Der Mönchsgeier ist ein Altweltgeier aus der Gattung Aegypius und mit Spannweiten von bis zu 295 cm einer der größten Greifvögel Europas und, bei bis zu 12 kg Gewicht, auch die schwerste Geierart. Wegen seines Federkleides wurde er auch Kuttengeier genannt. Der Mönchsgeier ist überhaupt der dunkelste Altweltgeier. Der lange Hals ist bis zum Hinterkopf mit einer Halskrause aus dunklen Federn bewachsen. Der Kopf des Mönchsgeiers ist mit hellbraunen Dunen bewachsen.
Sein Vorkommen beschränkt sich in Europa auf die Ostalpen, Trockengebiete in Spanien, Südeuropa und Nordafrika. Er ist enger verwandt mit dem Ohrengeier der Gattung Torgos.
Um 1900 war der Mönchsgeier in den Ländern rund um das Mittelmeer noch weit verbreitet, obwohl sein Bestand schon seit 100 Jahren regelmäßig abnahm. Seine größten Vorkommen existierten in Spanien, auf dem Balkan, der Krim und den großen Mittelmeerinseln. Im Jahr 1973 war der gesamte Brutbestand in Spanien auf 206 Paare geschrumpft.
Ab 1980 wurde in Europa, auch für den Mönchsgeier mit einem Artenschutzprogramm begonnen. Gezielte Auswilderung und Artenschutz stabilisierten die Vorkommen in Spanien, auf den Balearen und in Thrakien (Griechenland) haben in den letzten 40 Jahren zu einer Verbesserung der Situation geführt. Die European Vulture Conservation kümmert sich in Europa koordinierend um den Artenschutz des Mönchsgeiers.
Durch Auswilderung und Artenschutz konnte der Brutbestand inzwischen in Spanien bis auf >2.500 Brutpaare gesteigert werden (Zahlen aus 2017). Auf dem Balkan und in Griechenland konnten ebenfalls Stabilisierungen der Brutbestände erreicht werden. Nur die Population in Anatolien (Türkei) nimmt weiterhin ab.
Der Mönchsgeier ist ein großer und sehr dunkler Geier. Tatsächlich ist er dunkelste aller Altweltgeier. Wie der Ohrengeier hat der Mönchsgeier einer sehr großen Schnabel. Der breite Kopf und die vordere Seite des langen Halses sind mit langen Flaumfedern bewachsen. Eine umfangreich ausgebildete Halskrause wächst seitlich und am Hinterhals und sieht aus wie ein Kragen. Dieser Federkragen wurde auch als Mönchskragen bezeichnet, woher dann auch der Name des Geiers stammt.
Die Gesamtfarbe des Mönchsgeiers ist dunkelbraun. Die Unterseite fällt etwas heller aus als die Oberseite. Schwarzbraunes Kropfschild. Der Kopf trägt ein dunkelbraunes Dunenkleid. Wachshaut bläulich teilweise auch violett. Die Beine sind bläulichgrau und nur in der oberen Hälfte befiedert. Farbe der Iris zwischen dunkel bis rötlichbraun.
In Südfrankreich können Mönchsgeier in den Cevennen beobachtet werden, wo sie zusammen mit Gänsegeier, Bartgeier und Schmutzgeier vorkommen.
In Österreich können Mönchsgeier im Bereich des Nationalparks Hohe Tauern während der Sommermonate gesehen werden. Auch im Rauriser Tal und dem Krumltal lassen im Brut- und Auswilderungsgebiet für die Bartgeier imerwer wieder Mönchsgeier sehen.
Spanien gehört zu den Ländern, wo sich die Mönchsgeier bisher am besten entwickelt haben. Dort befindet sich eine starke Population auf Mallorca. Auf dem spanischen Festland existieren Brutpopulatonen in Zentralspanien, in Südspanien und in den spanischen Pyrenäen.
In Griechenland sind Mönchsgeier im Nordosten des Landes, an der Grenze zu Bulgarien angesiedelt und auch zu beobachten. Die griechische Population ist die einzige Brutpopulation auf dem Balkan.
Weitere Populationen existieren in der Türkei, sowie in Armenien, Aserbaidschan und im russischen Teil des Kaukasus.
