Der Schwarzmilan brütet in reichhaltig strukturierten Landschaften mit Wäldern, Feldgehölzen und Gewässern. In Mitteleuropa ist der Schwarzmilan Sommervogel und Zugvogel (Langstreckenzieher). Seine dichteste Verbreitung hat er in Ost- und Süddeutschland, während er in der Nordwestdeutschen Tiefebene nur wenig verbreitet ist.
Die europäischen Schwerpunkte der Brutpopulationen liegen in Russland, Frankreich, Spanien und Deutschland, wobei die Brutpopulation für Europa auf ca. 100.000 Brutpaare geschätzt wird. In Deutschland beläuft sich die Brutpopulation auf 6.500-9.500 Brutpaare. Die Brutpopulation gilt als nicht gefährdet und die Tendenz ist stabil.
Systematische Einordnung:
Ordnung: Greifvögel (Accipitriformes)
Familie: Habichtverwandte (Accipitridae)
Gattung: Milane (Milvus)
Art: Schwarzmilan
Beschreibung:
Wissenschaftlicher Name: Milvus [migrans] migrans
Englisch: Black Kite
Französisch: Milan noir
Niederländisch: Zwarte Wouw
Finnisch: Haarahaukka
Dänisch: Sort Glente
Schwedisch: Brun glada
Polnisch: Kania czarna
Russisch: Tschorny korschun
Vorkommen / Verbreitung: In mehreren Unterarten ist der Schwarzmilan über weite Teile Europas, Asiens, Afrikas und auch in Teilen von Neuguinea und Australiens verbreitet. Die Nominatform Milvus m. migrans ist von Nordwestafrika über Kontinentaleuropa bis zum Tienschan-Gebirge in Zentralasien verbreitet.
In Mitteleuropa ist der Schwarzmilan von den seenreichen Tieflagen über die Mittelgebirge bis in das Alpenvorland verbreitet.
Wanderungen: Die Schwarzmilane Mitteleuropas sind Langstreckenzieher, dagegen sind die Brutvögel der südlichen Teile Eurasiens eher Standvögel. Der Herbstzug erfolgt über die Knotenpunkte Gibraltar, Sizilien, Bosporus, Nordost-Türkei und Israel. Im Frühjahr erfolgt der Heimzug über Tunesien und Eilat. Der Abzug in die Winterquartiere beginnt ab August, wobei die adulten Schwarzmilane vor den Jungvögeln abziehen. Die Jungvögel befinden sich vor dem Wegzug noch auf Zerstreuungswanderungen (Ende Juni-Juli). Nachzügler ziehen noch bis in den September und teilweise bis in den Oktober/November. Der Hauptdurchzug über das Mittelmeer erfolgt zwischen August und September. Mit dem Heimzug wird in Afrika ab Februar begonnen, jedoch zieht die Masse der Überwinterer erst ab März.
Überwinterung: Die Winterquartiere des Schwarzmilan liegen in Afrika und erstrecken sich dort vom Senegal und Sudan südwärts bis nach Südafrika.
Lebensraum – Biotop: Der Schwarzmilan brütet in Wäldern und Feldgehölzen, mit Nähe zu Gewässern (stehende und Fließgewässer); ist oft an Waldrändern, in lichten Beständen und im Bergland an Hängen zu finden. Im afrikanischen Winterquartier werden auch besiedelte Bereiche aufgesucht.
Verhalten: Der Schwarzmilan ist tagaktiv. Schwarzmilane sind gesellig und neigen zur Truppbildung; bildet auch mit Rotmilanen gemeinsame Schlafplätze; versammelt sich auch in Trupps zur gemeinsamen Mäusejagd auf Äckern. Der Nahrungserwerb erfolgt im langsamen, niedrigen Suchflug über offenem Gelände und Gewässern. Tote und kranke Fische werden von der Wasseroberfläche aufgenommen; nimmt auch Fallwild und Aas; jagt anderen Greifvögeln die Beute ab.
Kennzeichen Ähnlich Rotmilan; Schwanz weniger tief gegabelt; der gespreizte Schwanz wirkt wie gerade abgeschnitten. Der Kopf ist bei den adulten Individuen grau-weiß, Jungvögel zeigen dagegen ein dunkles Gefieder mit heller Tropfenfleckung. Flugbild wirkt von unten fast vollständig dunkel. Kein weißer Fleck im unterseitigen Handschwingenbereich. Schwanz = dunkelbraun.
Schnabel: Oberschnabel schwarz, Unterschnabel gelblich-schwarz.
Wachshaut: gelb
Läufe + Füße: blasses gelb.
Krallen: grauschwarz
Iris: ad. = rotbraun; juv. = dunkel braungrau.
Größe: 55-60 cm
Gewicht:
♂ 630-928 g
♀ 750-941 g
Spannweite: 160-180 cm
Flügellänge:
♂: 42,6-46,3 cm
♀: 44,8-48,2 cm
Stimme - Ruf: Ruft mit wiehernden und wimmernden Lauten.
Geschlechtsreife: Beim Schwarzmilan tritt die Geschlechtsreife frühestens zum Ende des dritten Lebensjahres ein, meistens jedoch erst mit vier oder fünf Jahren.
