Die Mantelmöwe (Larus marinus)

 

Unter den Großmöwen ist die Mantelmöwe mit Abstand die größte Möwe in Europa und ein seltener bis häufiger Gast an den deutschen Küsten von Nord- und Ostsee. Als seltener Wintergast können Mantelmöwen auch im Westeuorpäischen Binnenland beobachtet werden. Der Größenunterschied zur Heringsmöwe lässt sich nur im direkten Vergleich ermitteln, am einzelnen Exemplar nutzen die Größenangaben, besonders bei der Feldbeobachtung nichts.

 

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Mantelmöwe im dritten Kalenderjahr

 

Verbreitung und Wanderungen der Mantelmöwe

 

Die Brutgebiete der Mantelmöwe befinden sich auf Island, an der britischen Nordseeküste und erstrecken sich ab Norwegen bis nach Finnland durch Fennoskandinavien, ferner über die Küstenabschnitte des Baltikums bis nach Russland. Brutkolonien existieren auf Spitzbergen sowie auf den arktischen Inseln und an der Nordostküste Nordamerikas. Europa deckt 50-75% des gesamten Verbreitungsareals ab, wobei die größten Brutpopulationen in Norwegen angesiedelt sind. Aktuell wird von steigenden Beständen ausgegangen. Erst in den letzten Jahren begann die Mantelmöwe auch sich in Mitteleuropa als Brutvogel anzusiedeln, besonders im Bereich von Nord- und Ostsee. Im Wattenmeer ist die Mantelmöwe zu beobachten.

 

Die Mantelmöwe ist ein Kurzstreckenzieher und die Winterquartiere grenzen direkt an die Packeisgrenze und reichen dann nach Süden über Nord- und Ostsee bis in den Atlantik (Biscaya) und Nordwestafrika (Marokko, Mauretanien, Kapverden), vereinzelt auch im Mittelmeerraum.

 

Brutvögel der Mantelmöwe aus dem Bereich der Murmanküste ziehen an der norwegischen Küste entlang bis nach Großbritannien und vereinzelt bis nach Norwestafrika, teilweise bis in den südöstlichen Teil des europäischen Russlands. Finnische Brutvögel der Mantelwöwe überwintern im Ostseeraum und ziehen auch bis nach Großbritannien, teilweise auch in die Adria und bis in das Schwarze Meer. Schwedische und südnorwegische Brutvögel überwintern in der Nord- und Ostsee; in der Nordsee im gesamten Gebiet des Wattenmeeres.

 

Die ersten adulten Mantelmöwen beginnen mit dem Wegzug bereits im Juli; im August beginnt der Wegzug von den Brutarealen, wobei der Hauptzug in den Monaten September bis Oktober erfolgt. In den Niederlanden trifft die Masse der Wintergäste zwischen September und November ein. Alle Mantelwöwen, die noch später eintreffen, weichen Kälteeinbrüchen in den nördlicheren Quartieren aus.

 

Es ist bekannt, daß Nichtbrüter und auch immature Mantelmöwen in den Winterquartieren übersommern. Mit dem Rückzug in die Brutquartiere wird ab Ende Februar / Anfang März begonnen.

 

 

 

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Immature Mantelmöwe (im dritten Jahr) schwimmt im Hafenbecken

 

Das Aussehen der Mantelmöwe

 

Wesentliche Erkennungsmerkmale

 

Die Mantelmöwe ist die größte Möwe in Europa. Sie ähnelt stark der Heringsmöwe, allerdings ist der vorhandene Grö´ßenunterschied nur im direkten Vergleich feststellbar. Wesentliche Merkmale sind der lange, hohe und kräftige Schnabel und breite Flügel. Beim sitzenden und schwimmenden Vogel ist ein geringer Überstand (2-3,5 cm) des angelegten Flügels über das Schwanzende zu beobachten.

