Die Lachmöwe ist ein häufiger Brut- und Jahresvogel in Nordwest-, Mittel- und Osteuropa. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich darüber hinaus bis nach Ostsibirien und nach Kamtschatka. Inzwischen breitet sich die Lachmöwe auch bis nach Nordamerika aus.
Im west- und mitteleuropäischen Binnenland tritt die Lachmöwe als häufiger Wintergast auf. Als Möwe gehört die Lachmöwe zu den kleinen Möwen und ist eine Zweijahres-Möwe, d.h. sie wechselt bereits im zweiten Kalenderjahr in das erste Prachtkleid.
Die Lachmöwe ist Brutvogel im mittleren und nördlichen Eurasien. Das Verbreitungsgebiet reicht von Island bis zur Halbinsel Kamtschatka. Allerdings besiedeln Lachmöwen neuerdings auch Nordamerika.
Einerseits ist die Lachmöwe in gemäßigten Breiten ein Stand- und Strichvogel, ist aber je nach Gebiet und Temperaturentwicklung auch Teil- und Kurzstreckenzieher. Die Winterquartiere reichen in Europa von Island über Mittel-Norwegen im Norden über Schweden und den Ostseebereich bis nach Spanien. Die Ostgrenze bilden das Odertal und das Donautal in Ungarn und von dort bis an die Nordseite des Schwarzen Meeres. Bei einer Isotherme zwischen 0° und bis -2,5° beginnt der Abzug in die Winterquartiere bzw. werden Ausweichbewegungen in wärmere Gegenden eingeleitet. Dann wird das Wintergebiet bis nach Nordafrika, Äthiopien, auf die arabische Halbinsel und bis an die westafrikanische Küste ausgeweitet.
Hinzug und Rückzug liegen nicht unbedingt auf der selben Route. Gezogen wird als sogenannter "Breitfrontzug". Die Hauptzugsrichtung verläuft über den Westen und Süden Kontinentaleuropas. Im ersten und zweiten Winter haben die Lachmöwen noch eine hohe Geburtsorttreue, d.h. sie kehren wieder an die alten Brutplätze zurück.
Die Brutvögel Islands verlagern sich im Winter als Teilzeiher nach Großbritannien, Irland und bis nach Spanien und Portugal; auch werden im Winter Quartiere in Südwest-Grönland und in Neufundland (Kanada) angesteuert. Aus den Brutrevieren Fennoskandinaviens (=Finnland, Karelien und die Halbinsel Kola) ziehen die Lachmöwen an die Küsten der Nordsee und des Atlantiks und über den Kontinent in das Mittelmeer. Auf dem Überlandzug durch Mitteleuropa werden Gebiete in Südfrankreich, Italien, sowie in den Anrainerstaaten in der östlichen Adria (Slovenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro).
Brutvögel aus Dänemark ziehen im Bedarfsfalle im Überlandzug nach West- und Südeuropa und bis hinunter in den Maghreb. Die Brutvögel aus Belgien und den Niederlanden ziehen weniger weit und überwintern meistens in West- und Mitteleuropa. Mitteleuropäische Brutvögel ziehen meistens in Südwestrichtung. Die Brutpopulation in Südwest-Frankreich und Spanien verbleiben meistens vor Ort. Dagegen ziehen die Brutvögel aus Zentral- und Ostfrankreich bevorzugt nach Nordwest-Afrika.
Die zurückgelegten Entfernungen auf dem Winterzug sind z.T. beträchtlich. So fliegen Lachwmöwen im ersten Winter bis zu 867 km, wohingeghen ältere Exemplare nur noch 580 km im Mittel zurücklegen.
Die Lachmöwe ist die kleinste der Art der westpaläarktischen Möwen. Auffallend sind die schlanken, spitzen Flügel, dabei besonders der weiße Keil am Vorderrand des Handflügels. Altvögel zeigen am den äußersten Handschwingen einen dunklen Flügelhinterrand. Auf der Unterseite sind die Handschwingen dunkel.
