Die Türkentaube ist als Brutvogel fast lückenlos über West-, Mittel-, Süd- und Osteuropa verbreitet. Im Norden endet die Verbreitung im Süden Norwegens und Fennoskandinaviens, im Osten am Ural. Darüber hinaus reicht das Verbreitungsgebiet bis nach Korea und Japan.
In Europa ist die Türkentaube Standvogel und zieht auch im Winter nicht weg. Wanderungsbewegungen gibt es nur von den Jungvögeln nach dem Flüggewerden in Form von sogenannten Zerstreuungswanderungen. Durch das Fehlen von Brutortreue bei den Jungvögeln gelingt der Türkentaube eine stetig expandierende Verbreitung.
Systematische Einordnung:
Ordnung: Tauben (Columbiformes)
Familie: Tauben (Columbidae)
Gattung: Turteltauben (Streptopelia)
Art: Türkentaube
Beschreibung:
Wissenschaftlicher Name: Streptopelia decaocto
Artname in Englisch: (Eurasian) Collard Dove
Artname in Französisch: Tourterelle turque
Artname in Niederländisch: Turske Tortel
Artname in Finnisch: Turkinkyyhky
Artname in Dänisch: Tyrkerdue
Artname in Schwedisch: Turkduva
Artname in Polnisch: Sierpówka
Vorkommen / Verbreitung Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Türkentaube erstreckt sich von Vorderasien über den Indischen Subkontinent bis in den Westen Chinas. Seit den 1930er begann die Verbreitung der Türkentaube zuerst auf dem Balkan und griff dann auf fast ganz Europa über.
Durchgängig verbreitet ist die Türkentaube im Westen von den Britischen Inseln über Frankreich nach Osten und reicht dort bis an den Ural, das Schwarzmeergebiet und das Caspigebiet. In Skandinavien brütet die Türkentaube nur im Süden von Norwegen und Fennoskandinavien. Im gesamten Alpenraum ist die Türkentaube nicht verbreitet. In Spanien und Portugal besteht nur eine geringe Verbreitung, ebenso in Nordafrika.
Wanderungen: In Europa ist die Türkentaube ein Standvogel. Wanderungen betreffen überwiegend nur die Zerstreuungswanderungen der Jungvögel. Durch die fehlende Geburtsorttreue der Jungvögel wird die Verbreitung der Türkentaube stark begünstigt.
Lebensraum – Biotop: In Südasien siedelt die Türkentaube in Halbwüsten und Trockensavannen, im Norden des Verbreitungsgebietes schließt sich die Türkentaube eng an menschliche Siedlungen an. In Europa ist die Türkentaube fast ausschließlich, in Dörfern, Städten, Ballungsräumen, und auch in der Nähe von landwirtschaftlichen Betrieben anzutreffen. Reine Waldgebiete werden bisher gemieden.
Verhalten Die Türkentaube ist überwiegend tagaktiv, die Balz findet überwiegend in der Dämmerung statt. Im Flug wechseln zwei bis drei schnelle Flügelschläge mit einer Gleitphase ab. In der Gleitphase ist zu beobachten, dass sich der Körper dabei leicht nach links oder rechts dreht. Es werden allerdings auch Flugstrecken ohne Gleitflugeinlagen durchgeführt. Das Fluggeräusch ist ein helles Pfeifen. Nahrung wird meist durch Picken vom Boden aufgelesen. Während der Brutzeit ist die Türkentaube ausgesprochen territorial, außerhalb der Brutzeit allerdings sehr gesellig und bildet Schwärme von bis zu über 100 Individuen.
Kennzeichen Schlanke, helle Taube; Armschwingen dunkel, Unterschwanzdecken grau. Besonders auffällig ist das weiß eingefasste, schwarze Nackenband. Rücken, Oberflügeldecken und Bürzel ungefleckt. Gefiederfärbung variiert von staubbraun bis gräulich isabellfarben (=lehmfarben, graugelb), wobei Kopf und Unterseite meistens blasser sind; Brust leicht weinrot.
Juveniles Kleid: eher bräunlich erst ab der 7.-9. Woche wird das Nackenband entwickelt.
Schnabel: ad. = schwarz
Füße: ad. = glänzend rot, juv. = grau- bis bräunlichrot
Krallen: dunkel
Iris: ad. = rot-gelbrot mit schmalem weißlichen oder hellgrauen Augenring; juv. = mattbraun.