 

Kopf, Hals und Körper der Mantelmöwe sind massig und stämmig, dabei wirken die Beine relativ kurz (beachten!). Bei sehr breiten Armschwingen, sind die Handschwingen kürzer als bei Silber- und Heringsmöwe.

 

Die Beine der Mantelmöwe sind hell-rosafarben und die Oberseite ist fast schwarz. Bei der Mantelmöwe sind die weißen Spitzen der Handschwingen auch beim zusammengelegtem Flügel im Sitzen, Stehen oder Schwimmen deutlich als Abfolge von weißen Flecken zu erkennen.

 

Der ausgestreckte Flügel der adulten Mantelmöwe zeigt einen weißen Rand an der Flügelvorderkante, die Spitzen der beiden äußersten Handschwingen zeigen einen weißen Fleck von mindestens 5 cm. Größe, während ein breiter weißer Saum am Hinterrand der inneren Handschwingen und der Armschwingen zu sehen ist.

 

Im Ruhe- und  Brutkleid der adulten Mantelmöwen sind die Füße blaß-fleischfarben.

 

Der Schnabel der Mantelmöwe ist beim juvenilen Vogel braunschwarz mit heller Spitze und sich zunehmend ausdehnender weißer Basis. Im zweiten Sommer/Winter ist der Schnabel relativ scheckig bei gelbweißer Spitze und gelblich-fleischfarbener hinteren (proximaler) Schnabelhälfte.

Immature Vögel im dritten Lebensjahr zeigen eine gelbweiße Schwabelbasis und Schnabelspitze mit einer braunschwarzen Binde vor der Schnabelspitze. Ab dem dritten Lebensjahr beginnt die allmähliche Rotfärbung des Gonys, bei immer schmaler werdenden Schnabelbinde (Subapikalbinde). Bei den adulten Mantelmöwen ist der Schnabel gelb, mit weißlicher Spitze und orangerotem Gonysfleck (Unterschnabelfleck).

 

 

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Immature Mantelmöwen im Wasser

 

Zur Mauser der Mantelmöwe

 

Als Großmöwe ist die Mantelmöwe eine Vierjahres-Möwe und wechselt erst im fünften Kalenderjahr in das erste adulte Prachtkleid. Wie bei allen Nesthockern bei Charadriiformes kommt die Entwicklung der Flugfedern erst an zweiter Stelle, nach Körperwachstum und damit einhergehender Gewichtszunahme.

 

Die Jugendmauser der juvenilen Mantelmöwen ist eine Teilmauser und beginnt im August/September des ersten Kalenderjahres. Daran schließt sich Jan/April des zweiten Kalenderjahres die erste Ruhemauser an, bei der als Teilmauser Gefiederbereiche an Kopf, Hals, Rücken und Schulterfedern ausgewechselt werden. Nach Abschluß dieser Mauser hat der immature Vogel in das erste Sommerkleid gewechselt. Die Mauser in das zweite Winterkleid erfolgt ab September bis in den Dezember. Das erste adulte Schlichtkleid legen die Mantelmöwen mit der Herbstmauser im vierten Kalenderjahr an. Der Wechsel in das erste adulte Brutkleid erfolgt im fünften Kalenderjahr.

 

Die adulte Brutmauser beginnt  Mitte Mai (Island) und in aller Regel erst nach Abschluss der Eiablabe. Erst in der zweiten Septemberhälfte werden HS8/9 gewechselt. Bei der Masse der Mantelmöwen ist die Handschwingenmauser Mitte November, mit wenigen Ausnahmen auch erst im Dezember abgeschlossen.

Die Armschwingenmauser beginnt mit der innersten Armschwinge und setzt sich bis zur äußersten (distalen) Armschwinge fort was Ende Juli / Anfang August erreicht wird. Dabei endet die Armschwingenmauser kurz bevor HS 10 ausgewachsen ist. Fast gleichzeitig mit dem Beginn der Armschwingenmauser (AS1) beginnt auch der Wechsel der Schwanzfedern, wobei die Steuerfedern ST 4 und ST5 regelmäßig als vorletzte Federn ausfallen. Dagegen werden ST1 und ST2 regelmäßig als erste Steuerfedern ersetzt, wobei das Ausfallen der Federn zu jedem Zeitpunkt erfolgen kann.

