Die Rostgans gehört zu den Halgänsen. Ihre rostbraune Gefiederfärbung scheint für die Namensgebung Pate gestanden zu haben. In Deutschland sind Rostgänse als Brutvögel sehr selten, meistens handelt es sich bei Sichtungen um Gefangenschaftsflüchtlinge. Allerdings haben sich seit den 1980er Jahren Brutpopulationen der Rostgans in Baden-Württemberg und in Nordrhein-Westfalen angesiedelt. In NRW finden sich die Brutopulationen im Kreis Wesel und im Bereich der Rieselfelder Münster. Dort können die Vögel auch beobachtet werden.
Die Rostgans ist größer als eine Stockente und fällt auch auf größere Entfernung durch ihre rostbraune Gefiederfärbung und den hellen Kopf auf.
Ursprünglich stammt die Rostgans aus Asien, wie sie regelmäßiger Brutvogel ist. Die Brutgebiete reichen von dort bis an die Schwarzmeerküste, Türkei, Nordafrika und in den Mittelmeerraum. In Deutschland existieren kleine Brutareale, und die Rostgans ist mit 160-200 Brutpaaren als Brutvogel vertreten. So gibt es z.B. kleinere Vorkommen am Niederrhein und bei den Rieselfeldern Münster.
Systematische Einordnung:
Ordnung: Gänsevögel (Anseriformes)
Familie: Entenvögel (Anatidae)
Unterfamilie: Gänse (Anserinae)
Gattung: Halbgänse (Tadorna)
Art: Rostgans
Beschreibung:
Wissenschaftlicher Name: Tadorna ferruginea
Artname Englisch: Ruddy shelduck
Artname Französisch: Tadorne casarca
Artname Niederländisch: Casarca
Vorkommen / Verbreitung: Brutvogel in Asien, das Brutgebiet erstreckt sich von der äußeren nördlichen und westlichen Mandschurei nach Westen bis in den Süden Europas und bis in den westlichen Teil Nordafrikas.
In Mitteleuropa sehr seltener Brutvogel, meistens verwilderte Gefangenschaftsflüchtlinge.
Seit den 1980er Jahren gibt es in Deutschland auch einzelne Brutpopulationen in Baden-Württemberg und in Nordrhein-Westfalen. In NRW kommen Brutpopulationen im Kreis Wesel und bei den Rieselfeldern Münster vor.
Wanderungen: Zugvogel und Strichvogel
Überwinterung: Überwinterung von kleinen Trupps in Griechenland, in größeren Trupps, die tausende von Exemplaren umfassen auch in der Türkei, sowie in Ägypten und Äthiopien; nach Süden erstreckt sich das Winterquartier der Rostgans nach Turkestan, Zentralasien, Mittel- und Hinterindien und bis nach Südchina.
Lebensraum - Biotop: Als Brutrevier kommen Brackwasserlagunen und salzige Binnenseen in Frage, allerdings werden auch Süßwasserseen im Binnenland angenommen, die Rostgans ist also nicht an Salzwasser gebunden. Tatsächlich besiedelt die Rostgans auch passende Seen im Gebirge. Voraussetzung scheinen offene Gewässer ohne Ufervegetation zu sein. Im Winterquartier werden größere Süßwasserseen, auch Flachgewässer und Flüsse mit Sandbänken aufgesucht.
Verhalten: tagaktiv. Wie alle Gänse wird an Land geweidet es wird aber auch in Flachgewässern gegründelt. Außerhalb der Brutzeit ist die Rostgans gesellig in größeren Trupps anzutreffen.
Kennzeichen: Die Rostgans ist erheblich größer als die Stockente; Gefieder rostbraun mit hellerem Kopf. Beim ad ♂ sind Kopf und Vorderhals rostgelblich mit schmalem schwarzen Halsring, der gesamte Restkörper ist intensiv rostbraun. Bürzel, Schwanz und Handschwinge mit grünlichem Schimmer, wirkt über größere Entfernung eher schwärzlich; Vorderflügel weiß (fällt im Flug sofort auf). Das ♀ hat keinen Halsring und wirkt insgesamt heller,
Im Ruhekleid fehlt beim ♀ der schwarze Halsring.
