Der Sperber ist der kleine Bruder des Habichts und ein spezialisierter Kleinvogeljäger. Seine Flugkünste ermöglichen dem Sperber auch das Jagen in dichtem Bewuchs. In Deutschland und Mitteleuropa gehört der Sperber zu den häufigsten Brutvögeln. Während die adulten Sperber in Mitteleuropa fast überwiegend den Winter im Brutrevier verbringen, gehen die Jungsperber auf Zerstreuungswanderungen und verbringen den Winter überwiegend in Westeuropa.
Die Schwerpunkte der europäischen Verbreitung liegen in Russland (160T-180T Brutpaare), Großbritannien (40T Brutpaare), Fennoskandinavien (34-45T Brutpaare) und Frankreich mit ca. 27-34T Brutpaaren. Der europäische Gesamtbestand wird auf 39-61.000 Brutpaare geschätzt. Für Deutschland berichtet der Nationale Vogelschutzbericht 2019 von 21-33.000 Brutpaaren, der Bestand gilt als stabil mit Tendenz "zunehmend".
Systematische Einordnung:
Ordnung: Greifvögel (Accipitriformes)
Familie: Habichtverwandte (Accipitridae)
Gattung: Habichte und Sperber (Accipiter)
Art: Sperber
Beschreibung:
Wissenschaftlicher Name: Accipiter [nisus] nisus
Artname in Englisch: (Eurasian) Sparrowhawk
Artname in Französisch: Gavilán Común
Artname in Niederländisch: Sperwer
Artname in Finnisch: Varpushaukka
Artname in Dänisch: Spurvehøg
Artname in Schwedisch: Sparvhök
Artname in Polnisch: Krogulec
Artname in Russisch: Perepeljatnik
Vorkommen / Verbreitung: Das eurasische Verbreitungsgebiet des Sperbers erstreckt sich von West-Europa und Nord-Afrika ostwärts bis zur Halbinsel Kamtschatka in Ost-Sibirien und nach Nord-Japan. Im Süden reicht das Verbreitungsgebiet über das Mittelmeer nach Vorderasien und bis in das südliche Zentralasien.
Wanderungen: Die Brutvögel aus Nordeuropa sind Zugvögel und ziehen in Richtung Süd bis Südwest. In Mitteleuropa ist die überwiegende Zahl der Brutvögel Standvogel und bleibt im Brutrevier. Brutvögel aus Fennoskandinavien überwintern bereits in Mitteleuropa ziehen ansonsten in die Niederlande, Belgien und nach Süd-Frankreich. Brutvögel aus Irland und Großbritannien sind Standvögel. Jungvögel gehen generell auf Zerstreuungswanderungen. Der Abzug aus den Brutgebieten beginnt ab Mitte August und erreicht ab Ende September bis Mitte Oktober seinen Höhepunkt. Sperber sind Einzelzieher und ziehen auch bei schlechtem Wetter (Schlechtwetterzieher). Bei Gibraltar erfolgt der Heimzug Ende März bis Anfang April.
Überwinterung: Die Winterquartiere des Sperbers beginnen ab der Linie mittleres Norwegen, Schweden, Finnland und mittleres Russland um dann südwärts bis nach Nordafrika, Sudan, Äthiopien und Arabien zu reichen. .
Lebensraum – Biotop: Abwechslungsreiche Landschaften mit einem ausreichenden Angebot an Kleinvögeln.
Verhalten: Sperber sind tagaktiv. Gejagt wird entweder von einer Warte (Ansitz) oder im Suchflug. Bei der Jagd nutzt der Sperber die im Gelände vorhandene Deckung, um dann aus dem Moment der Überraschung die Beute zu greifen: Flugverhalten im Strecken- und Suchflug: 3-4 Flügelschläge, denen eine Gleitphase folgt. Der Sperber ist auch zwischen dichtem Baumbewuchs sehr wendig und flink. Guter Segler, der auch Thermikschläuche ausnutzt. Außerhalb der Brutzeit und während des Zuges ist der Sperber ein Einzelgänger.
