Seevögel ist eine große Gruppe von Vögeln, die zum Leben an das offene Meer, Inseln und die Küstenregion gebunden sind. Manche von ihnen wohnen fast das ganze Jahr über im Nordatlantik und kommen nur zur Brut an die Küste. Gleichzeitig finden wir bei den Seevögeln viele Arten, die wegen ihrer unterschiedlichen Jugendkleider nur schwer zu bestimmen sind. Die bekannteste Gruppe unter den Seevögeln sind die Möwen, die wahrscheinlich jeder schon einmal irgendwo gesehen hat.
Noch vor den Raubmöwen und Möwen sind die sogenannten Röhrennasen in der Taxonomie angesiedelt. Zu dieser Gruppe gehören Sturmvögel und Sturmtaucher. Auf den ersten Blick sind ihr wesentliches Merkmal die langen, schmalen Flügel. Zu den Sturmvögeln zählt z.B. der Eissturmvogel, der noch sehr einer Möwe ähnelt, jedoch eine deutliche Röhrennase besitzt. Generell ähneln Sturmtaucher nur noch entfernt der Möwe, auf der Unterseite sind sie hell und auf der Oberseite dunkel.
Der Begriff Röhrennase stammt vom sehr charakteristisch geformten Schnabel. Dieser besteht aus mehreren schmalen, in Längsrichtung angeordneten Hornteilen. Wesentlich dabei sind die auf dem Oberschnabel von der Schnabelbasis bis zur Schnabelmitte verlaufenden zwei Röhren. Diese dienen dazu, das Salz aus dem im Meer aufgenommenen Wasser auszuscheiden. Diese markante Schnabelform fällt beim beobachten sofort auf.
In der Westpaläarktis kommen folgende Gattungen und Arten vor:
Ordnung: Röhrennasen ( Procellariiformes)
Familie: Südsturmschwalben (Oceanitidae)
Familie: Sturmschwalben (Hydrobatidae)
Familie: Albatrosse (Diomedeidae)
Familie: Sturmvögel (Procellariidae)
Familie: Tölpel (Sulidae)
Raubmöwen ähneln den Möwen und sehen auf den ersten Blick wie eine "dunkle" Möwe mit verlängerten mittleren Schwanzfedern aus. An dieser Stelle endet dann auch die Ähnlichkeit. Ihrem Namen machen sie alle Ehre, denn sie sind darauf spezialisiert, anderen Möwen ihre Beute abzujagen. Zudem ernähren sie sich neben Fischen auch von kleineren und schwachen Seevögeln und deren Jungen. Die meiste Zeit verbringen sie auf der offenen See und kommen nur zum Brüten an die Küste. In der Westpaläarktis kommen folgende Arten vor:
Möwen sind relativ große und robuste Wasservögel, die an der Küste und im Binnenland vorkommen. Möwen haben Schwimmhäute und lange spitze Flügel. Bei Möwen ist die Schnabelspitze leicht nach unten gebogen. Der Schwanz wird beim Fliegen leicht gefächert.Möwen ernähren sich an der Küste von Fisch, allerdings auch von Abfällen. Die Geschlechter der Möwen sind sich sehr ähnlich.
In der Westpaläarktis (Europa, Nordafrika und Naher Osten) kommen 26 Arten vor, davon in Mitteleuropa 10 Arten. Diese 10 Arten sind entweder Brutvögel, Zugvögel, migrierende Jungvögel, die in das Binnenland ziehen oder seltene Irrgäste. Die Arten sind im Einzelnen:
Einige dieser Möwenarten sind relativ häufig und haben wenig Berührungsängste vor dem Menschen. Gerade Großmöwen suchen die Nähe des Menschen.
Möwen ernähren sich an der Küste von Fisch, allerdings auch von Abfällen.
Der Flug der Möwen wechselt von aktivem Schlagen mit den Flügeln zu langen Gleitstrecken. Möwen sind gute Segler.Die Geschlechter der Möwen sind sich sehr ähnlich. Möwen haben keinen Geschlechtsdimorphismus
Möwen werden frühestens nach dem ersten Jahr geschlechtsreif. Sturmmöwen werden erst nach dem zweiten Jahr geschlechtsreif. Die Großmöwen werden erst nach dem dritten Jahr geschlechtsreif.Erst mit der Geschlechtsreife wechseln Möwen in das Prachtkleid oder das SchlichtkleidJunge und unausgefärbte (immature) Möwen sind überwiegend braun gefärbt.
