Die Sumpfohreule (Asio flammeus)

 

Die Sumpfohreule komt als Brutvogel auf beiden Erdhälften vor. Auf dem amerikanischen Kontinent besiedelt sie Nordamerika, Teile von Mittel- und Südamerika, sowie die Galapagos-Inseln und die Falklandinseln. In Europa ist sie in Norwegen, Fennoskandinavien und Island, sowie punktuell in Südwest-, West-, Mittel- und Osteuropa verbreitet.

 

Größenmäßig ähnelt sie dem Waldkauz, die Federohren sind nur kurz und werden nur bei Erregung aufgestellt.

 

Die größten europäischen Brutvorkommen existieren in Nordeuropa (Russland, Finnland, Schweden, Norwegen) und in Großbritannien. Ansonsten kommt die Sumpfohreule, mit Ausnahme der Schweiz, Liechtenstein und Luxemburg, in den mitteleuropäischen Ländern als Brutvogel vor. In Deutschland wird die Größe der Brutpopulaton auf ca. 40-45 Brutpaare geschätzt, Tendenz rückläufig.

 

sumpfohreule
Sumpfohreule

 

Steckbrief: Sumpfohreule

 

Brutzeit – Gelege – Größe – Gewicht – Nahrung – Biotop – Alter

 

Systematische Einordnung:

Ordnung: Eulen (Strigiformes)

Familie: Eulen (Strigidae)

Gattung: Ohreulen (Asio)

Art: Sumpfohreule

 

Wissenschaftlicher Name: Asio flammeus

 

 

Namen und Synonyme der Sumpfohreule

 

Artname in Englisch: Short-eared Owl

Artname in Französisch: Hibou des marais

Artname in Niederländisch: Velduil

Artname in Spanisch: Búho / Lechuza Campestre

Artname in Italienisch: Gufo di palude

Artname in Finnisch: Suopöllö

Artname in Dänisch: Moeshornugle

Artname in Isländisch: Brandugla

Artname in Schwedisch: Jordugla

Artname in Norwegisch: Kattugle/p>

Artname in Polnisch: Sowa błotna

Artname in Russisch: Болотная сова

Artname in Kasachisch: Саз жапалақ, Үкі

Artname in Chinesisch: 短耳鸮

Artname in Chinesisch (traditional): 短耳鴞

Artname in Mongolisch: Гуйвангуу, Гуйвангуу ууль, Хулгар гуйванга

Artname in Arabisch: البومة قصيرة الأذن, البومة قصيرة الأذن قبسة، بومة, بومة صمعاء, بومة قصيرة الأذن

Artname in Bengalis: ছোটকান প্যাঁচা

 

 

Beschreibung der Sumpfohreule

 

Vorkommen / Verbreitung: Die Sumpfohreule ist in weiten Teilen Eurasiens verbreitet. In Europa ist die Sumpfohreule verbreitet in Norwegen und Fennoskandinavien, Island, Großbritannien, sowie punktuell in Spanien, Frankreich, BeNeLux, Mittel- und Osteuropa. Von Russland aus erstreckt sich die Verbreitung bis nach Ostsibirien, Kamtschatka, Sachalin; Nord-China. Weitere Verbreitungsgebiete existieren in Nordamerika, Mittelamerika, Südamerika, Galapagos-Inseln, Falklandinseln.

 

Wanderungen: Die Brutvögel aus den nördlichen Verbreitungsgebieten sind Zugvögel, ansonsten Teilzieher. .

 

Überwinterung: Die Wintergebiete sind gemäßigte Breiten und Steppenzonen in Europa (auch in GB), der Mittelmeerraum bis zur Südgrenze der Sahelzone, der Südwesten der arabischen Halbinsel, Süd-Indien, Myanmar, Taiwan.

 

Lebensraum – Biotop: Offene Landschaften mit niedriger, deckungsreicher Kraut- und Staudenvegetation; Tundren, Moore, Verlandungsgürtel, Niedermoore, nasse Wiesen, Dünen und Salzwiesen, Brachland. In Mitteleuropa ist die Sumpfohreule besonders in Küstennähe und in Flussniederungen anzutreffen.

