Die Waldohreule gehört zu den häufigsten Eulen in Mitteleuropa und in Deutschland. Sie ist eine mittelgroße schlanke Eule mit braunem Gefieder. Ein wesentliches Kennzeichen sind die Federohren, die allerdings auch am Kopf angelegt sein können, dann sind sie nicht sichtbar.
Der europäische Gesamtbestand der Waldohreule wird auf 380.000 bis 810.000 Brutpaare geschätzt. Die Brutbestände werden als stabil und nicht gefährdet eingestuft.
Systematische Einordnung:
Ordnung: Eulen (Strigiformes)
Familie: Eulen (Strigidae)
Gattung: Ohreulen (Asio)
Art: Waldohreule
Wissenschaftlicher Name: Asio otus
Artname in Englisch: Long-eared Owl
Artname in Französisch: Hibou moyen-duc
Artname in Niederländisch: Ransuil
Artname in Spanisch: Búho Chico
Artname in Italienisch: Gufo commune
Artname in Finnisch: Sarvipöllö
Artname in Dänisch: Skovhornugle
Artname in Schwedisch: Hornuggla
Artname in Norwegisch: Hornugle
Artname in Polnisch: Uszatka
Artname in Russisch: Ушастая сова
Artname in Chinesisch: 长耳鸮
Artname in Chinesisch (traditional): 長耳鴞
Artname in Kasachisch: Ақ жапалақ, Ақ үкі, Құлақты жапалақ, Поляр жапалақ, Поляр үкі
Vorkommen / Verbreitung: Die Waldohreule ist ein Brutvogel der nördlichen Hemisphäre. Das Brutgebiet erstreckt sich über das gesamte Eurasien, von den Inselgruppen der Azoren und Kanaren bis in das ostsibirische Sachalin und Japan. Weitere Vorkommen existieren in Nordamerika. In Eurasien verläuft die Nordgrenze der Verbreitung entlang der Tundrengrenze, während die Südgrenze über Sinkiang, Zentralchina, Himalaya und Kaschmir verläuft.
Wanderungen: In Mitteleuropa ist die Waldohreule überwiegend Standvogel und bleibt in den Brutrevieren. Jedoch werden im Winter große Schlafgesellschaften gebildet. Jungvögel begeben sich auf Zerstreuungswanderungen. Nur die nordischen Populationen aus Fennoskandinavien und Russland, oberhalb des 50. Breitengrades Nord, sind überwiegend Zugvögel.
Überwinterung: Die nordischen Populationen überwintern in Mitteleuropa.
Lebensraum – Biotop: Offene Gelände, deckungsarme Flächen mit niedrigem Pflanzenbewuchs. Brütet in kleinen Baumgruppen und Feldgehölzen, Baumgruppen, Windschutzstreifen, auch auf Einzelbäumen; gerne auch in dichten Koniferenbeständen, aufgelockerte Parklandschaften, Waldränder; auch in menschlichen Siedlungen, Friedhöfe und Parks.
Verhalten: Überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv; teilweise auch tagaktiv. Ruhepause um Mitternacht.
Kennzeichen: Mittelgroße, schlanke Eule. Gefiederfärbung bräunlich. Lange Federohren, die auch angelegt sein können, dann nicht sichtbar. Schlanker als der Waldkauz.
Schnabel: grau.
Wachshaut: fleischfarben.
Krallen: bräunlichgelb bis graubraun
Füße: grau.
Iris: zwischen orangegelb und chromgelb
Größe: ♂ 35-38 cm; ♀ 37-40 cm
Spannweite: 90-100 cm
Flügellänge:
♂: 28,2-31,0 cm
♀: 28,7-30,9 cm
Gewicht:
♂ 220-330 g; Ø 250 g
♀ 240-370 g; Ø 300 g
Stimme - Ruf: Reviergesang des ♂, leise hu-Rufe; werden im Sitzen und im Flug geäußert. Nestrufe des ♀, klingt ähnlich „üüüüa“; Warnrufe, und Bettelrufe der Jungen. Außerhalb der Brutzeit wenig ruffreudig.
Geschlechtsreife: Die Geschlechtsreife setzt bereits im ersten Lebensjahr ein.
Paarungszeit: monogame Saisonverbindung.
Reviergründung - Revierbesetzung: Das ♂ trifft zuerst im Areal ein und trifft die Revierwahl. Nestsuche erfolgt durch das ♀. Revierbesetzung meist ab Ende Februar/Ende März.
