Der Schlangenadler (Circaetus gallicus)

 

 

 

Der Schlangenadler gehört zur Gattung der Schlangenadler (Circaetus) und ist ein seltener Brutvogel in der Westlichen Paläarktis. Als Brutvogel besiedelt der Schlangenadler warme und trockene Zonen mit einem reichen Angebot an Reptilien. In weiten Teilen Mitteleuropas, in Nord-  und Nordwest-Europa kommt der Schlangenadler als Brutvogel nicht mehr vor.

 

Der erwachsene Schlangenadler zeigt im Federkleid eine graubraune Oberseite, Kropf und Kehle, während die Unterseite Unterseite sehr hell ist und eine Tropfenfleckung aufweist. Im Flug sind die langen und breiten Flügel sehr gut zu erkennen. Als besonderes Merkmal steht der Flügelbug deutlich hervor. Die Schwanzlänge entspricht der Flügelbreite. Der Schlangenadler könnte mit einem hellen Exemplar des Wespenbussards verwechselt werden.

 

Der gesamte europäische Brutbestand des Schlangenadlers wird auf ca. 8400-13000 Brutpaare geschätzt. 

 

 

Steckbrief: Schlangenadler

 

Brutzeit – Gelege – Größe – Gewicht – Nahrung – Biotop – Alter

 

Systematische Einordnung:

Ordnung: Greifvögel (Accipitriformes)

Familie: Habichtverwandte (Accipitridae)

Gattung: Schlangenadler (Circaetus)

Art: Schlangenadler

 

Wissenschaftlicher Name: Circaetus gallicus

 

Namen und Synonyme des Schlangenadlers

 

Artname in Englisch: Short-toed Eagle

Artname in Tschechisch: Orlík krátkoprstý

Artname in Slowakisch: Hadiar krátkoprstý

Artname in Ungarisch: Kígyászölyv

Artname in Kroatisch: Zmijar

Artname in Französisch: Circaète Jean-le-Blanc

Artname in Spanisch: Culebrera Europea

Artname in Portugiesisch: Águia-cobreira

Artname in Italienisch: Biancone

Artname in Niederländisch: Slangenarend

Artname in Finnisch: Käärmekotka

Artname in Dänisch: Slangeørn

Artname in Schwedisch: Ormörn/p>

Artname in Griechisch: Φιδαετός

Artname in Türkisch: Yılan Kartalı, yylan kartaly

Artname in Polnisch: Gadożer/p>

Artname in Russisch: Змееяд

Artname in Arabisch: عقاب ابو الحيات, عقاب الثعابين, عقاب الحيات

Artname in Hebräisch: חויאי, חוייאי הנחשים, חיוואי, חיוויאי, חיוויאי הנחשים, חיויאי

Artname in Kasachisch: Жыланжегіш бүркіт, Жыланжегіш қыран

 

Vorkommen – Wanderungen – Lebensraum - Verhalten

 

Vorkommen / Verbreitung: Der Schlangenadler fehlt als Brutvogel in Mitteleurope und weiten Teilen Westeuropas. Als Brutvogel ist der Schlangenadler auf der Iberischen Halbinsel und in Süd- und Südost-Frankreich, in Italien, Balkan, Südost-Europa, Griechenland, entlang der Schwarzmeer-Region, sowie in Teilen der baltischen Staaten, Weißrussland, Ukraine und Zentralrussland bis zum Kaspigebiet verbreitet. Der Südrand der Verbreitung bildet Nordafrika sowie die Türkei, mit dem östlichen Mittelmeer, Libanon und Israel bis zum Sinai.

 

 

Wanderungen: Der Schlangenadler ist Zugvogel und als solcher Langstreckenzieher. Die westlichen Populationen überqueren das Mittelmeer bei Gibraltar; die östlichen Populationen ziehen über den Bosporus und Suez. Der Wegzug beginnt bereits ab Anfang August, der gerichtete Wegzug beginnt ab Ende August / Anfang September, mit dem Höhepunkt im Oktober. Die Winterquartiere werden zwischen September und Oktober erreicht. Der Heimzug aus den Winterquartieren beginnt ab Ende Februar bis in den März; der Durchzug über das Mittelmeer findet zwischen März und Mai statt.

