Der Schelladler gehört zu den Echten Adler aus der Gattung Aquila. Seine Verbreitungsgebiet beginnt überwiegend in Osteuropa und erstreckt sich über den Ural hinaus nach Zentral-Sibirien und über Zentral-Asien hinaus bis nach Korea und an die pazifische Küste.
In Europa wird der Bestand auf ca. 750-1.000 Brutpaare geschätzt. Der Weltbestand der Schelladler wird auf ca. 1.500 bis 4.000 Brutpaare geschätzt. Das bedeutet, daß ca. 25 % des Weltbestandes in Osteuropa brüten. Da die Brutbestände kontinuierlich abnehmen, gilt der Schelladler inzwischen als sehr gefährdet.
In Mitteleuropa wird der Schelladler in Zoos und Greifvogelstationen gehalten und auch gezüchtet.
Systematische Einordnung:
Ordnung: Greifvögel (Accipitriformes)
Familie: Habichtverwandte (Accipitridae)
Gattung: Echte Adler (Aquila)
Art: Schelladler
Beschreibung:
Wissenschaftlicher Name: Aquila clanga
Artname in Englisch: Greater Spotted Eagle
Artname in Französisch: Aigle criard
Artname in Niederländisch: Bastaardarend
Artname in Italienisch: Biancone
Artname in Finnisch: Kiljukotka
Artname in Dänisch: Stor Skrigeørn
Artname in Schwedisch: Större skrikörn
Artname in Polnisch: Orlik grubodzioby
Artname in Russisch: Bolschoi pdorlik
Vorkommen / Verbreitung: In Mitteleuropa ist der Schelladler in wenigen Fällen noch in Polen, evtl. in der Slowakei und in Ungarn als Brutvogel anzutreffen. Die Brutgebiete beginnen ab Weißrussland und dem Baltikum und im Osten der Ukraine und im Westen Russlands und erstrecken sich von dort über den Ural durch Zentral-Sibirien und Zentral-Asien bis nach Korea. Im Norden Europas überschneidet sich das Verbreitungsgebiet nur geringfügig mit der ostfinnischen Grenze.
Wanderungen: Schelladler sind Kurzstreckenzieher, die teilweise in Mitteleuropa und in Südeuropa überwintern. Aus den Brutgebieten beginnt der Abzug in die Winterquartiere ab September/Oktober. Der Heimzug in die Brutgebiete beginnt ab Mitte März bi April. Auf dem Zug werden durchschnittlich 150 km pro Tag zurückgelegt.
Überwinterung: Die Hauptwintergebiete der Schelladler befinden sich im Osten Nordafrikas, sowie in Klein- und Vorderasien, Indien, im Süden der Sahara und in Ostafrika teilweise bis nach Kenia.
Lebensraum – Biotop: Bewohner der Wälder der Tiefebenen, allerdings ist für eine Ansiedlung die Nähe zum Wasser zwingend.
Verhalten: Schelladler sind tagaktiv. Flug- und Jagdaktivitäten finden überwiegend zwischen 10:00h und 14:00h statt. Der Schelladler ist ein typischer Einzelgänger und ist auch außerhalb der Brutzeit, meistens nur einzeln anzutreffen. An günstigen Nahrungsplätzen in Afrika versammeln sich Schelladler durchaus auch in kleinen bis zu mittelgroßen Trupps.
Kennzeichen: Der Schelladler ist kleiner als der Steppenadler und etwas größer als der Schreiadler. Die adulten Vögel sind dunkelbraun mit meist weißlichen Oberschwanzdecken. Im Flugbild fallen die breiten Flügel und der keilförmige Schwanz auf. Buschige Hosen, im Gegensatz zu den „engen“ Hosen des Schreiadlers. Auch der Schnabel ist größer als beim Schreiadler.
Schnabel: schwarz.
Wachshaut: gelb
Läufe: gelb.
Iris: dunkelbraun.
Größe: 59-69(71) cm
Schwanzlänge: 23-27 cm, Ø 24 cm
Gewicht:
♂: 1600-2000 g, Ø 1710 g
♀: 1770-3100 g, Ø 2370 g
Spannweite:
♂: 160-177 cm
♀: 167-182 cm
Flügellängen:
♂: 47,7-51,7 mm
♀: 50,7-54,2 mm
Stimme und Rufe: Es werden drei unterschiedliche Rufe unterschieden:
Kontaktruf: „kjäck-kjäck“, wird auch vom Jungvogel als Lahnen gebracht.
Revierruf: „krüch“, als heiserer Ruf, der meist in Verbindung mit dem Girlandenflug gebracht wird.
