Der Löffler (Platalea leucordia)

 

 

Was ist ein Löffler?

 

Der Löffler ist ein reiheränlicher Vogel mit weißem Gefieder, aus der Familie der Ibisse. Wegen seiner Art schreitend zu gehen, gehört die Art zu den Schreitvögeln. In den Niederlanden und Deutschland ist der Löffler Sommervogel und Brutvogel. Die niederländischen und deutschen Brutkolonien beginn in den Niederlanden am Rhein-Waal-Delta und erstrecken sich über die Küstenlinie des Wattenmeeres und die nord- und ostfriesischen Inseln bis an die Mündung der Elbe.

 

Der europäische Gesamtbestand des Löfflers wird auf 8900-15000 Brutpaare geschätzt, wobei die Anzahl der Brutpaare bei ca. 8700 liegt, bei steigender Tendenz.

 

 

 

Die Wanderungen und Zugbewegungen des Löfflers

 

Der Wegzug des Löfflers beginnt im Juli-August mit Zerstreuungswanderungen der Jungvögel, bei der die Individuen aus den Niederlanden schon den Süden Spaniens erreichen können. Bei den Altvögeln beginnt der Zug in den Niederlanden und Deutschland erst ab August-September, dann verlassen die Altvögel die vorgelagerten Inseln und die Küstenlinie.

 

Brutvögel aus den Niederlanden und der Niedersächsischen Küste ziehen über Westfrankreich zur Atlantikküste und weiter über die Biscaya nach Südspanien. Zusammen mit Brutvögeln aus Spanien erfolgt der Zug nach West-Afrika über die Straße von Gibraltar, von wo aus die Winterquartiere an der Küste Mauretaniens und im Senegaldelta erreicht werden. Die 1-2jährigen spanischen Nichtbrüter übersommern in der Süd-Sahara. Der Heimzug beginnt ab Januar in Spanien und bis März sind die meisten Brutvögel in den Niederlanden angekommen.

 

Aus Österreich, Tschechien und Ungarn richtet sich eine Zugbewegung über Italien nach Tunesien; eine zweite Zugbewegung führt über Griechenland und das Mittelmeer in das Nildelta, wo eine Vermischung mit Gruppen aus Spanien stattfinden kann. Jedoch ziehen niederländische Löffler nicht nach Ägypten. Der Heimzug bis an den Neusiedler See ist überwiegend im April abgeschlossen.

Brutvögel aus der Türkei wandern in zwei Zugbewegungen entweder nach Ägypten oder bis nach Pakistan.

 

 

 

Artensteckbrief: Löffler

 

 

Brutzeit Gelege Fortpflanzung Größe Gewicht Alter Nahrung Lebensraum Jagd

 

Systematische Einordnung:

Ordnung: Ibisse (Threskiornithiformes)

Familie: Ibisse (Threskiornithidae)

Gattung: Löffler (Platalea)

Art: Löffler

 

Beschreibung:

Wissenschaftlicher Name: Platalea leucorodia L.

Artname in Englisch: Eurasian Spoonbill

Artname in Französisch: Spatule blanche

Artname in Niederländisch: Lepelaar

Artname in Schwedisch: Skedstork

Artname in Dänisch: Skestork

Artname in Polnisch: Warzecha

 

Vorkommen / Verbreitung: Das Verbreitungsgebiet des Löfflers ist lückenhaft über Teile von West-, Mittel und Süd- bis Südosteuropa verbreitet. Weitere Vorkommen sind ebenfalls lückenhaft über Vorderasien, Nordost-Afrika, und am Kaspischen Meer verteilt.

 

Europäische Kolonien existieren in den Niederlanden, Slowakei, und Ungarn. Neue Kolonien sind seit den 1990er Jahren im Osten Österreichs und der Tschechischen Republik entstanden. Auch im Bereich des deutschen Wattenmeeres wurden Kolonien gegründet; deutsche Vorkommen existieren hauptsächlich im Bereich der niedersächsischen Küste und Inseln sowie an der Küste von Schleswig-Holstein.

 

Wanderungen: Der Löffler ist ein Zugvogel. Zuerst beginnen im Juli-August die Zerstreuungswanderungen der Jungvögel, bei der die Individuen aus den Niederlanden schon den Süden Spaniens erreichen können. Bei den Altvögeln beginnt der Zug in den Niederlanden und Deutschland erst ab August-September, dann verlassen die Altvögel die vorgelagerten Inseln und die Küstenlinie.

Der Heimzug beginnt ab Januar in Spanien und bis März sind die meisten Brutvögel in den Niederlanden angekommen.

 

Überwinterung: Winterquartiere des Löfflers existieren im westlichen Mittelmeerraum und dort vor allem in Spanien und Nordafrika, im östlichen Mittelmeerraum vor allem in der Türkei. Weitere Winterquartiere sind in der Sahelzone, Sudan und in Äthiopien.

 

Lebensraum - Biotop: Der Löffler brütet in Sümpfen und Verlandungszonen mit Schilf und Büschen. An den Küsten des Wattenmeeres brütet der Löffler in Dünen und Salzwiesen und vornehmlich in Bereichen, die nicht von der Tide erreicht werden. Auch außerhalb der Brutzeit an Küstenlinien, Dünen und Salzwiesen.

