Der Wanderfalke ist als Kosmopolit in 17 Unterarten über alle Kontinente der Erde als Brutvogel verteilt. In Europa kommt der Wanderfalke als Brutvogel, in lückenhafter Verteilung, in allen europäischen Ländern vor. Die mitteleuropäischen Brutbestände des Wanderfalken sind Standvögel, nur die Jungvögel beginnen nach dem Flüggewerden eine Zerstreuungswanderung und ziehen noch in die Winterquartiere.
Die wichtigsten Brutvorkommen in Europa finden sich in Spanien (2,4-2,7T Brutpaare), Türkei, (1,5-3T Brutpaare), Frankreich (1,1-1,4T Brutpaare), Großbritannien (1.400 Brutpaare), Russland (1-1,1T Brutpaare) und Grönland mit 1-10.000 Brutpaare. Für Deutschland wird die Population aktuell mit ca. 1.400 Brutpaaren angegeben.
Von den anerkannten 17 Unterarten des Wanderfalken gibt es nur fünf Unterarten im Bereich der Westlichen Paläarktis:
Im Flugbild ist der Wanderfalke etwas größer als eine Haustaube; die wesentlichen Erkennungsmerkmale sind lange, spitze Flügel und der relativ kurze Schwanz, der sich zum Ende hin verjüngt. Der Wanderfalke fliegt mit kurzen, schnellen Flügelschlägen, welche von Gleitphasen unterbrochen werden. Grundsätzlich ist die Oberseite dunkel und die Unterseite hell.
Adultes Kleid: Oberseite blaugrau; Schwingen, Vorderrücken, Oberkopf, Kopfseiten sind schwarz, breiter Backenstreif, der sich vom Auge abwärts über die Wange hinunterzieht. Dunkle Zeichnung des Oberkopfes markant abgesetzt gegen weißes Wangenfeld, Kehle und Kropf. Schwanz ist schiefergrau mit schwarzen Querbinden.
Die Unterseite variiert von weiß bis rötlich, zeigt an der Brust eine feine schwarze Fleckung, die am Bauch zunehmend in eine Querbänderung übergeht. Das ♀ zeigt eine stärkere/gröbere Zeichnung verglichen mit der feineren Zeichnung des ♂.
Juveniles Kleid: Die Oberseite ist graubraun, nur aus der Nähe sind noch die hellen Federsäume zu erkennen; der Schwanz ist hell gesäumt. Die Unterseite ist braungelblich mit dunkelbraunen Flecken und Längsstreifen. Dunkles Wangenfeld mit noch undeutlichem Bartstreif. Der Schwanz des ersten Kleides ist noch länger und breiter als bei den adulten Wanderfalken.
Schnabel: ad. = hell-bläulich mit dunkler Spitze, Wachshaut gelb; juv. = mit bläulich weißer Wachshaut.
Lauf und Zehen: ad. = chromgelb mit dunklen Krallen; juv. = fahlgelb.
Iris: gelb.
Systematische Einordnung:
Ordnung: Falken (Falconiformes)
Familie: Falken (Falconidae)
Gattung: Falken (Falco)
Art: Wanderfalke
Beschreibung:
Wissenschaftlicher Name: Falco peregrinus
Artname in Englisch: Peregrine Falcon
Artname in Französisch: Faucon pèlerin
Artname in Niederländisch: Slechtvalk
Artname in Finnisch: Muuttohaukka
Artname in Dänisch: Vandrefalk
Artname in Polnisch: Sokół wędrowny
Artname in Russisch: Sapsan
Vorkommen / Verbreitung: Der kosmopolitische Wanderfalke ist in 17 Unterarten lückenhaft über die ganze Erde verbreitet. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich über große Teile Europas und Asiens, Afrika, Amerika und Australien. Der Wanderfalke fehlt in Wüstenregionen, Beckenlandschaften in einem Gebiet von der Sahara über die arabische Halbinsel und weiter nach Osten bis in die Mongolei und China, sowie in Teilen Südamerikas, Australiens und Neuseelands.
In der Westpaläarktis fehlt der Wanderfalke auf Island, den russischen Steppengebieten, in Libyen, Ägypten, Israel und Jordanien Wesentliche Bestände des Wanderfalken in Europa gibt es auf den Britischen Inseln, Deutschland, Frankreich, Spanien und Portugal, Teilen von Norwegen und Schweden und Nordrussland. In der Türkei gibt es nur eine lückenhafte Verbreitung.
