Der Knutt gehört zu den Strandläufern, Gattung Calidris. Im Wattenmeer können wir ihn als Gast auf dem Durchzug und im Winter sehen, beobachten und fotografieren. Als Brutvogel ist er in den hocharktischen Gebieten der Nordhalbkugel zuhause.
Zur Zugzeit ist der Knutt recht gesellig und lässt sich im Winterquartier und während des Zuges sogar aus allernächster Nähe beobachten und mit kleinen Objektiven fotografieren.
In West- und Mitteleuropa überwintert die Subspezie des Knutt Calidris canutus islandica im gesamten Gebiet des Wattenmeeres zwischen Dänemark, Deutschland und Niederlanden sowie auch in Belgien, wobei ein großer Teil der Überwinterer auf den Britischen Inseln überwintert. Die Hauptzeit des Durchzuges und der Überwinterung ist die Zeit zwischen August und März/April
Calidris canutus canutus (Nominatform – Spitzbergen – Westliches Nordsibirien)
Calidris canutus islandica (Nordgrönland und hocharktische kanadische Inseln)
Calidris canutus rufa (Nordamerika – Nordosten Kanadas)
Calidris canutus rogersi (Neusibirische Inseln und Wrangel-Insel)
Canutus canutus piersmai (Nordsibirien – N Taimyr-Halbinsel, Sewernaja Semlja)
Calidris canutus roselaari (Nord Alaska)
Der Knutt ist ein Zugvogel. Alle Subspezies des Knutt überwintern in südlichen Gebieten, die teilweise auf der Südhalbkugel liegen. Dabei kann allgemein von vier großen Zugbewegungen ausgegangen werden.
Zugströmung 1: Die Brutpopulationen der nordamerikanischen Arktis (= Nordostkanada C.c. rufa) ziehen über die amerikanische Ostküste an die Westküsten Südamerikas.
Zugströmung 2: Die Brutpopulationen der hocharktischen nordostkanadischen Inseln und vom Norden Grönlands ziehen über Island auf die
Britischen Inseln und Westeuropa.
Zugströmung 3: Die Brutvögel aus den Nordwest- und Mittelsibirischen Gebieten (C.c. canutus) ziehen durch Westeuropa und überwintern in Westeuropa und an der afrikanischen Westküste von Marokko bis zum Golf von Guinea und teilweise sogar bis Südafrika.
Zugströmung 4: Aus den Brutgebieten in Nordostsibirien und Nordalaska ziehen die Brutvögel über Südchina nach Australien und Neuseeland, aus Nordalaska sogar bis an die Pazifikküste Südamerikas.
Die Brutvögel von C.c. islandica sind zwischen Ende Mai/Anfang Juni bis in den August im Brutgebiet. Die ad. Vögel ziehen vor den juvenilen als erste in die Winterquartiere, wobei die ♀ noch vor den ♂ abziehen. Der Zug führt die Vögel über den Nordatlantik zuerst nach Island, wo ein erster Aufenthalt eingelegt wird; mit Ankunft in Island zwischen Juli und August. Danach geht es über Süd-Norwegen in Richtung Dänemark und Wattenmeer. Die adulten Individuen bevorzugen die Winterquartiere auf den Britischen Inseln (UK und Irland) und im Wattenmeer der deutschen und niederländischen Küste.
Im Spätherbst finden immer noch Verlagerungen in Westeuropa zwischen den Niederlanden und Großbritannien sowie zwischen Großbritannien und Irland statt. Der Abzug beginnt im Frühjahr zwischen März und April.
Die Zugströmung 3 verlässt die Brutgebiete ab August, also schon ca. 30 Tage später als bei Zugströmung 2. Der Zug leitet die Vögel über Land in Richtung der Ostseestaaten (Schweden, Finnland, Baltikum), wobei der Gipfel des Herbstzuges zwischen August und September erreicht wird. Der Durchzug durchquert das Wattenmeer. Wie bei Störmung 2 ziehen die juvenilen Individuen zuletzt. Winteraufenthalte einzelner Gruppen im Wattenmeer sind möglich. Der Zug verläuft ansonsten über die französische Atlantikküste nach Westafrika. Der Rückzug in die Sommerquartiere beginnt ab Ende April mit Zwischenaufenthalten an der französischen Atlantikküste (Mai) und im Wattenmeer (Mai/Anfang Juni). Auch Rückzugströme quer durch Afrika und Vorderasien sind möglich; aus Südafrika erreichen die Vögel einen Zwischenstopp in Deutschland und Dänemark.
Der Singflug des ♂ ist einerseits Zweck zur Revierabgrenzung im Brutgebiet, wird aber auch im Rast- und Überwinterungsgebiet gezeigt. Dabei steigt das ♂ im Steilflug rasch in eine Höhe von 20-160 m, was auch in Höhen bis zu 300-400 Meter führen kann. Die Flügel werden horizontal leicht angewinkelt ausgestreckt und der Schwanz wird gespreizt. Der Vogel verliert kurzfristig auch an Höhe, die aber wieder im anschließenden Steigflug ausgeglichen wird.
