Der Lannerfalke gehört zur Familie der Falken und ist in Europa vor allem Brutvogel in Italien, auf dem Balkan und in Griechenland. In seinem gesamten Verbreitungsgebiet kommt der Lannerfalke in fünf Unterarten vor. Gerne wird der Lannerfalke auch als Beizvogel gehalten.
Der Lannerfalke gehört zu den sogenannten Hierofalken, zusammen mit Gerfalke, Sakerfalke und Luggerfalke. Einerseits wird damit auf die enge Verwandschaft zwischen diesen Arten hingewiesen, andererseits leitet sich "Hiero" ab vom griechischen "hieros" (=kräftig).
Insgesamt sind fünf Unterarten anerkannt, davon kommen drei Unterarten im Bereich der westlichen Paläarktis vor. Zwischen dem Vorderen Orient und dem nördlichen Afrika sind die Übergänge zwischen den Unterarten fließend.
Systematische Einordnung:
Ordnung: Falken (Falconiformes)
Familie: Falken (Falconidae)
Gattung: Falken (Falco)
Art: Lannerfalke
Wissenschaftlicher Name: Falco [rusticolus] biarmicus
Artname in Englisch: Lanner Falcon
Artname in Französisch: Faucon lanier
Artname in Niederländisch: Lannervalk
Artname in Spanisch: Halcón Borní
Artname in Italienisch: Lanario
Artname in Finnisch: Keltapäähaukka
Artname in Dänisch: Lannerfalk
Artname in Schwedisch: Slagfalk
Artname in Polnisch: Raróg górski
Artname in Russisch: Lanner Ланнер
Artname in Hebräisch: בז צוקים
Artname in Afrikaans: Edelvalk
Artname in Arabisch: صقر الغزال, صقر حر
Artname in Sotho: Pekwa
Artname in Swahili: Kozi Marumbi
Artname in Tswana: Phakwê
Artname in Shona: Rukodzi
Artname in Tsonga: Rikhozi
Artname in Xhosa: Ukhetshe
Artname in Zulu: uHeshe
Artname in Kwangali: Kakodi
Vorkommen / Verbreitung: Der Lannerfalke ist ein Brutvogel Afrikas, der nur im afrikanischen Regenwald nicht vorkommt. In Vorderasien ist der Lanner nur sehr lückenhaft und lokal verbreitet (z.B. Türkei).
In Europa kommt der Lannerfalke in den trockenen Gebieten Südeuropas vor und dort hauptsächlich in Ungarn, auf dem Balkan, Griechenland und auf Sizilien.
Wanderungen: In seinem Verbreitungsgebiet ist der Lannerfalke ein Standvogel. Von den Jungvögeln sind keine Zerstreuungswanderungen bekannt. Im Winter scheinen die Wüstenbewohnen beim Abzug von Beutetieren ebenfalls abzuziehen.
Lebensraum – Biotop: Der Lannerfalke besiedelt karge und trockene Landschaften und extensiv bewirtschaftete Kulturlandschaften. Vorkommen in der Wüste und auch im Hochgebirge. Felsbrüter.
Verhalten Sehr guter Segler, der dazu die Thermik ausnutzt und sich von den Aufwinden emportragen lässt. Im Flug langsamer Flügelschlag, langsamer als Wanderfalke. Der Lannerfalke schlägt Beute am Boden und auch in der Luft. Lannerfalken schließen sich auch zur gemeinsamen Jagd zu Jagdgesellschaften zusammen.
Kennzeichen Die Größe des Lannerfalken liegt zwischen Würgfalke (Sakerfalke) und Wanderfalke. Beim Lannerfalken sind Flügel und Schwanz länger als beim Wanderfalken. Im Flug wirken die Flügel des Lanner am Ende leicht abgerundet entgegen den spitzen Flügelenden bei Würgfalke (Sakerfalke) und Gerfalke.
Adultes Kleid: Oberseite entweder hell oder dunkel-schiefergrau mit auffälliger Querbänderung, Schwingenspitzen dunkler als übriges Federkleid; Schwanz deutlich dunkel quergebändert. Oberkopf und Nacken ± rostbraun mit deutlichem dunklem Bartstreif. Nach dem Auge Augenstreif, der sich bis zum Nacken hinzieht. Unterseite gefleckt, keine Querbänderung, Fleckung kann auch schwach ausfallen.
Juveniles Kleid: Schwanz mit dunkler Querbänderung und weißen Saum am Ende. Unterseite mit hell und dunkelbrauner Längsstreifung. Bei immaturen Individuen nur schwache Kopfzeichnung. Der Bartstreif ist am Schnabelwinkel deutlich unterbrochen.
