Der Himalayageier - Der Schneegeier (Gyps himalayagensis)

 

 

 

Der Himalayageier gehört zu den Altweltgeiern und der größte Geier der Gattung Gyps, damit ist er noch größer als Gänsegeier und Mönchsgeier. Seine Heimat sind die Gebirge, Hochplateaus und Steppen der zentralasiatischen Gebirge. Wegen seiner hellen Gefiederfärbung und seiner Verbreitung in den Gebirgen Südasiens wird er auch Schneegeier genannt.

 

Wegen seiner weiten Verbreitung im Himalayagebiet und besonders in Tibet, wurde der Himalageier einst als das Symboltier für das tibetanische Hochplateau schlechthin bezeichnet. Noch Fischer berichtete über hunderte von Himalayageiern, die an den Klöstern saßen und dort auf Nahrung warteten. Dazu hatten sie auch eine einzigartige Aufgabe in den jahrunderte alten Bestattungsformen, der Luft- oder Himmelsbestattung. Nach dieser Tradition wurden die Leichname am Tag der Bestattung zerstückelt und an die Geier verfüttert. Für die Tibeter bringen die Geier die Verstorbenen in den Zustand zwischen Tod und Wiedergeburt, das Bardo. Bei dieser Bestattungsform werden auch Bartgeier angelockt, denen dann die Verarbeitung des Skelettes überlassen wird.

 

 

himalayageier am kadaver ephotocorp istock
Himalayageier am Kadaver (Source: ePhotocorp Agentur iStock)

 

Wie sieht der Himalayageier aus?

 

Der Himalayageier oder Schneegeier ist größenmäßig so groß wie der uns in Europa bekannte Gänsegeier. Genau wie dieser hat er einen weißen Federkragen am Halsansatz, bei den juvenilen und immaturen Individuen ist der Halskragen noch dunkelbraun. Kopf und Hals sind mit weißen Flaumfedern bewachsen. Sein Schwanz ist kurz und die Flügel sind lang und breit, im Flug werden die äußeren 8 Handschwingen gespreizt. Der adulte Himalayageier zeigt ein überwiegend gelbbraunes Gefieder, vor allem auf Bauch und Brust, auf den Oberflügel- und Unterflügeldecken und an den Hosen.

 

Status und Entwicklung des Himalayageiers

 

Aktuell sieht es so aus, daß der Himalayageier nicht durch das Mittel Diclofenac beeinträchtigt wurde. Nach vorliegenden Berichten, wird der Bestand des Geiers auf dem tibetanischen Hochplateau auf ca. >229.000 Individuen geschätzt. Die Größe des tibetanischen Hochplateaus beläuft sich auf 2,5 Millionen km². Offensichtlich hat die kulturelle Bedeutung des Himalaygeiers für die Menschen in diesem Gebiet zu seiner Bewahrung beigetragen. Der aktuelle Status wird mit "geringes Risiko" (Lower Risk / Least Concern) angegeben.

 

 

 

Steckbrief: Himalayageier - Schneegeier

 

Brutzeit – Gelege – Größe – Gewicht – Nahrung – Biotop – Alter

 

Systematische Einordnung:

Ordnung: Greifvögel (Accipitriformes)

Familie: Habichtverwandte (Accipitridae)

Gattung: Gänsegeier (Gyps)

Art: Himalayageier

 

Wissenschaftlicher Name: Gyps himalayensis

 

Namen und Synonyme des Himalayageiers

 

Englisch: Himalayan Griffon Vulture

Französisch: Vautour de l‘Himalaya

Niederländisch: himalayagier

Italienisch: Gifone dell‘Himalaya

Spanisch: Buitre del Himalaya

Finnisch: Himalajankorppikotka

Dänisch: Himalayagrib

Polnisch: Sęp himalajski

Russisch: Снежный гриф

Chinesisch: 高山兀鹫

Chinesisch (traditional): 高山兀鷲

Nepali: हिमाली गिद्ध

Malaiisch: Burung Hereng Himalaya, Hereng Himalaya

Thailändisch: อีแร้งเทาหิมาลัย, อีแร้งน้ำตาลหิมาลัย, อีแร้งสีน้ำตาลหิมาลัย

Persisch: کرکس هیمالیایی

Bengali: হিমালয়ী গৃধিনী

 

Beschreibung des Himalayageiers

 

Vorkommen / Verbreitung: Der Himalayageier ist ein Brutvogel der zentralasiatischen Hochgebirge und sein Vorkommen erstreckt sich über den Himalaya, Tibet, und die Gebirge Tarbagatai, Tien-shan, Pamir, Sikang.

 

Wanderungen: Im Gebirge Tibets ist der Himalayageier Standvogel und verbringt dort auch den Winter.

 

Lebensraum – Biotop: Die Gebirgszonen und Steppen der zentralasiatischen Hochgebirge. Der Himalayageier siedelt in Bereichen zwischen 1.200 bis 2.500 m. Seine Suchflüge führt er in Höhen zwischen 600 und bis zu >6.000 m aus.

