Der Sakerfalke - Würgfalke (Falco [rusticolus] cherrug

 

 

Der Sakerfalke - auch Würgfalke genannt - gehört zur Familie der Falken und ist in drei Unterarten verbreitete. In Ost- und Mitteleuropa gehört der Sakerfalke zu den seltenen Brutvögeln. Der Sakerfalke wird als Beizvogel von Falknern gehalten und auch gezüchtet.

 

In Deutschland sind die natürlichen Brutvorkommen eher als marginal einzustufen. Dennoch brütet der Saker immerhin in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und in Schleswig-Holstein. Außerhalb der bekannten Brutgegebiete handelt es sich meistens um seltene Gäste oder um entwichene Beizvögel.

 

Der Sakerfalke gehört zu den sogenannten Hierofalken, zusammen mit Gerfalke, Lannerfalke und Luggerfalke. Einerseits wird damit auf die enge Verwandschaft zwischen diesen Arten hingewiesen, andererseits leitet sich "Hiero" ab vom griechischen "hieros" (=kräftig).

 

 

sakerfalke kopf portrait
Sakerfalke - Kopfporträt

 

Die Unterarten des Sakerfalken

 

Im gesamten Verbreitungsgebiet kommt der Saker in drei Unterarten vor:

  • Falco rusticolus cherrug J.E. Gray - Verbreitet von Südost-Europa bis nach West-Asien
  • Falco rusticolus milvipes - Verbreitet im zentralasiatischen Bergland
  • Falco rusticolus altaicus - Verbreitet im Westteil des zentralasiatischen Hochgebirges - teilweise auch als Altaifalke bezeichnet (unbegründet).

 

sakerfalke kopf portrait
Sakerfalke - Kopfporträt
sakerfalke sitzend
Sakerfalke auf dem Block
sakerfalke sitzend
Sakerfalke auf dem Block

 

Steckbrief: Sakerfalke

 

Brutzeit – Gelege – Größe – Gewicht – Nahrung – Biotop – Alter

 

Systematische Einordnung:

Ordnung: Falken (Falconiformes)

Familie: Falken (Falconidae)

Gattung: Falken (Falco)

Art: Sakerfalke - Würgfalke

 

Wissenschaftlicher Name: Falco cherrug

 

Namen und Synonyme des Sakerfalken

 

Artname in Englisch: Saker Falcon

Artname in Französisch: Faucon sacre

Artname in Niederländisch: Sakervalk

Artname in Spanisch: Halcón Sacre

Artname in Italienisch: Sacro

Artname in Finnisch: Aavikkohaukka

Artname in Dänisch: Slagfalk

Artname in Schwedisch: Tatarfalk

Artname in Polnisch: Raróg

Artname in Russisch: Baloban Балобан

Artname in Kasachisch: Ақсұңқар, Ителгі

Artname in Mongolisch: Идлэг шонхор

Artname in Nepali: तोप बाज

Artname in Bengali: সাকের শাহিন

Artname in Persisch: بالابان , بالابان (چرخ)

Artname in Hebräisch: בז צידים, בז ציידים

Artname in Arabisch: الصقر الحر, الصقر الحر الصقر الحر, صقر الغزال

Artname in Swahili: Kozi Madoa

Artname in Chinesisch: 猎 隼, 猎隼, 獵隼

Artname in Chinesisch (traditional): 獵隼

 

Beschreibung des Sakerfalken

 

Vorkommen / Verbreitung: Die Verbreitung des Sakerfalken beginnt ab Mittel- und Südeuropa und erstreckt sich von dort weiter ostwärts durch die Steppen- und Waldgebiete des südlichen Russlands und weiter bis nach Nordwest-China. Weitere Vorkommen existieren in der Türkei und im Iran. In Asien liegt die südliche Grenze der Verbreitung am Himalaya. Im Norden reicht die Verbreitung nur bis zum 56. nördlichen Breitengrad

 

Wanderungen: Die Brutvögel aus Russland und der Ukraine sind Langstreckenzieher, dagegen im westlichen Teil des Verbreitungsgebietes Teilzieher. In den Wintermonaten ziehen Sakerfalken bis in die Mittelmeerregion.

 

Überwinterung Mittelmeerregion und Schwarzes Meer.

 

Lebensraum – Biotop: In Osteuropa siedelt der Sakerfalke in Steppen und Halbwüsten und in Hochlagen. Im Westen des Verbreitungsgebietes werden bevorzugt aufgelockerte Wald- und extensiv genutzte Kulturflächen aufgesucht. Fels- und Baumbrüter.

 

Verhalten Der Sakerfalke ist tagaktiv. Streckenflug nur mit langsamen Flügelschlag. Sehr guter Gleit- und Segelflieger, nutzt die Thermik und lässt sich davon emportragen. Der Jagdflug wird knapp über dem Boden, über Baumwipfeln oder von Warten ausgeübt. Der Suchflug ist relativ langsam; aus größerer Höhe auch Sturzflug.

 

 

sakerfalke kopf portrait
Sakerfalke - Kopfporträt

 

Kennzeichen Die Größe des Sakerfalken liegt zwischen dem kleineren Wanderfalken und dem größeren Gerfalken. Flügel und Schwanz sind länger als beim Wanderfalken. Oberseite hell oder dunkles braun, Schwingen dunkler. Die mittleren Schwanzfedern sind meistens einheitlich braun, die äußeren Schwanzfedern sind mit ovalen weißen Flecken versehen, ergibt am gespreizten Schwanz eine weiße Bänderung. Kopf hell und ± dunkel gestreift, Bartstreif undeutlich, eher verschwommen. Unterseite variiert zwischen beige und weiß bei hellen Morphen, mit brauner Längsstreifung. Flügelunterseite von hellgrau bis weißlich. Achselfedern und Unterflügeldecken dunkel

 

Juveniles Kleid: kräftige Unterseitenstreifung, Unterflügeldecken dunkler als bei ad. und deutlich vom Unterflügel abgesetzt.

