Der Merlin (Falco columbarius)

 

 

Der Merlin gehört zu den kleinsten Falken und kann eigentlich auch als der kleine Bruder des Turmfalken bezeichnet werden. In Deutschland ist der Merlin als Brutvogelart nicht vertreten. Als Durchzügler kann er gelegentlich gesichtet werden. Genaues Hinsehen lohnt sich also.

 

 

Steckbrief: Merlin

 

Brutzeit – Gelege – Größe – Gewicht – Nahrung – Biotop – Alter

 

Systematische Einordnung:

Ordnung: Falken (Falconiformes)

Familie: Falken (Falconidae)

Gattung: Falken (Falco)

Art: Merlin

 

Beschreibung:

Wissenschaftlicher Name: Falco columbarius

Artname in Englisch: Merlin

Artname in Französisch: Faucon émerillon

Artname in Niederländisch: Smelleken

Artname in Schwedisch: Stenfalk

Artname in Finnisch: Ampuhaukka

Artname in Dänisch: Dværgfalk

Artname in Polnisch: Drzemlik

 

Vorkommen / Verbreitung: Der Merlin ist ein Brutvogel in Taiga und Waldtundrenzone Eurasiens und Nordamerikas und somit ein Bewohner der nördlichen Hemisphäre. Das Verbreitungsgebiet beginnt auf Island und erstreckt sich in der Folge über die Britischen Inseln und über Sibirien bis nach Alaska und Nord-Kanada.

 

Für Europa verläuft die südliche Grenze des Verbreitungsgebietes von den Färöer-Inseln und die Britischen Inseln zum Baltikum und Weißrussland.

 

Wanderungen: Generell ist der Merlin ein Zugvogel, abgesehen davon, dass die Brutvögel der Britischen Inseln nur bei extremen Kältesituationen wegziehen.

 

Überwinterung: Die Winterquartiere des Merlin beginnen ab einer Linie Britische Inseln bis Süd-Skandinavien. Von dieser Linie aus erstreckt sich das Wintergebiet nach Süden und deckt ab die Gebiete Südeuropa, Nordafrika und Vorderasien. Einzelne Gruppen des Merlin ziehen sogar bis in den Nord-Sudan.

 

Lebensraum – Biotop: Der Merlin besiedelt offenes Gelände und meidet Gebiete mit stärkerem Baumbewuchs. Die Brutgebiete finden sich somit in Heiden, Mooren, Randzonen von lichten Wäldern und auf Zwergstrauchflächen. In Mitteleuropa werden als Jagdgebiete Marschlandschaften, Wiesen- und Ackerflächen angenommen. Gerne werden die Aufenthaltsorte von Kleinvogelschwärmen (z.B. Stare) aufgesucht.

 

Verhalten: Generell ist der Merlin tagaktiv, im Mittwinter werden die Jagdflüge auch in die Dämmerung ausgeweitet. Der Merlin schlägt seine Beute hauptsächlich in der Luft. Während der Brutzeit ist der Merlin territorial, außerhalb der Brutzeit wird der Merlin zum Einzelgänger.

 

Kennzeichen: Kleinster Falke in der Paläarktis und deutlich kleiner als der Turmfalke. Unterschied zum Turmfalken im Flug durch deutlich spitzere Flügel und kompakte, gedrungene Gestalt. Allgemein: Oberseite dunkel, schwacher Bartstreif und Unterseite hell bis rötlich.

 

Adultes Kleid: ♂ Oberseite blaugrau, Unterseite rostgelb bis rostfarben mit feinen, dunklen Längsstreifen. Schwanz blaugrau mit breiter schwarzer Endbinde. ♀ Oberseite graubraun, Unterseite weißlich mit kräftigen, braunen Längsflecken. Schwanz mit fünf bis sechs breiten schwarzen Querbinden, dazwischen mit hellen Querstreifen.

 

Juveniles Kleid: wie beim ♀.

 

Schnabel: in allen Kleidern Schnabel bläulich mit dunkler Spitze und gelblicher Unterschnabelbasis; Wachshaut: ad. = chromgelb, juv. = grünlichgelb

 

Füße: gelb.

