Der Kaiseradler (Aquila heliaca)

 

 

Der Kaiseradler gehört zur Gattung Aquila und ist ein seltener Brutvogel in den Steppengebieten von Portugal und Spanien, sowie des östlichen Mittel- und Süd-Europas.

 

Der europäische Gesamtbestand des Kaiseradlers in Europa wird auf ungefähr 850-1400 Brutpaare geschätzt, wovon die meisten im europäischen Teil Russlands brüten (ca. 600-900 Brutpaare).

 

 

kaiseradler kopf portrait
Kaiseradler - Kopfportrait
kaiseradler sitzend
Kaiseradler sitzt auf dem Block
kaiseradler sitzend
Kaiseradler sitzt auf dem Block

kaiseradler fuesse
Die Fänge (Füße) eines Kaiseradlers

 

Steckbrief: Kaiseradler

 

Brutzeit – Gelege – Größe – Gewicht – Nahrung – Biotop – Alter

 

Systematische Einordnung:

Ordnung: Greifvögel (Accipitriformes)

Familie: Habichtverwandte (Accipitridae)

Gattung: Echte Adler (Aquila)

Art: Kaiseradler

 

Beschreibung:

Wissenschaftlicher Name: Aquila [heliaca] heliaca

Artname in Englisch: (Eastern) Imperial Eagle

Artname in Französisch: Aigle impérial

Artname in Niederländisch: Keizerarend

Artname in Finnisch: Keisarikotka

Artname in Dänisch: Kejserøorn

Artname in Schwedisch: Kejsarörn

Artname in Polnisch: Orzeł cesarski

Artname in Russisch: Mogilnik

 

Vorkommen / Verbreitung: Der Kaiseradler ist ein Brutvogel der Steppen und sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich, obwohl teilweise mehr als lückig, von den Steppengebieten Portugals und Spaniens über das östliche Mitteleuropa und Südost-Europa über den Ural hinaus weiter ostwärts bis nach Zentralsibirien.

 

Wanderungen: Der Kaiseradler ist Zugvogel, der auch zu Zerstreuungswanderungen neigt. Der Wegzug beginnt zwischen September und Oktober. Die weiteste Zugentfernung liegt bei 850 km bei Zugrichtung in Richtung Süd-Süd-West. Die Brutquartiere werden im Frühjahr ab Mitte Februar bis März besetzt.

 

Überwinterung: Die Winterquartiere liegen innerhalb der Brutareale und reichen südwärts bis nach Ägypten und den Sudan.

 

Lebensraum – Biotop: Der Kaiseradler siedelt in Waldsteppen und ± offenen Kultursteppen. Im Winter werden auch Gewässer aufgesucht. Jagt überwiegend in Niederungslandschaften.

 

Siedlungsdichte: Ein Brutpaar besetzt üblicherweise ein Areal von ca. 50 km².

 

Verhalten Guter Segelflieger. Im Flug werden die Flügel waagerecht gehalten. Jagd vom Ansitz aus oder im Stoßflug aus dem Suchflug heraus, aber auch zu Fuß am Boden. Zur Brutzeit sind Kaiseradler territorial.

 

Kennzeichen Altvögel sind überwiegend schwarzbraun mit gelblichbraunem Hinterkopf und Nacken; weiße Schulterfedern. Schwanz = hellgrau mit breiter, dunkler Endbinde.

 

Juveniles Kleid: Gefiederfärbung eher hellbraun, jedoch sind Schwingen und Schwanzfedern dunkel. Die drei innersten Handschwingen sind silbergrau. Wechsel in das Alterskleid im fünften Jahr.

 

Schnabel: schwärzlich

Wachshaut und Schnabelwinkel: gelb.

 

Füße: gelb

Iris: ockerfarben

 

Größe: 72-84 cm

Gewicht:

♂: 2450-3950 g, Ø 2600 g

♀: 2800-4530 g, Ø 4000 g

Spannweite: 185-220 cm

Flügellänge:

♂: 53,4-62,2 cm

♀: 56,5-66,5 cm

 

Stimme - Ruf: Warnruf klingt ähnlich „ko-gok ok ok“; Einzelrufe ähnlich grrr grrr grrr“, auch im Winterquartier zu hören.

