Mit lückiger Verbreitung ist der Steinkauz in Mitteleuropa ein recht häufiger Brutvogel der Tieflandgebiete. Für die Ansiedlung des Steinkauz sind strukturierte, offene Landschaften mit einem reichen Angebot an Höhlen, Tageseinständen, Rufwarten und Ansitzmöglichkeiten bieten. Als Jagdgebiet benötigt der Steinkauz ganzjährig eine kurze Vegetation.
Außerhalb Mitteleuropas ist der Steinkauz schwerpunktmäßig in Portugal und Spanien, Frankreich, Italien, Rumänien und Russland verbreitet. Ein Schwerpunkt der Verbreitung des Steinkauzes in Deutschland ist der Untere Niederrhein, der mit seinen, teilweise noch strukturierten offenen Landschaften und vielen Kopfbaumreihen, dem Steinkauz immer noch gute Bedingungen für eine Existenz ermöglicht.
Die Brutbestände des Steinkauz sind - leider - rückläufig. Im Nationalen Vogelschutzbericht 2019 werden für Deutschland 7.500-8.500 Brutpaare angegeben; Tendenz: stabil. Für Mitteleuropa wird ein Brutbestand von 560.000-1,3 Millionen Brutpaaren geschätzt, für Mittel-Europa wird ein wechselnder Brutbestand von 29.000-35.000 Brutpaaren geschätzt.
Systematische Einordnung:
Ordnung: Eulen (Strigiformes)
Familie: Eulen (Strigidae)
Gattung: Steinkäuze (Athene)
Art: Steinkauz
Beschreibung:
Wissenschaftlicher Name: Athene noctua
Artname in Englisch: Little Owl
Artname in Französisch: Chevêche d‘Athéna
Artname in Niederländisch: Steenuil
Artname in Finnisch: Minervanpöllö
Artname in Dänisch: Kirkeugle
Artname in Schwedisch: Minervauggla
Artname in Polnisch: Pójdźka
Vorkommen / Verbreitung: Der Steinkauz ist ein Brutvogel der borealen, gemäßigten, der mediterranen und der Steppengebiete; sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich, außer auf Island, Irland, in der Alpenregion, Skandinavienn und Nordrussland über ganz Europa, von Portugal bis an den Ural; über Nordafrika, jedoch nur nördlich der Sahara, die Arabische Halbinsel, sowie über Teile des nördlichen Himalaya. In Großbritannien und Neuseeland wurde der Steinkauz erfolgreich eingebürgert.
In Mitteleuropa ist die Verbreitung des Steinkauzes nur lückenhaft. Außerhalb Mitteleuropas liegen die europäischen Schwerpunkte in Frankreich, Spanien und Portugal, Italien, Rumänien und in Russland .
Wanderungen: In seinem Brutgebiet ist der Steinkauz Standvogel, nur die Jungvögel gehen nach dem Selbständigwerden auf Zerstreuungswanderungen. Diese Zerstreuungswanderungen führen nicht weiter als bis zu 20 km Entfernung vom ursprünglichen Brutort. Die Tendenz sich auszubreiten ist dadurch eingeschränkt, daß Rufkontakt nächsten Nachbarn gewährleistet sein muß.
Lebensraum – Biotop: Der Steinkauz siedelt in offenen Landschaften, die durch ihre Strukturierung ein reiches Angebot an Höhlen, Tageseinständen, Rufwarten und Ansitzmöglichkeiten bieten. Für das Jagdgebiet ist ganzjährig eine kurze Vegetation notwendig. Solche Bedingungen sind für Steinkäuze in geschlossenen Waldbeständen nicht realisierbar, weswegen der Steinkauz in Wäldern nicht zu finden ist. Passende Biotope sind Wiesen und Weiden mit Baumreihen und besonders Kopfbaumreihen, Streuobstwiesen, auch lichte Parks, Dörfer bzw. dörfliche Strukturen in den Randbezirken von Städten, Steinbrüche und ähnliches. Besonders Kopfbaumreihen bieten dem Steinkauz optimale Bedingungen, geeignete Baumhöhlen zu finden. Daher ist die Pflege und Erhaltung von Kopfbäumen in der Landschaft ein wichtiger Faktor, um nicht nur die Landschaft, sondern auch den Steinkauz zu erhalten.