 

Überwinterung: Die Winterquartiere des Schlangenadlers liegen südlich der Sahara (Sahaelzone), die östlichen Populationen überwintern in Iran und Indien.

 

Lebensraum – Biotop: Der Schlangenadler besiedelt Wälder, die offenes Gelände als Jagdgebiet mit einem reichhaltigen Angebot an Reptilien bieten. Dadurch ist die Biotopauswahl recht eingeschränkt.

 

Verhalten: Der Schlangenadler ist tagaktiv und ein sehr guter Segelflieger; nutzt gerne Hangwinde. Suchflug als Gleitflug knapp über dem Boden. Schlangenadler können rütteln, wobei die Beine herabhängen. Aus dem Suchflug kann der Schlangenadler abrupt in den Sturzflug übergehen. Der Schlangenadler zeigt ein ausgeprägtes Territorialverhalten.

 

 

Masse und Gewichte

 

Größe: 62-67 cm

Schwanz: 26-33 cm

Gewicht:

♂ 1200-2000 g Ø 1750 g

♀ 1300-2300 g Ø 1860 g

Spannweite: 170-185 (max 190) cm

Flügellänge:

♂ 50,5-55,1 cm

♀ 51,2-55,7 cm

 

Fortpflanzung - Brut

 

Geschlechtsreife: Der Schlangenadler erreicht die Geschlechtsreife im dritten oder vierten Kalenderjahr.

Paarungszeit: monogame Saisonverbindung. Wegen der hohen Reviertreue des Schlangenadlers kommt es regelmäßig zu Wiederverpaarungen mit dem vorjährigen Partner.

Bruten1 Jahresbrut

 

Eiablage: In Mittelitalien ab Ende März bis Mitte April

Brutzeit: Italien: Ende März bis Juni; Osteuropa Ende April bis Juli

 

Nest: Der Schlangenadler baut eine kleinere Nestplattform von 50-100 cm Durchmesser, Höhe 20-30 cm. Die Mulde wird mit frischem Grün aus der Umgebung ausgelegt Das Nest wird überwiegend vom ♀ gebaut, wobei das ♂ hilft vor allem mit dem Zutragen von Baumaterial.

 

Masse und Gewichte

 

Größe: 62-67 cm

Schwanz: 26-33 cm

Gewicht:

♂ 1200-2000 g Ø 1750 g

♀ 1300-2300 g Ø 1860 g

Spannweite: 170-185 (max 190) cm

Flügellänge:

♂ 50,5-55,1 cm

♀ 51,2-55,7 cm

 

Fortpflanzung - Brut

 

Geschlechtsreife: Der Schlangenadler erreicht die Geschlechtsreife im dritten oder vierten Kalenderjahr.

Paarungszeit: monogame Saisonverbindung. Wegen der hohen Reviertreue des Schlangenadlers kommt es regelmäßig zu Wiederverpaarungen mit dem vorjährigen Partner.

Bruten1 Jahresbrut

 

Eiablage: In Mittelitalien ab Ende März bis Mitte April

Brutzeit: Italien: Ende März bis Juni; Osteuropa Ende April bis Juli

 

Nest: Der Schlangenadler baut eine kleinere Nestplattform von 50-100 cm Durchmesser, Höhe 20-30 cm. Die Mulde wird mit frischem Grün aus der Umgebung ausgelegt Das Nest wird überwiegend vom ♀ gebaut, wobei das ♂ hilft vor allem mit dem Zutragen von Baumaterial.

Neststandort - Brutrevier: Schlangenadler bauen ihre Horste in den Kronen von Bäumen mit Ø Höhen von 3-7 m, auch auf hohen Bäumen mit bis zu 25 m Höhe. In Trockengebieten wird als Neststandort auch auf Felswände und Krüppelbäume ausgewichen.

 

Neststandort - Brutrevier: Schlangenadler bauen ihre Horste in den Kronen von Bäumen mit Ø Höhen von 3-7 m, auch auf hohen Bäumen mit bis zu 25 m Höhe. In Trockengebieten wird als Neststandort auch auf Felswände und Krüppelbäume ausgewichen.