Wanderungen: Die Nominatform des Wanderfalken in Mitteleuropa ist überwiegend Standvogel. Bei den Jungvögeln gibt es Zerstreuungswanderungen nach dem Selbständigwerden. Besonders Jungvögel neigen zum Wegzug in die Winterquartiere. Die Brutvögel aus Fennoskandinavien und Russland sind dagegen ausgesprochene Zugvögel. Ihre Winterzüge führen nach Dänemark, Deutschland und die Niederlande, sowie nach Großbritannien; im Süden werden Spanien und Portugal als Winterquarteire genutzt. Die längste bisher ermittelte Zugstrecke betrug 6547 km und führte bis in den Senegal. (Westfrankreich). Die Brutvögel der Britischen Inseln verlassen ihre Brutareale nicht.
Überwinterung Die Winterquartiere des Wanderfalken reichen von Südskandinavien bis in den Mittelmeerraum.
Lebensraum – Biotop: Die Biotopansprüche des Wanderfalken sind vielseitig. In Europa gibt es Brutvorkommen an Steilküsten, Inseln, in Steinbrüchen, im Tiefland und in Mittelgebirgen und im Alpenvorland.
Verhalten Außerhalb der Städte ausschließlich tagaktiv, jedoch in Städten und geschlossenen Siedlungsbereichen wird durch die Beleuchtung die Aktivität auch in den Dämmerungsbereich und die Nacht verlegt. Der Streckenflug des Wanderfalken folgt nach einer Reiher von kräftigen Flügelschlägen jeweils ein Gleitphase. Auch der Wanderfalke ist ein guter Gleitflieger und nutzt dafür Thermikschläuche um sich davon in die Luft tragen zu lassen. Bei der Jagd wird entweder vom Ansitz oder aus dem Spähflug heraus die Beute angegriffen. Dabei kann der Wanderfalke durch rasche Flügelschläge beschleunigen oder aus großer Höhe im Sturzflug die Beute ergreifen. Im Sturzflug kann der Wanderfalke kurzfristig Geschwindigkeiten von > 200 km/H erreichen. Während der Brutzeit territorial, jedoch wird das Revier nur im Radius von mehreren 100 Metern um den Horst verteidigt. Während der Brutzeit werden die meisten Jagdflüge innerhalb eines Radius von 3 km um den Horst ausgeführt, der gesamte Revier eines Wanderfalkenpaares wird während der Brutzeit auf 30 km² geschätzt.
Bei den Wanderfalken liegen die Hauptaktivitätszyklen jeweils Vormittags und am Spätnachmittag. Während der Mittagszeit ruhen Wanderfalken im Schatten. Die Schlafplätze sind gegen Wind und Wetter geschützt, sind trocken und bieten gute Sicht auf die Umgebung, sowie eine freie Zone für ungehinderten An- und Abflug.
Kennzeichen Im Flugbild ist der Wanderfalke etwas größer als eine Haustaube; die wesentlichen Erkennungsmerkmale sind lange, spitze Flügel und der relativ kurze Schwanz, der sich zum Ende hin verjüngt. Der Wanderfalke fliegt mit kurzen, schnellen Flügelschlägen, welche von Gleitphasen unterbrochen werden. Grundsätzlich ist die Oberseite dunkel und die Unterseite hell. In allen Kleiden Bartstreif unterhalb des Auges im Wangenbereich.
Die Unterseite variiert von weiß bis rötlich, zeigt an der Brust eine feine schwarze Fleckung, die am Bauch zunehmend in eine Querbänderung übergeht. Das ♀ zeigt eine stärkere/gröbere Zeichnung verglichen mit der feineren Zeichnung des ♂.
Schnabel: ad. = hell-bläulich mit dunkler Spitze, Wachshaut gelb; juv. = mit bläulich weißer Wachshaut.
Lauf und Zehen: ad. = chromgelb mit dunklen Krallen; juv. = fahlgelb.
Iris: gelb.
Größe: 36-48 cm Ø 34-50 cm
Gewicht:
♂ 550-750 g Ø ca. 620 g
♀ 860-1300 g Ø ca. 940 g
Spannweite: 80-120 cm
Stimme - Ruf: Warnrufe bei Störungen „grägrä…“ auch „kekekek…“. Erregungslaute und Bettellaute von♀ und Jungen: ein klagendes „wet ..“. Laut bei der Beuteübergabe am Horst ein lautes „kazick“. Bettelnde Nestlinge „jiii“.
Geschlechtsreife: Beim Wanderfalken tritt die Geschlechtsreife mit 2 oder 3 Jahren ein.
Paarungszeit: monogame Saisonverbindung, die allerdings meistens zu einer Dauerverbindung wird.
Bruten1 Jahresbrut
Eiablage: Zwischen Mitte März und Anfang April
Brutzeit: Mitte März bis maximal Mitte Mai
Nest: Das Nest besteht meistens aus einer Plattform aus lockerem Material in das eine Mulde durch Scharren eingearbeitet wird; die Mulde wird meistens vom ♀ angelegt. Wanderfalken nehmen auch Nisthilfen wie z.B. Brutkisten an. Der Wanderfalke bezieht auch Nester anderer Arten, wie z.B. Krähen und andere Greifvögel. Einen Nestbau als solchen gibt es beim Wanderfalken nicht.