In Europa sind Möwen an allen Küstenabschnitten zu finden. Möwen sind auch im Binnenland zu finden. Außerhalb der Brutzeit ziehen auch junge Möwen in das Binnenland. Möwen folgen in größeren Scharen den Fischkuttern oder sammeln sich in Fischereihäfen; sie werden auch von Mülldeponien angezogen. Möwen versammeln sich auch an Imbissbuden um Nahrung zu ergattern. Artensteckbriefe zu den Möwen findest du bei den einzelnen Arten.
Seeschwalben ähneln ebenfalls den Möwen, sind jedoch viel schlanker und haben lange, schmale und spitze Flügel. Dazu kommen lange gegabelte Schwänze, die im Flug meistens aufgefächert werden. Ihr Flugbild ist als unstet zu bezeichen, da sie dauernd Richtung und Höhe ändern. Seeschwalben brüten häufig in Brutkolonieen. In der Westpaläarktis kommen folgende Arten vor:
Wann ist die beste Zeit, Möwen zu beobachten? Die beste Zeit Möwen zu beobachten ist im Winter. Zu dieser Zeit ist es am einfachsten, die Kleidern der Möwen zu studieren und sich die Unterschiede einzuprägen. Nähres dazu erfahrt Ihr auf meiner Seite: Möwen Beobachten.
Was ist Mauser? Unter dem Begriff Mauser verstehen wir den Wechsel des Gefiederkleids. Dabei werden alte und abgenutzte Federn des Vogelkleides ersetzt. Bei der Mauser werden in einzelnen Federpartien immer mehrere Federn gleichzeitig ersetzt.
Bei den Möwen durchläuft der Vogel mehrere Mauserzyklen, bis zum ersten mal das Prachtkleid des adulten Vogels, also des erwachsenen Vogels, angelegt wird.
Die erste Mauser der Möwe erfolgt beim Jungvogel direkt in das Jugendkleid. Das Jugendkleid besitzt eine Möwe, die bereits fliegen kann. Dieses Kleid wird zwischen Juni und September getragen.
Aus dem Jugendkleid erfolgt die Mauser in das erste Winterkleid. Diese Mauser erfolgt zwischen Juni und September und ist eine Teilmauser. Bei dieser Teilmauser werden Kopffedern und Körperfedern erneuert. Die Mauser in das erste Winterkleid erfolgt im August. Das erste Winterkleid wird bis in den März des Folgejahres getragen. Im nächsten Frühjahr erfolgt wieder eine Teilmauser, bei der wiederum nur Kopfgefieder und Körpergefieder erneuert werden. Diese Mauser beginnt im Februar und schließ im März mit dem ersten Sommerkleid ab, bei Altvögeln (adulte Vögel) wird in diesem Zeitraum das adulte Prachtkleid angelegt.
Bei einer Mauser werden immer mehrere Federn einer Gefiederpartie gleichzeitig erneuert. Es wird unterschieden zwischen Teilmause und Vollmauser. Eine Teilmauser dauert ca. 1-2 Monat, während eine Vollmauser 3-4 Monate dauert. Adulte Möwen mausern im Frühjahr mit einer Teilmause in das adulte Prachtkleid. Die Mauser des adulten Vogels in das Schlichtkleid ist dagegen einen Vollmauser.
Bei den immaturen Vögeln ändern sich bei der Mauser auch die Beinfarbe, die Schnabelfarbe und eventuell auch die Irisfarbe, bis das adulte Kleid angelegt ist. Danach ändert sich die Farbe der Beine, Schnäbel und der Iris nicht mehr.
Bei den immaturen Vögeln sind der Farbzustand des Gefieders sowie die Farbe von Bein, Schnabel und Iris die wesentlichen Kennzeichen um das Alter des Tieres, sowie die Art sicher zu bestimmen.
Bei den Alken handelt es sich um tauchfähige Meeresvögel, bei denen die Beine weit hinten am Rumpf eingelenkt sind. Das führt zu einer aufrechten Körperhaltung, wenn die Vögel an Land sind. Beim Laufen wirken sie daher eher unbeholfen.
