Der Haussperling ist in den borealen und wechselfeuchten Tropen der Regionen Paläarktis und Orientalis von Europa über Westsibirien bis nach Ostsibirien verbreitet, wo sich das Verbreitungsgebiet, als schmaler Gürtel an der Streckenführung der Transsibirischen Eisenbahn orientiert. Die südliche Grenze des Verbreitungsgebietes beginnt im Westen der Sahara und erstreckt sich über das Nildelta über die arabische Halbinsel über Sri Lanka bis nach Malaysia.
Weitere Vorkommen des Haussperling existieren in Australien und Neuseeland (Ozeanien). Der urpsrünglich in Nordamerika von Einwanderen eingebürgerte Haussperling hat sich von dort bis nach Südamerika und in die Karibik verbreitet
In Europa ist der Haussperling noch ein weit verbreiteter Singvogel. In der Schweiz kommt der Haussperling bis in Höhen von 2000 m vor. Der Europäische Brutbestand wird auf ca. 63-130 Millionen Brutpaare geschätzt, leider mit abnehmender Tendenz. Die größten europäischen Brutvorkommen befinden sich in Russland, Türkei, Spanien, Deutschland, Bulgarien und Portugal. In Mitteleuropa allein wird der Brutbestand auf ca. 14-28 Millionen Brutpaare geschätzt.
Der Haussperling ist größer als der Feldsperling. Der Schnabel ist kurz und wirkt klobig.
Federkleid ♂: Oberkopf aschgrau mit Zügel und schwarzem Band unter dem Auge, daß sich verschwommen bis in den Nacken fortsetzt. Ebenfalls ist ein sehr dünner Überaugenstreif vorhanden. Kehle und Kropfgegend sind schwarz. Hinter dem Auge beginnt ein kastanienbrauner Streifen, der sich bis in den Nacken hineinzieht.
Der Rücken ist braunrot mit schwarzer Streifung. Bürzel und Oberschwanzdecken sind bräunlich-aschgrau. Die Steuerfedern (Schwanz) sind dunkelbraun mit rostbraunen Säumen, während die Schwungfedern dunkelbraun sind, mit rotbrauner Säumung. Große Flügeldecken sind dunkelbraun mit breiten, kastanienbraunen Säumen. Mittlere Flügeldecken rotbraun mit gelblich-weißen Spitzen; Kleine Flügeldecken = kastanienbraun. Wangen und Unterseite sind grauweiß
Federkleid ♀: Oberseite ist hell-graubraun. Rücken schwarzbraun mit gelbbrauner Streifung. Überaugenstreif vom Schnabel bis in den Nacken, der ab dem Auge und zum Nacken hin breiter wird. Darunter verläuft ein schmaler brauner Augenstreif. Ohrdecken, Brust und Flanken sind graubraun; Kehle und Bauch = grauweiß bis bräunlichweiß. Die Jungvögel ähneln anfangs noch dem ♀
Schnabel: im Brutkleid ist der Schnabel beim ♂ schwarz; ansonsten, wie beim ♀ hornbraun mit gelblicher Schnabelbasis
Läufe und Füße: Hellbraun
Iris: braun
Systematische Einordnung:
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Familie: Sperlinge (Passeridae)
Gattung: Sperlinge (Passer)
Art: Haussperling
Beschreibung:
Wissenschaftlicher Name: Passer [domesticus] domesticus
Artname Englisch: House Sparrow
Artname Französisch: Moineau domestique
Artname Niederländisch: Huismus
Artname Finnisch: Varpunen
Artname Dänisch: Gråspurv
Artname Schwedisch: Gråparv
Artname Polnisch: Wróbel
Vorkommen / Verbreitung: Das Verbreitungsgebiet des Haussperlings ist sehr weit gefasst und erstreckt sich über die borealen und wechselfeuchten Tropen der Regionen Paläarktis und Orientalis. In Europa ist die Nominatform nur auf Sardinien und im äußersten Norden von Norwegen und Schweden nicht präsent. Gebiete oberhalb des 70. nördlichen Breitengrades werden nicht besiedelt. Nach Osten erstreckt sich das Areal über den Ural hinaus wobei der Haussperling, als Kulturfolger, offenbar einen Korridor um den Streckenverlauf der Transsibirischen Eisenbahn besiedelt. In Sibirien sinkt die nördliche Verbreitungsgrenze auf den 63. nördlichen Breitengrad. Die Südgrenze der Verbreitung liegt auf der Linie Chabrowsk, Nördliche Mandschurei, Nord-Mongolei und bis in die Wüste Gobi.
Die westliche Grenze des Verbreitungsareals liegt in Westafrika und erstreckt sich von dort entlang der Sahara über Nordafrika bis in das Niltal als südliche Grenze (bis hinunter zum 20. nördlichen Breitengrad), inklusive der Arabischen Halbinsel und verläuft dann hinüber zum Indischen Subkontinent und über Sri Lanka nach Malaysia.