Systematische Einordnung:
Ordnung: Greifvögel (Accipitriformes)
Familie: Habichtverwandte (Accipitridae)
Gattung: Mönchsgeier (Aegypius)
Art: Mönchsgeier - Kuttengeier
Wissenschaftlicher Name: Aegypius monachus
Englisch: Monk Vulture - Cinereous Vulture - (Eurasian) Black Vulture
Französisch: Vautour moine
Niederländisch: Monniksgier
Finnisch: Munkkikorppikotka
Dänisch: Munkegrib
Schwedisch: Grågam
Polnisch: Sęp kasztanowaty
Russisch: Tschorny Grif
Vorkommen / Verbreitung: Als Brutvogel kommt der Mönchsgeier in niederen bis mittelhohen bewaldeten Berglandschaften vor. Die Art ist in der Paläarktis verbreitet. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich, beginnend in Zentral-Spanien über den Balkan, mit Vorkommen auf der Krim, über die Türkei nach Vorderasien und den Kaukasus bis nach Zentral- und Ostasien. In Zentralasien reichen die Vorkommen von Nord-Indien über Tibet bis in die Mongolei und nach Mittel-China.
Wanderungen: In seinem Brutareal ist der Mönchsgeier Standvogel. Von den Jungvögeln sind Zerstreuungswanderungen bekannt. Jungvögel verstreichen dabei bis weit außerhalb des ehemaligen Brutgebietes. Ad. Brutvögel verbleiben zwar meistens in der unmittelbaren Nähe der Brutplätze können aber auch bis zu 200 km vom Brutplatz entfernt verstreichen. Zerstreuungswanderungen zwischen April und September führen meistens bis nach Dänemark, Estland und bis an den Ural.
Lebensraum – Biotop: Mönchsgeier bevorzugen niedrige bis mittelhohe Gebirge mit Waldbeständen. Horstbäume werden bevorzugt in Hanglagen genommen. Für eine dauerhafte Ansiedlung ist ein ausreichendes Angebot an Großtieren notwendig.
Verhalten: Der Nahrungserwerb wird meistens aus dem Suchflug heraus durchgeführt. Dazu sind Mönchsgeier in ihrem Nahrungsrevier stundenlang im Suchflug unterwegs. An gefundenen Kadavern sammeln sich auch die Geier benachbarter Reviere. Der Mönchsgeier wühlt am Kadaver nicht in den Innereien herum, sondern reißt Fleischstücke aus dem Korpus heraus. Der Mönchsgeier ist nur an Kadavern als Kleingruppe anzutreffen, sonst eher solitär. Meistens ist der Mönchsgeier ein Einzelbrüter, kann sich aber auch mit anderen Paaren zu einer Brutkolonie zusammenschließen, wobei die Nestabstände um die 100 m betragen.
Der Mönchsgeier gehört zu den Kadaververwertern. Diese sind stärker von der Thermik abhängig. Zwar beginnt der Mönchsgeier seine Tätigkeit schon sehr früh, ab 7 Uhr, im engeren Horstumfeld; der richtige tägliche Suchflug beginnt allerdings auch erst ab 9 Uhr. Die Nahrungsflüge der Mönchsgeier können täglich 7-11 Stunden dauern.
Kennzeichen: Etwas größer als der Gänsegeier. Im Flugbild leicht keilförmiger Schwanz. Im Flug werden die Flügel waagerecht gehalten, wobei die Handschwingen leicht nach oben gebogen werden. Unterseite einfarbig dunkel. Dunkle Halskrause. Bei ad. Mönchsgeiern ist der Kopf hell mit leicht bläulichem Schein; bei den immat. ist der Kopf schwarzbraun. Immatures Gefieder dunkler als bei den ad.
Schnabel: schwarzbraun.
Wachshaut: blaßviolett auf der Oberseite violett-rosa
Füße: ad. = hellgrau.
Iris: schwärzlich.
Größe: 100-110 cm
Schwanz: 32-37 cm
Gewicht: 7000-12500 g
♂ 7,0-11,5 kg g
♀ 7,5-12,5 kg Ø
Spannweite: 250-295 cm
Flügellänge:
♂: 73,5-82,0 cm
♀: 75,0-84,5 cm
Stimme - Ruf: Nicht ruffreudig, am Kadaver werden grunzende Laute geäußert.