 

Verhalten: Löffler sind tag- und dämmerungsaktiv, wobei die Aktivität der Nahrungsaufnahme vornehmlich in die Dämmerung verlegt wird. Im Gehen ein langsames Schreiten, im Flug ein aktiver Ruderflug mit rascher Schlagfolge der Flügel. Der Löffler ist zudem ein hervorragender Gleitflieger und Thermiksegler. Nahrung wird in Wasser und Schlamm durch durchsehen mit dem Schnabel erbeutet, wobei der Kopf zu den Seiten hin- und herpendelt. Zu allen Zeiten gesellige Vögel. Koloniebrüter.

 

Kennzeichen: Weißes Gefieder, beim adulten Löffler mit einer löffelartig verbreiterten Schnabelspitze. Brutkleid: Im Brutkleid zusätzlich ein braungelber bis orangebrauner Kehlfleck. Zusätzlich eine Federhaube, die aufgerichtet werden kann. Ruhekleid: Im Ruhekleid fehlen Federhaube und Kehlfleck. Juveniles Kleid: Längste Handschwingen zeigen noch schwarze Spitzen. Schnabel: ad. = schwarz mit löffelartig verbreiterter Spitze welche gelb gefärbt sein kann; juv. = rosa und spitz. Füße: ad. = schwarz; juv. = schiefergrau Iris: ad. = rot; juv. = graubraun

 

Größe: 80-93 cm

Gewicht: 1130-1960 g

Spannweite 120-135 cm

 

Stimme - Ruf: Eher stumm, wenig ruffreudig. Rufe meistens nur am Brutplatz in Form grunzenden und leise jaulenden Lauten. Ähnlich dem Weißstorch wird bei Erregung mit dem Schnabel geklappert.

 

Geschlechtsreife: beim Löffler wird die Geschlechtsreife mit 3-4 Jahren vermutet.

 

Paarungszeit: monogame Saisonverbindung. Ankunft am Brutplatz frühestens im März bis Anfang April.

 

Bruten: 1 Jahresbrut.

Eiablage: Der Legebeginn ist vom Wasserstand und vor allem von der durchschnittlichen Temperatur abhängig. Frühester Legebeginn Anfang April, spätester Brutbeginn noch im Juni möglich. Hauptlegezeit von Ende April bis Ende Mai.

Brutzeit: Anfang April bis Juli

 

Nest: Nestplattform auf ungebrochenem Altschilf über dem Wasserpegel, zum Teil auch in alten Reihernestern. Nestbau erfolgt durch beide Altvögel. Nestmaterial wird noch bis nach dem Schlüpfen der Jungen eingetragen und verbaut.

Neststandort - Brutrevier: In Dünen und Salzwiesen; Verlandungszonen, Auen und Altwässer (Flussaltarme), teilweise auch auf vegetationsarmen Sand-, Fels- oder Geröllinseln; in schwachen Schilfbeständen.

Gelege: 3-5 (selten -7) Eier.

Eier: langspindelförmige Form; glatte glanzlose Schale. Grundfarbe weiß mit spärlicher rötlichbrauner Sprenkelung oder Fleckung.

Nachgelege: Bei frühem Gelegeverlust wird ein Nachgelege gezeitigt.

Legeabstand: 24-72 Stunden.

 

Brutbeginn: vor Ablage des letzten Eies.

Brutdauer: 21-25 Tage, nur das ♀ brütet.

 

Nestlingsdauer: bedunte Nesthocker, die von beiden Altvögeln versorgt werden.

 

Flügge: Nach 4 Wochen verlassen die Jungen das Nest und wandern in der Nestumgebung umher. Erst nach 7 Wochen sind die Jungen voll flugfähig.

 

Nahrung: Die Nahrung des Löfflers besteht aus Wasserinsekten, kleinen Fischen, Mollusken, Crustaceen, Amphibien.

 

Lebensdauer: Der älteste bekannte Ringfund eines Löfflers erreichte ein Lebensalter von 19 Jahren und 10 Monaten, meistens 13-14 Jahre.

 

Feinde und Gefährdungen: Die wesentlichen Gefährdungsursachen für den Löffler sind der Verlust von geeigneten Brut- und Nahrungshabitaten; dazu kommen Pestizide und Gewässerverschmutzung, Gelegeverluste durch Überflutung der Brutkolonie; Abbrennen von Schilf und frühzeitiges Mähen von Schilfbeständen. Als natürliche Gefährder sind Prädatoren wie Fuchs und Hermelin zu nennen, aber auch freilaufende Hunde.

 

Jagdbares Wild: Nein

Jagdzeit: Nein. Naturschutz

 

 

 

Quellennachweise

 

Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim

Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993

Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, Aula Verlag Wiesbaden, 1985

Bruun/Singer/König, Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982

Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 1, Gaviformes-Phoenicopteriformes, Akademische Verlagsgesellschaft, Wiesbaden, 1966

Svenson, Lars et. al, Der Kosmos Vogelführer, Franck-Kosmos Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart, ²2011

Uspenski, S.M. Dr. habil, Die Wildgänse Nordeurasiens, Die Neue Brehm Bücherei, Band 352, A. Ziemsen Verlag Wittenberg Lutherstadt, 1965

 

Bundesamt für Naturschutz: Nationaler Vogelschutzbericht 2019 gemäß Artikel 12 Vogelschutzrichtlinie, Berichtsdaten aus dem Abschnitt Kr...N Brutvögel (pdf download)