Küste, Südschweden. Fennoskandinavien (Finnland, Karelien und Nord-Russland).
Wanderungen: Im Winter konzentrieren sich die Vorkommen auf die westliche und südliche Ostsee. Übersommerer sind auch im Sommer in der südlichen Ostsee anzutreffen. Auch an der belgischen, niederländischen und deutschen Nordseeküste sind Gryllteiste das ganze Jahr über anzutreffen. Die Winterquartiere in der Ostsee werden meistens zwischen Dezember und Januar erreicht. Der Rückzug in die Brutgebiete erfolgt meist ab April/Mai. Zwischen August und September halten sich adulte und juvenile Gryllteiste auf der offenen See auf. Im Allgemeinen wandern Gryllteiste nicht weiter als 300-400 km vom Brutgebiet weg. Die Rückkehr an die Brutplätze ist von den Eisverhältnissen abhängig.
Überwinterung: Zum Teil überwintern Gryllteiste sogar im Packeis. Wenn Gryllteiste ziehen, entfernen sie sich im Allgemeinen nicht weiter als 300-400 km vom Brutplatz. Die Brutvögel aus Irland und Großbritannien bleiben überwiegend an den Brutplätzen. Einzelne ziehen bis an die französische Atlantikküste.
Lebensraum: Brutvogel der Küste, brütet zwischen Felsen am Fuß steiler Böschungen oder niedrigen Klippen/Steilküste. In gemischten Brutpopulationen siedeln Gryllteiste immer in den unteren Stockwerken des Vogelfelsens. Auch Bruten auf Fels-, Kies- oder Sandinseln; auch am Packeisrand und auf Eisbergen.
Verhalten: Überwiegend tagaktiv. Gryllteiste besitzen bessere Flugeigenschaften als Trottellummen und fliegen auch in größeren Höhen. Der Nahrungserwerb erfolgt durch Flügeltauchen im Flachwasser (Flügeltaucher bewegen sich unter Wasser durch die Bewegungen der Flügel fort). Dabei werden Tauchtiefen von mindestens 3,5 m, im Durchschnitt 5-18 m und in Extremfällen sogar bis zu 20 m erreicht. Die Tauchzeit beträgt im Durchschnitt 30-50 Sekunden und kann in Extremfällen bis zu 70 Sekunden dauern. Das Tauchen erfolgt häufig aus dem Schwimmen heraus, bei dem die Gryllteisten mit dem Kopf im Wasser schwimmen, wobei nur die Augen noch über der Wasseroberfläche gehalten werden.
Gesellige Vögel, die auch in lockeren Gruppen bis zu kolonieartigen Ansammlungen zur Brut schreiten.
Kennzeichen: Im Größenvergleich so groß wie eine Knäkente. Schlankler Schnabel (Länge etwa halbe Kopflänge). In allen Kleidern schwarzes Gefieder mit weiß geflecktem Feld. Nur bei juvenilen und immaturen Individuen ist dieses Feld dunkel gefleckt. Lange Beine.
Adultes Brutkleid: überwiegend schwarz mit weißem Flügelfeld; weiße Achselfedern und Unterflügeldecken.
Adultes Ruhekleid: Oberkopf, Halsoberseite und Rücken weißlich mit dunklen Tupfen. Unterseite und Flügelfeld weiß. Handschwinge, Armschwinge und Schwanzfedern (Steuerfedern) schwarz.
Juveniles Kleid: Ähnelt dem adulten Ruhekleid nur sind Oberkopf und Halsoberseite dunkler. Rücken einförmig dunkelgrau. Weißes Flügelfeld mit graubraunen Flecken durchsetzt. Weiße Unterseite mit feiner Bänderung. 1. Ruhekleid und 1. Brutkleid ähnelt bereits dem adulten Kleid, jedoch sind immer noch die grauen Flecken im weißen Flügelschild vorhanden.
Schnabel: bei den adulten Vögeln ist der Schnabel schwarz oder dunkelbraun. Mundhöhle und Zunge zeigen ein leuchtendes rot.
Füße: ab dem ersten Brutkleid korallenrot; bei juv. und imm. Vögeln grau mit rötlichem Anflug. Iris: dunkelbraun.
