Die Polarmöwe besiedelt die subarktischen und arktischen Zonen der nördlichen Hemisphäre. Sie ist Brutvogel auf den arktischen Inseln im Nordosten Kanadas und auf Grönland.
Der globale Bestand der Polarmöwe wird auf weniger als 100.000 Brutpaare geschätzt, davon brüten allein mindestens. 30.000 Brutpaare auf Grönland. Die sogenannte Fly-Away-Populationn wird dagegen auf 90.000 bis 300.000 Individuen geschätzt.
In Europa können wir die Polarmöwe als seltenen Gast während Herbst und Winter beobachten. Dann zieht sie nach Schottland und Nordengland und auch an die südlichen Nordseeküsten (Wattenmeer) und in den Bereich der Ostsee. Teilweise zieht sie im Winter auch in das mitteleuropäische Binnenland und folgt dabei den Flußläufen von Rhein und Elbe.
Systematische Einordnung:
Ordnung: Schnepfen-, Möwen- und Alkenvögel (Charadriiformes)
Familie: Möwen (Laridae)
Gattung: Grosse Möwen (Larus)
Art: Polarmöwe
Wissenschaftlicher Name: Larus glaucoides
Artname in Englisch: Iceland Gull
Artname in Gälisch: Faoileag Liath
Artname in Irisch: Faoileán Íoslannach
Artname in Französisch: Goéland arctique
Artname in Spanisch: Gaviota Groenlandesa
Artname in Italienisch: Gabbiano d'Islanda
Artname in Niederländisch: Kleine Burgemeester
Artname in Finnisch: Grönlanninlokki
Artname in Dänisch: Hvidvinget Måge
Artname in Norwegisch: Grønlandsmåke
Artname in Schwedisch: Vitvingad trut
Artname in Isländisch: Bjartmáfur
Artname in Polnisch: Mewa polarna
Artname in Russisch: Полярная чайка
Artname in Inuktitut: Naujaq
Vorkommen / Verbreitung: Brutvogel der subarktischen und arktischen Gebiete des Nordatlantiks, Brutvogel auf Grönland, Ost-Kanad – Baffin Islands.
Wanderungen: Im Süden Grönlands ist die Polarmöwe Standvogel, ansonsten Kurzstreckenzieher. Die Wegzug von den Brutplätzen erfolgt ab Ende August; der Heimzug an die Brutplätze erfolgt ab Ende April – Anfang Mai.
Überwinterung: Die wichtigsten Wintergebiete sind: Nordatlantik, der Bereich zwischen West-Grönland und den Färöer, Norwegen, England, Schottland, Island.
Lebensraum – Biotop: Brütet an steilen Felsküsten und in Fjorden, sowie auf kleinen Felsinseln im Nordatlantik. Außerhalb der Brutzeit hält sich die Polarmöwe auf dem Ozean im Schelfgebiet auf, sowie an eisfreien Küsten und zieht gelegentlich auch in das Binnenland.
Verhalten: Leichter Flug mit raschem Flügelschlag. Nahrungserwerb durch Stoßtauchen; fliegt auch hinter Schiffen, um Abfall und Aas einzusammeln; Koloniebrüter, nur selten als Einzelbrüter anzutreffen. Nistet meistens zusammen mit der Dreizehenmöwe.
Kennzeichen: Ähnlich Eismöwe, aber kleiner. Entspricht nach der Größe in etwa einer Silbermöwe. Beine Fleischfarben. Körper und Kopf weiß, Schwanz weiß. Rücken und Oberflügel hellgrau. Keine schwarzen Flügelspitzen. Handschwingen heller als Armschwingen.
Schnabel: gelb; adult mit rotem Spitzenfleck im Unterschnabel
Beine und Füße: fleischfarben
Iris: adulte Vögel zeigen einen rötlichen Augenring; Iris adult = hell / gelblich, juvenil = dunkelbraun.
Größe: 52-64 cm
Gewicht:
♂ + ♀: 460-1039 g
Spannweite: (125-) 140-150 cm
Flügellänge:
♂: 39,5-44,3 cm
♀: 37,2-41,7 cm
Stimme - Ruf: Schrille und hohe Rufe, ähnlich der Silbermöwe.
Geschlechtsreife: Polarmöwen werden wahrscheinlich nach 3-4 Jahren geschlechtsreif.
Paarungszeit: monogame Saisonverbindung, hohe Brutplatztreue. Die Paarbildung erfolgt nach Ankunft im Brutrevier
Bruten: meistens 1 Jahresbrut.
Eiablage: In Westgrönland erfolgt die Eiablage zwischen Mitte Mai und Mitte Juni.
Brutzeit: Mai bis Juli
Brutrevier: Koloniebrüter an ähnlichen Stellen wie Eis- und Silbermöwen.
Nest: Das Nest der Eismöwe ist eine Anhäufung aus Zweigen, Tang, Gras, Moos, Heidekraut und Federn, die in der Umgebung aufgesammelt werden; ähnlich der Eismöwe, nur kleiner.
Neststandort: auf Felsbändern an Steilküsten, auch am Fuß von Steilküsten.
Gelege: 2-3 Ei.
Eier: Die Eier ähneln der Eismöwe (L. hyperboreus) sind aber kleiner; langoval mit einem spitzen Ende, hellbrauner Grundton mit dunkelbraunen Flecken und Tupfen.
Eimasse und Eigewichte:
Länge: 62,5-75,8 mm
Breite: 44,7-51,3 mm
Ø Eimass: 68,64x48,26 mm
Frischvollgewicht: ca. 82 g
Schalengewicht: 4,85-6,7 g; Ø = 5,63 g
Nachgelege: wahrscheinlich keine Nachgelege.
Legeabstand: unbekannt
Brutdauer: ca. 30 Tage
Nestlingsdauer: ca. 30 Tage.
Flügge: Die Jungen fliegen zwischen dem 20. Juli und dem 10. August, manchmal auch später aus (vgl. Salomonsen in Glutz v. Blotzheim). Die ausgeflogenen Jungen halten sich anfangs noch am Strand, in der Nähe des Spülsaumes auf, bevor sie in das Winterquartier ziehen.
Nahrung: Fische, Crustaceen, Mollusken, Aas, Abfall, auch vegetarische Nahrung wie z.B. Beeren und dergleichen (Vegetabilen).
Lebensdauer: Der älteste bekannte Ringvogel erreichte ein Alter von 18 Jahren.
Mortalität: unbekannt.
Feinde und Gefährdungen: Nahrungsverknappung, Überfischung der Sandaale, Überfischung im allgemeinen, Klimawandel
Jagdbares Wild: Nein
Jagdzeit: Nein. Naturschutz
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1+2, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993
Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, AULA-Verlag Wiesbaden, 1985
Bruun/Singer/König/Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982
Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 8/I, Charadriiformes (3. Teil) , Akademische Verlagsgesllschaft Wiesbaden, 1982
Ei der Polarmöwe - Quelle: Von Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=37098607
Polarmöwe schwimmend im Wasser #1 - Quelle: Von Michael L. P. Retter - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6034726
Immature Polarmöwe - #2 - Quelle: Von Mdf - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=589847