Die Nominatform ist in ganz Mitteleuropa verbreitet. In Nordamerika eingeführte Sperlinge haben sich von dort bis nach Südamerika und in die Karibik verbreitet, wo sie nur im tropischen Regenwald nicht vorkommen.
Wanderungen: Die Nominatform ist in Mitteleuropa überwiegend Standvogel, nur die Jungvögel gehen auf Zerstreuungswanderungen. Der Zug der Jungvögel geht jedoch nicht über einen Radius von 10 km hinaus. Nur in Einzelfällen wurden bei Jungvögeln Zugstrecken von bis zu 550 km nachgewiesen.
Migrationen: Ab September-Oktober erfolgen gerichtete Zugbewegungen über die Schweizer Alpenpässe, die überwiegend von Jungvögeln unternommen werden. Ab der ersten Brutansiedlung gelten Haussperlinge als extrem standorttreu. Während der Brutzeit beträgt der Aktionsradius um das Nest nur 50 m. Außerhalb der Brutzeit erweitert sich der Aktionsradius auf ca. 200 m, um den zentralen Punkt der Ansiedlung. Haussperlinge in ländlichen Gebieten zeigen größere Aktionsradien, die in der Brutzeit bei 400 m und außerhalb der Brutzeit bei bis zu 600 m liegen.
Lebensraum: Als echter Kulturfolger des Menschen siedelt der Haussperling an Bauernhöfen, wo auch Tierzucht und Kleintierhaltung betrieben wird. Ansonsten ist der Sperling in Europa in allen geschlossenen Siedlungsräumen vom Dorf bis zu Ballungsräumen der Metropolregionen vertreten.
Verhalten: Der Haussperling ist tagaktiv. Der Nahrungserwerb erfolgt am Boden, in Büschen und Hecken. Fliegende Insekten werden teilweise aus dem Flug heraus gefangen. In geschlossenen Siedlungsräumen besuchen Haussperlinge sehr gerne die von Menschen unterhaltenen Futterstellen, wo sie dann auch leicht zu beobachten sind. Entgegen des ansonsten üblichen Aktionsradius in Städten sind Nahrungsflüge auf Ackerflächen bekannt, wobei teilweise 2,5-5 km zurückgelegt werden. Haussperlinge sind das ganze Jahr über gesellig und treten überwiegend in Trupps auf. An öffentlichen Futterstellen, wo auch viele Menschen verkehren sinkt die Fluchtdistanz erheblich, teilweise sitzen die Haussperlinge in den Außenanlagen von Gastronomien an und unter Tischen und Stühlen und warten auf Futter. Nester werden gerne in Kolonien angelegt.
Größe: 13,5-15 cm
Gewicht:
♂: 17-21,5 g, Ø 18,9 g
♀:15,8-19,8 g , Ø 17,6 g
Spannweite: 22,5-25,5 cm
Flügellänge:
♂: 75-81 mm; Ø 78,3 mm
♀: 72,5-80,5 mm; Ø 75,5 mm
Stimme und Ruf: Haussperlinge sind sehr ruffreudig und äußern schilpende und auch zeternde Laute wie: „schilp schilp schilp“ – teilweise auch als „tschuip“ wiedergegeben. Weiches „wäd“. Der Erregungsruf, als Reihenruf, klingt wie „tschet-tschet-tschet“, auch schnelles „tetetetet“.
Geschlechtsreife: Haussperlinge werden bereits im ersten Jahr geschlechtsreif.
Paarung: Haussperlinge führen offenbar eine monogame Dauerverbindung. Allerdings kommt es auch zu Bigamie. Die Brutpaare sind sehr standorttreu und bleiben meist das ganze Jahr über am Brutplatz, der auch in der Folgezeit nicht aufgegeben wird. Bei Einjährigen erfolgt die Paarbildung bereits im Herbst.
Revierverhalten: Der Nestplatz wird vom ♂ verteidigt, ansonsten wird gerne in Kolonien gebrütet.
Paarungszeit: geschlechtsreife Jungvögel der Haussperlinge beginnen mit der Balz bereits im Herbst, während die Balz bei unverpaarten Vögeln bis in den Frühling anhält.
Kopulationen - Begattungen: Haussperlinge sind sehr paarungsfreudig. Auf den Nestern sind, während der Brutsaison, bis zu 200 Kopulationen auf den Nestern durchaus üblich.
Bruten: generell 2-3 Jahresbruten, es sind allerdings auch 4 Jahresbruten nachgewiesen.
Legebeginn: Da der Legebeginn stark temperaturabhängig ist kann der tatsächliche Legebeginn auch später erfolgen. Generell erfolgt der früheste Legebeginn ab Mitte März-Anfang April. Die Hauptzeit des Legebeginns ist Mitte/Ende April wobei noch bis in den Juli hinein Eier gelegt werden. Auch im November wurden noch Bruten nachgewiesen.