Paarungszeit: monogame Saisonverbindung, wegen der hohen Brutorttreue kommt es auch zu Dauerverbindungen.
Revierbesetzung: Schwarzmilane besetzen die Reviere im Frühjahr zwischen Ende März und Anfang April.
Bruten1 Jahresbrut
Eiablage: frühestens ab Ende März, überwiegend zwischen Mitte April bis Mitte Mai; in Mitteleuropa überwiegend ab Anfang April
Brutzeit: ab Ende März bis spätestens Anfang September
Nest: Nest aus dürren Zweigen; Zweige ohne grünes Laub. Die Nestmulde wird mit allen möglichen Materialien aus der Umgebung ausgelegt, darunter finden sich dann Papier, Kunststoffe jeglicher Art, Müll, Gras und Laub. Beide Altvögel bauen. Neubauten nehmen ca. 3-5 Tage Bauzeit in Anspruch.
Neststandort - Brutrevier: Schwarzmilane sind entweder Einzelbrüter oder Koloniebrüter, wobei dann Kolonien mit bis zu 30 Brutpaaren entstehen. Nester werden am Waldrand angelegt, wobei freier An- und Abflug wichtig sind. Die Nesthöhe liegt allgemein zwischen 5 und 30 Metern, meistens zwischen 8-15 m.
Gelege: (selten 1-) 2-3 (bis -4 selten -5) Eier
Eier: rundliche Eier, Grundfarbe der Schale variiert zwischen weiß und grünlich; dichte Fleckung mit großen braunen Flecken.
Eimasse und Eigewichte:
Länge: 47,0-63,4 mm
Breite: 39,4-48,4 mm; Ø: 53,6-42,1 mm
Schalengewicht: 1,25-1,80 g; Ø: 1,57 g
Frischvollgewicht: 45-62 g; Ø: 54,6 g
Nachgelege: Ersatzgelege bei Brutverlust, jedoch sehr selten.
Legeabstand: mindestens 24 Stunden, überwiegend 2-3 Tage.
Brutbeginn: Nach Ablage des ersten oder zweiten Ei. Es soll vorkommen, daß die ♀ während der ersten 4-5 Tage nicht intensiv brüten.
Brutdauer: 26-38 Tage; Ø 32 Tage, es brütet überwiegend das ♀, das ♂ ist für die Versorgung zuständig
Schlüpfen: Schlüpfabstände zwischen den Jungen ca. 25 Stunden, es sollen auch schon Altersunterschiede von bis zu 10 Tagen zum letzten Jungen vorgekommen sein.
Nestlingsdauer - Führungszeit: bedunte Nesthocker, anfangs bringt das ♂ und das ♀ füttert die Nestlinge. Nach 14-30 Tagen können die Nestlinge bereits selbständig kröpfen; Nestlingsdauer 43-49 Tage.
Flügge: Nach dem Ausfliegen werden die jungen Schwarzmilane noch zwischen 15-36 Tage von den Altvögeln betreut, ehe sie endgültig verstreichen.
Nahrung: gesunde, tote und kranke Fische, welche von der Wasseroberfläche aufgelesen werden. Jagt auch selbständig Vögel und Kleinsäuger, überwiegend jedoch tote und verletzte Individuen. Kleptoparasitismus bei anderen Greifvögeln. Fallwild am Straßenrand; auch Insekten und Amphibien; auch Regenwürmer; Abfälle und Aas.
Lebensdauer: Der älteste bekannte Ringvogel eines Schwarzmilans erreichte ein Alter von 23 Jahren und 9 Monaten; in der Gefangenschaft können Schwarzmilane durchaus 28 Jahre alt werden.
Mortalität - Sterblichkeit: In Deutschland liegt die Mortalität im Ø bei 30-35%.
Feinde und Gefährdungen: Lebensraumverlust durch Entwässerungen, Zerstörung von Auenlandschaften; Umwandlung von Laub- in Nadelwälder; Intensivierung der Landwirtschaft; Verringerung des Nahrungsangebots. Besonders in den afrikanischen Winterquartieren sind die Gewässer mit Umweltgiften stark belastet. Direkte Verfolgung der Zugvögel in Durchzugs- und Überwinterungsgebieten. Fällen von Horstbäumen, tödliche Zusammenstöße mit Freileitungen. Störungen an den Brutplätzen.
Jagdbares Wild: Ja
Jagdzeit: Nein, Ganzjährige Schonzeit
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1+2, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993
Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, AULA-Verlag Wiesbaden, 1985
Bruun/Singer/König/Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982
Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 4, Falconiformes, Akademische Verlagsgesellschaft, Wiesbaden, 1975
Mebs, Theodor, Greifvögel Europa und die Grundzüge der Falknerei, Franckh'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1978
Mebs, Theodor (†), Schmidt, Daniel, Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens, Franck-Kosmos Verlag Stuttgart, 2. Auflage 2014
Svenson, Lars et. al, Der Kosmos Vogelführer, Franck-Kosmos Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2. Auflage 2011
Ei des Schwarzmilans, Attribution: Von Didier Descouens - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=21043170; File URL: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c9/Milvus_migrans_MHNT.ZOO.2006.11.86.jpg; Page URL: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Milvus_migrans_MHNT.ZOO.2006.11.86.jpg