Geschlechtsreife: Die Geschlechtsreife tritt erst zwischen dem 5.-6. Lebensjahr ein.
Paarungszeit: Mönchsgeier schließen sich zu einer monogamen Dauerverbindung zusammen. Die Paarbildung beginnt dagegen schon recht früh ab dem 2. Lebensjahr. Die Balz beginnt im Februar.
Bruten: 1 Jahresbrut
Eiablage: Ab Ende Februar; meistens von März bis Anfang April
Brutzeit: März bis maximal Ende Juni / Anfang Juli
Nest: Nest als große Struktur von kräftigen Zweigen. Die Nestmulde wird aus weichem Material aus der Umgebung ausgekleidet, z.B. Wolle und Zweige. Nestdurchmesser 140 – 200 cm, bei einer Höhe von 70-100 cm.
Neststandort - Brutrevier: Das Nest wird auf Bäumen oder auf Felsvorsprüngen gebaut (Felsennester eher selten). Auf Bäumen wird das Nest im Wipfelbereich gebaut.
Gelege: 1 Ei
Eier: Eier sind rundlich oval bis elliptisch, bei weißer Schale, mit rostbrauner Fleckung
Nachgelege: ???.
Brutdauer: 54 Tage, es brüten beide Altvögel
Schlüpfen: Bei mehreren Eiern schlüpfen die Jungvögel entsprechend des Legeabstands.
Nestlingsdauer - Führungszeit: bedunte Nesthocker, die anfangs noch intensiv gehudert werden. Teilweise wird der Horst schon nach 80-90 Tagen verlassen, spätestens nach 110-120 Tagen. Das Junge wird von beiden Altvögeln betreut und gefüttert
Flügge: nach 110 bis 120 Tagen ist das Junge flügge. Nach dem Ausfliegen ist der junge Mönchsgeier noch nicht vollkommen selbständig. Das Junge unternimmt dann erste Flüge in die Umgebung wird aber noch mehrere Wochen von den Altvögeln versorgt und gefüttert.
Nahrung: Der Mönchsgeier ernährt sich fast vollkommen von Kadavern, die ausreichend vorhanden sein sollten. Wenn dennoch Säugetiere geschlagen werden, handelt es sich immer um kranke und sehr geschwächte Tiere. Schon wegen seiner großen Flügel ist der Mönchsgeier, im krassen Gegensatz zu den Adlern, nicht in der Lage kurzfristige Schwenks im Flug zu vollführen bzw. abrupt in den Sturzflug zu gehen.
Lebensdauer: Bei in Gefangenschaft gehaltenen Mönchsgeiern kann ein Alter von bis zu 39 Jahren erreicht werden, soweit die Literatur. Dem Verfasser ist allerdings aus der Greifvogelstation Hellenthal in der Eifel (NRW) ein Fall bekannt, wo sich ein inzwischen 75 Jahre (oder älter) alter Mönchsgeier, als Rentner, bester Gesundheit erfreut (in 2021). Also Höchstalter in Gefangenschaft mindestens 75 Jahre.
Mortalität - Sterblichkeit: ???.
Feinde und Gefährdungen: Wie bei allen Geierarten stammen die Hauptgefährdungen vom Fehlen ausreichend vorhandener Kadaver und aus der direkten Verfolgung durch den Menschen. Dazu kommen Lebensraumzerstörungen im gesamten Verbreitungsgebiet.
Jagdbares Wild: Nein
Jagdzeit: Nein, Naturschutz
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1+2, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993
Baumgart, Wolfgang, Europas Geier, Flugriesen im Aufwind, AULA-Verlag Wiebelsheim, 2001
Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, AULA-Verlag Wiesbaden, 1985
Bruun/Singer/König/Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982
Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 4, Falconiformes, AULA-Verlag Wiesbaden, 2. durchgesehene Auflage 1989
Mebs, Theodor et. al, Die Greifvögel Europas, Franck-Kosmos Verlags GmbH, 2. Auflage 2014
Svenson, Lars et. al, Der Kosmos Vogelführer, Franck-Kosmos Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2. Auflage 2011
Vultures Conservation Foundation - European Vulture Protection and Conservation
Ei des Mönchsgeier; Attribution: Von Didier Descouens - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=17083739; File URL: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/61/Vautour_moine_MHNT.jpg; Page URL: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Vautour_moine_MHNT.jpg