Der Rotschenkel (Tringa totanus) gehört zur Familie der Schnepfen. Das Brutgebiet des Rotschenkels erstreckt sich über weite Teile Eurasiens und von der mediterranen zur borealen Zone.
In Deutschland brütet der Rotschenkel im Bereich der Küstenlinie des deutschen Wattenmeeres, in den küstennahenn Bereichen in Schleswig-Holstein und Niedersachsen, entlang der Elbe und in den feuchten Zonen des Unteren Niederheins.
Die wesentlichen Brutgebiete des Rotschenkels in Europa sind Weißrussland (40-70T Brutpaare), Island 50-140T Brutpaare), Niederlande (20-25T Brutpaare), Norwegen (40-80T Brutpaare), Russland (30-140T Brutpaare), Großbritannien (31-44T Brutpaare). Der gesamte Brutbestand in Europa wird auf 280.000-610.000 Brutpaare geschätzt.
Der Brutbestand des Rotschenkels in Deutschland liegt bei 11.000-17.500 Brutpaaren.
Die Brutpopulationen auf Island überwintern zum Teil als Standvögel auf der Insel, während zugwillige Vögel nach Nordwest-Europa ziehen und dort besonders nach Irland, Großbritannien und die Niederlande. Ein Teil dieses Zuges zieht weiter nach Dänemark, Süd-Norwegen, an die deutsche Nordseeküste, bis nach Nordwest-Frankreich jedoch nur selten bis nach Marokko.
Die Brutpopulationen aus Irland und GB sind nur Teilzieher und ziehen nach Frankreich, Spanien und Portugal. Die Brutpopulationen aus Fennoskandinavien (=Finnland, Karelien und Nordrussland), Ostseeküsten, Dänemark und von der Nordseeküste ziehen nach Frankreich, Spanien und Portugal und bis nach Nordwest-Afrika, vereinzelt bis nach Senegal, Sierra Leona und an die Elfenbeinküste.
Brutvögel aus Belgien und den Niederlanden überwintern von den Britischen Inseln über Frankreich, Italien bis nach Senegal im äußersten Süden.
Brutvögel aus Deutschland ziehen bis nach Südfrankreich und nach Spanien / Portugal.
Der Wegzug aus Fennoskandinavien beginnt ab Ende Juni/Anfang Juli. In Nord- und Mitteleuropa beginnt der Wegzug im Juni. Brutvögel aus Skandinavien erreichen Frankreich und die nördlichen Küsten des Mittelmeerraumes frühestens im Juli.
Der Höhepunkt des Durchzuges an Nord- und Ostsee erfolgt im Juli, wobei die Durchzügler in großen Beständen noch bis September/Oktober vor allem im Bereich der Nordsee rasten.
Brutvögel aus dem deutschen Binnenland sind bis September/Oktober abgezogen. Der Rückzug in die Brutquartiere beginnt im März, wobei der Höhepunkt des Durchzuges an der Nordseeküste im April erreicht wird und bis Ende Mai ausklingt. Nichtbrüter übersommern in Mitteleuropa.
Systematische Einordnung:
Ordnung: Schnepfen-, Möwen- und Alkenvögel (Charadriiformes)
Familie: Schnepfen (Scolopacidae)
Gattung: Wasserläufer (Tringa)
Art: Rotschenkel
Beschreibung:
Wissenschaftlicher Name: Tringa totanus
Artname in Englisch: Common Redshank
Artname in Französisch: Chevalier gambette
Artname in Niederländisch: Wulp
Vorkommen / Verbreitung: Als Brutvogel ist der Rotschenkel über weite Teile Eurasiens verbreitet und siedelt dort von den mediterranen bis in die borealen Zonen. In Europa liegen die Hauptbrutgebiete auf Island, Norwegen, Niederlande, Russland, Weißrussland, Großbritannien.
In Deutschland brütet der Rotschenkel an den Küsten und dort vor allem im Bereich des deutschen Wattenmeeres zwischen Schleswig-Holstein und dem Dollart, sowie auf den Inseln, Kogen und Halligen im Wattenmeer. Weitere Brutvorkommen finden sich an der deutschen Ostseeküste, im Binnenland entlang der Elbe, in Niedersachsen und in den Feuchtgebieten am Unteren Niederrhein und grenzüberscheitend auch auf der niederländischen Seite.
