Die Trottellumme ist eine Art der nordatlantischen Alke und als Brutvogel auf der Nordhalbkugel der Erde verbreitet. Das Brutgebiet erstreckt sich von den Küsten des Nordpazifik bis über die Küsten des Nordatlantik, entlang der Küste von Labrador und Neufundland, über Island nach Schottland (inkl. Orkney Inseln und Shetland Inseln) und von der dänischen Ostseeküste bis nach Südfinnland. Im Süden erstreckt sich das Verbreitungsgebiet über die Insel Helgoland bis an die bretonische Küste in Westfrankreich.
Der Gesamtbestand der Brutpaare im Atlantik wird auf 2,0-2,7 Millionen Brutpaare geschätzt, wovon auf Island alleine 0,7-1,4 Millionen Brutpaare brüten. Die Brutpopulationen in Irland und Großbritannien (inklusive der Kanalinseln) wird auf 1,0-1,4 Millionen Brutpaare geschätzt. Auf der Insel Helgoland brüten jährlich ungefähr 2500 Brutpaare.
Im Atlantik und dem paläarktischen Nordmeer kommen drei Unterarten (UA) der Trottellumme vor: die Nominatform Uria aalge aalge (Pontoppidan 1763) als Brutvogel zwischen Labrador, Neufundland, Island Schottland, Norwegen und in der Ostsee zwischen Dänemark und Südfinnland; UA aalge albionis Witherby 1923 zwischen SW-Schottland und Irland bis zur bretonischen Küste und zur Insel Helgoland, und aalge hyperborea Salomonsen 1923 zwischen der Bäreninsel und Nordrussland. Alle drei Unterarten gelten als genetisch nicht differenziert, variieren nur in Größe und Gefiederfärbung. Die zwei Unterarten im Nordpazifik sind aalge california und aalge inornata Salomonsen 1932, welche von den atlantischen Formen als deutlich differenziert gelten.
Eine Zusammenfassung aller Informationen zur Trottellumme gibt es im Steckbrief Trottellumme.
Systematische Einordnung:
Ordnung: Schnepfen-, Möwen- und Alkenvögel (Charadriiformes)
Familie: Alke (Alcidae)
Gattung: Lummen (Uria)
Art: Trottellumme
Beschreibung:
Wissenschaftlicher Name: Uria aalge
Artname in Englisch: Common Guillemot (GB), Common Murre (US)
Artname in Französisch: Guillemot de Troïl
Artname in Niederländisch: Zeekoet
Vorkommen / Verbreitung: Die Trottellumme kommt auf der Nordhalbkugel in fünf Unterarten vor. Neben Brutvorkommen im Nordpazifik (2 UA) erstrecken sich die Vorkommen im Nordatlantik von Labrador und Neufundland über Island und Schottland (inklusive die Inselgruppen Orkney und Shetland) nach Norwegen und weiter nach Osten über den Ostseeraum bis nach Südfinnland und bis zur Bäreninsel im äußersten Nordosten und nach Nordrussland. Die südlichsten Vorkommen befinden sich an der bretonischen Küste (Frankreich) sowie eine regelmäßige Kolonie auf der Insel Helgoland.
Wanderungen: Trottellummen sind Strichvögel und Kurzstreckenzieher. In den ersten zwei Lebensjahren halten sich Trottellummen noch in der Schelfregion des Meeres auf. Immature Trottellummen kommen erst im dritten Lebensjahr wieder an den Geburtsort zurück.
Überwinterung: Wenn es zu Zugbewegungen kommt, ziehen Trottellummen an die Nordseeküste Mitteleuropas, wo Trottellummen auch ganzjährig als Gast vorkommen können. Die Nominatform überwintert im Bereich der mitteleuropäischen Nordsee, kann also dort auch beobachtet werden.
Lebensraum: Die Trottellumme ist ein Meeresvogel, der die überwiegende Zeit auf dem Meer verbringt und nur zur Fortpflanzung an Land geht. Für die Bildung von Brutkolonien sind die Voraussetzungen die Kontaktbereiche kalter und Warmer Strömungen oder Stellen mit hohen Turbulenzen. Ein hohes Nahrungsangebot ist ebenfalls Voraussetzung für eine Koloniebildung.
Als Brutplätze werden steile Felswände (Klippen) mit längs verlaufenden Felsbändern oder Vorsprüngen ausgesucht, es werden auch flache oder sanft geneigte Abhänge auf hohen Klippen angenommen, Schären (=kleine felsige Inseln im Meer) oder sogar auf Blockhalden. Außerhalb der Brutzeit halten sich Trottellummen in Schelfmeeren (z.B. Nordsee und Ostsee; Das Schelf bezeichnet den flachen Teil des Kontinentalsockels, der vom Meer bedeckt ist. Dieser Teil des Meeres wird auch Schelfmeer genannt.) überwiegend mehrere Kilometer von der Küsten entfernt, auf dem offenen Meer.
Verhalten: Trottellummen sind tag- und dämmerungsaktiv. Grundsätzlich sind sie schlechte Flieger und bewegen sich immer mit raschen Flügelschlag, sie sind keine Gleitflieger. Um vom Wasser aus loszufliegen ist immer ein längerer Anlauf über die Wasserfläche notwendig. An Land zeigen Trottellummen eine aufrechte Haltung. Dadurch können sie an Land auch kurze Strecken rennen, ansonsten schreiten sie an Land. Nahrung wird durch Tauchgänge erbeutet. Trottellummen sind Flügeltaucher, d.h., sie bewegen sich unter Wasser durch Schwimmbewegungen der Flügel fort.
