Als Brut-, Jahres- und Sommervogel kommt die Heringsmöwe an den Küsten Nordeuropas, auf Island, den Britischen Inseln und der Küstenregion zwischen dem Wattenmeer und der nordspanischen Küste vor. An der deutschen Nordseeküste und im Bereich des gesamten Wattenmeeres kann die Heringsmöwe zu allen Jahreszeiten beobachtet werden.
Insgesamt sind bis zu 5 Unterarten der Heringsmöwe bekannt. Von diesen Unterarten sind drei UA wesentlich für die Vorkommen in Europa:
Die Unterart fuscus Linnaeus siedelt im Norden Europas und bis zur Halbinsel Kola und in das Weisse Meer hinein; ab Südskandinavien bis hinunter an die Nordseeküste der Nordseeküste schließt sich die UA fuscus intermdius Schiøler an. Anschließend an dieses Siedlungsgebiet findet sich die UA fuscus graellsii A.E. Brehm welche wir auf den Britischen Inseln (GB, Hebriden, Orkneys, Shetland), an der Nordseeküste ab Südholland und hinter bis zur Atlantikküste von Nordspanien und teilweise bis an die portugisische Atlantikküste. Damit deckt die Heringsmöwe fast durchgehend die westeuropäischen Atlantikküsten ab. Die Übergänge zwischen den einzelnen Unterarten sind fließend.
Grundsätzlich erstreckt sich das Siedlungsgebiet der Heringsmöwe in ihren Unterarten von Westeuropa (Island bis Spanien) bis hinüber nach Westsibirien. In Finnland und Karelien besiedelt die Heringsmöwe die Küstenregion und auch das Binnenland. Einzelne Vorkommen finden sich an der deutschen Ostseeküste (Mecklenburg und Vorpommern). Im Bereich der Nordsee ist die Heringsmöwe im gesamten Bereich des Wattenmeeres anzutreffen.
Die Winterquartiere der Heringsmöwe umfassen den Nordatlantik um die Britischen Inseln, Westeuropa, Ostsee, Mitteleuropa, Nordafrika, Mittelmeer und Schwarzes Meer und der Bereich zwischen Vorderasien und Ostafrika.
Aus den westlichen Populationen (Island bis NW-Frankreich, Niederlande und Süd-Skandinavien) beginnt die Abwanderung der adulten Heringsmöwen aus den Brutkolonien ab Juli und bis Oktober ist der Abzug bis in nordafrikanische Wintergebiete abgeschlossen und bis in den November werden auch Gebiete im westlichen Afrika (Senegal) erreicht. Juvenile Heringsmöwen aus Großbritannien scheinen am weitesten südlich zu ziehen. Deren Winterquartiere liegen in Südwest-Spanien, Portugal und Nordwest-Afrika.
Aus Nordwest-Frankreich beginnt der Rückzug in die Brutkolonien schon ab Dezember. Der Rückzug erfolgt bis Mitte Mai. Bei immaturen Heringsmöwen kommt es durchaus zur Übersommerung in den südlichen Winterquartieren.
Die Heringsmöwe ist erheblich kleiner als die Mantelmöwe, ähnelt in der Größe der Silbermöwe, wirkt dabei aber zierlicher. Beim schwimenden Vogel ist die Größe mit der Sturmmöwe vergleichbar. Verwechslungen mit der viel größeren Mantelmöwe sind sehr häufig.
Der gelbe Schnabel mit Gonysfleck ist schlanker als bei der Silbermöwe. Beim sitzenden und schwimmenden Vogel ist auf den Überstand der angelegten Flügel über den Schwanz zu beachten, welcher 8-10 cm beträgt. Bei der Mantelmöwe beträgt der Überstand der Handschwingen über den Schwanz nur 1-2 cm.