Siedlungsdichte: Die Reviergröße ist beim Steinkauz überwiegend nicht größer als 0,5 km²; in Frankreich werden teilweise Dichten von bis zu 22 Brutpaaren per 100 km² erreicht. Solch hohe Dichten sind nur bei sehr günstigen Bedingungen möglich.
Verhalten: Der Steinkauz ist dämmerungs- und nachtaktiv. Die Hauptaktivitäten liegen am Abend und in den frühen Morgenstunden; die Hauptaktivität beginnt eine Stunde nach Sonnenuntergang (= absolute Dunkelheit) und dauert dann bis zu zwei Stunden. Während der Balzzeit ist der Steinkauz sogar schon in den Nachmittagsstunden zu hören, die Rufe sind dann bis zum nächsten Morgen zu hören. Höchste Gesangsaktivität besonders bei Mondlicht. Tagsüber sitzt der Steinkauz auch gerne frei auf erhöhten Punkten. Beute wird überwiegend am Boden geschlagen. Auch Jagd von der Warte (Ansitz). Bei größeren Beutevögeln lässt der Steinkauz, Großgefieder und Flügel am Ort des Schlagens liegen, jedoch wird die Mehrheit der Beute nicht gerupft. Bei Nahrungsüberschüssen wird diese in Höhlen, meistens in der Bruthöhle, deponiert (Vorratshaltung). Unverdauliche Haare, Federn und Knochenteile werden als Gewölle wieder ausgewürgt.
Kennzeichen Kleine Eule mit kurzem Schwanz. Lange Beine. Niedrige Stirn und flacher Oberkopf. Oberseite dunkelbraun, dicht mit weißlichen Flecken übersät und mit Querbänderung. Unterseite weißlich mit breiter dunkelbrauner Streifung. Schmale weiße Überaugenstreifen.
Schnabel: graugrün bis grünlichgelb
Zehen: braun
Iris: gelb
Größe: 21-23 cm
Gewicht:
♂: 140-240 g, Ø 180 g
♀: 150-250 g, Ø 200 g
Spannweite: 54-58 cm
Flügellänge:
♂: 15,4-16,9 cm
♀: 15,7-17,3 cm
Stimme - Ruf: Monotoner Lockruf wie „huiii“ oder „guhk“, der 12-20 x pro Minute gebracht wird. Warnruf als kurzes „kja“.
Geschlechtsreife: Beim Steinkauz tritt die Geschlechtsreife schon im ersten Lebensjahr ein.
Paarungszeit: monogame Dauerverbindung ist wegen der hohen Brutorttreue sehr häufig.
Bruten
Eiablage: frühestens ab Ende März, Hauptlegezeit von Mitte April bis Mitte Mai; Nachgelege werden noch bis Mitte Juni gezeitigt..
Brutzeit: Ende März bis Ende Juli
Nest: Es wird kein Nistmaterial eingetragen. Als Polster für die Eier dienen überwiegend nur Mulm, Kot, Gewölle. Bruthöhlen werden wiederverwendet. Der Steinkauz nimmt auch Niströhren an. Künstliche Nisthöhlen sollten die Maße 80-100 cm x 16 cm lichte Weite aufweisen, wobei das Flugloch einen Durchmesser von 6-8 aufweisen sollte.
Neststandort - Brutrevier: Für die Annahme von Bruthöhlen ist vor allem ungehinderter An- und Abflug wichtig. Bruthöhlen werden vor allem in Bäumen genommen, wobei überwiegend Kopfbäume genommen werden. Es kommen auch Höhlenbruten in Bodenhöhlen, Steinmauern, und Felshöhlungen vor.
Gelege: (selben 1-) 3-5 (max. bis 8) Eier
Eier: kurzelliptisch teilweise auch bis kugelrund, bei matter, weißer Schale.
Eimaße und Eigewichte:
Länge: 32,2-36,4 mm
Breite: 27,1-35,3 mm; Ø: 34,4x29,6 mm
Gewicht: 12,5-19,0 g; Ø 15,6 g
Schalengewicht: 0,95-1,38 g; Ø 1,16 g
Nachgelege: Ersatzgelege bei frühem Brutverlust möglich, dann wird allerdings die Bruthöhle gewechselt.