Größe: 30-32 cm
Gewicht:
♂ 150-196 g
♀ 125-196 g
Spannweite: 47-55 cm
Flügellänge:
♂ 15,8-17,4 cm
♀ 15,3-16,2 cm
Stimme - Ruf: Die Türkentaube ist sehr stimmfreudig und besonders in der Brutzeit regelmäßig zu hören. Die Stimme ist vor allem morgens und ab Nachmittag bis in den Abend zu hören; die Stimme ist ein mehrsilbiges „gu-guuh“ welches gereiht wiederholt wird. Auch beim Abflug und Landen wird ein Laut abgegeben, ähnlich „chrräi“ oder „chrii“.
Geschlechtsreife: Bei den Türkentauben kann der früheste Brutbeginn schon 2,5-4 Monate nach dem Schlüpfen liegen.
Paarungszeit: Monogame Saisonverbindung, wahrscheinlich sogar Dauerverbindung. Reviere werden teilweise schon im Winter besetzt, nach Auflösung der Schwärme – zwischen Februar und März. Das Revier wird meistens vom ♂ besetzt.
Brutenmeist 2-4 Jahresbruten
Eiablage: Beginn der Eiablage ab Anfang März und dauert bis August/September, in milden Wintern können sogar Winterbruten vorkommen.
Brutzeit: März bis Oktober
Nest: Nest als dünne Plattform aus kleinen Zweigen, an dem beide Altvögel bauen. Der Nestplatz wird zuerst vom ♂ angeboten und das ♀ entscheidet dann über den Nistplatz. Am Nest wird in der Regel 2-4 Tage gebaut.
Neststandort - Brutrevier: Nest wird auf Bäumen und Sträuchern angelegt, teilweise auch an Gebäuden.
Gelege: (selten 1-) 2 (maximal -3) Eier
Eier: spindelförmige Einer mit weißer, glänzender Schale.
Nachgelege: Ersatzgelege werden gezeitigt, wodurch es dann bis zu 7-8 Bruten pro Jahr kommen kann.
Legeabstand: Bei der Türkentaube beträgt der Legeabstand 37-40 Stunden.
Brutbeginn: Nach Ablage des zweiten Ei.
Brutdauer: 13-15 Tage pro Ei, es brüten beide Altvögel
Nestlingsdauer - Führungszeit: bedunte Nesthocker, die in den ersten 9-12 Tagen noch gehudert werden. Beide Altvögel betreuen die Jungen. Nach zwei Wochen sitzen die Jungen bereits auf dem Nestrand und klettern auch schon auf den benachbarten Zweigen umher.
Flügge: Nach 16-19 Tagen sind die jungen Türkentauben flugfähig. Nach 34-44 Tagen löst sich der Familienverband auf.
Nahrung: Die Türkentaube ernährt sich überwiegend pflanzlich, darunter sind Samen, Früchte, Blumensamen Keimlinge, grüne Blätter, reife Holunderbeeren sowie überhaupt Samen und Früchte von Sträuchern und Bäumen. Dazu kommen noch Gebäck und Brotreste, teilweise auch Insekten, letztere allerdings eher unbedeutend.
Lebensdauer: Der älteste bekannte Ringvogel einer Türkentaube erreichte ein Alter von 17 Jahren und 9 Monaten.
Mortalität - Sterblichkeit: Im ersten Jahr liegt die Sterblichkeit bei ca. 69%, in den Folgenjahren kann die Sterblichkeit auf ca. 35-55% pro Jahr absinken.
Feinde und Gefährdungen: Verfolgung, Nahrungsmangel. Prädatoren: Greifvögel, Eulen, Rabenvögel, Marder, Hauskatzen.
Jagdbares Wild: Ja
Jagdzeit: Bundesjagdgesetzt: August und vom 1. November bis zum 20. Februar
Nordrhein-Westfalen: Schonzeit
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993
Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, Aula Verlag Wiesbaden, 1985
Bruun/Singer/König, Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982
Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 9, Columbiformes - Piciformes, Akademische Verlagsgesellschaft, Wiesbaden, 1980
Svenson, Lars et. al, Der Kosmos Vogelführer, Franck-Kosmos Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2. Auflage 2011
Bundesamt für Naturschutz: Nationaler Vogelschutzbericht 2019 gemäß Artikel 12 Vogelschutzrichtlinie, Berichtsdaten aus dem Abschnitt St...U Brutvögel (pdf download)