Die Mittelmeermöwe hat ihren Ursprung im Mittelmeergebiet, kommt allerdings auch an den Atlantikküsten von Portugal, Spanien und Frankreich vor. Weitere Populationen finden wir auf Madeira und inzwischen auch, zumindest noch vereinzelt, in Mitteleuropa.
Durch ausgedehnte Zerstreuungswanderungen der Jungvögel und immaturen Individuen der Mittelmeermöwe, kommt sie inzwischen als Gast auch bis an die Küsten des Wattenmeeres und lässt sich auch auf Helgoland beobachten. Wenn möglich kann sie dort auch fotografiert werden.
Die größten Brutpopulationen der Mittelmeermöwe finden wir in Kroatien (25-50T Brutpaare), Frankreich (40-45T Brutpaare), Portugal und Madeira (25-40T Brutpaare), Gibraltar (5-7T Brutpaare). In Mitteleuropa brüten vereinzelt zur Zeit nur ca. 560-760 Brutpaare, wobei die deutsche Brutpopulation 220-280 Brutpaare ausmacht. Der gesamte europäische Brutbestand wird auf 250T-400T Brutpaare geschätzt. Die Bestandsentwicklung scheint eine starke Zunahme anzudeuten, da insgesamt verstärkt Wanderungen nach Norden verzeichnet werden.
Systematische Einordnung:
Ordnung: Schnepfen-, Möwen- und Alkenvögel (Charadriiformes)
Familie: Möwen (Laridae)
Gattung: Große Weißköpfige Möwen (Larus)
Art: Mittelmeermöwe
Wissenschaftlicher Name: Larus michahellis
Artname in Englisch: Yellow-legged Gull
Artname in Französisch: Goéland leucophée
Artname in Spanisch: Gaviota Patiamarilla
Artname in Portugiesisch: Gaivota-de-patas-amarelas
Artname in Italienisch: Gabbiano reale
Artname in Niederländisch: Geelpootmeeuw
Artname in Tschechisch: Racek středomořský
Artname in Slowakisch: čajka žltonohá
Artname in Ungarisch: Sárgalábú sirály
Artname in Kroatisch: Galeb klaukavac
Artname in Montenegrin: Sinji galeb
Artname in Makedonisch: жолтоног галеб
Artname in Griechisch: Ασημόγλαρος της Μεσογείου, Χιντιανόγλαρος
Artname in Türkisch: Gümüş martı
Artname in Finnisch: Etelänharmaalokki
Artname in Dänisch: Middelhavssølvmåge
Artname in Norwegisch: Gulbeinmåke
Artname in Schwedisch: Medelhavstrut
Artname in Polnisch: Mewa romańska
Artname in Russisch: Средиземноморская чайка
Artname in Arabisch: نورس أصفر الساق
Artname in Hebräisch: שחף צהוב-רגל
Vorkommen / Verbreitung: Die Mittelmeermöwe ist in unterschiedlichen Verbreitungsräumen anzutreffen, welche den Mittelmeerraum, die Atlantikküsten von Portugal, Spanien und Frankreich, Regionen nördlich der Alpen abdecken, sowie Regionen an der britischen Südostküste und des Wattenmeeres abdecken. So ist die Mittelmeermöwe als Gast auch auf Helgoland zu sehen.
Wanderungen: Ehemals reiner Standvogel im Mittelmeergebiet. Inzwischen sehr starke nachbrutzeitliche Zerstreuungswanderungen der immaturen Mittelmeermöwen, welche inzwischen auch das Baltikum erreichen.
Lebensraum – Biotop: Mediterrane und gemäßigte Lebensräume in Mittel- und Westeuropa. Besiedelt Fels-, Kies- und Sandinseln, Felsküsten, Felsinseln, kahle Flächen an Flachküsten, Brackwassergebiete in der Nähe von Dünen, Feuchtgebiete, Wirtschaftsflächen, auch auf Dächern in Häfen.
Verhalten: Verhalten ähnelt der Silbermöwe und der Heringsmöwe.
Kennzeichen: Vierjahres-Möwe. Adulte und immature Individuen, die kurz vor der Umfärbung in das Alterskleid stehen ähneln stark der Silber- und Steppenmöwe. Im Vergleich zur Silbermöwe ist der Kopf im Schlichtkleid reinweiß. Beachte: die Mittelmeermöwe hat ganzjährig gelbe Beine. Die Handschwingenspitzen haben ein ausgedehntes schwarzes Feld mit weißen Stellen an der Federspitze (HS10-HS5). Deutlicher Gonysfleck an der Schnabelspitze
Schnabel: adult = gelb
Beine und Füße: gelb
Iris: hell.