Der Schnabel der Lachmöwe ist schlank. Bei den adulten Lachmöwen sind Füße und Schnabel im Brutkleid dunkelrot, im Ruhekleid dagegen bräunlichrot. Junvenile Lachmöwen haben einen Schnabel, der farblich zwischen fleischfarben bis gelblich-hornbraun variiert. Im zweiten Sommer verändert sich die Farbe des Schnabels auf bräunlichrot.
Der Kopf der Lachmöwe zeigt im Brutkleid eine schokoladenbraune Gesichtsmaske, die aus kürzerer Entfernung schwarz wirkt. Die Gesichtsmaske reicht nur bis zum Beginn des Hinterkopfes. Im Brutkleid ist das Auge im hinteren Teil von einem mondsichelartigen schmalen weißen Streifen eingefasst.
Im Winterkleid ist der Kopf überwiegend weiß mit einem dunklen Ohrenfleck sowie einem sichelförmigen dunklen Fleck vor dem Auge. Es gibt auch Individuen, die 1-2 dunkle Streifen quer über dem Oberkopf tragen. Bei den Altvögeln sind Bürzel und Schwanz vollkommen weiß, die Oberseite ist hellgrau.
Junge Lachwmöwen zeigen vor der ersten Jugendmauser eine scharf abgesetzte dunkelbraune Schwanzendbinde. Kopf, Halsoberseite, Vorderrücken und Schulterfedern sind ausgedehnt gelblich-braun. Am Flügel haben die längsten Handschwingen dunkle Aussenfahnen, einen bis an die Armschwinge reichenden dunklen Flügelhinterrand und gelbbraune dunkle Armdecken.
Die Lachmöwe ist überwiegend tagsaktiv und auch bis in die Dämmerung noch aktiv. In den Brutkolonien flaut der tägliche Lärm mit Einsetzen der Dämmerung ab, um dann in der vollen Dunkelheit wieder einzusetzen. Während der Brutzeit bleiben die auf den Gelegen sitzenden Vögel meistens wach und beobachten die Umgebung. Gelegentlich werden die Eier gewendet, wobei auch einzelne Vögel zu einem Rundflug über die Kolonie starten, um danach wieder auf das Nest zurückzukehren.
Während der Nachtzeit kann es auch zu Flügen zwischen Kolonie und Nahrungsgründen kommen. An der Küste passen sich Lachmöwen außerhalb der Brutzeit dem Gezeitenwechsel an und jagen Lachmöwen durchaus in mondhellen Nächten und in Nächten, die zumindest ausreichende Sicht gewährleisten. Lachmöwen können sich bis zu einem gewissen Grad an die Dunkelheit anpassen, erreichen allerdings nicht die Leistung der Eulen.
In der Nacht nutzen Lachmöwen die Beleuchtung von Hafenanlagen, Landungsstegen und Schleusen, sowie auch das Scheinwerferlicht von nachts fischenden Fischkuttern.
Die Tagesaktivität ist in zwei große Aktivitätszeiten aufgeteilt wobei die erste Aktivität am frühen Morgen ist und die zweite Aktivitätszeit am späten Nachmittag beginnt, im Sommer sogar erst gegen Abend. Dazwischen flaut die Aktivität stark ab, die Lachmöwen legen quasi eine Mittagspause ein. Natürlich wird in dieser Zeit auch vereinzelt gejagt, allerdings nur in sehr eingeschränktem Maße.
Bei den Lachmöwen wird allgemein davon ausgegangen, daß die Geschlechtsreife frühestens mit dem Ende des zweiten Lebensjahres eintritt, also im Frühjahr des dritten Kalenderjahres; es wird vermutet, daß vielfach erst mit drei Jahren die Geschlechtsreife erreicht wird. Die erst später einsetzende Geschlechtsreife hält die einjährigen Vögel jedoch nicht davon ab, schon im zweiten Kalenderjahr wieder in die Brutkolonie zurückzukehren. Tatsächlich sind auch einjährige Lachmöwen als Brutvögel in Norwegen, West- und Mitteleuropa nachgewiesen. Nichtbrütende Einjährige bilden in den Brutkolonien eigene Teilkolonien wie die Einjährigen auch eigene Territorien besetzen, die sie aktiv gegen Eindringlinge verteidigen. Auch führen sie bereits die Rituale von Begrüßung und Wechselruf aus, obwohl keine Eier gelegt wurden.