 

Verhalten: Sehr guter Gleitflieger; segelt noch in Höhen von >6.000 m. Nistet in Kleinkolonien, welche 4-6 Brutpaare umfassen. Horste werden auch über mehrere Jahre hinweg benutzt. Teilweise sehr gesellig. An den Kadavern sammeln sich nach der Landung des ersten Himalayageiers teilweise schon nach wenigen Minuten bis zu 50 Individuen. Als Gruppe sind sie in der Lage, tote Yakochsen in zwei Stunden bis auf das Skelett zu verzehren. Bartgeier werden an den Kadavern abgedrängt und müssen warten, bis die Himalayageier fertig sind.

 

Kennzeichen: Größter Geier der Gattung Gyps. Keine Unterscheidung zwischen ♂ und ♀, beide Geschlechter sind gleich groß. Lange, breite Schwingen, langer Hals nur wenig mit Dunen bewachsen. Schmutzigweiße, gut sichtbare Halskrause. Oberseite ist bräunlich-rahmfarben. Armschwingen und Schwanz bräunlich schwarz, Handschwingen sind komplett schwarz. Oberflügeldecken und Flügelunterseite weiß bis rahmfarben. Hellbraunes Kropfschild mit Längsstreifen.

 

Schnabel: hellgrün bis hornfarben, mit dunkler Spitze.

 

Läufe: hornfarben / fleischfarben.

 

Iris: rot.

 

Größe: 103-110 cm

Schwanzlänge: 37-40 cm

Gewicht: 8.000-12.000 g

Spannweite: 260-289 cm

Flügellängen: 790-810 mm

 

Geschlechtsreife: Himalayageier erreichen die Geschlechtsreife nach 5-6 Jahren.

Paarungszeit: Monogame Dauerverbindung, die Partner bleiben lebenslang zusammen. Die Paarung erfolgt wahrscheinlich schon vor der Brutreife. Die Paarungszeit beginnt mit der Balz im Frühjahr.

 

Bruten1 Jahresbrut

Eiablage: teilweise schon ab Dezember

Brutzeit: Dezember bis April

 

Nest: Nest aus Zweigen, das in der Mulde mit Haaren und Gras ausgepolstert wird. Teilweise werden auch alte Adlerhorste genutzt.

Neststandort - Brutrevier: Der Horst wird in den Nischen von steilen Felswänden angelegt.

 

 

Gelege: nur 1 Ei

Eier: Ei mit grünlichweißer Schale und leichter rotbrauner Fleckung.

 

Eimasse und Eigewichte

Länge x Breite: 92,6x69,6 mm

Gewicht: ≈ ??? g

 

Nachgelege: unbekannt.

 

Brutdauer: ca. 56 Tage, es brüten beide Altvögel

 

Nestlingsdauer - Führungszeit: bedunter Nesthocker, der anfangs noch gehudert wird. Beide Altvögel füttern. Das Junge verlässt nach 113-120 Tagen den Horst.

 

Flügge und Fütterungsperiode: Nach ca. 80-90 Tagen verlässt der junge Himalayageier erstmals den Horst und wird nach dem Ausfliegen noch mehrere Wochen von den Altvögeln betreut und gefüttert (Bettelflugperiode). Während dieser Zeit wird der junge Geier auf dem Horst gefüttert und kehrt auch zum Schlafen auf den Horst zurück.

 

Nahrung: Als Kadaververwerter ist der Himalayageier an großen Kadavern zu finden.

 

Lebensdauer: ??? Jahre.

 

Mortalität - Sterblichkeit: Junggeier der Gattung Gyps sind in den ersten 2 Monaten noch sehr gefährdet. In dieser Zeit kommen die meisten der ausgeflogenen Individuen um. Wenn der Junggeier die ersten 2 Monate überlebt hat, steigen seine Chancen, die Brutreife zu erreichen. Nur 50% der Junggeier erreichen überhaupt das Ende des ersten Lebensjahres. Nur 8% erreichen noch die Brutreife.

 

Feinde und Gefährdungen: Jagd und Verfolgung durch den Menschen. Lebensraumverknappung.

 

 

 

Quellennachweise

 

Brown, Leslie, Die Greifvögel, Ihre Biologie und Ökologie, Paul Parey Verlag Hamburg und Berlin, 1979

Ferguson-Lees, James, Christie, David, Raptors of the World, A Field Guide, Christopher Helm London, 2005, reprinted 2019

Fischer, Wolfgang, Die Geier, Die Neue Brehm-Bücherei, A. Ziemsen Verlag Lutherstadt Wittenberg, 1963

Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 4, Falconiformes, AULA-Verlag Wiesbaden, 2. durchgesehene Auflage 1989

Grzimek, Bernhard et al (HG), Grzimeks Tierleben, Band VII, Vögel 1, Kindler Verlag AG Zürich, 1968

Mebs, Theodor, Die Greifvögel Europas Nordafrikas und Vorderasiens, Franchk-Kosmos Verlags GmbH & Co. KG, 2. Auflage 2014

Weick, Friedhelm, Die Greifvögel der Welt, Verlag Paul Parey Hamburg und Berlin, 1980

 

Bildnachweise:

 

Himalayageier am Kadaver - Source: EPHOTOCORP/Agency iStock