 

Iris: braun

 

Größe: 18,5-23 cm

Gewicht: bis 98 g (Zugvögel)

Spannweite: 35-39 cm

 

Stimme - Ruf: Außerhalb der Brutzeit eher stumm, dagegen während der Brutzeit am Nest sehr ruffreudig. Alarmruf klingt wie „jiji …“, klingt dabei ähnlich Turmfalke.

 

Geschlechtsreife: Zum Ende des ersten Lebensjahres wird der Merlin geschlechtsreif. ♀ können bereits im ersten Jahr brüten.

Paarungszeit: monogame Verbindung, wegen hoher Brutorttreue ist Wiederverpaarung möglich.

 

Bruten: 1 Jahresbrut

Eiablage: frühestens Ende April, meistens Mitte/Ende Mai bis Juni.

Brutzeit: Ende April bis Anfang Juli

 

Nest: Bodennest mit einfacher Mulde, dessen Rand mit Zweigen befestigt ist, oder Baumnester, die von Krähen und anderen Greifvögeln übernommen werden.

Neststandort - Brutrevier: In GB gut versteckte Bodennester in der Nähe von Lichtungen, offenen Stellen und auch Wegen, in Skandinavien auf Bäumen oder in Felswänden.

 

ei des merlin museum de toulouse common license
Ei des Merlin - Attribution: Muséum de Toulouse, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons - siehe Bildnachweise

 

Gelege: (mindestens 1) regelmäßig 3-5 (selten -7) Eier.

Eier: breitovale Eier mit gelblicher Schale und ± komplett rotbraun gefleckt.

Nachgelege: Bei frühem Gelegeverlust sind Ersatzgelege beim Merlin möglich.

 

Legeabstand: 3-4 Tage.

Brutbeginn: vor Ablage des letzten Eies.

Brutdauer: 26-30 Tage für das gesamte Gelege, ca. 26 pro Ei; ♂ und ♀ brüten, überwiegend das Weibchen.

Schlüpfen: Alle Jungen des Geleges schlüpfen innerhalb eines Tages.

 

Nestlingsdauer - Führungszeit: bedunte Nesthocker; die Jungen werden bis zum 10. Tag vom ♀ gehudert und gefüttert. Das ♀ beteiligt sich erst wenige Tage vor dem Flüggewerden der Jungen wieder an der Jagd. Bis zu diesem Zeitpunkt ist das ♂ allein für die Ernährung von Jungen und ♀ zuständig.

 

Flügge: nach 27-33 Tagen werden junge Merline flügge. Die Jungen bleiben dann noch weitere vier Wochen mit den Altvögeln zusammen.

 

 

Nahrung: Überwiegend Vögel bis Drosselgröße. Während der Brutzeit auch Kleinsäuger (Mäuse und Lemminge).

 

Lebensdauer: Der älteste bekannte Ringvogel eines Merlin wurde in Großbritannien gefunden und erreichte ein Alter von 12 Jahren und 8 Monaten.

 

Mortalität - Sterblichkeit: Laut kanadischen Untersuchungen liegt die adulte Sterblichkeit 38% pro Jahr, und steigt sogar bei hoher Populationsdichte an. Keine Daten zur Jungensterblichkeit.

 

Feinde und Gefährdungen: Belastung mit Pestiziden, Rückgang an Brutmöglichkeiten in Hochmoorgebieten. Störung durch Menschen.

 

Jagdbares Wild: Nein

Jagdzeit: Nein. Naturschutz

 

 

Quellennachweise

 

Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1+2, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim

Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993

Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, AULA-Verlag Wiesbaden, 1985

Bruun/Singer/König/Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982

Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 4, Falconiformes, AULA-Verlag Wiesbaden, 2. durchgesehene Auflage 1989

Mebs, Theodor (†), Schmidt, Daniel, Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens, Franck-Kosmos Verlag Stuttgart, 2. Auflage 2014

Svenson, Lars et. al, Der Kosmos Vogelführer, Franck-Kosmos Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2. Auflage 2011

 

Bundesamt für Naturschutz BfN: Nationaler Vogelschutzbericht 2019 gemäß Artikel 12 Vogelschutzrichtlinie, Berichtsdaten aus dem Abschnitt Kr...N Überwinterer (pdf download)

 

 

Bildnachweise

 

Ei des Merlin: Attribution: Muséum de Toulouse, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons; File URL: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/91/Faucon_%C3%A9merillon_MHNT.jpg; Page URL: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Faucon_%C3%A9merillon_MHNT.jpg