Der Säbelschnäbler ist ein Watvogel aus der Familie der Stelzenläufer und Säbelschnäbler. Auffällig ist das Erscheinungsbild des Säbelschnäblers mit langen grünen Beinen, einem aufwärts gebogenen Schnabel und einem schwarz-weißen Gefieder.
Als Brutvogel kommt der Säbelschnäbler im Bereich des Wattenmeeres vor.
Der Säbelschnäbler ist überwiegend tagaktiv, passt sich an der Küste allerdings den Gezeiten an. Während der Brutzeit wird ein sogenanntes Nestrevier verteidigt, außerhalb der Brutzeit ist der Säbelschnäbler dagegen sehr gesellig und bildet größere Trupps.
Säbelschnäbler laufen, stehen und ruhen gerne auf vegetationslosen Flächen, wie z.B. Schlickflächen im Wattenmeer. Beim Ruhen stehen die Säbelschnäbler gerne auf einem Bein, dabei können ganze Trupps beobachtet werden, in denen die Mehrzahl der Vögel eine Ruheposition einnimmt und sogar den Kopf in die Rückenfedern steckt, während andere Individuen sich putzen, wachen oder aktiv auf Nahrungssuche sind.
Beim Nahrungserwerb wird ein sogenanntes "Säbeln" vollführt, dabei werden Kopf und Schnabel in einer dauernden Seitwärtsbewegung von links nach rechts bewegt; dabei ist der gebogene Teil des Schnabels leicht geöffnet und wird so durch Schlick oder Wasser gezogen. Wenn der Säbelschnäbler im Wasser säbelt, wird teilweise der Kopf bis über den Hals in das Wasser gesteckt und die Seihbewegung unter Wasser ausgeführt. Diese Bewegung ähnelt im tieferen Wasser der Gründelbewegung der Schwimmenten.
Außerhalb der Brutzeit stehen die Säbelschnäbler als Trupp meistens dicht beieinander, wobei der Individualabstand auch unter 50 cm sinken kann. Jedoch scheinen Säbelschnäbler auch im Trupp auf individuelle Abstände zum Nachbarn zu achten.
Säbelschnäbler können im tieferen Wasser schwimmen. Zwischen den Zehen existiert eine kleine Schwimmhaut, die das Schwimmen im Wasser ermöglicht.
Systematische Einordnung:
Ordnung: Watvögel (Charadriiformes)
Familie: Stelzenläufer, Säbelschnäbler (Recurvirostridae)
Gattung: Eigentliche Säbelschnäbler (Recurvirostra)
Art: Säbelschnäbler
Beschreibung:
Wissenschaftlicher Name: Recurvirostra avosetta
Artname Englisch: Common Pied Avocet
Artname Französisch: Avocette élégante
Artname Niederländisch: Kluut
Vorkommen / Verbreitung: Als Brutvogel ist der Säbelschnäbler an den Küsten von Nord-, West-, Mittel- und Südeuropa zu Hause; in den Steppen der Ukraine und der Türkei, sowie in Ost- und Südafrika und bis hinunter nach Zentralasien. In Deutschland ist der Säbelschnäbler sehr häufig im Wattenmeer (Leybucht, Jadebusen und Dollart).
Wanderungen: Kurzstreckenzieher
Überwinterung: Der Säbelschnäbler bezieht sein Winterquartier hauptsächlich an der Atlantikküste von Bretagne südwärts bis hinunter nach Senegal, sowie im Mittelmeerraum; weitere Überwinterungsgebiete sind in Indien. Vereinzelt überwintern einzelne Trupps im Wattenmeer und im mitteleuropäischen Binnenland.
Lebensraum: Der Säbelschnäbler besiedelt Seichtwasserzonen an Küsten und in küstennahen Gebieten im Binnenland, wobei die Brutplätze in relativer Nähe zu den Gewässern gesucht werden. Der Säbelschnäbler ist nicht an Brack- oder Salzwasser gebunden.
Verhalten: Säbelschnäbler sind überwiegend tagaktiv, im Binnenland erfolgt der Zug während der Nacht. Bewegt sich auf vegetationslosem Gelände, kann im tiefen Wasser schwimmen.
Kennzeichen: Sehr auffälliger großer, langbeiniger schwarz-weiß gefiederter Vogel mit einem nach oben gebogenem Schnabel.
Der Korpus des Säbelschnäblers ist nur taubengroß; Schnabel, Scheitel, Nacken und Flügelspitze schwarz mit Diagonalstreifen auf dem Armflügel. Bei den juvenilen Säbelschnäblern sind die schwarzen Partien dunkelbraun. Im Flug werden die Beine nach hinten gestreckt, wobei sich ein Beinüberstand von 10 cm über den Schwanz hinaus ergibt.
Die Farbe der Füße variiert zwischen hell- bis graublau. Die Iris der adulten ♂ Säbelschnäbler ist rot bis rotbraun, bei den ♀ dagegen braun.
Größe: 42-46 cm (ohne die Schnabellänge von 8 cm und den Beinüberstand von 10 cm)
Gewicht: 300 g
Spannweite: 67-77 cm
Stimme und Ruf: klangvolles „küt“ oder auch „pluit“, bei Erregung rasche Folge von „kuit kuit kwit“.
Geschlechtsreife: meistens im zweiten oder sogar erst im dritten Lebensjahr
Paarungszeit: ab April; monogame Saisonverbindung
Nestbau: ab Mitte/Ende April
Bruten: 1 Jahresbrut
Legezeit: in seltenen Fällen schon vor dem 10. April, ansonsten ab Ende April bis Mai/Juni
Brutzeit: April-Juni
Nest: Muldennest offen am Boden, die mit Nistmaterial aus der Umgebung ausgelegt wird. Beide Altvögel arbeiten an der Mulde und legen diese mit Nistmaterial aus.
Nistplatz: im Gras, Schlick oder Sand, auch auf Acker
Gelege: (2)-4 Eier; selten 5 Eier. Nachgelege sind bis Juni/Juli möglich.
Eier: Die Eier des Säbelschnäblers sind hellbraun mit dunklen Flecken
Nachgelege: Ersatzgelege bei Gelegeverlust
Legeabstand: 1 Tage
Brutbeginn: noch vor Vollendung des vollen Geleges
Brutdauer: 23-25 Tage, beide Altvögel brüten
Schlüpfen: die Jungen des Säbelschnäblers schlüpfen asynchron.
Nestlingsdauer: Nestflüchter, Küken werden aber noch bis zum 7-10. Tag gehudert. Die Küken können schon nach einem Tag schwimmen.
Flügge: nach 35-42 Tagen sind die jungen Säbelschnäbler flügge
Nahrung: Kleine Wirbellose, Krustentiere, Insekten, Jungfische und Sämereien.
Nahrungsaufnahme: Bei der Nahrungsaufnahme zieht der Säbelschnäbler den halb geöffneten Schnabel in einer Seitwärtsbewegung von Kopf und Schnabel durch Schlick oder Wasser.
Lebensdauer: Die Lebenserwartung des Säbelschnäblers kann bis zu 24 Jahre erreichen.
Mortalität: Im ersten Jahr liegt die Mortalität der Säbelschnäbler zwischen 40 und 60%. Die Überlebensrate der adulten Vögel liegt bei 80%.
Feinde: Mensch, Greife Möwen
Jagdbar: Nein
Jagdzeit: Nein
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1+2, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993
Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, AULA-Verlag Wiesbaden, 1985
Bruun/Singer/König/Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982
Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 7, Charadriiformes (2. Teil) , Akademische Verlagsgesllschaft Wiesbaden, 1977