Der Andenkondor (Vultur gryphus)

 

 

Der Andenkondor teilt sich den Titel größter Greifvogel der Welt zu sein mit seinem nordamerikanischen Verwandten, dem Kalifornischen Kondor. In seinem angestammten Verbreitungsgebiet, in Südamerika, ist der Andenkondor unangefochten König der Lüfte. Seine Hauptverbreitung liegt im Andenbereich zwischen Venezuela und Feuerland.

 

Hauptsächlich ernährt sich der Kondor von Kadavern der Landtiere und an der Küste auch von angeschwemmten verendeten Meeressäugern (Robbenkadaver).

 

In Europa wird der Kondor hauptsächlich in Zoos und Greifvogelstationen gehalten und gezüchtet.

 

 

Steckbrief: Andenkondor

 

Brutzeit – Gelege – Größe – Gewicht – Nahrung – Biotop – Alter

 

Systematische Einordnung:

Ordnung: Greifvögel (Accipitriformes)

Familie: Habichtverwandte (Accipitridae)

Gattung: Kondor (Vultur)

Art: Andenkondor

 

Wissenschaftlicher Name: Vultur gryphus

 

Namen und Synonyme des Andenkondors

 

Englisch: Condor

Französisch: Condor des Andes

Niederländisch: Andescondor

Dänisch: Andeskondor

 

Vorkommen / Verbreitung: Seine Heimat hat der Kondor (Andenkondor) in den Hochgebirgen Südamerikas. Das Verbreitungsgebiet beginnt in West-Venezuela und Kolumbien und folgt von dort dem Verlauf der Anden, entlang der südamerikanischen Westküste und nach Süden bis zur Magellanstraße und Feuerland. In den Anden siedelt der Kondor in Höhen zwischen 1.800 und 5.200 m, die bevorzugte Siedlungszone liegt sehr hoch und fängt erst ab 3.000 m an. Vorkommen existieren auch an der Mündung des Rio Negro in Argentinien, am Atlantik

 

Wanderungen: In Südamerika Zerstreuungswanderungen der jungen Kondore.

 

Lebensraum – Biotop: Gebirge, Küstenregionen.

 

Verhalten: Während der Brutzeit territorial. Außerhalb der Brutzeit ist der Kondor gesellig und schließt sich dann zu großen Trupps zusammen. Die Schlafplätze liegen dann in steilen Felspartien. Da der Kondor thermikabhängig ist, beginnt er seine täglichen Suchflüge erst im Laufe des Vormittags. In weiten Kreisen lassen sich die Kondore dann von der Thermik nach oben tragen. Wenn Kadaver oder verendende Tiere erspäht werden, gleitet der Kondor aus der Höhe zur Beute hinab. Teilweise orientieren sich die Kondore auch am Verhalten von anderen Greifen, wie z.B. dem Aguja.

Da der Kondor äußerst aggressiv sein kann, legt er sich an der Beute durchaus auch mit Pumas an. Auch Bussarde und Adler werden mit dem großen Schnabel angegriffen und gebissen. Bisse in die Flügel des Gegners führen dann auch zu Lähmungen des angegriffenen Vogels (vgl. Fischer).

 

Am Aas versucht der Kondor entweder durch den After in das Innere des Kadavers einzudringen oder durch Aufreißen der Bauchhaut. Mit den langen Hälsen gelangen die Vögel dann in das Innere. Lange Darmenden werden dann ins Freie gezogen.

 

Kennzeichen: Die ausgefärbten Kondore haben ein glänzend schwarzes Gefieder; Handschwingen = mattschwarz. Wollige Halskrause am Halsansatz. Armschwingen, große und mittlere Flügeldecken sind weiß. Kleine Flügeldecken sind dunkel. Schwanz dunkel. Kopf und Hals kahl. ♂ mit Kamm auf dem Oberkopf (fehlt beim ♀). Der Kamm wird bei Erregung rot. Hinterkopf und Kamm ansonsten eher dunkelgrau, teilweise bis schwarzgrau. Gesicht, Kehle und Hals sind schwarzrot.

 

Schnabel: blasses horngelb.

Schnabelwurzel: schwarz

 

Füße: ad. = hellgrau.

 

Iris: ♂ = nußbraun; ♀ = karminrot

 

Größe: 100-122 cm

Schwanz: 33-40cm

Gewicht: 9.210 g (♀) – 10.880 g (♂)

Spannweite: 274-310 cm

Flügellänge: 787-830 mm

 

Stimme - Ruf: Nicht ruffreudig, am Kadaver werden grunzende Laute geäußert.

