Die Rothalsgans ist ein Brutvogel im Norden Westsibiriens, das Brutgebiet erstreckt sich von ver Jamal-Halbinsel bis zur Taimyr-Halbinsel. Mit der Ringelgans ist die Rothalsgans nah verwandt und ähnelt dieser auch in der Größe.
Rothalsgänse überwintern im Nordwesten des Schwarzmeergebietes, in Rumänien, Bulgarien und in Griechenland. Ebenso bestehen überwintern sie im Süden des Kaspischen Meeres. Rothalsgänse, die im Winter in Nordwesteuropa gesichtet werden, sind wahrscheinlich Gefangenschaftsflüchtlinge.
Aus größerer Entfernung wirkt die Rothalsgans überraschend dunkel und unauffällig, und das trotz der eigentlich sehr auffälligen Gefiederfärbung. Gleiches gilt für das Hals- und Kopfmuster, welches erst aus näherer Entfernung korrekt angesprochen werden kann. Wenn die Rothalsgans zusammen mit Weisswangengänsen äst, fällt sie ebenfalls nicht sofort auf. Trotz der roten Färbung von Halsansatz und Vorderhals, den roten Wangen, den weißen Flecken zwischen Auge und Schnabel ist eine Verwechslung mit Ringelgans möglich.
Oberseite, Flanken und die Ober- und Unterseite der Flügel sind schwarz.
Auffälligste Merkmale im Flug sind die geringe Größe und der kurze Hals, das sehr dunkle Gefieder, weißer Steiß und weißer Flankenstreif. Die markanten Kopf- und Halsmuster fallen beim fliegenden Vogel nicht auf.
Wenn Rothalsgänse in Westeuropa in größerer Stückzahl erscheinen vermischen sie sich meistens mit Schwärmen von Blässgänsen und dunkelbäuchigen Ringelgänsen.
Systematische Einordnung:
Ordnung: Gänsevögel (Anseriformes)
Familie: Entenvögel (Anatidae)
Unterfamilie: Schwäne und Gänse (Anserinae)
Gattung: Meergänse (Branta)
Art: Rothalsgans
Beschreibung:
Wissenschaftlicher Name: Branta ruficollis
Artname Englisch: Red-breasted Goose
Artname Französisch: Bernache à cou roux
Artname Niederländisch: Roodhalsgans
Vorkommen / Verbreitung: Die Rothalsgans brütet im Norden Westsibiriens zwischen der Jamal-Halbinsel bis zur Taimyr-Halbinsel.
Wanderungen: Zugvogel - Langstreckenzieher. Das Zuggebiet der Rothalsgans erstreckt sich südlich und südwestlich durch Kasachstan und die Süd-Ukraine. Ankunft im Brutgebiet in der ersten Junihälfte.
Überwinterung: Die Winterquartiere der Rothalsgans liegen in Rumänien, Bulgarien und in Griechenland. Vereinzelt können Rothalsgänse auch in Westeuropa auftreten, wo sie dann mit Ringelgänsen vermischt sind.
Lebensraum: Die Rothalsgans brütet in der Strauch- und Waldtundra und dort an steilen Flussufern und Felsabbrüchen. Im Winterquartier sucht die Rothalsgans Viehwiesen, Salzwiesen, Felder und Flachwasserzonen auf.
Verhalten: Rothalsgänse sind überwiegend tagaktiv. Gesellige Art. Im Binnenland oft auch in Verbänden mit Blässgans und Zwerggans.
Kennzeichen Die Rothalsgans ist eine kleine Gans und ähnelt in der Größe sehr der Ringelgans, kennzeichnend sind der dicke Hals und der sehr kurze Schnabel. Charakteristisch und auffallend ist die schwarz-weiß-kastanienbraune Färbung. Rostrot an Unterhals und Vorderbrust und ein roter Fleck an den Kopfseiten. Gesicht, Oberseite und Brust sind schwarz. Sehr markant ist der weiße Fleck zwischen Schnabel und Auge. Weiße Streifen zwischen den roten Flecken der Kopf- und Halsseiten. Rostroter Hals. Bauch- und Schwanzdecken weiß, breites weißes Band entlang der Flanken. Ober- und Unterseite von Flügel und Schwanz sind schwarz.
Schnabel bei juv. und ad. schwarz; Füße schwarz; Iris braun.
Größe: 54-60 cm
Gewicht: 1000-1500 g
Spannweite: 110-125 cm
Stimme: Stakkatorufe ähnlich „ki-kwi“ oder „ti-tschi“, klängt anders als alle anderen Gänse.
Geschlechtsreife: unbekannt
Paarungszeit: unbekannt, vermutlich wie bei Ringelgans im 2. Lebensjahr.
Bruten: 1 Jahresbrut
Eiablage: ab Mitte Juni, in kalten Sommern verschiebt sich der Brutbeginn auf teilweise bis auf Anfang Juli.
Brutzeit: Mitte Juni bis Ende Juli
Nest: Nestmulde in Bodensenken, auch in kleinen Gruben oder Erosionsspalten. Durchmesser der Nestmulde 15-20 cm bei einer Tiefe zwischen 5-8 cm, welche mit Pflanzenteilen ausgekleidet und später mit Dunen ausgepolstert wird.
Eier: breitovale Form, rahmgelbliche Schale mit grünlichgrauem Stich.
Gelege: mindestens 3, im Durchschnitt 4-7 Eier, selten bis zu 9 Eier.
Nachgelege: unwahrscheinlich
Legeabstand: 1 Tage
Brutbeginn: vermutet erst mit Ablage des letzten Ei.
Brutdauer: vermutlich 25 Tage
Schlüpfen: Junge schlüpfen wahrscheinlich alle innerhalb eines Tages
Nestlingsdauer: bedunte Nestflüchter: Die Jungen verbleiben nach dem Schlüpfen noch einen Tag im Nest, wo sie vom ♀ gehudert werden. Am 2. Tag werden die Jungen von den Altvögeln auf das Wasser geführt.
Flügge: nach ca. 55 Tagen, die Jungen werden zwischen Mitte Juli und Anfang September flügge.
Nahrung: Rothalsgänse ernähren sich rein pflanzlich.
Feindverhalten: in den Brutgebieten wenig scheu, im Winterquartier höhere Fluchtdistanzen. Jung- und Altvögel tauchen bei Gefahr ab.
Lebensdauer: unbekannt
Feinde: Hechte, Fuchs, Otter, Rotmilan, Seeadler
Mortalität: unbekannt
Jagdzeit: Nein. Naturschutz
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993
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Bruun/Singer/König, Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982
Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 2, Anseriformes (1. Teil), Akademische Verlagsgesellschaft, Wiesbaden, 1979, Nachdruck der Auflage von 1968
Svenson, Lars et. al, Der Kosmos Vogelführer, Franck-Kosmos Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2. Auflage 2011
Uspenski, S.M. Dr. habil, Die Wildgänse Nordeurasiens, Die Neue Brehm Bücherei, Band 352, A. Ziemsen Verlag Wittenberg Lutherstadt, 1965
Bundesamt für Naturschutz: Nationaler Vogelschutzbericht 2019 gemäß Artikel 12 Vogelschutzrichtlinie, Berichtsdaten aus dem Abschnitt Rot-Sch Wintergäste (pdf download)