 

Verhalten: Während der Brutzeit überwiegend tagaktiv, außerhalb der Brutzeit überwiegend dämmerungsaktiv. Es werden Mittags- und Nachtruhen eingehalten. Die Sumpfohreule zeigt ein falkenähnliches Rütteln. Auf dem Boden läuft sie entweder mit watschelnden Schritten oder auch mit energischen, ausholenden Schritten, springt mit geöffneten Flügeln (Flugsprung). Meistens wird am Boden geruht. Jagd meistens aus dem Suchflug heraus.

 

 

Kennzeichen: Ähnlich der Waldohreule, die Federohren sind kleiner und fast nicht sichtbar. Unterseite mit kräftiger Längsstreifung.

 

Schnabel: schwarz mit heller Spitze.

Fänge und Zehen: dicht weiß befiedert, Krallen schwarz

 

Iris: gelb

 

Größe: 34-42 cm

Spannweite: 95-111 cm

Flügellänge:

♂: 30,4-32,6 cm

♀: 30,9-33,1 cm

Gewicht:

♂ 300-430 g; Ø 350 g

♀ 350-500 g; Ø 420 g

 

Stimme - Ruf: Dumpfes „wudwudwud“, im Sitzen und im Flug, dazu wird ein bellendes „kiäw“ vorgetragen, auch miauende Laute.

 

Geschlechtsreife: Bei der Sumpfohreule setzt die Geschlechtsreife mit dem 1. Lebensjahr ein, die erste Brut erfolgt meistens erst im zweiten Lebensjahr.

Paarungszeit: monogame Saisonverbindung. Durch die hohe Brutorttreue ist mit regelmäßiger Wiederverpaarung zu rechnen. Paarbildung ab Februar / Mitte März..

Reviergründung - Revierbesetzung: Die Reviergründung erfolgt durch das ♂, in Mitteleuropa erfolgt das bereits bis in den Februar, in Jahren mit ungünstiger Nahrungsgrundlage meistens ab März oder noch später.

 

Bruten1 Jahresbrut, in Jahren mit guter Nahrungsgrundlage auch Zweitbruten

 

Eiablage: in guten Mäusejahren und bei günstiger Witterung frühestens ab März, jedoch hauptsächlich zwischen Anfang April bis in den Mai hinein; teilweise auch bis in den Juni.

Brutzeit: März bis Juli

 

Nest: Bodennest als vom ♀ gescharrte Nestmulde, die Mulde wird mit Halmen, Gras und Reisig aus der Umgebung ausgelegt.

Neststandort - Brutrevier: Bodennest in Mooren, Dünenvegetation, lockerem Röhricht, Süß- und Sauergräsern, Hochstaudenfluren, vergraste Kahlschläge und in Aufforstungsflächen, Getreidefelder.

 

ei der sumpfohreule museum wiesbaden common license
Ei der Sumpfohreule - (Source: Von Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=37931361)

 

Gelege: (mindestens 4) regelmäßig 7-10 (maximal bis zu 16 – nur in sehr guten Nahrungsjahren) Eier.

Eier: kurzelliptische Eier, mit weißer, wenig glänzender Schale.

Eimaße und Eigewichte:

Länge: 35,1-45,5 mm

Breite: 29,5-34,3 mm

Ø-Eimass: 39,5x30,8 mm

Frischvollgewicht: 20,23 g; Ø = 21 g

Schalengewicht: 1,30-1,90 g; Ø 1,45 g (n=150)

Nachgelege: Ersatzgelege werden bei frühem Brutverlust angelegt; bei Gelegeverlust ist meistens mit einem Wegziehen des Brutpaares zu rechnen; Zweitgelege werden nur in mäusereichen Jahren gezeitigt.

 

Legeabstand: 2 Tage; der minimale Legabstand beträgt 24 Stunden. Mit zunehmender Gelegegröße nimmt auch der Legeinterval zu und verlängerts sich ab dem 4.-5. bzw. dem 5.-6. Ei auf bis zu 3-4 Tage pro Ei.