Der Flugruf ist anfangs ein kurzes witt witt, was dann zu einem zweisilbigen Flöten wird, nicht unähnlich dem Brachvogelruf.
Auf den Boden kehrt der Vogel entweder im Sturzflug mit angelegten Flügeln zurück oder im Gleitflug bzw. auch Kreiselflug, dabei werden die Flügel in leichter V-Stellung gehalten. Bei der Landung zeigt das ♂ sein Imponiergehabe. Im Winterquartier ist der Knutt anfangs nur zu hören, dann beginnt der Steilflug ab da ist dann die charakteristische Silhouette des Vogels zu sehen, die je nach Lichtbedingung tatsächlich nur schwarz ist.
Systematische Einordnung:
Ordnung: Regenpfeiferartige (Charadriiformes)
Familie: Schnepfenvögel (Scolopacidae)
Gattung: Strandläufer (Calidris)
Art: Alpenstrandläufe
Beschreibung:
Wissenschaftlicher Name: Calidris canutus
Artname in Englisch: Red Knot
Artname in Französisch: Bécasseau Maubèche
Artname in Niederländisch: Kanoet
Vorkommen / Verbreitung: Der Knutt ist ein Watvogel, dessen Weltpopulation über Brutgebiete in sechs Rassen über die arktischen Gebiete der Nordhalbkugel verteilt sind. Die Brutpopulationen der Rasse C.c. islandica brütet im Norden von Grönland, die Rasse C.c. canutus brütet ausnahmsweise auf Spitzbergen sowie im Norden der Taymirhalbinsel und auf Sewernaja Semlja, wobei die die Rassen C.c. piersmai und C.c. rogersi ebenfalls in Nordsibirien und bis nach Ostsibirien in getrennten Brutgebieten vorkommen. Die nordkanadischen Brutpopulationen von C.c. rufa könnten auf Island mit C.c. islandica sogar als Mischpopulationen vorkommen. Die für die europäische Ornithologie wichtigen Rassen sind C.c. islandica und C.c. canutus.
Wanderungen: Der Knutt ist ein Zugvogel. Alle Subspezies des Knutt überwintern in südlichen Gebieten, die teilweise auf der Südhalbkugel liegen. Dabei kann allgemein von vier großen Zugbewegungen ausgegangen werden.
Zugströmung 1: Die Brutpopulationen der nordamerikanischen Arktis (= Nordostkanada C.c. rufa) ziehen über die amerikanische Ostküste an die Westküsten Südamerikas.
Zugströmung 2: Die Brutpopulationen der hocharktischen nordostkanadischen Inseln und vom Norden Grönlands ziehen über Island auf die Britischen Inseln und Westeuropa.
Zugströmung 3: Die Brutvögel aus den Nordwest- und Mittelsibirischen Gebieten (C.c. canutus) ziehen durch Westeuropa und überwintern in Westeuropa und an der afrikanischen Westküste von Marokko bis zum Golf von Guinea und teilweise sogar bis Südafrika.
Zugströmung 4: Aus den Brutgebieten in Nordostsibirien und Nordalaska ziehen die Brutvögel über Südchina nach Australien und Neuseeland, aus Nordalaska sogar bis an die Pazifikküste Südamerikas.
Überwinterung: Von einer Überschneidung der Zugströmungen 2 und 3 kann ausgegangen werden. Die Überwinterungsgebiete von C.c. islandica liegen in Westeuropa zwischen Dänemark und entlang des gesamten Gebietes des Wattenmeeres über Deutschland bis in die Niederlande und Belgien. Allerdings können auch Exemplare von C.c. islandica über die britischen Inseln hinaus im Wattenmeer überwintern. Die Überwinterungsgebiete von C.c. canutus liegen hauptsächlich an der westafrikanischen Westküste, wo auch die Mausergebiete liegen. Kleinere Zugkontingente ziehen im November sogar noch bis nach Südafrika.
Lebensraum: Der Knutt brütet in der trockenen Tundra, dort in der Nähe feuchter Stellen, die für die Nahrungssuche benötigt werden. Außerhalb der Brutzeit besiedelt der Knutt Küstengebiete mit Sand- und Schlickflächen im Gezeitenwechsel, meidet allerdings begrünte Flächen. Auch im Binnenland ist der Knutt im Winter anzutreffen, wo auch Sand- und Schlickflächen größerer Flachgewässer aufgesucht werden wie z.B. Rieselfelder und Fischteiche.
Verhalten: tagaktiv, an der Küste Anpassung an die Tide, bei Ebbe wird auch nachts Nahrung gesucht. Der Knutt sucht Nahrung regelmäßig in großen Scharen von 300 Individuen aufwärts. Knuttschwärme landen als geschlossener Pulk auf dem feuchten Substrat des Nahrungsgrundes und verteilen sich von dort, bleiben aber nie länger als 30 Minuten auf der gleichen Stelle. Durchschnittlicher Individualabstand 1 Meter, maximal 3,5 Meter.