Wanderungen: Der Rotschenkel ist ein Langstreckenzieher und Teilstreckenzieher.
Der Höhepunkt des Durchzuges an Nord- und Ostsee erfolgt im Juli, wobei die Durchzügler in großen Beständen noch bis September/Oktober vor allem im Bereich der Nordsee rasten. Brutvögel aus dem deutschen Binnenland sind bis September/Oktober abgezogen. Der Rückzug in die Brutquartiere beginnt im März, wobei der Höhepunkt des Durchzuges an der Nordseeküste im April erreicht wird und bis Ende Mai ausklingt. Nichtbrüter übersommern in Mitteleuropa.
Überwinterung: Das Haupt-Überwinterungsgebiet des Rotschenkels erstreckt sich in Afrika von der Sahelzone bis in den Sudan und von dort auf das Ostafrikanische Hochland. Weitere Wintergebiete befinden sich in Vorderindien und in Südostasien. Nur geringe Bestände überwintern in West- und Südeuropa. In Europa erstreckt sich das atlantische Winterquartier des Rotschenkels von Island aus an die Südküsten Skandinaviens und vom Nordseeraum bis an die Mittelmeerküsten Südeuropas.
Lebensraum - Biotop: Rotschenkel brüten auf trockenem bis feuchtem Boden in zumeist offener Landschaft; auch auf Flächen, auf denen nur teilweise Bäume stehen. Auf dem Durchzug und im Winterquartier werden Brackwasser- und Süßwasserflächen gleichermaßen aufgesucht. Im Bereich des Wattenmeeres sind Rotschenkel meist in landnahen Zonen und Meeresbuchten anzutreffen, dort besonders auf Schlickflächen, Stränden, im Bereich von Sielen und Sieltiefen (Vorfluter) wo sie entweder im Böschungsbereich oder in Flachwasserzonen zu sehen sind. Im Binnenland finden wir Rotschenkel in Flachwasserzonen und auf nassen und überschwemmten Wiesen und Weiden.
Verhalten: überwiegend tagaktiv, an der Küste passen sich Rotschenkel der Tide an. Nahrung wird pickend oder sondierend aufgenommen. Im Wattenmeer lässt sich auch das Durchpflügen der Oberfläche mit weit geöffnetem Schnabel beobachten. Dazu kommt ein Gründeln im Flachwasser. Während der Brutzeit sind Rotschenkel ausgesprochen territorial. Außerhalb der Brutzeit sind Rotschenkel sehr gesellig und schließen sich zu größeren Trupps zusammen. Einzelindividuen werden dann eher selten gesichtet.
Kennzeichen: Rotschenkel sind etwas größer als eine Drossel, mit einem kopflangen Schnabel. Lange Beine deren Rot- bzw. Orangefärbung sofort auffällt. Schnabel mit orangefarbener Basis und schwarzer Spitze. Im Flug zeigt der Rotschenkel in allen Kleidern einen weißen Hinterrücken und weißen Bürzel; der Schwanz ist schwarz-weiß quergebändert, am Flügel ist ein deutlicher breiter weißer Hinterrand zu erkennen.
Brutkleid: Oberseite braun mit dunklen Flecken, Unterseite weißlich mit dichter dunkler Fleckung, welche zum Bauch hin in der Dichte nachlässt.
Ruhekleid: graubraune Oberseite, weißliche Unterseite, mit undeutlich feiner Fleckung. Zum Hinterteil und den Unterschwanzdecken überwiegend weiß.
Juveniles Kleid: mit rostbräunlichen Federsäumen auf der Oberseite.
Schnabel: schwärzlich mit orangeroter Basis (beachten!)
Füße: im adulten Kleid mennigerot bis orange, juv. = orange; Iris: dunkelbraun.
Größe: 37-42 cm
Gewicht: 350-390 g
Spannweite: 93-105 cm
Stimme - Ruf: Vor dem Auffliegen häufig „tüht“, während des Fluges dann aneinandergereiht „tüht tüht“. Alarmlaute: „chip chip“
Geschlechtsreife: Beim Rotschenkel tritt die Geschlechtsreife schon im ersten Lebensjahr ein, die erste Brut erfolgt überwiegend ab dem zweiten Lebensjahr.
Paarungszeit: monogame Saisonverbindung, durch die stark ausgeprägte Ortstreue ist Paartreue bis zu 5 Jahren nachgewiesen. Die Paarbildung erfolgt bereits im Winter.