Legeabstand - Legeinterval: 2 Tage. Bei einem zweitägigem Legeinterval werden maximal 6 Eier gelegt.
Brutbeginn: Sehr unterschiedlich nach dem ersten, zweiten oder dritten Ei. Bis zum Brutbeginn werden die Eier täglich vom ♀ gewendet.
Brutdauer: 27-28 Tage, es brütet das ♀ welches vom ♂ versorgt wird.
Schlüpfen: Die Jungen schlüpfen in einem Abstand von 1-2 Tagen. Vom letzten Gelegten Ei bis zum Schlüpfen des letzten Jungen vergehen 22-35 Tage. Wenn die Bebrütung erst sehr spät einsetzt, dann schlüpfen die Jungen fast alle innerhalb eines Tages.
Nestlingsdauer - Führungszeit: bedunte Nesthocker, die anfangs vom ♀ intensiv gehudert werden Bis zum 8.-10. Tag sind die Jungen blind und öffnen erst dann die Augen. Mit 30-35 Tagen verlassen die Jungen die Bruthöhle.
Flügge: Nach dem Flüggewerden bleiben die Jungen noch bei den Altvögeln und werden von diesen weitere 30 Tage lang gefüttert. Bis zum 43-46. Tag kehren die Jungen zum Schlafen in die Bruthöhle zurück. Anfangs ist die Flugfähigkeit noch sehr eingeschränkt und die Jungen können sich anfangs nicht weiter als 50 m von der Bruthöhle wegbewegen. Erst 38-46 Tage nach dem ersten Verlassen der Bruthöhle können die Jungen über längere Strecken fliegen. Nach 2-3 Monaten verlassen die Jungen endgültig das Revier der Altvögel .
Nahrung: Die Nahrungspalette des Steinkauz ist vielseitig, es wurden bisher 25 Kleinsäugerarten und 60 Vogelarten als Beutetiere nachgewiesen, dazu kommen noch kleine Reptilien und Amphibien und ganz selten Fische, aber auch Regenwürmer und Insekten. Das Hauptbeutetier des Steinkauzes ist die Feldmaus, gefolgt von Wühl- und Langschwanzmäusen. Nur während der Brutzeit steigt der Anteil der Vögel an der Nahrungspalette, sowie im Winter, nach dem Zusammenbruch von Feldmausbeständen.
Lebensdauer: Der bisher älteste bekannte Ringvogel eines Steinkauzes erreichte ein Alter von 15 Jahren und 7 Monaten, meistens 7.9 Jahre.
Mortalität - Sterblichkeit: Bei den Jungvögeln beträgt die Sterblichkeit im ersten Jahr bis zu 70%; danach liegt sie bei den adulten Vögeln bei ca. 35,2%.
Feinde und Gefährdungen: Die Hauptgefährdung ist der Verlust an geeignetem Lebensraum, welcher durch menschliche Aktivitäten wie z.B. durch Rodung von Streuobstwiesen, Kopfbaumreihen, ,Umwandlung von Wiesen in Ackerland, Biozideinsätze in der Landwirtschaft und deren Auswirkungen auf die Kleinsäuger, Grünlandumbruch und extensive Landwirtschaft, dem Steinkauz letztendlich erheblichen Schaden zufügen.
Jagdbares Wild: Nein
Jagdzeit: Nein, Naturschutz
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1+2, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993
Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, AULA-Verlag Wiesbaden, 1985
Bruun/Singer/König/Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982
Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 9, Columbiformes - Piciformes, Akademische Verlagsgesellschaft, Wiesbaden, 1980
Mebs, Theodor et. al, Die Eulen Europas, Franck-Kosmos Verlags GmbH, 3. komplett überarbeitete Auflage 2020
Svenson, Lars et. al, Der Kosmos Vogelführer, Franck-Kosmos Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2. Auflage 2011
Bundesamt für Naturschutz: Nationaler Vogelschutzbericht 2019 gemäß Artikel 12 Vogelschutzrichtlinie, Berichtsdaten aus dem Abschnitt Se...Str Brutvögel + Verbreitungskarten (pdf download)
Ei des Steinkauz: Attribution: Von Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35796571; File URL: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1f/Athene_noctua_MWNH_2202.JPG; Page URL: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Athene_noctua_MWNH_2202.JPG