Kennzeichen Wesentlich kleiner als der Habicht. Jedoch kann ein großes Sperber-♀ durchaus so groß wie ein kleiner Habichtterzel (♂) sein. Ad. ♂ Oberseite, Nacken und Kopfplatte bräunlich-grau mit rostfarbenen Wangen. Unterseite weißlich mit rostfarbener Querbänderung. Ad. ♀ ähnelt dem Habicht. Jungvögel Oberseite braun mit grober , dunkler Querbänderung, Unterseite weiß mit dunkler Querbänderung.
Schnabel: blaugrau mit heller Basis
Wachshaut: gelb.
Beine und Füße: gelb
Iris: ad-♂ = orangegelb bis orangerot; ad-♀. = dunkelgelb bis orangegelb; juv. = hellgelb.
Größe: 28-38 cm
Gewicht: g
♂: 110-196 g, Ø 150 g
♀: 185-342 g, Ø 290 g
Spannweite: 55-70 cm
Flügellänge:
♂: 19,6-21,2 cm
♀: 23,1-25,6 cm
Stimme - Ruf: helles „gigigi“.
Geschlechtsreife: Beim Sperber tritt die Geschlechtsreife zum Ende des ersten Lebensjahres ein; Erstbrut zwischen dem ersten und vierten Lebensjahr.
Paarungszeit: monogame Verbindung, die bei Standvögeln auch dauerhaft sein kann.
Bruten1 Jahresbrut
Eiablage - Legebeginn: In Mitteleuropa frühestens ab Ende April bis Mai. Der Legebeginn hängt auch vom Nahrungsangebot ab.
Brutzeit: Ab Ende April bis Ende Juli.
Nest: Flaches Nest aus dürren Ästen und Zweigen. Der Sperber baut meistens ein neues Nest im gleichen Brutrevier. Beide Altvögel bauen bei einer Bauzeit von >14 Tagen. Das besetzte Nest ist an weißen Dunen im Zweigwerg zu erkennen.
Neststandort - Brutrevier: Wichtig für den Horststandort sind freier An- und Abflug. Der Horst wird meistens am Stamm, in Astgabeln, oder auf starken horizontalen Ästen angelegt. Nadelbäume werden als Horstbaum bevorzugt. Der Horst wird in Höhen von 8-14 m angelegt.
Gelege: (mindestens 2-) 4-6 (bis zu -7) Eier.
Eier: rundliche Eier mit bläulicher Schale und dunkelbraunen Flecken
Eimasse und Gewichte:
Länge: 34,0-47,2 mm
Breite: 28,3-35,7 mm; Ø 39,4x32,4 mm
Frischvollgewicht: Ø 19,0-29,9 g
Schalengewicht: 1,44-2,50 g; Ø 1,75 g
Nachgelege: Ersatzgelege bei Brutverlust, teilweise auch bis zu 2 Ersatzgelege. Nachgelege haben eine geringere Gelegegröße.
Legeabstand - Legeinterval: normalerweise 48 Stunden.
Brutbeginn: Bei 3er-4er-Gelegen beginnt die Bebrütung ab dem letzten Ei, bei größeren Gelegen von 4-7 Eiern setzt die Bebrütung ab dem vierten Ei ein. Jedoch beginnt das feste Brüten bei großen Gelegen wohl erst ab dem letzten Ei.
Brutdauer: 31-36 Tage pro Ei, bis zu 40 Tage pro Gelege, es brütet das ♀ und wird vom ♂ versorgt. Die Beute wird vom ♂ an einem Übergabeplatz, in Sichtweite des Horstes, übergeben, wo das ♀ die Nahrung frisst, während das ♂ auf dem Gelege sitzt.
Schlüpfen: Die Jungen eines Geleges schlüpfen innerhalb von 2-3 Tagen, in der Reihenfolge der Eiablage. Schon bis zu 3 Tage vor dem Schlüpfen können die Eier zum ersten Mal angepickt sein.
Nestlingsdauer - Führungszeit: bedunte Nesthocker, die in den ersten 10-12 Tagen noch vom ♀ gehudert werden, das ♂ bringt die Nahrung, während das ♀ füttert. Nestlingsdauer 28-31 Tage.