Neststandort - Brutrevier: In Mitteleuropa ist der Wanderfalke bei der Wahl des Neststandorts sehr flexibel. So brüten Wanderfalken auf Felsnischen und Felsbändern, auf Türmen, Kirchtürmen, Ruinen, Masten, auf Bäumen und teilweise sogar am Boden.
Gelege: (selten 2-) 3-4 (maximal -5) Eier
Eier: Breitovale Eier mit gelblicher Schale, die überwiegend braun bis rotbraun gefleckt sind.
Nachgelege: Ersatzgelege bei Brutverlust möglich, aber selten. Meistens Aufgabe des Brutgeschäfts.
Legeabstand: 2 Tage.
Brutbeginn: Nach Ablage des dritten Ei.
Brutdauer: 29-32 Tage pro Ei, es brüten beide Altvögel
Schlüpfen: Alle Jungen schlüpfen innerhalb eines Tages.
Nestlingsdauer - Führungszeit: bedunte Nesthocker, die in den ersten Tagen vom ♀ gehudert und gefüttert werden, während das ♂ die Nahrung bringt. Ab der dritten Woche jagen beide Altvögel und bringen das Futter zum Horst. Es kann vorkommen, dass sich unverpaarte ♀ dem Brutpaar anschließen und dann sogar bei der Jungenaufzucht helfen.
Flügge: 40-44 Tage, bei zwei Jungen fliegt das Jüngste nach spätestens 48 Tagen aus.
Nahrung: Der Wanderfalke ernährt sich fast ausschließlich von Vögeln. Das Beutespektrum des Wanderfalken orientiert sich immer am lokalen Angebot. In Mitteleuropa gehören zu den wichtigsten Beutetierarten: Haustaube, Star, Drosseln, Kiebitze und andere Limikolen, Rabenvögel, Feldlerche, Buchfink, Lachmöwe. In Fennoskandinavien und Schottland sieht die Beuteliste schon wieder anders aus: Sumpf-, Wasservögel und Raufußhühner. Das Beutegewicht liegt zwischen 10 und bis zu 1800 g.
Lebensdauer: Der älteste bekannte Ringvogel eines Wanderfalken erreichte ein Alter von 17 Jahren und 4 Monaten.
Mortalität - Sterblichkeit: Im ersten Lebensjahr beträgt die Sterblichkeit ca. 60%, im zweiten Lebensjahr ca. 25%, danach liegt die Mortalität bei ca. 15%/Jahr.
Feinde und Gefährdungen: Einerseits war, und ist noch bedingt, die Verwendung von Pestiziden ein Gefährdungsgrund. Pestizide wirken besonders dort negativ auf die Wanderfalkenpopulation, wo als Beute überwiegend Wassergeflügel geschlagen wird. Ein weiterer, wesentlicher Gefährdungspunkt sind illegale Jagd, Abschuß von Altvögeln, Vernichtung der Gelege und der Jungvögel am Horst, illegales Aushorsten. Des Weiteren sind Störungen am Brutplatz und Forstarbeiten zu nennen. Wie auch bei anderen Greifvogelarten leidet auch der Wanderfalke am Verlust von Lebensräumen durch Zersiedelung, Umwandlung von Grünland in Agrarsteppen, Ausbau des Straßennetzes. Außerdem gibt es Verluste an Stromleitungen, Strommasten und Windenergieanlagen. Natürliche Prädatoren sind Steinmarder, Uhu, Krankheiten und Zeckenbefall (teilweise Übertragung von Beutetieren).
Jagdbares Wild: Ja
Jagdzeit: Nein, Ganzjährige Schonzeit
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1+2, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993
Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, AULA-Verlag Wiesbaden, 1985
Bruun/Singer/König/Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982
Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 4, Falconiformes, AULA-Verlag Wiesbaden, 2. durchgesehene Auflage 1989
Mebs, Theodor (†), Schmidt, Daniel, Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens, Franck-Kosmos Verlag Stuttgart, 2. Auflage 2014
Svenson, Lars et. al, Der Kosmos Vogelführer, Franck-Kosmos Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2. Auflage 2011
Bundesamt für Naturschutz BfN: Nationaler Vogelschutzbericht 2019 gemäß Artikel 12 Vogelschutzrichtlinie, Berichtsdaten aus dem Abschnitt Wa-We Brutvögel - Verbreitungskarten (pdf download)
Ei des Wanderfalken: Attribution: Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons; File URL https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/87/Falco_peregrinus_MWNH_0671.JPG; Page URL: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Falco_peregrinus_MWNH_0671.JPG