Brutbeginn: Das ♀ sitzt schon 3 Tage vor Ablage des ersten Ei auf dem Nest. Brutbeginn ist bereits ab dem 1. Ei, fest brütet das ♀ allerdings erst 2-3 Tage später.

Brutdauer: 26-27 Tage, das ♀ brütet allein und wird vom ♂ mit Nahrung versorgt. Je weiter die Bebrütung fortschreitet, umso aggressiver verhält sich das ♀ gegenüber jeglichen Eindringlingen.

 

Schlüpfen: Zwar schlüpfen die Jungen asynchron, jedoch nicht im Abstand des ursprünglichen Legeintervals. Generell erfolgt das Schlüpfen entweder in den Abend- oder Morgenstunden. Es schlüpfen das 1. und 2. Junge zuerst, dann folgen mit 1 Tag Abstand gleichzeitig die Jungen 4 und 4 und die weiteren Jungen folgen dann mit 1 Tag Abstand. Demzufolge kann das Schlüpfen eines Vollgeleges 3-4 Tage in Anspruch nehmen.

 

Nestlingsdauer - Führungszeit: bedunte Nesthocker, die vom ♀ nur bis zum 12. Lebenstag des Erstgeschlüpften gehudert werden. Danach beteiligt sich das ♀ an der Jagd. Nach ca. 14 Tagen verlassen die Jungen jeweils das Nest. Die zuletzt geschlüpften Jungen, verlassen das Net schon früher, nämlich mit 12 Tagen.

 

Flügge: Die ersten Jungen werden zwischen 24-27 Tage flügge, was jedoch nur eine Art Flatterflug ist; die volle Flugfähigkeit erlangen die jungen Sumpfohreulen erst nach 31-36 Tagen. Daran schließt sich eine Bettelflugperiode von mehreren Wochen an. Der Familienzusammenhalt kann bis zum Wegzug im September andauern.

 

 

Nahrung: Die Hauptnahrung der Sumpfohreule besteht aus Wühlmäusen, nur bei einem akuten Mangel an Mäusen wird die Nahrung auch auf Vögel und andere Kleinnager umgestellt. Bei Vögeln werden Arten bis zur Größe von Lachmöwe, Schleiereule, Waldohreule und kleineren Entenarten geschlagen.

 

Lebensdauer: Der älteste bekannte Ringvogel einer Sumpfohreule erreichte ein Lebensalter von 20 Jahren und 9 Monaten.

 

Feinde und Gefährdungen: Die Hauptgefährdungen für die Sumpfohreule begründen sich im anhaltenden Lebensraumverlust, Entwässerung von Feuchtgebieten, Feuchtgründland, Auen und Mooren, anhaltende Gewässerbegradigungen, Torfabbau, Aufforstung von Mooren, Bodenverdichtung, Überdüngung. Dazu kommt eine mechanisierte Landwirtschaft, die durch den Einsatz von Mähmaschinen zu großen Ausfällen bei den Jungeulen führt. An dieser Stelle sei auf die, seit Jahrzehnten, bekannte Thematik der Kreiselmäher verwiesen. Ebenfalls sorgen Brände in Schilf- und auf Grasflächen für erhebliche Ausfälle bei den Sumpfohreulen.

 

Jagdbares Wild: Nein

Jagdzeit: Nein, Naturschutz

 

 

Quellennachweise

 

Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1+2, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim

Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993

Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, AULA-Verlag Wiesbaden, 1985

Bruun/Singer/König/Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982

Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 9, Columbiformes - Piciformes, Akademische Verlagsgesellschaft, Wiesbaden, 1980

Mebs, Theodor et. al, Die Eulen Europas, Franck-Kosmos Verlags GmbH, 3. komplett überarbeitete Auflage 2020

Svenson, Lars et. al, Der Kosmos Vogelführer, Franck-Kosmos Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2. Auflage 2011

 

 

Bildnachweise

 

Eier der Waldohreule - Source: Von Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=37931361