Größe: 32-38 cm
Gewicht: 380-430 g
Spannweite: 49-58 cm
Stimme und Ruf: Durchdringendes Pfeifen wie „siiie“, welches zum Ende hin abfällt. Dagegen können Gryllteiste wie Singvögel zwitschern, ähnlich „zit zit zit“ was langsam anfängt und dann schneller wird. Auch zweisilbiges „dü-sit dü-sit“.
Geschlechtsreife: Gryllteiste werden frühestens im 2. Lebensjahr geschlechtsreif.
Paarungszeit: meist über viele Jahre stabile Partnertreue. Mit der Ankunft am Brutplatz ist ab Anfang März zu rechnen. Die Kopulation wird von einer Balzzeremonie eingeleitet.
Bruten: meistens 1 Jahresbrut.
Eiablage: Mit dem Legebeginn ist in Europa frühestens ab Anfang Mai zu rechnen, bei im hohen Norden brütenden Populationen auch erst im Juni.
Brutzeit: Mai bis Juli
Brutrevier: Brutrevier und Nistplatzwahl werden bei den Wasserrallen vom ♂ getroffen.
Nest: Muldennest, daß von der Gryllteiste ausgescharrt wird. Die Eier liegen auf dem Boden, mit nur sehr wenig Nestmaterial.
Neststandort: Gryllteiste brüten in Höhlen oder Halbhöhlen, auch in Felsspalten, zwischen Steinen.
Gelege: (1-) 2 (selten 3) Eier.
Eier: Eier kurz spindelförmig bis länglich-oval, am Pol flacher als bei den Lummen. Grundfarbe weiß bis grünlich auch hellbraun ist möglich. Oberfläche mit größerer Fleckung.
Nachgelege: Nachgelege werden bei Brutverlust gezeitigt.
Legeabstand: Bei zwei Eiern erfolgt die Ablage des zweiten Eies innerhalb von 24 Stunden. Der Extremintervall liegt bei 3 Tagen.
Brutbeginn: mit Ablage des ersten Ei, vielfach auch erst mit Ablage des zweiten Ei.
Brutdauer: 25-36 Tage, ♂ und ♀ brüten
Schlüpfen: Vom ersten Schalenriß bis zum endgültigen Schlüpfen vergehen 3-4 Tage.
Nestlingsdauer: bedunte Nesthocker, die in den ersten Tagen noch von beiden Eltern gehudert werden. Beide Altvögel füttern. Die Jungen verlassen den Nistplatz erst, wenn die Schwungfedern noch nicht vollständig ausgewachsen sind. Gryllteiste verbleiben ca. 35-40 Tage am Nest.
Flügge: Nach 35-40 Tagen verlassen die jungen Gryllteiste das Nest und sind dann vollkommen selbständig. Zu diesem Zeitpunkt sind die Flugfedern noch nicht vollständig ausgewachsen. Kurz danach sind die Jungen voll flugfähig. Die Geschwister verlassen das Nest entsprechend ihrem Entwicklungsstand in Abständen von 1-2, selten von bis zu 8 Tagen. Bis Ende August, spätestens allerdings bis in die zweite Septemberhälfte sind alle Jungen ausgeflogen.
Nahrung: Junge Gryllteiste werden mit Fischen aus den flachen Küstengewässern gefüttert. Neben Fisch besteht die Nahrung im Winterhalbjahr auch aus Krustentieren, Mollusken, und auch Würmern. Gefangene Fische weisen Längen von 10-17 cm auf, können als Extrem 5-25 cm Länge aufweisen.
Lebensdauer: Die älteste beringte Gryllteiste erreichte ein Alter von 22 Jahren und 11 Monaten (Ringfund in Großbritannien).
Feinde: Eierdiebe: Minks, Ratten und Möwen. Überflutung der Brutplätze und schlechte Witterung. Natürliche Feinde: Schneeeule, Polarfuchs, Waschbär, Greifvögel. Biotopverschlechterungen, Aufnahme von Schadstoffen durch die Nahrung (z.B. Quecksilber). Überfischung der Fischbestände durch Großfangschiffe. Verenden in Schleppnetzen der Hochseefischerei.
Mortalität: Bei adulten Gryllteisten kann eine Sterblichkeitsrate von 13% pro Jahr angenommen werden (auf Island), hingegen liegt die Sterblichkeit von Gryllteisten im ersten Jahr bei 51%.
Jagdbares Wild: Nein
Jagdzeit: Nein. Naturschutz