 

 

 

 

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Immature Mantelmöwe am Strand
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Immature Mantelmöwe

 

Steckbrief: Die Mantelmöwe

 

Brutzeit - Fortpflanzung - Größe - Gewicht - Alter - Nahrung - Lebensraum - Bilder

 

Systematische Einordnung:

Ordnung: Regenpfeiferartige (Charadriiformes)

Familie: Möwen (Laridae)

Gattung: Große Weißköpfige Möwen (Larus)

Art: Mantelmöwe 

 

Beschreibung:

Wissenschaftlicher Name: Larus marinus

Artname in Englisch: Great Black-headed Gull

Artname in Französisch: Goéland marin.

 

Vorkommen / Verbreitung: Nordatlantik, Nordsee, Ostsee; Island, Faroer, Spitzbergen, Skagerak, Nordwestjütland, Wattenmeer, Großbritannien, Normandie, Bretagne 

 

Wanderungen: Teilzieher

 

Überwinterung: Küstengebiete Süd- und Westeuropa, Italien, Spanien, Portugal, Nordafrika

 

Lebensraum: Moore und steiniges Gelände in Küstennähe, auch in der Nähe größerer Binnengewässer.

 

Verhalten: tagaktiv

 

Kennzeichen: Altvögel im Prachtkleid mit weißem Körper und schieferschwarzem Rücken und Flügeln; Flügelhinterrand und äußere Spitzen weiß; Schnabel gelb mit rotem Fleck vor der Spitze des Unterschnabels.

 

Beine in allen Kleidern fleischfarben! Im Ruhekleid mit dunklen Flecken am Kopf.

 

Immature Kleider anfänglich dunkel, dann mit dunklem Band an der Schnabelspitze und gelber Basis

 

Größe: 61-74 cm

Gewicht: 1500-2000 g,

Spannweite: 144-166 cm

Stimme: wie Silber- und Heringsmöwe nur tiefer

 

Geschlechtsreife: im Alter von vier bis fünf Jahren

 

Paarungszeit: Paarbildung teilweise schon im Winter, monogame Saisonehe, Wiederverpaarung möglich

 

Bruten: 1 Jahresbrut

Brutzeit: April/Mai-Juni

Nest: variabel, jedoch gerne an erhöhten Orten; Felsbänder, Felsvorsprünge, Felsnischen an Klippen, auch Dachbruten möglich, brütet in kleineren Kolonien, auch in mittleren Kolonien. Es sind auch Einzelbruten möglich

 

Gelege: 2-3 Eier

Nachgelege: möglich

Legeabstand: Eiablage erfolgt über 5-6 Tage

Brutbeginn: mit Ablage des ersten, spätestens mit dem zweiten Ei

Brutdauer: 26-28 Tage, beide Altvögel brüten

Nestlingsdauer: Platzhocker, verlassen nach 1 Tag das Nest, werden allerdings noch bis zu 7-10 Tage gehudert. 

 

Flügge: 45-50 Tage; verlassen nach 50-55 Tagen die Nähe des Nistplatzes; noch bis zur 10/11. Woche bei den Altvögeln.
Umfärbung: Vierjahres-Möwe

 

Nahrung: breites Nahrungsspektrum, omnivor. Fische, Mollusken, Krustentiere, Ringelwürmer, Insekten, Seesterne, Jungvögel, Eier, Kaninchen 

 

Lebensdauer: 20 Jahre

 

Feinde: Infektionskrankheiten, Wetter, Kolkraben, Möwen, Fuchs, Mensch

 

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Mantelmöwe im dritten Kalenderjahr