Schnabel: blaugrau mit schwarzer Spitze.
Wachshaut: ad. = gelb; juv. = bläulichgrün
Füße: ad. = gelb; juv. = bläulich.
Iris: dunkelbraun.
Größe: Von der Gesamtlänge entfallen jeweils 17-20 cm auf den Schwanz.
♂ 44 cm
♀ 49 cm
Gewicht:
♂ 500-600 g
♀ 700-900 g
Spannweite:
♂: 100 cm
♀: 110 cm
Stimme - Ruf: Ruft nur selten. Rufe sind nur verhalten und weniger gut zu hören als beim Wanderfalken. Am Brutplatz Lahnen und Betteln der Jungen, schrilles „quier qui“; sowie raues Geckern der Partner als Begrüßung. Rufreihen ähnlich „kre kre kre“ oder „kjeck“.
Geschlechtsreife: Beim Lannerfalken tritt die Geschlechtsreife mit 2 oder 3 Jahren ein.
Paarungszeit: monogame Dauerverbindung. Die Balz beginnt schon im Dezember und kann oft bis Ende Januar / Anfang Februar dauern.
Bruten1 Jahresbrut
Eiablage: Ab Mitte Februar (Sahara), in Italien und Israel ab Ende Februar - bis März-April
Brutzeit: Mitte Februar bis Mai
Nest: Als Horst wird oftmals ein alter Kolkrabenhorst genommen. Bei Höhlenbruten (Europa) oder in Nischen in Felswänden, wird oftmals nur eine Mulde ausgescharrt, in welche dann die Eier gelegt werden.
Neststandort - Brutrevier: In Europa oftmals in Höhlen oder Felsnischen, auch Baumbruten auf Bäumen (alte Kolkrabenhorste).
Gelege: 3-4 (maximal -5) Eier
Eier: Breitovale Eier, weiße Schale mit rötlichbrauner Fleckung.
Nachgelege: nicht bekannt.
Legeabstand: 1-2 Tage.
Brutbeginn: Nach Ablage des dritten Ei.
Brutdauer: 32-35 Tage, es brüten es brütet überwiegend das ♀, während das ♂ jagt und Futter zum Horst bringt
Schlüpfen: Alle Jungen schlüpfen innerhalb eines Tages.
Nestlingsdauer - Führungszeit: bedunte Nesthocker, die in den ersten Tagen vom ♀ gehudert und gefüttert werden, während das ♂ die Nahrung bringt. Wenn die Jungen nicht mehr gehudert werden müssen, beteiligt sich auch das ♀ an der Jagd, dann werden die Jungen teilweise stundenlang allein gelassen. Nach 42-45 Tagen verlassen die Jungen den Horst.
Flügge: Nach dem Flüggewerden werden die Jungvögel noch weitere 4-6 Wochen von den Altvögeln betreut und gefüttert, begleiten aber die Altvögel schon bei der Jagd.
Nahrung: Der Lannerfalke ist ein Vogeljäger. Das Beutespektrum besteht aus Tauben, Dohlen, Hühnern und anderen Vögeln von Lerchengröße bis zur Entengröße (95% des Beutespektrums). In Trockengebieten werden auch Großinsekten aufgenommen. Ebenfalls jagt der Lannerfalke Säuger (3%) wie Kaninchen, Ratten und Mäuse. Weitere 3% der Nahrung entfallen auf Reptilien und Amphibien.
Lebensdauer: In der Gefangenschaft kann der Lannerfalke 17 Jahre alt werden.
Mortalität - Sterblichkeit: Nach Untersuchungen in Marokko erreichen nur 25% der Jungvögel die Geschlechtsreife.
Feinde und Gefährdungen: Vor allem menschliche Verfolgung in Form von Jagd, Eiersammeln und Aushorstung.
Jagdbares Wild: Nein
Jagdzeit: Nein, Ganzjährige Schonzeit
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1+2, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993
Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, AULA-Verlag Wiesbaden, 1985
Bruun/Singer/König/Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982
Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 4, Falconiformes, AULA-Verlag Wiesbaden, 2. durchgesehene Auflage 1989
Mebs, Theodor (†), Schmidt, Daniel, Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens, Franck-Kosmos Verlag Stuttgart, 2. Auflage 2014
Svenson, Lars et. al, Der Kosmos Vogelführer, Franck-Kosmos Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2. Auflage 2011
Eier des Lannerfalken: Attribution: Muséum de Toulouse, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons; File URL:https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/38/Falco_biarmicus_feldeggii_MHNT.ZOO.2010.11.101.7.jpg; Page URL: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Falco_biarmicus_feldeggii_MHNT.ZOO.2010.11.101.7.jpg