Lidring: gelb.
Größe: 58-68 cm
Gewicht:
♂: 1040-1400 g; Ø ca. 1275 g
♀: 800-1400 g; Ø ca. 1033 g
Spannweite: 140-158 cm
Flügellänge:
♂: 42,8-48,5 mm
♀: 39,5-46,2 mm
Stimme - Ruf: Langsame tiefe Rufe, ähnlich Steppenmöwe.
Geschlechtsreife: unbekannt.
Paarungszeit: monogame Verbindung.
Bruten: 1 Jahresbrut.
Eiablage: im Mittelmeerraum zwischen Mitte März und Mitte April; in Süd-Frankreich ab letzte Aprildekade; nördlich der Alpen ab März bis Ende Mai.
Brutzeit: März bis Juni.
Brutrevier: Koloniebrüter an steilen Felsen und dort auf schmalen Bändern oder Vorsprüngen.
Nest: Gescharrtes Muldennest, auch mit umfangreichen Polstermaterial, das in der Umgebung aufgesammelt wurde.
Neststandort: meistens freistehend auf offenem, festen Boden; wo möglich, wird das Nest auch an eine Deckung angelehnt.
Gelege: 1-3 Eier.
Eier: langovales Ei, spitz zulaufend; Schale oliv mit bräunlichen Flecken und Tupfen.
Eimasse und Eigewichte:
Länge: 58,0-83,5 mm
Breite: 36,5-60,5 mm
Ø Eimass: 69,9x47,2 mm (n=142)
Frischvollgewicht: 75,0-116,0 g
Schalengewicht: 5,02-7,60 g; Ø = 6,1 g (m=75)
Nachgelege: Ersatzgelege sind möglich.
Legeabstand: 2-3 Tage.
Brutbeginn: Mit der Bebrütung wird bereits nach dem ersten Ei begonnen.
Brutdauer: 37-31 Tage, im Mittel eher 52-53 Tage, es brüten beide Altvögel
Schlüpftermine: Das Schlüpfen erfolgt bei den Mittelmeermöwen meist ab Anfang Mai und hält bis Mitte Juni an.
Nestlingsdauer: Nesthocker, die in den ersten Tagen noch gehudert werden; Nestlingsdauer 35-40 Tage.
Flügge: Mit dem Verlassen des Nestes sind die Jungen voll flugfähig, bleiben aber noch in Nestnähe und werden noch weitere 6-8 Wochen von den Altvögeln versorgt.
Nahrung: Bezüglich der Nahrung ist die Mittelmeermöwe sehr vielseitig, ernährt sich jedoch hauptsächlich von Fisch; wobei die nördlichen und atlantischen Populationen weitaus mehr vom Fisch abhängig sind als die südlichen Populationen. Ansonsten: Invertebraten, Säugetiere, Abfall (Besuch von Mülldeponien), Vogeleier und Jungvögel und inzwischen vermehrt auch die Altvögel kleinerer Wasservogelarten. Die Mittelmeermöwe ist also als recht aggressiv einzustufen. Auch wird Aas aufgenommen. Wie bei den meisten Großmöwen besteht die Neigung zum Kleptoparasitismus.
Lebensdauer: unbekannt.
Mortalität: wenig erforscht.
Feinde und Gefährdungen: Natürliche Gefährdungsursachen sind normale Verluste durch Prädatoren, oder bei Überflutungen der Brutplätze. Dazu kommt ein Mangel an geeigneten Rast- und störungsfreien Brutplätzen. Kontaminierung mit Schwermetallen, Umweltgifte.
Jagdbares Wild: Nein
Jagdzeit: Nein. Naturschutz
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1+2, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993
Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, AULA-Verlag Wiesbaden, 1985
Blomdahl, Anders, Breife, Bertil & Holström, Niklas, Flight Identification of European Seabirds, Christopher Helm London, 2003
Bruun/Singer/König/Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982
Mittelmeermöwe - Quelle: Von Hansueli Krapf - Eigenes Werk: Hansueli Krapf (User Simisa (Diskussion · Beiträge)), CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=18210680
Ei der Mittelmeermöwe - Quelle: Von Roger Culos - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=93609102