Die Arten im Nordatlantik haben überwiegend eine dunkle Oberseite und eine weiße Unterseite. Durch, bei den meisten Arten vorliegende synchrone Schwingenmauser, kommt es während der Mauser vorübergehend zur Flugunfähigkeit.
Alke sind in der Regel Koloniebrüter und brüten in Meeresnähe an Felswänden der Steilküste, an Hängen oder auf Blockhalden . Die Gelege bestehen im Durchschnitt aus 2-3 Eiern und sind konisch geformt, um ein Abstürzen von den Felsbändern zu verhindern.
Alke sind die Pinguine des Nordens und das heißt nichts weniger als dass wir Alke vornehmlich auf der Nordhalbkugel der Erde antreffen. Dort sind sie auf die beiden großen Ozeane Pazifik und Atlantik verteilt. Tatsächlich gibt es heute noch 22 lebende Alkarten, von denen die meisten ihre Verbreitungsgebiete im Pazifik haben; im Atlantik, im Nordmeer und in der Nordsee kommen 6 Arten vor:
Die Arten der Alke bevorzugen für ihr Brutgeschäft überwiegend die Felswände der Steilküsten, die sogenannten Vogelfelsen.
Vogelfelsen sind immer an der Steilküste zu finden, wo die Felswand fast senkrecht in das Meer stürzt. Diese Steilwände sind mit Felsbändern durchzogen, auf denen verschiedene Vogelarten brüten und ihre Jungen aufziehen. Je nach Gebiet können an solchen Vogelfelsen zehntausende von Vögeln unterwegs sein. Was anfänglich vielleicht nach einer zufälligen Verteilung der Arten an der Steilwand aussieht, ist in Wirklichkeit eine organisierte Angelegenheit. Tatsächlich ist ein Vogelfelsen in mehrere Zonen aufgeteilt, wo die Seevögel, nach Arten getrennt, ihr Brutgeschäft betreiben.
Die großen Seevogelkolonien in der nördlichen Hemisphäre sind Island, Norwegen und Schottland. Nur die deutsche Hochseeinsel Helgoland kann mit ihrer westlichen Steilküste die gleichen Bedingungen schaffen, wie z.B. die Orkney- oder Shetland Inseln in Schottland.
Zur Klärung der Frage, was ein Vogelfelsen ist, müssen wir zuerst klären, wo Vogelfelsen zu finden sind.
Vogelfelsen finden sich immer an Steilküsten. Bei Steilküsten trifft das Meer auf das steil aufragende Festland. Es findet also kein allmählicher Übergang vom Festlandssockel über den Strand auf das flache Land statt, wie das bei Flachküsten der Fall ist.
Die Steilküste ist also eine Kliffküste und der direkte Kontakt zur Meeresbrandung führt dazu, daß Gestein am Fuß der Steilwand kontinuierlich ausgespült und abgetragen wird. Wenn die Hohlkehle am Fuß der Steilwand tief genug geworden ist, kann es zu einem Abbruch der Steilwand / Steilküste führen.
Steilküsten haben daher auch regelmäßig Schotterflächen, die unter Wasser stehen und dann zum Wandfuß hin in Geröllfelder übergehen. Oberhalb der Geröllfelder beginnt dann schon das untere Stockwerk des Vogelfelsens.
Die Verteilung der Seevögel am Vogelfelsen ist dann auch nicht dem Zufallsprinzip unterworfen sondern folgt einer gewissen Ordnung, die sich in aller Regel bei allen Vogelfelsen wiederfindet. Natürlich hängt die Belegung auch von der Anzahl der Seevogelarten am Vogelfelsen ab. Auch am Vogelfelsen herrscht Angebot und Nachfrage. Wenn z.B. die Trottellumme eine große Kolonie gebildet hat und zahlenmäßig sehr stark ist, und andere Arten in dieser Gegend nicht vorkommen, dann verschiebt sich auch die Belegung der Stockwerke am Vogelfelsen. Natürlich hängt auch die Zahl der verfügbaren Felsbänder an der entsprechenden Steilwand die Belegungsmöglichkeiten der Seevogelarten ein.