Kennzeichen: Der Knutt ist größer und gedrungener als der Alpenstrandläufer. Der gerade Schnabel is so lang wie die Kopflänge. Kurzer Hals und wirkt relativ kurzbeinig. Das Ruhekleid des Knutt ist an der Oberseite aschgrau, Unterseite ist weiß (!); sichtbare feine Längsstreifung an Kopf und Hals, dazu Querstreifung an Brust und Flanken.
Juvenile Individuen sind an der Oberseite bräunlich mit rostroten Hauch an den Flanken. Helle Federränder sorgen für eine schuppige Oberseite. Heller Saum an den Schulterfedern. Oberflügeldecken mit dunkler Binde.
In allen Kleidern: aschgraue Schwanzfedern; Bürzel und Oberschwanzdecken hellgrau mit feinen dunklen Querbinden auf weißem Grund (nur im Flug oder bei geöffneten Flügeln beim stehenden Exemplar zu erkennen). Die Spitzen der schwarzen Handschwingen sind am zusammengelegten Flügel (beim stehenden Vogel) erkennbar. Helle Flügelbinde auf Oberflügel, heller Unterflügel (!)
Schnabel schwarz
Füße: im Ruhekleid graugrün (juv.), ad. schwärzlich
Iris: dunkelbraun.
Größe: 23-26 cm
Gewicht: Außerhalb der Brutperiode
Ø von 138 g auf 133 g während der Schwingenmauser von Juli bis Oktober
Ø 155 g im November
Ø 159 g im Dezember (Winterhöchstgewicht)
Ø Absinken bis auf 134 g im Februar
Ø 176 g kurz vor dem Heimzug im Mai
Spannweite: 47-53 cm
Stimme: Flugruf klingt wie „wit wit wit“, das als lange Rufreihe gebracht wird. Im Flug wird ein melodisches Flöten gebracht, welches an dem Brachvogel ähnelt. Am Boden und im Kontakt mit Artgenossen auch ein rauhes „grott“.
Geschlechtsreife: Beim Knutt ist die Geschlechtsreife ungewiss, wird allerdings ab dem 3. Lebensjahr angenommen, teilweise auch erst ab dem vierten Lebensjahr.
Paarungszeit: Paarung überwiegend erst bei Ankunft im Brutgebiet, ab Ende Mai, es wird von einer Saisonverbindung ausgegangen.
Bruten: max. 1 Jahresbrut
Brutzeit: Anfang / Mitte Juni bis Anfang Juli.
Nest: Muldennest auf trockenem Boden, welches mit trockenen Flechten, Weidenzweigen, Blättern, Gras und Moos ausgekleidet werden.
Nistplatz: an trockenen Stellen in niedriger Vegetation, auch zwischen Pflanzenbüscheln auf steinigem oder tonigem Grund.
Eier: Die Eier des Knutt sind in Form, Größe und Fleckung sehr variabel. Grundsätzlich sind die Eier oval bis rund bei glatter, glänzender Schale. Die Grundfarbe des Eies variiert zwischen blassgrün und olivgrün. Das Ei ist mit Klecksen, Punkten und Tüpfeln übersät, deren Farben zwischen mittel- und dunkelbraun variiert.
Gelege: (2-)3-4 Eier.
Nachgelege: nicht bekannt
Legebeginn: frühestens ab 07.-10 Juni - Ellesmere Insel (Daten von Kanada, Grönland und Spitzbergen stimmen überein)
Legeabstand: 24 Stunden
Brutbeginn: mit Ablage letzten Ei, beide Altvögel brüten, jedoch überwiegend das ♀
Brutdauer: 21-23 Tage
Nestlingsdauer: bedunte Nestflüchter; Junge verlassen das Nest und werden dann vom ♂ zum nächsten Gewässer geführt und auch betreut. Das ♀verlässt nach dem Schlüpfen die Familie.
Flügge: 19 Tage, nach etwa 3 Wochen sind die jungen Knutts selbständig
Nahrung: sehr vielseitig. Im Brutgebiet besteht die Nahrung, solange verfügbar, überwiegend aus Insekten. Außerhalb der Brutzeit überwiegt der vegetarische Anteil der Nahrung, ansonsten werden marine Wirbellose als Hauptnahrung aufgenommen (kleine Krebse, Würmer, Knospen, Sämereien, Wurzeln, Moos).
Lebensdauer: die Lebenserwartung des Knutts kann 16 Jahre betragen.
Feinde: Nesträuber, Insektenmangel, Wetter
Jagdzeit: Nein. Naturschutz
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim
Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, Aula Verlag Wiesbaden, 1985
Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 6, Charadriiformes (1. Teil), Akademische Verlagsgesellschaft, Wiesbaden, 1975
Svenson, Lars et. al, Der Kosmos Vogelführer, Franck-Kosmos Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2. Auflage 2011
Bundesamt für Naturschutz: Nationaler Vogelschutzbericht 2019 gemäß Artikel 12 Vogelschutzrichtlinie, Berichtsdaten aus dem Abschnitt He...Ko (pdf download)