Warnruf: langgezogenes „hiäh“, wird gegenüber größeren Greifen geäußert.
Geschlechtsreife: Geschlechtsreife wahrscheinlich erst im 4.-5. Lebensjahr, lebenslange monogame Verbindung.
Paarungszeit: Die Balz beginnt nach der Ankunft im Brutrevier, was sich in Europa in der zweiten Aprilhälfte ereignet. Während der Balz führt das ♂ Girlandenflüge aus. Diese Flüge werden von lauten Rufen begleitet, sieht unter Stimme & Rufe. Das ♂ besetzt während der Balz das Revier und bietet sich mit den Lockrufen einem unverpaarten ♀ an.
Bruten: 1 Jahresbrut
Eiablage: Ab Ende April, meistens ab Mai.
Brutzeit: Ende April bis Juli.
Nest: Horstplattform aus Zweigen.
Neststandort: Der Horst wird regelmäßig auf Bäumen angelegt und befindet sich gewöhnlich in Höhen von 8-12 Metern. Der Durchmesser des Horstes liegt im Mittel bei 70-110 cm und kann bis zu 100 cm Höhe erreichen. Während der gesamten Brutzeit wird der Horst mit Erlen-, Birken- oder Fichtenzweigen begrünt. Meistens werden Horste auf Erlen angelegt, weiter östlich auch auf Birken und Espen.
Gelege: (mindestens 1-) 2 (maximal -3) Eier, meistens werden 2 Eier gezeitigt.
Eier: breitovale Eier, auch mit blassbrauner Fleckung.
Eimasse und Eigewichte
Länge: 60,5-74,6 mm
Breite: 51,1-56,0 mm; Ø 68,3x54,1 mm
Frischvollgewicht: 88-123 mm
Schalengewicht: 8,0-13,3 g; Ø: 11,0 g
Nachgelege: es liegen keine Daten vor.
Legeabstand: 3-4 Tage
Brutbeginn: ab dem ersten Ei
Brutdauer: 42-44 Tage pro Ei, es brütet überwiegend das ♀.
Nestlingsdauer - Führungszeit: bedunter Nesthocker, Nestlingsdauer 63-67 Tage. In den meisten Fällen kommt das zuletzt geschlüpfte Junge nicht zum Ausfliegen, sondern wird schon im frühen Nestlingsstadium vom älteren Jungvogel getötet (Kainismus).
Flügge: Nach dem Ausfliegen wird der junge Schelladler noch über mehrere Wochen von den Altvögeln betreut.
Nahrung: Das Beutetierspektrum variiert je nach Brutgebiet und den dort erreichbaren Beutetierarten. Allgemein besteht die Hauptnahrung aus Kleinsäugern, vor allem Schermäuse, danach folgen Wühlmäuse, Maulwürfe, Hamster und Ziesel. Als weitere Beutetierarten folgen mittelgroße Wasservögel wie Blässhühner und Enten, und im Sommer vor allem deren noch flugunfähigen Junge. Danach folgen als weitere Beutetier Amphibien und Schlangen. Außerhalb der Brutperiode greift der Schelladler auch auf Fische aus abgelassenen Fischteichen zurück und geht sogar an Aas. Im Winterquartier bilden Wanderheuschrecken eine wichtige Nahrungsgrundlage.
Lebensdauer: unbekannt.
Mortalität - Sterblichkeit: unbekannt.
Feinde und Gefährdungen: In Europa sind zwei wesentliche Gefährdungen bekannt. Einerseits sind Schelladler durch massive Biotopverschlechterungen bzw. Vernichtung von Lebensräumen gefährdet. Dazu zählen das Abholzen von Waldgebieten und Auwäldern sowie die Absenkung von Grundwasserspiegeln und damit die Austrocknung ganzer Waldgebiete. Als zweite große Gefährdung gelten weiterhin die direkte (illegale) Verfolgung durch Abschuß, Eierraub, Nestzerstörung und gezielte Vergiftung. Insgesamt gilt der Schelladler als global bedroht.
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1+2, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993
Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, AULA-Verlag Wiesbaden, 1985
Bruun/Singer/König/Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982
Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 4, Falconiformes, AULA-Verlag Wiesbaden, 2. durchgesehene Auflage 1989
Mebs, Theodor (†), Schmidt, Daniel, Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens, Franck-Kosmos Verlag Stuttgart, 2. Auflage 2014
Svenson, Lars et. al, Der Kosmos Vogelführer, Franck-Kosmos Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2. Auflage 2011
Ei des Schreiadler: Attribution: Von Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=38046933; File URL: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ec/Aquila_clanga_MWNH_0815.JPG; Page URL: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Aquila_clanga_MWNH_0815.JPG