Juv. Vögel zeigen eine stumpfe Färbung mit braunem Rücken.
Schnabel und Füße sind schwarz; Iris: dunkelbraun.
Größe: 58-70 cm
Gewicht: 1,1 kg, Weibchen in der Regel kleiner
Spannweite: 110-135 cm
Stimme und Ruf: Lauter nasaler Ruf, klingt ähnlich „äng“ oder „eng“, das Rostgans ♂ hat meistens die tiefere Stimme. Rostgänse rufen auch gemeinsam. Daneben auch Rufreihen ähnlich „ho-ho-ho“. Andere Rufe wie „arorr“ oder „arerr“.
Fortpflanzung:
Geschlechtsreife: im zweiten Jahr
Erstmalige Brut: im Alter von 2-3 Jahren
Paarungszeit: Februar/März, lebenslange monogame Verbindung.
Bruten: 1 Jahresbrut
Eiablage: ab Februar in Nordafrika, ansonsten März/April, in den höheren Lagen Asiens ab Mitte April / Mitte Mai.
Brutzeit: Februar - Juni
Nistplatz: Nester in Höhlen oder Nischen, auch Felsspalten, teilweise hoch in Felswänden; von der Rostgans werden auch Erdhöhlen, Tierbauten und Baumhöhlen benutzt.
Nest: Das Nest der Rostgans besteht aus einer kleinen Mulde, die mit wenig Nistmaterial ausgelegt ist.
Gelege: (6) 8-10 (13) Eier, bei größeren Gelegen wird die Beteiligung eines zweiten Weibchens angenommen
Eier: Elliptisch bis spindelförmig ausgeformte Eier mit glanzloser rahmweißer Schale bei feinkörniger Oberflächenstruktur.
Nachgelege: wahrscheinlich
Legeabstand: 24 Stunden
Brutbeginn: wahrscheinlich erst mit Ablage des letzten Ei
Brutdauer: (27) regelmäßig 28-29 Tage, selten bis 30 Tage, das ♀ brütet allein während das ♂ in der Nähe Wache hält.
Schlüpfen: die Jungen schlüpfen innerhalb eines Tages.
Nestlingsdauer: bedunte Nestflüchter. Die Jungen werden von beiden Eltern zum nächsten Gewässer geleitet und dort betreut. Bei den Rostgänsen bleiben die Familien bis in den Herbst zusammen. Es ist bekannt, dass sich die Jungen aus mehreren Familien zu größeren Gruppen zusammenschließen, dem sogenannten Kindergarten, wo sie von nur noch wenigen Altvögeln bewacht werden.
Flügge: mit ungefähr 55 Tagen sind die jungen Rostgänse flügge. Die Jungvögel bleiben aber oft noch bis in den Winter bei den Altvögeln.
Nahrung: Die Rostgans ernährt sich überwiegend pflanzlich mit Gräsern, Sämereien und auch Getreidekörnern. Dazu kommen noch kleine Mengen an Mollusken, Würmer und Insekten. Die Dunenjungen der Rostgans werden überwiegend mit Insekten (an Land) sowie mit Krustentieren (aus dem Seichtwasser) ernährt.
Lebensdauer: nicht bekannt
Feinde: Infektionen, Wolf, Fuchs, Seeadler, Mensch
Jagdbare Wildart: Nein
Jagdzeit: Nein
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993
Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, Aula Verlag Wiesbaden, 1985
Bruun/Singer/König, Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982
Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 2, Anseriformes (1. Teil), Akademische Verlagsgesellschaft, Wiesbaden, 1979, Nachdruck der Auflage von 1968
Svenson, Lars et. al, Der Kosmos Vogelführer, Franck-Kosmos Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2. Auflage 2011
Uspenski, S.M. Dr. habil, Die Wildgänse Nordeurasiens, Die Neue Brehm Bücherei, Band 352, A. Ziemsen Verlag Wittenberg Lutherstadt, 1965
Bundesamt für Naturschutz: Nationaler Vogelschutzbericht 2019 gemäß Artikel 12 Vogelschutzrichtlinie, Berichtsdaten aus dem Abschnitt O...Roh Brutvögel + Wintergäste (pdf download)