Mantel und Oberflügel sind bei den adulten Heringsmöwen schwarz bis schwärzlich (intermedius) oder auch schiefergrau (graellsii). Die Flügel sind schmaler und mit längeren Handschwingen. Der Flügelhinterrand der Armschwingen zeigt einen schmalen weißen Rand, während die Handschwingen keinen weißen Rand zeigen, sondern nur kleine weiße Spitzen der einzelnen Handschwingen. Der weiße Fleck der äußersten Handschwingenfeder ist deutlich zu erkennen. Im Vergleich dazu zeigt die Mantelmöwe auf der Spitze der äußersten Handschwinge einen ausgedehnten weißen Fleck, der mit dem weißen Fleck der zweiäußersten Handschwinge eine einzige große weiße Fläche bildet. Dagegen wirkt der weiße Fleck in der äußersten Handschwinge der Heringsmöwe wie ein weißes Fenster in schwarzem Umfeld. Die äußeren Handschwingen der Heringsmöwe sind auffallend dunkler als die inneren Handschwingen (beachten!!!).
Bei den adulten Heringsmöwen sind die Beine gelb bis orangegelb. Im Brutkleid sind Kopf und Hals reinweiss, während das Ruhekleid stark gestrichelt ist, der Schwanz ist reinweiß ohne Binde. Die Iris der Augen ist bei den adulten Heringsmöwen schwefelgelb.
Als Großmöwe gehört die Heringsmöwe zu den Vierjahresmöwen und wechselt somit erst im fünften Kalenderjahr in das adulte Alterskleid. Die Kleiderfolge der Heringsmöwe läuft wie bei der Silbermöwe ab.
Wie bei allen Nesthockern bei Charadriiformes kommt die Entwicklung der Flugfedern erst an zweiter Stelle, nach Körperwachstum und damit einhergehender Gewichtszunahme. Bis zum 12./13. Tag ist das Wachstum der Handschwingenpulpae nur schwach entwickelt und die Handschwingen messen nur 5-8 mm. Erst zwischen dem 28. und 33. Tag nimmt das Wachstum der Flügelfedern aussergewöhnlich zu. Erst ab der 7. Woche, also frühestens nach 49 Tagen, spätestens mit dem Ende der 10 Woche (70 Tage) ist das Wachstum der Flügelfedern abgeschlossen. Das Jugendkleid gilt als fertig zwischen dem 50. und 60. Tag des Jungvogels.
Bei der Jugendmauser der Silbermöwe, zwischen August bis November) handelt es sich um eine Teilmauser, bei der das Gefieder von Kopf, Hals, Brust, Rumpfoberseite und Schulterfedern erneuert werden.
Danach folgt die erste Ruhemauser, die sich vor allem auf Kopf- und Halspartien beschränkt, aber auch Vorderrücken und Schulterfedern umfassen kann. Diese Teilmauser erfolgt zwischen Januar und März. D.h. zwischen dem Selbständigwerden der jungen Silbermöwe und bis zum Beginn des nächsten Frühlings durchläuft der Vogel zwei Teilmausern und wechselt im Frühjahr des zweiten Kalenderjahres somit das erste Sommerkleid; der Wechsel in das zweite Winterkleid erfolgt dann als Vollmauser ab Mai welche dann im Oktober, spätestens jedoch im November abgeschlossen ist. Dabei erfolgt auch ein Handschwingenwechsel.
Die zweite Ruhemauser im dritten Kalenderjahr erfolgt wiederum als Teilmauser ab Januar und dauert bis April, wobei in größerer Anzahl Rücken- und Schulterfedern gewechselt werden. Ab diesem Zeitpunkt wird der Mauserrhythmus bis zum adulten Alterskleid (Prachtkleid) beibehalten. Der Wechsel in das erste adulte Schlichtkleid erfolgt mit der Herbstmauser zum Ende des vierten Kalenderjahres.