Bruten: 1 Jahresbrut.
Eiablage: frühestens ab Ende März (im Südosten), in Nord-West-Deutschland ab Anfang, meistens ab Mitte April. Nachgelege werden bis in die zweite Junihälfte gezeitigt. In Fennoskandinavien beginnt die Eiablage frühestens ab Mai. Erstbrüter beginnen mit der Eiablage im Durchschnitt 2,5 Tage nach dem Legebeginn der Brutvögel, die mindestens schon zum 2. Mal brüten. Brutvögel im zweiten Brutjahr legen 2 Tage nach den Brutvögeln ab dem dritten Jahr. Jedoch legen reine Erstbrüter bis zu 5 Tage als Brutpaare mit einem Erstbrüter und einem mindestens 4-jährigem Vogel.
Eiablage erfolgt zu allen Zeiten, am häufigsten jedoch zwischen 12 und 15 Uhr.
Brutzeit: März/April bis Juli
Nest und Neststandort: Muldennest am Boden, in der Vegetation versteckt, bei spärlicher Vegetation auch in Pflanzenbüscheln. Das ♀ wählt ein vom ♂ angelegtes Nest aus.
Brutrevier: Rotschenkel brüten auf offenen Flächen und benötigen mindestens in der Nähe gelegene feuchte Nahrungsreviere und eine nur mäßig hohe Vegetation. An den deutschen Küsten brüten Rotschenkel in Salzwiesen, im Marschgrünland von Poldern und Kögen, besonders erfolgreiche Brutdichte in unbeweideten Marschwiesen. Im Binnenland werden Gründlandbereiche in Flußmarschen, Feuchtgebiete in Niedermooren und vernässte Hochmoore genutzt.
Gelege: (3-) meistens 4 (selten 5) Eier.
Eier: kreiselförmige Eier mit hellbrauner bis sandfarbener Grundfärbung; dunkelbrauner Fleckung, die zum stumpfen Pol hin zunimmt.
Nachgelege: Bei frühem Brutverlust werden Nachgelege gezeitigt und werden frühestens 6 Tage nach Gelegeverlust gezeitigt.
Legeabstand: 24 Stunden, bis zu 38 Stunden möglich
Brutbeginn: mit Ablage des letzten Ei.
Brutdauer: 22-29 Tage, ♂ und ♀ brüten.
Schlüpfen: Erste Schalenrisse ca. 3 Tage vor dem Schlüpfen. Die Jungen des Geleges schlüpfen alle innerhalb weniger Stunden am gleichen Tag, wobei vom ersten bis zum letzten Jungen 8-12 Stunden liegen können.
Nestlingsdauer - Führungszeit: bedunte Nestflüchter, die kurz nach dem Schlüpfen das Nest verlassen und anfangs von beiden Altvögeln betreut werden.
Flügge: Erste erfolgreiche Flugversuche werden ab dem 25. Tag unternommen. Die Flugfähigkeit kann allerdings auch erst ab dem 27.-35 Tag eintreten (Wangerooge).
Nahrung: Rotschenkel ernähren sich überwiegend von Kleintieren, pflanzliche Nahrungsbestandteile kommen kaum vor. Im Bereich des Wattenmeeres stehen Ringelwürmer, Krustentiere und Mollusken auf dem Speiseplan. Im Binnenland bilden Insekten die Hauptnahrung, sowie Regenwürmer und Land- und Süßwassermollusken.
Lebensdauer: Der älteste bekannte Ringvogel eines Rotschenkels erreichte ein Lebensalter von 19 Jahren und sechs Monaten.
Mortalität: Bei jungen Rotschenkeln liegt die Sterblichkeit bei 57%, ab dem 2./3. Lebensjahr liegt die Sterblichkeit bei 33%. In nassen Wintern steigt die Sterblichkeit an.
Feinde und Gefährdungen: Verschlechterung und Zerstörung der Bruthabitate, Intensivierung der Landwirtschaft, Grundwasserabsenkung, Torfabbau. Die häufigsten Ursachen für Gelege- und Jungvogelverluste sind frühe Mahd und Ernte (Einsatz von Walzen- und Kreiselmähern), Viehtritt auf den Weiden.
Jagdbares Wild: Nein
Jagdzeit: Nein. Naturschutz