Kennzeichen: Im Größenvergleich ähnelt die Trottellumme der Stockente. Körper schlank mit spitzem Schnabel und langem dünnem Hals, der im Sitzen auch eingezogen wird. Die Trottellumme wirkt dann kurzhalsig. Im Brutkleid sind Kopf, Hals und Oberseite braunschwarz, Brust und Bauch dagegen weiß. Die weißen Spitzen der Handschwingen erzeugen auf dem zusammengelegten Flügel eine weiße bogenförmige Linie. Im Flugbild ist ein weißer Saum am Flügelhinterrand zu sehen. Im Ruhekleid ist dunkelbraun nur der Oberkopf bis Schnabelansatz und bis unter die Augen, Nacken, Halsseiten und Rücken sind braunschwarz. Im Flugbild überragen die Füße den kurzen Schwanz. Schnabel: im 1. Ruhekleid dunkelbraun, im adulten Brutkleid schwarz, im adulten Ruhekleid dunkelgrau. Füße: im adulten Kleid gelbbraun bis dunkelbraun, ansonsten schwarz oder hellgelb.
Größe: 38-43 cm
Gewicht: 1000 g
Spannweite: 60-69 cm
Stimme und Ruf: hartes „arrah“ oder „o-orr“ es kommen auch Krählaute und bellende Laute vor. Die Altvögel erkennen ihre Jungen am Ruf.
Geschlechtsreife: die Trottellumme wird frühestens im vierten Lebensjahr, meistens erst im fünften Jahr geschlechtsreif.
Paarungszeit: monogame Saisonverbindung. Durch die hohe Brutplatztreue der Trottellummen kommt es jedoch zu regelmäßigen Wiederverpaarungen.
Eintreffen am Nistplatz - Nistplatzbesuche: erste, jedoch seltene, Besuche erfolgen frühestens ab Oktober. Ab Dezember / Januar wird schon in unregelmäßigen Abständen der Nistplatz aufgesucht. Ab April wird der Nistplatz schon regelmäßig in den frühen Morgenstunden aufgesucht. Das ♂ besetzt immer den Nistplatz.
Bruten: meistens 1 Jahresbrut.
Eiablage: überwiegend im Mai, im gesamten Gebiet frühestens im April; auf Färöer zwischen Ende Mai und Anfang Juni, in der Barentssee zwischen Mitte Mai und Ende Juni (abhängig vom Einfluss des Golfstromes).
Brutrevier: Brutrevier und Nistplatzwahl werden bei den Wasserrallen vom ♂ getroffen.
Nest: Das Ei wird direkt auf den Untergrund gelegt. Die vor der Brut ausgeführten Nestbauhandlungen sind nur für den Partner gedacht und ein reines Ritual.
Neststandort: Der Nistplatz wird immer auf erhöhten Territorien wie Gesimsen, Felsbändern, Vorsprüngen, Terrassen, Plateaus und dergleichen angelegt.
Gelege: 1 Ei.
Eier: Die Eier sind kreiselförmig spitz zulaufend. Bei der Grundfarbe kommen die Farben weiß, grau, grünlich, braun und dunkel grünblau vor, mit sehr variabler Fleckenfärbung.
Nachgelege: Nachgelege werden nur bei frühem Gelegeverlust gezeitigt, dann sind bis zu zwei Nachgelege möglich. Nachgelege sind bis Mitte Juli möglich.
Brutdauer: 30-35 Tage, ♂ und ♀ brüten. Bei der Bebrütung richtet der sitzende Vogel seinen Rücken zum Abgrund
Nestlingsdauer: bedunte Nesthocker, die von beiden Altvögeln betreut werden.
Flügge: Je nach Kolonie und Entwicklung springen die Jungen mit 18-24 Tagen ins Meer. Das Junge wird dann meistens von einem Altvogel geführt (meistens das ♂). Flugfähig sind junge Trottellummen erst nach 10 Wochen. Solange werden sie von den Altvögeln betreut und auch noch gefüttert. Teilweise sind juvenile Vögel noch bis in den November in Begleitung von Altvögeln zu beobachten.
Nahrung: Trottellummen fressen Schwarmfische, die knapp unterhalb der Wasseroberfläche gefangen werden (Hering, Sprotte, Sandaal, Dorsch), aber auch marine Wirbellose. Die bevorzugte Länge der Beutetiere liegt bei 90-125 mm (max. 50-175 mm).
Lebensdauer: Ringfunde bei Trottellummen belegen ein erreichbares Alter von 22-23 Jahren und auch Lebensalter von über 32 Jahren.
Feinde: wo gebietsweise noch erlaubt, gefährdet der Mensch durch Bejagung und Eiersammeln, so z.B. auf Färöer, in Großbritannien und Norwegen. Durch Fischernetze, Netzreste und vor allem Müll kommt es ebenfalls zu zahlreichen Verlusten. Eine Überfischung der Fischbestände führt zur Verknappung der Beutetiere und somit sogar zum Ausfall von Jahresbruten. Störungen an den Brutplätzen führen zum Ausfall der Brut. An den Nistplätzen kommt es zu Konkurrenzsituationen mit Baßtölpel und Silbermöwe.
Mortalität: Bis zum fünften Lebensjahr ist bei den Trottellummen von einer Überlebensrate von nur 20-40% auszugehen. Bei Älteren Individuen liegt die Überlebensrate bei 87-94% pro Jahr.
Jagdbares Wild: Nein
Jagdzeit: Nein. Naturschutz