Lachmöwen verpaaren sich zu einer saisonalen Saisonehe, allerdings besteht die Vermutung, daß es durch bestehende Brutortrreue zu Wiederverpaarungen kommen kann. Auch Dauerpaarverbindungen sind auf den Zugwegen bereits nachgewiesen worden.
Die Paarbildung findet meistens in der Brutkolonie statt, allerdings ist der Ort der Verpaarung meistens nicht der finale Brutplatz. Am Brutplatz selbst treffen die Lachmöwen verpaart an. Ähnlich wie bei Dreizehenmöwe (Rissa tridactyla) und Sturmmöwe (Larus canus) neigen ♂ dazu, sich näher am Geburtsort anzusieden, was bei den ♀ nicht so ausgeprägt ist. Da neue Kolonien eher durch Erstbrüter gegründet werden, kann die Brutorttreue insgesamt nicht so stark ausgeprägt sein, es wird allgemein von einer Treuerate von <30% ausgegangen. Die Brutortreue sinkt in gleichem Maße, wie sich Biotope verschlechtern, was dann zur Verlagerung bzw. Austausch von ganzen Kolonien führt. Nur bei gleichbleibender Biotopqualität kann von einer höheren Brutorttreue ausgegangen werden. Allerdings führen auch erfolglose Bruten zum Wechsel des Brutplatzes im Folgejahr, z.B. wenn durch hohe Störfaktoren, die Brut aufgegeben wurde.
Die Besiedlung des Brutplatzes ist kein sofortiger Akt sondern erstreckt sich in sechs Phasen über einen längeren Zeitraum:
Die Brutplatzwahl erfolgt durch das sogenannte "Nestlocken" des ♂ an einem bestimmten Platz. Wenn das ♀ nicht zu diesem Platz kommt, wird das "Nestlocken" an einem, anderen Platz wiederholt, bis das ♀ den Platz annimmt. Notfalls wird die Kolonie gewechselt.
Die Legeperiode innerhalb einer Kolonie kann sich über 2 Monate erstrecken, wobei gerade Erstbrüter sogar erst im Juni zur Eiablage schreiten. Das Legen von 80% aller Eier erfolgt innerhalb von 14 Tagen. Eiablagen können zu jeder Tag- und Nachtzeit erfolgen. Bei Gelegverlust oder Aufgabe der Brut wird regelmäßig auch das Nest verlassen. Der Legeabstand zwischen den einzelnen Eiern beträgt ca. 24 Stunden, mit der Bebrütung wird schon ab dem ersten Ei begonnen, wenn auch weniger intensiv. Die durchschnittliche Brutdauer liegt bei 22-23 Tagen, ab dem dritten Ei bei 21-27 Tagen.
Nestlingsdauer: Das Schlüpfen der Jungen dauert ungefähr 48 Stunden. Der Mittlere Schlüpfabstand zwischen 1. und 2. Küken liegt bei 12 Stunden, zwischen 2. und 3. Küken schon bei 24 Stunden. Die bedunten Nestlinge sind Nesthocker und verlassen das Nest nur innerhalb einer Fläche von 1 m². Erst mit dem Flüggewerden wird das Nest verlassen. Flügge werden junge Lachmöwen durchschnittlich nach 26-28 Tagen.