 

Geschlechtsreife: wahrscheinlich zwischen dem 7. und 8. Lebensjahr, mit dem Ende Ausfärbung in das Alterskleid.

Paarungszeit: wahrscheinlich monogame Dauerverbindung. Die Paarungszeit beginnt mit der Balz vor der Brutzeit.

 

Bruten1 Jahresbrut

Eiablage: In Chile teilweise schon ab Ende November bis Dezember. Ansonsten am Übergang zwischen Winter und Frühling.

Brutzeit: in europäischen Zoos zwischen April und Ende Juni

 

Nest: Muldennest. Der Kondor baut kein Nest, sondern legt die Eier auf den nackten Felsen.

Neststandort - Brutrevier: In seiner Heimat legt der Kondor die Nestmulde in Nischen und Höhlen an unzugänglichen Felswänden an.

 

ei des andenkondors museum wiesbaden common license
Ei des Andenkondors - Attribution: Von Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=38048213 - siehe Bildnachweise

 

Gelege: 2 Eier

Eier: Elliptische Eier mit weißer Schale, ohne Fleckung

 

Eimasse und Eigewichte

Länge x Breite: 108 x 72 mm

Gewicht: ≈ 200 g

Nachgelege: ???.

 

Legeabstand: wahrscheinlich mindestens 4 Tage, ???.

Brutbeginn: ???.

 

Brutdauer: 56-67 Tage, es brütet überwiegend das ♀. Nach Beobachtungen aus dem Prager Zoo (vgl. Fischer 1963) sitzen anfangs beide Altvögel gemeinsam im Horst und verhalten sich auch noch so, wenn die Bebrütung bereits begonnen hat. Erst ab der Hälfte der Brutzeit sitzt nur noch das ♀ auf den Eiern. Das ♀ verlässt den Horst nur zum Fressen.

 

Schlüpfen: Bei Zuchten in Zoos scheint das Schlüpfen gegen Ende Juni zu erfolgen. Die Jungvögel versuchen dann erstmals nach 2 Monaten den Horst zu verlassen, werden aber von den Altvögeln wieder zurückgetrieben.

 

Nestlingsdauer - Führungszeit: bedunte Nesthocker. Am Nest ist der Kondor äußerst aggressiv und verteidigt diesen Bereich, wobei besonders das ♂ die Verteidigung übernimmt. Das ♂ füttert auch meistens das Junge.

Flügge: Nach ca. 6 Monaten sind die jungen Kondore flügge.

 

 

Nahrung: Der Kondor ist überwiegend ein reiner Aasverwerter. Als Aas werden die Kadaver von Landtieren verwertet. An der Atlantikküste und im Süden des Kontinents bedienen sich Kondore aber auch an den Kadaver von angeschwemmten Meeressäugern. Nach Fischer soll der Kondor bei Nahrungsmangel auf lebende Beute zurückgreifen (z.B. Hirsche, Vicugnas, Rinder und Schafe).

 

Lebensdauer: Bei in Gefangenschaft gehaltenen Kondoren kann ein Alter von bis zu 70 Jahren erreicht werden, wahrscheinlich auch älter.

 

Mortalität - Sterblichkeit: ???.

 

Feinde und Gefährdungen: Bejagung, Auslegung von Giftködern, Fang mit Fallen. Da offensichtlich Giftköder auch zur Bekämpfung von Pumas und Füchsen ausgelegt werden, wird damit auch gleich der Kondor bekämpft, da er am Ende der Nahrungskette steht und die Kadaver der verendeten Tiere frisst.

 

 

 

Quellennachweise

 

Brown, Leslie, Die Greifvögel, Ihre Biologie und Ökologie, Paul Parey Verlag Hamburg und Berlin, 1979

Ferguson-Lees, James, Christie, David, Raptors of the World, A Field Guide, Christopher Helm London, 2005, reprinted 2019

Fischer, Wolfgang, Die Geier, Die Neue Brehm-Bücherei, A. Ziemsen Verlag Lutherstadt Wittenberg, 1963

Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 4, Falconiformes, AULA-Verlag Wiesbaden, 2. durchgesehene Auflage 1989

Grzimek, Bernhard et al (HG), Grzimeks Tierleben, Band VII, Vögel 1, Kindler Verlag AG Zürich, 1968

Weick, Friedhelm, Die Greifvögel der Welt, Verlag Paul Parey Hamburg und Berlin, 1980

 

 

Bildnachweise

 

Ei des Kondors, Attribution: Von Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=38048213; File URL: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/bb/Vultur_gryphus_MWNH_0718.JPG; Page URL: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Vultur_gryphus_MWNH_0718.JPG