Brutzeit: März bis Ende August/Anfang September
Nest: Nester werden als Kugelbauten, mit seitlichem Eingang, aus Stroh und trockenem Gras angelegt. Bei unverpaarten wird der Nestbau vom ♂ begonnen und dann von ♂ + ♀ gemeinsam beendet. Bei Haussperlingen sind Nestbauten das ganze Jahr über zu beobachten.
Neststandort: Nester der Haussperlinge lassen sich an vielen Orten finden, wie z.B.: Höhlen, Spalten, tiefe Nischen in Mauerwerken, in Felsen, in Erdwänden, in Bäumen, auch in den Nestern von Mehlschwalben, in Hallen und in Gebäuden. Haussperlinge nehmen auch spezielle Nistkästen an.
Gelege: mindestens 2 Eier, regelmäßig 4-6, selten 7 und 8 Eier. In der Regel werden die Eier in einem Zeitraum von bis zu 90 Minuten nach Sonnenaufgang gelegt.
Eier: kurzovale Eier mit mattglänzender, weißlich bis bläulicher Schale mit dunkelbrauner Fleckung.
Nachgelege: Bei Folgegelegen liegt der Abstand zum ersten Ei bei ca. 6-8Tagen.
Legeabstand: 1 Tag
Brutbeginn: Teilweise schon nach Ablage des ersten Ei. Beide Altvögel brüten.
Brutdauer: 10-17 Tage, selten bis 17 Tage.
Schlüpfen: Mit Ausnahme des letzten Jungen, erfolgt das Schlüpfen des Geleges an einem Tag.
Nestlingsdauer: Nesthocker, die anfangs noch vom ♀ gehudert werden. Die Jungen verlassen das Nest nach ca. 14-16 Tagen
Füttern: Bei den Haussperlingen füttern beide Partner, teilweise auch nur das ♀
Flügge: nach ca. 14-16 Tagen können die jungen Hausperlinge schon gut fliegen, werden aber noch weitere 14 Tage geführt und sind dann selbständig.
Nahrung: Haussperlinge ernähren sich hauptsächlich von Sämereien, Getreide, Gräser, Binsen, Gänsefuß, Knöterich, Haushaltsabfälle, in Städten auch Brot und ansonsten im menschlichen Wohnbereich angebotenes Vogelfutter. Während der Brutzeit und im Sommer beträgt der Anteil tierischer Nahrung bis zu 30 % der aufgenommenen Nahrung. Die tierische Nahrung besteht aus Insekten, Blattläusen, Käfern, Heuschrecken und Raupen.
Lebensdauer: Der älteste Ringvogel eines Haussperlings erreichte ein Alter von 19 Jahren und 9 Monaten.
Sterblichkeit - Mortalität: Im ersten Monat liegt die Sterblichkeit schon bei 35%. Danach haben adulte Vögel eine jährliche Sterblichkeit von 30-35%. Nach holländischen Untersuchungen in Rotterdam erreichen nur 11-15% des Gesamtbestandes ein Alter von 4 Jahren.
Feinde - Gefährdungen: Die Gefährdungsursachen sind sehr vielfältig und überwiegend von Menschen verursacht. Vor allem die erhebliche Verschlechterung der Lebensräume bzw. der Lebensraumqualität, mit Rückgang von Nistplatzmöglichkeiten, Verlust von geeigneter Nahrung für die Jungenaufzucht sind auf den vorderen Plätzen zu nennen. Dazu kommt eine Monotonisierung der Landwirtschaft und Hinwendung zu reinen Agrarsteppen, Ausräumung der Landschaft, Zerstörung aufgelockerter Landschaften. Rückgang von Pferde- und Kleintierhaltung in den ländlichen, stadtnahen Gebieten. Rückgang des Haferanbaus. Stärkere Verwendung von Bioziden in der Landwirtschaft. Rückgang von Öd- und Brachflächen zu allen Jahreszeiten und nicht nur im Winter. Geringeres Insektenangebot zur Brutzeit durch das Fehlen von entsprechenden Sträuchern und Büschen in den Gärten.
Prädatoren sind Hauskatzen, verwilderte Katzen in Siedlungsgebieten, Schleiereule, in den Städten auftauchende Sperber. Zur Türkentaube besteht eine Nahrungskonkurrenz.
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1+2, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993
Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Passeriformes, Band 2, AULA-Verlag Wiesbaden, 1993
Bruun/Singer/König/Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982
Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 14/I, Passeriformes (5. Teil), AULA Verlag GmbH Wiesbaden, 1997
Svenson, Lars et. al, Der Kosmos Vogelführer, Franck-Kosmos Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2. Auflage 2011
Bundesamt für Naturschutz: Nationaler Vogelschutzbericht 2019 gemäß Artikel 12 Vogelschutzrichtlinie, Berichtsdaten aus dem Abschnitt Gr...Ha Brutvögel + Verbreitungskarten (pdf download)