Systematische Einordnung:
Ordnung: Regenpfeiferartige (Charadriiformes)
Familie: Möwen (Laridae)
Gattung: Große Weißköpfige Möwen (Larus)
Art: Lachmöwe
Beschreibung:
Wissenschaftlicher Name: Larus ridibundus
Artname Lachmöwe Englisch: Black-headed Gull
Artname Lachmöwe Französisch: Goéland argenté
Artname Lachmöwe Niederländisch: de kokmeeuw
Vorkommen / Verbreitung: Die Lachmöwe ist in weiten Teilen der nördlichen Paläarktis verbreitet, bis Grönland und Neufundland, häufigster Brutvogel im Wattenmeer, auch an nahrungsreichen Binnenseen und Flüssen ganzjährig.
Sommerpopulationen der Lachmöwe in Norwegen, Schweden Finnland, Baltikum, Weißrussland, Ukraine, Russland bis hinter den Ural
Größte Brutpopulation der Lachmöwe im Wattenmeer
Wanderungen: Lachmöwe ist ein Teilzieher
Überwinterung: Die Lachmöwe überwintert in Küstengebieten Süd- und Westeuropas, Italien, Nordafrika, östliches Mittelmeer, Türkei, naher Osten, Schwarzes Meer.
Lebensraum: Die Lachmöwe besiedelt Küstengebiete aller Art, auch an größeren Binnengewässern.
Verhalten: Die Lachmöwe ist tagaktiv
Kennzeichen: Kopf bei der adulten Lachmöwe schwarzbraun. Schlanker roter Schnabel mit schwarzem Fleck vor der Spitze des Unterschnabels, Spitzen der Handschwingen schwarz; vordere Handschwingen weiß; ansonsten Flügel und Rücken hellgrau
Im Schlichtkleid zeigt die Lachmöwe einen dunklem Fleck hinter dem Auge und dunkler Streifen über dem Auge bis Oberkopf
Größe: 35-39 cm, Männchen größer und schwerer
Gewicht: 300-360 g
Spannweite: 86-99 cm
Stimme: Der Ruf der Lachmöwe ist ein schrill kreischendes „kriäär“
Geschlechtsreife: Die Geschlechtsreife erreicht die Lachmöwe im Alter von zwei Jahren, erstmaliges Brüten meistens erst ab dem vierten Jahr, abhängig von der Populationsdichte
Paarungszeit: Paarbildung teilweise schon im Winter, monogame Saisonehe, Wiederverpaarung möglich
Bruten: 1 Jahresbrut
Brutzeit: April-Juni; Eiablage in Europa ab Mitte/Ende April. Innerhalb einer Kolonie werden die meisten Eier innerhalb von 14 Tagen gelegt.
Nest: Die Lachmöwe baut meistens ein Bodennest /Mulde im Sand oder Torf, wenig ausgepolstert, am Wasser auch schwimmend möglich in dichter, nicht zu hoher Vegetation. Koloniebrüter in teilweise extrem großen Kolonien
Nester auch auf Dächern oder Baumstümpfen möglich
Gelege: 3 Eier
Nachgelege: bei Verlust oder Störungen (z.B. Überschwemmung) sind Nachgelege möglich. Allerdings wird dann das Nest verlassen und ein neuer Nestplatz eingenommen. Das verlassene Nest wird meistens sofort durch andere Paare übernommen.
Legeabstand: 1 Tage
Brutbeginn: mit Ablage des ersten Ei
Brutdauer: 21-23 Tage, beide Altvögel brüten
Nestlingsdauer: Junge Lachwmöwe sind Platzhocker
Flügge: 26-28 Tage; ab dem 35. Tag selbständig.
Nahrung: Die Lachmöwe hat ein breites Nahrungsspektrum. Krebse und Weichtiere, Muscheln, Aas, Fische, Stachelhäuter, Insekten,
Lebensdauer: Die Lebenserwartung der Lachmöwe erreicht 25 Jahre. Flügge Jungvögel haben allerdings nur eine durchschnittliche Lebenserwartung von 42,1 Monaten ±9,4 Monate. Vor dem Erreichen eines Alters von 2,5 Jahren sind bereits 50% der Jungvögel gestorben.
Feinde: Vogelgrippe, Parasiten, Greife, Fuchs, Marder, Mensch