Flügge: Nach dem ersten Ausfliegen werden die jungen Sperber noch weitere 20-30 Tage von den Altvögeln versorgt. In den ersten 6 Tagen nach dem Ausfliegen halten sich die Jungen noch in Horstnähe auf und der Horst wird während dieser Zeit als Plattform für das Kröpfen und als Schlafplatz genutzt. Ab dem 35. Tag beginnt die Bettelflugperiode.
Nahrung: Der Sperber ist überwiegend ein Vogeljäger; Vögel machen ca. 90% des Beutespektrums aus. In Mitteleuropa stehen Sperlinge, Finkenvögel, Goldammer, Singdrossel, Feldlerche, Meisen, Star und weitere Kleinvogelarten auf dem Speiseplan. Kleinsäuger werden nur ausnahmsweise erbeutet, bzw. Insekten nur selten. Die Beuteliste des Sperbers hängt vom lokalen und jahreszeitlichen Angebot ab.
Lebensdauer: Der älteste bekannte Ringvogel eines Sperbers erreichte ein Alter von 20 Jahren und 3 Monaten.
Mortalität - Sterblichkeit: Im ersten Jahr beträgt die Überlebensrate 30-50%. Nach britischen Ringfunden wurde für adulte Sperber eine Sterblichkeit von 41% für ♂ und 49% für ♀ pro Jahr ermittelt. Bei höherer Siedlungsdichte steigt die Sterblichkeitsrate an. Als Ø-Lebenserwartung wurden für ♂ 2,46 und für ♀2,20 Jahre ermittelt.
Feinde und Gefährdungen: In den Durchzugs- und Überwinterungsgebieten wird der Sperber immer noch bejagt und verfolgt, in Form von Abschuss, Aushorstung von Jungvögeln, Zerstörung der Gelege, Fang mit Schlagfallen. Bejagung und Verfolgung spielen in Mitteleuropa nur noch lokal begrenzt eine Rolle. Die größten Gefährdungsursachen sind die Folgen der Verwendung von Bioziden und Umweltgiften. Da der Sperber am Ende der Nahrungskette Pflanze-Insekt-Spinne-Vogel-Sperber. Endglieder von Nahrungsketten weisen deshalb die höchsten Giftbelastungen auf. Diese Giftbelastungen führen im Resultat zu Störungen im Hormon- und Kalkhaushalt mit der Konsequenz von verminderter Eierschalendicke, was ultimativ zum Gelegeverlust führt (vgl. Bednarek 1996). Weitere Gefährdungsursachen sind überlicherweise Lebensraumverluste durch Flurbereinigung, Schaffung von Agrarsteppen und einer damit einhergehenden Verringerung des Nahrungsangebots.
Jagdbares Wild: Ja
Jagdzeit: Nein, Schonzeit
Bednarek, Walter, Greifvögel, Biologie Ökologie Bestimmen Schützen, Landbuch Verlag Hannover, 1996
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1+2, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993
Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, AULA-Verlag Wiesbaden, 1985
Bruun/Singer/König/Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982
Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 4, Falconiformes, AULA-Verlag Wiesbaden, 2. durchgesehene Auflage 1989
Mebs, Theodor (†), Schmidt, Daniel, Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens, Franck-Kosmos Verlag Stuttgart, 2. Auflage 2014
Ortlieb, Rudolf, Die Neue Brehm-Bücherei, A. Ziemsen Verlag Lutherstadt Wittenberg, 3. überarbeitete Auflage 1987
Svenson, Lars et. al, Der Kosmos Vogelführer, Franck-Kosmos Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2. Auflage 2011
Bundesamt für Naturschutz: Nationaler Vogelschutzbericht 2019 gemäß Artikel 12 Vogelschutzrichtlinie, Berichtsdaten aus dem Abschnitt Se...Str Brutvögel (pdf download)
Gelege des Sperbers: Attribution: Von Didier Descouens - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=20530373; File URL: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/39/Accipiter_nisus_MHNT.jpg; Page URL: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Accipiter_nisus_MHNT.jpg