Mit der ersten adulten Brutmauser wird schon während der Bebrütungszeit im 5. Kalenderjahr begonnen und ist eine Vollmauser, die mit dem Abwurf von HS 1 beginnt. Der Beginn der Handschwingenmauser erfolgt im Mittel erst ab Mitte Mai aber hauptsächlich ab Juni. Teilweise beginnt die Handschwingenmauser erst mit dem Schlüpfen der Jungen. Während der Zuges scheint der Wechsel der Handschwingen ausgesetzt zu werden, um dann im Winterquartier seinen Abschluss zu finden. Mit der Armschwingenmauser wird erst begonnen, wenn HS 6 oder 7 ausgefallen sind.
Systematische Einordnung:
Ordnung: Regenpfeiferartige (Charadriiformes)
Familie: Möwen (Laridae)
Gattung: Große Weißköpfige Möwen (Larus)
Art: Heringsmöwe
Beschreibung:
Wissenschaftlicher Name: Larus fuscus
Artname Heringsmöwe Englisch: Lesser Black-backed Gull
Artname Heringsmöwe Französisch: Goeland brun
Artname Heringsmöwe Niederländisch: de kleine mantelmeeuw.
Vorkommen / Verbreitung: Die Heringsmöwe ist verbreitet in Nordeuropa an den Küsten; Großbritannien, Shetland Inseln, Island, Norwegen, Schweden, Finnland Ostseeraum.
Wanderungen: Die Heringsmöwe ist ein Teilzieher
Überwinterung: Die Heringsmöwe überwintert in den Küstengebieten der Deutschen Bucht, Niederlande, Belgien, Frankreich bis nach Spanien und Portugal, westliches Mittelmeer, Nordafrika, bis in den Nahen Osten.
Lebensraum: Die Heringsmöwe besiedelt Küstengebiete aller Art, auch an größeren Binnengewässern.
Verhalten: Die Heringsmöwe ist tagaktiv
Kennzeichen: Die Heringsmöwe ist der Mantelmöwe sehr ähnlich, nur kleiner. Flügel und Rücken der Heringsmöwe sind schwarz, aber heller als bei Mantelmöwe; weißer Streif am Hinterrand der Armschwinge, an den Handschwingen kaum erkennbar. Die Beine der Heringsmöwe sind gelb. Im Schlichtkleid zeigt die Heringsmöwe einen gestrichelten weißen Kopf und Halsbereich.
Immature Heringsmöwen haben 3 Winterkleider und drei Sommerkleider, erst ab dem vieren Jahr wird im Februar in das adulte Prachtkleid gewechselt und im darauf folgenden August in das Schlichtkleid.
Der Schnabel ist bei der adulten Heringsmöwe gelb mit rotem Fleck am Unterschnabel vor der Schnabelspitze; beim juvenilen Vogel im 1 W-Kleid schwarz
Größe: 48-56 cm, Männchen größer und schwerer
Gewicht: 1100-1300 g
Spannweite: 117-134 cm
Stimme: Der Ruf der Heringsmöwe ist ähnlich der Silbermöwe, nur tiefer
Geschlechtsreife: Die Heringsmöwe erreicht die Geschlechtsreife frühestens im 3. Lebensjahr, generell mit dem Wechsel in das adulte Prachtkleid
Paarungszeit: April bis Mai, monogame Saisonehe, Wiederverpaarung möglich
<>Bruten: 1 Jahresbrut
Brutzeit: Mai-Juni,
Nest: Die Heringsmöwe baut ein Bodennest aus Pflanzenmaterial, Koloniebrüter; meist vermischt mit Silbermöwen
Gelege: 2-4 Eier
Nachgelege: möglich
Legeabstand: 2 Tage
Brutbeginn: mit Ablage des zweiten Ei
Brutdauer: 26-31 Tage, beide Altvögel brüten
Nestlingsdauer: Nestflüchter
Flügge: 35-40 Tage.
Nahrung: Die Nahrung der Heringsmöwe sind kleine Fische, Schwimmkrabben, Eier, Nestlinge aus fremden Gelegen
Lebensdauer: Die Lebenserwartung der Heringsmöwe beträgt 30 Jahre.
Feinde: Mensch, Greife, Großmöwen, Marder, Fuchs