 

Größe: Von der Gesamtlänge entfallen jeweils 19-22 cm auf den Schwanz.

 

Schnabel: blaugrau mit schwarzer Spitze, auch mit gelblicher Basis

Wachshaut: ad. = gelb; juv. = gelblich.

 

Lauf und Zehen: ad. = gelb; juv. = blaugrau.

 

Iris: dunkelbraun.

 

Größe: Von der Gesamtlänge entfallen jeweils 19-22 cm auf den Schwanz.

♂ ca. 47 cm

♀ ca. 55 cm

Spannweite:

♂: ca. 110 cm

♀: ca. 126 cm

Gewicht:

♂ 700-900 g

♀ 970-1300 g

 Stimme - Ruf: Rauer Ruf ähnlich „krijäck krijäck“, oftmals bei der Balz oder der Begrüßung. Stimmfühlungsruf ist ein langezogenes „ijääh“.

 

Geschlechtsreife: Beim Sakerfalken tritt die Geschlechtsreife im zweiten Jahr ein.

Paarungszeit: monogame Saisonverbindung, die allerdings meistens zu einer Dauerverbindung wird; hohe Reviertreue.

 

Bruten1 Jahresbrut

Eiablage: Zwischen Mitte März und Anfang April

Brutzeit: Mitte März bis maximal Mitte Mai

 

Nest: Kein eigener Nestbau. Es werden die Nester anderer Arten übernommen.

 

Neststandort - Brutrevier: Nester meist auf hohen Bäumen. In gebirgigen Gegenden auch auf Felsvorsprüngen. Teilweise existieren 2-3 Brutplätze pro Revier.

 

ei des sakerfalken museum de toulouse common license
Ei des Sakerfalken - Attribution: Muséum de Toulouse, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons - siehe Bildnachweise

 

Gelege: (selten 2-) 3-5 (maximal -6) Eier

Eier: Breitovale Eier mit gelblicher Schale, die überwiegend braun bis rotbraun gefleckt sind.

Eimasse und Eigewichte:

Länge: 50,1-58,7 mm

Breite: 38,8-44,9 mm; Ø: 53,7x41,1 mm (n=61)

Schalengewicht: 3,81-5,51 g; Ø: 4,75 g (n=160)

Frischvollgewicht: 44,96-54,15 g

 

Nachgelege: Ersatzgelege bei Brutverlust möglich, aber selten. Meistens Aufgabe des Brutgeschäfts.

 

Legeabstand: 2-3 Tage.

Brutbeginn: Nach Ablage des dritten Ei.

Brutdauer: 36-38 Tage pro Ei, es brüten überwiegend das ♀, das ♂ sorgt für Nahrung und hält am Horst Wache. Nur wenn das ♀ die gebrachte Nahrung atzt übernimmt das ♂ die Bebrütung.

Schlüpfen: Die Jungen schlüpfen innerhalb mehrere Tage.

 

Nestlingsdauer - Führungszeit: bedunte Nesthocker, die in den ersten Tagen vom ♀ gehudert und gefüttert werden, während das ♂ die Nahrung bringt. Ab der dritten Woche jagen beide Altvögel und bringen das Futter zum Horst.

Flügge: 48-50 Tage. Nach dem Ausfliegen werden die jungen Sakerfalken noch weitere 4-6 Wochen von den Altvögeln betreut.

 

sakerfalke kopf portrait
Sakerfalke

 

Nahrung: Nach Untersuchungen in Südosteuropa besteht die Nahrung während der Brutzeit überwiegend aus Zieseln gefolgt von Hamstern und mittelgroßen Vögeln. Unter den Vögeln werden vor allem Tauben und Rebhühner geschlagen.

 

Lebensdauer: In der Volierenhaltung können Sakerfalken bis zu 23 Jahre alt werden.

 

Mortalität - Sterblichkeit: Laut Untersuchungen in Kasachstan liegt die Jährliche Überlebensrate bei ca. 82%.

 

Feinde und Gefährdungen: Eine der größten Gefährdungen, denen der Sakerfalke ausgesetzt ist, besteht in der unkontrollierten Entnahme von Eiern und Jungvögeln aus den Horsten. Dazu kommen Unfälle mit Überlandleitungen.

 

Jagdbares Wild: Nein

Jagdzeit: Nein, Naturschutz

 

sakerfalke kopf portrait
Sakerfalke
sakerfalke sitzend
Sakerfalke auf dem Block
sakerfalke sitzend
Sakerfalke auf dem Block

 

Quellennachweise

 

Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1+2, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim

Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993

Baumgart, Wolfgang, Der Sakerfalke, Die Neue Brehmbücherei, A. Ziemsen Verlag Wittenberg Lutherstadt, 2. Auflage 1980

Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, AULA-Verlag Wiesbaden, 1985

Bruun/Singer/König/Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982

Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 4, Falconiformes, AULA-Verlag Wiesbaden, 2. durchgesehene Auflage 1989

Mebs, Theodor (†), Schmidt, Daniel, Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens, Franck-Kosmos Verlag Stuttgart, 2. Auflage 2014

Svenson, Lars et. al, Der Kosmos Vogelführer, Franck-Kosmos Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2. Auflage 2011

 

 

Bildnachweise

 

Ei des Sakerfalken: Attribution: Muséum de Toulouse, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons; File URL: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b1/Faucon_sacre_MHNT.jpg; Page URL: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Faucon_sacre_MHNT.jpg