 

Geschlechtsreife: Beim Kaiseradler tritt die Geschlechtsreife mit dem 4.-5. Lebensjahr ein.

Paarungszeit: monogame Dauerverbindung. Bei Neuverpaarung beginnen Balz und Verpaarung teilweise schon ab Herbst und im Winter. In Südeuropa treffen Kaiseradler schon verpaart im Brutrevier ein.

 

Bruten1 Jahresbrut

Eiablage: In Südeuropa ab Ende März.

Brutzeit: Ende März bis Mitte/Ende Mai

 

Nest: Großer Nestbau aus Ästen und Zweigen, meistens wird als Grundlage ein alter Greifvogelhorst genommen (gerne vom Bussard). Der Horst wird mit grünen Zweigen ausgelegt. Beide Altvögel bauen am Nest.

Neststandort - Brutrevier: Der Horst befindet sich in großen alten Laub- oder Nadelbäumen, in der Waldrandzone. In Ausnahmefällen kommt es auch zu Bodenbruten.

 

kaiseradler kopf portrait
Kaiseradler - Kopfporträt
Ei des Kaiseradler Museum Wiesbaden common license
Ei des Kaiseradler - Attribution: Von Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=38046996 - siehe Bildnachweise

 

Gelege: 2-3 (nur sehr selten -4) Eier

Eier: weiße Schale mit matten blaßvioletten oder braunen Flecken.

Nachgelege: Ersatzgelege bei Brutverlust möglich, aber selten, dann aber in einem anderen Horst.

 

Legeabstand - Legeinterval: 2-3 Tage, möglicherweise auch 4 Tage.

Brutbeginn: Nach Ablage des zweiten Ei.

Brutdauer: ca. 43, es brütet überwiegend das ♀.

Schlüpfen: Die ersten beiden Jungen schlüpfen beide innerhalb eines Tages, bei größeren Gelegen folgen die Jungen aus den später gelegten Eiern im Abstand des Legeintervals.

 

Nestlingsdauer - Führungszeit: bedunte Nesthocker, die in den ersten 10 Tagen noch vom ♀ gehudert werden. Nach 70-79 Tagen verlassen die Jungadler den Horst.

 

Flügge: Nach dem Ausfliegen der Jungadler bleibt der Familienverband noch einige Zeit zusammen.

 

 

Nahrung: Ziesel, Hamster, Wühlmäuse, und Hasen bis zur Junghasengröße. Vogelnahrung spielt nur eine untergeordnete Rolle, jedoch werden zur Brutzeit auch Jungvögel genommen, gelegentlich auch Amphibien, Reptilien und Aas.

 

Lebensdauer: In Gefangenschaft können Kaiseradler bis zu 44 Jahre alt werden.

 

Mortalität - Sterblichkeit: bei jungen Kaiseradlern liegt die Überlebensrate bei unter 30%.

 

Feinde und Gefährdungen: Jagd in den Durchzugsgebieten, besonders in Syrien und im Libanon. Vernichtung von Bruthabitaten durch Abholzung von Waldbeständen, Umwandlung von strukturierter Landschaft in Agrarsteppen. Störung an den Brutplätzen.

 

Jagdbares Wild: Nein

Jagdzeit: Nein, Naturschutz

 

kaiseradler kopf porträt
kaiseradler - kopfporträt

 

Quellennachweise

 

Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1+2, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim

Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993

Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, AULA-Verlag Wiesbaden, 1985

Bruun/Singer/König/Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982

Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 4, Falconiformes, AULA-Verlag Wiesbaden, 2. durchgesehene Auflage 1989

Mebs, Theodor (†), Schmidt, Daniel, Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens, Franck-Kosmos Verlag Stuttgart, 2. Auflage 2014

Svenson, Lars et. al, Der Kosmos Vogelführer, Franck-Kosmos Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2. Auflage 2011

 

 

Bildnachweise

 

Ei des Schreiadler, Attribution: Von Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=38046996; File URL: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8a/Aquila_heliaca_MWNH_0830.JPG; Page URL: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Aquila_heliaca_MWNH_0830.JPG