 

schlangenadler ei museum wiesbaden common license
Ei des Schlangenadlers - Quelle: Von Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=38062433

 

Gelege: der Schlangenadler legt nur 1 Ei.

 

Nachgelege: möglich bei frühem Gelegeverlust.

 

Eier: kurzelliptisches Ei mit weißer Schale.

Eier – Masse und Gewichte:

Länge: 62-83 mm

Breite: 50,0-63,2 mm

Ø: 72,9x57,8 mm

Frischvollgewicht: 150 g

Schalengewicht: 9,0-13,4 g; Ø: 11,1 g

 

Brutdauer: 43-45 Tage pro Ei, ♀ brüten überwiegend, ♂ versorgt das ♀ mit Futter. Das ♂ löst das ♀ täglich für 2-3 Stunden beim Brüten ab. In dieser Zeit geht das ♀ selbst auf Jagd.

 

Nestlingsdauer - Führungszeit: der Nestling der Schlangenadler ist Nesthocker und wird anfangs noch vom ♀ gehudert.; beide Altvögel füttern den Nestling. Nestlingsdauer 60-80 Tage. Ab dem 60. Tag erfolgen die ersten Ausflüge vom Horst.

 

Flügge: Junge Schlangenadler werden meist zwischen Ende Juli und Mitte August flügge. Danach kehren sie jedoch noch regelmäßig zum Horst zurück und werden von den Altvögeln noch über mehrere Wochen mit Futter versorgt.

 

 

Nahrung – Lebensdauer – Mortalität - Gefährdungen

 

Nahrung: Der Schlangenadler ernährt sich hauptsächlich von Schlangen, Ottern, Blindschleichen, Eidechsen, kleinen Amphibien, Kleinsäugern, seltener von Vögeln. Vögel werden jedoch bis zur Größe von Drosseln und Hähern geschlagen. Während der Brutzeit liegt der tägliche Nahrungsbedarf bei 3-5 mittelgroßen Schlangen, ansonsten bei 1-2 Schlangen. Ein Nestling benötigt während der Aufzucht 200-270 Schlangen (8-11 kg) als Nahrung.

 

Lebensdauer: Der älteste bekannte Ringvogel eines Schlangenadlers erreichte ein Alter von 17 Jahren.

 

Mortalität - Sterblichkeit: zur Mortalität beim Schlangenadler liegen keine Daten vor.

 

Feinde und Gefährdungen: Die Veränderung in der europäischen Landwirtschaft haben durch geänderte Landnutzung, intensive Landwirtschaft und Forstwirtschaft, Abkehr von der traditionellen Beweidung, Flurbereinigungen mit Aufgabe der kleinparzelligen Strukturen zu einem erheblichen Verlust an Lebensraum für den Schlangenadler geführt. Dieser Verlust an Lebensraum führte auch weitgehend zum Verschwinden der Art aus weiten Teilen Europas. Durch die Flurbereinigungen der 1970er und 1980er Jahre wurde großräumig Heckenlandschaften in große Agrarflächen umgewandelt, was weiträumig zum Verlust der Nahrungsgrundlagen führte. Dazu kamen noch Belastungen durch Pestizide. In Südeuropa ist direkte Bejagung immer noch ein Gefährdungsfaktor. Auch Schlangenadler erleiden Verluste durch Zusammenstöße mit Freileitungen und Windenergieanlagen. Wo noch erlaubt werden Gelege und Horste zerstört, Eier geraubt und Giftköder ausgelegt.

 

Jagdbares Wild: Nein

Jagdzeit: Nein, Naturschutz

 

 

Quellennachweise

 

Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1+2, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim

Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993

Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, AULA-Verlag Wiesbaden, 1985

Bruun/Singer/König/Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982

Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 4, Falconiformes, AULA-Verlag Wiesbaden, 2. durchgesehene Auflage 1989

Mebs, Theodor (†), Schmidt, Daniel, Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens, Franck-Kosmos Verlag Stuttgart, 2. Auflage 2014

Svenson, Lars et. al, Der Kosmos Vogelführer, Franck-Kosmos Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2. Auflage 2011

 

 

Bildnachweise

 

Ei des Schlangenadlers - Quelle: Von Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=38062433