Bruten1 Jahresbrut
Eiablage: Bei hohem Mäuseangebot bereits ab Ende Februar/Anfang März. Die Hauptlegezeit liegt zwischen Mitte und Ende März; ansonsten liegt der früheste Legebeginn ab der 2. Märzhälfte.
Brutzeit: Anfang Februar bis Anfang Juli / August.
Nest: Meistens in alten Nestern von Krähen, Greifvögeln oder Reihern, selbst alte Nester von Ringeltauben werden genutzt.
Neststandort - Brutrevier: Als Neststandort werden Bäume genutzt, die einen hohen Deckungsgrad aufweisen. An Standorten in Waldrandnähe liegt die Nesthöhe zwischen 6-30 m und in Hecken und Feldgehölzen zwischen 5-10 m Höhe. Bodennester werden nur sehr selten genutzt. Die Waldohreule nutzt auch Kunsthorste.
Gelege: (mindestens 1) regelmäßig 3-5 (maximal bis zu 6 – nur in Gradationsjahren 6-8 und maximal bis zu 10) Eier.
Eier: Stumpfelliptische Eier mit weißer, leicht glänzender Schale.
Eimaße und Eigewichte:
Länge: 39,0-44,0 mm
Breite: 31,0-34,9 mm
Ø-Eimass: 41,5x33,3 mm
Frischvollgewicht: 23 g
Schalengewicht: 1,3-,19 g; Ø 1,63 g (n=54)
Nachgelege: Ersatzgelege nur bei frühem Brutverlust.
Legeabstand: meistens 2 Tage, selten 3.
Brutbeginn: das ♀ brütet ab dem ersten Ei.
Brutdauer: 25-30 Tage pro Ei, das ♀ brütet allein und wird vom ♂ mit Nahrung versorgt.
Schlüpfen: Die Jungen schlüpfen entsprechend dem Legeinterval. .
Nestlingsdauer - Führungszeit: bedunte Nesthocker, das ♀ bleibt während der ersten 2-3 Wochen ständig im Nest. Bei den Jungen öffnen sich die Augen ab dem 5.-7. Tag. Nach ca. 20 Tagen verlassen die Jungen das Nest, zu diesem Zeitpunkt sind sie noch flugunfähig. Die Ästlinge klettern kann auf den Ästen umher, teilweise sind sie auch am Boden unterwegs, wo sie dann versuchen verdeckte Sitzplätze oder durch Emporklettern wieder Sitzplätze auf Ästen einzunehmen.
Flügge: Ab dem 26. Tag können die Ästlinge erstmals aufwärstfliegen, erst nach 33-35 Tagen sind die Jungen voll flugfähig. Die dann anschließende Bettelflugperiode dauert ca. 2 Monate, danach sind die Jungen selbständig.
Nahrung: Die Hauptbeute der Waldohreule besteht aus Mäusen. In Mitteleuropa sind die Hauptbeutearten Wühlmäuse mit überwiegendem Anteil der Feldmaus, echte Mäuse; danach folgen Kleinvögel.
Lebensdauer: Der älteste gefundene Ringvogel einer Waldohreule erreichte ein Alter von 27 Jahren und 9 Monaten.
Mortalität - Sterblichkeit: Im ersten Lebensjahr liegt die Sterblichkeit bei ca. 52% und sinkt in den Folgejahren auf ca. 31% pro Jahr.
Feinde und Gefährdungen: Waldohreule hängen besonders stark von starken Mauspopulationen ab. So führt eine Nahrungsverknappung bei den Hauptbeutetieren zum vollständigen Brutausfall. Weitere Faktoren sind die Umwandlung von strukturierten Landschaften in Agrarsteppen, exzessiver Einsatz von Düngemitteln und Biozideinsatz. Verkehrsunfälle im Straßenverkehr und mit der Bahn.
Jagdbares Wild: Nein
Jagdzeit: Nein, kein heimisches Wild
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1+2, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993
Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, AULA-Verlag Wiesbaden, 1985
Bruun/Singer/König/Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982
Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 9, Columbiformes - Piciformes, Akademische Verlagsgesellschaft, Wiesbaden, 1980
Mebs, Theodor et. al, Die Eulen Europas, Franck-Kosmos Verlags GmbH, 3. komplett überarbeitete Auflage 2020
Svenson, Lars et. al, Der Kosmos Vogelführer, Franck-Kosmos Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2. Auflage 2011
Eier der Waldohreule - Source: Von Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35796204