Die obige Grafik zeigt bereits im Überblick, welche Arten auf welchen Etagen anzutreffen wären. Wie schon oben geschrieben, hängt das zuerst vom Vorkommen der Art in diesem Gebiet ab. Außerdem gibt es keine strikte Trennung zwischen den Arten. Meistens treffen wir verschiedene Arten friedlich auf ihren Nestern auf dem gleichen Felsband.
Das oberste Stockwerk wird vom Papageitaucher belegt. Der Sandige Boden auf der Oberkante des Kliffs ist überwiegend mit Gras bewachsen. Die Tiefe des Erdreiches erlaubt es, dort Höhlen anzulegen. Für den Papageitaucher als Höhlenbrüter also das geeignete Gelände. An der Oberkante des Kliffs lassen sich die Papageitaucher auch gut beobachten, wie sie kommen und gehen.
Unterhalb der Papageitaucher finden wir den Eissturmvogel, der für seine Zwecke die oberen Felsbereiche der Steilwand auswählt, die noch von Vegetation bedeckt sind.
Danach folgen die steilen Bereiche der Steilwand, die in Abständen von Felsbändern durchzogen sind. Auf diesen Felsbändern lassen sich Lummen, Tordalke und Dreizehenmöwen nieder. Es gibt keine reinen Brutkolonien auf den Felsbändern, die Arten nisten teilweise in engster Nachbarschaft auf den schmalen Felsbändern. Während die Dreizehenmöwe ein rudimentäres Nest aus Pflanzenteilen baut, kommen die Lummen, also Trottellummen und Dickschnabellummen, ohne Nest aus und legen die Eier einfach auf dem Felsband ab. Die Eier liegen dabei nicht einfach nur auf dem Fels, sondern werden auf den Füßen und zwischen den Federn der Bauchseite bebrütet. Der Abstand zwischen den einzelnen "Brutplätzen" ist dann, bei hoher Belegung, auf den Hackabstand reduziert, also nicht unterhalb eines Abstandes in dem der Nachbar noch mit dem Schnabel erreicht werden könnte. Näheres zu den Lummen erfahrt ihr im Steckbrief Trottellumme und im Steckbrief Dickschnabellumme.
Beim Tordalk ist die Besonderheit, daß dieser kleine Höhlen und Nischen in der Felswand bezieht. Die Eier werden in eine Nistmulde im Gestein gelegt, der Abstand zum Nachbarn ist meist nicht länger als ein Vogel lang ist. Mehr dazu im Steckbrief Tordalk.
Wo sich Baßtölpel als Brutvogel niederlassen, besiedeln sie die oberen Ränge des Vogelfelsens und sind auch auf der Oberkante des Kliffs mit dem Brüten beschäftigt, wobei die Baßtölpel sehr stark auf den Zusammenhalt in der Kolonie achten. Besucher anderer Arten werden nicht geduldet. Dieses Verhalten kann dazu führen, daß die Baßtölpel auch einen ganzen Felsen für sich beanspruchen.
Kurz oberhalb der Wasserlinie finden wir die Gryllteiste, aber auch Krabbentaucher können wir hier finden. Knapp darunter, und bereits im Blockbereich der Steilwandsohle, finden wir Kormorane und Krähenscharben.
Seevögel sind insgesamt einer Vielzahl an Gefahren ausgesetzt. Von tierischen Prädatoren einmal abgesehen, gibt es inzwischen eine ganze Reihe an Gefährdungen, die menschengemacht sind, und den Seevögeln zusetzen. Dazu zählen Überfischung einzelner Fischarten und ein damit einhergehender Nahrungsmangel, Fischerei und die Vermüllung der Meere sind dabei die wohl größten Gefahren.
Gerade an Vogelfelsen wird uns sehr plastisch vor Augen geführt, wie schlimm die Vermüllung der Meere ist. Seevogelarten wie z.B. die Basstölpel sammeln nicht nur Tang zum Nestbau, sondern auch Abfall. Dazu zählen Reste von Fischernetzen, Schnüre, Reste von Verpackungsmaterial, jegliche Form von Kunststoff.
All das wird eifrig eingesammelt und damm am Vogelfelsen als Nistmaterial verbaut. Die Folgen sind dann nicht nur eine Vermüllung der Vogelfelsen, sondern die Seevögel kommen auch in Resten von Fischereinetzen um.