Der Weißstorch gehört zu den Schreitvögeln und ist etwas größer als der Graureiher. In der Silhouette und in der Haltung ist der Weißstorch allerdings ganz anders als der Graureiher. Der Hals ist kürzer, der Schnabel ist beim Altvogel lang und rot, wie auch die Beine lang und rot sind.
Im Flug streckt der Weißstorch den Hals aus und auch die Beine werden ausgestreckt. Auffallend ist die überwiegend weiße Farbe und die schwarzen Arm- und Handschwingen und Oberflügeldecken.
Eine Zusammenfassung zum Weißstorch findet Ihr im Artensteckbrief Weißstorch am Ende des Artikels.
In West- und Mitteleuropa lassen sich vermehrt Zunahmen der Brutvogelbestände verzeichnen. Auch der Weltbestand des Weißstorches ist seit den 1970er Jahren des 20. Jahrhunderts wieder angewachsen. Die größten Brutvorkommen des Weißstorches finden sich in Europa in Deutschland, Polen, Weißrussland, Ukraine, Litauen und Lettland. Auch in der Türkei existieren Brutpopulationen mit über 10.000 Brutpaaren.
Der Gesamtbestand der Weißstörche in Europa wurde in 2013 mit ca. 220-250.000 Individuen angegeben (Thomsen 2013). In Mitteleuropa werden die Brutbestände des Weißstorches auf ca. 56-59.000 Brutpaare geschätzt. Das würde in etwa 20% des Weltbestandes ausmachen.
In Deutschland wurden für den Zeitraum 2016 bei den Ostziehern ca. 3000 Brutpaare ermittelt und bei den Westziehern ca. 3500 Brutpaare.
Weitere Informationen zu den Zugwegen des Weißstorches.
Irgendwie ist der Weißstorch ein Sympathieträger. Die Menschen mögen Weißstörche, jedenfalls die meisten von uns, freuen sich, wenn sie einen Weißstorch in der Natur beobachten können.
Fakt ist, daß Weißstörche überhaupt nicht scheu sind. Die Tiere halten zwar eine gewisse Fluchtdistanz zum Menschen ein, aber sie lassen sich auf relativ kurze Entfernung beobachten.
Weißstörche sind überwiegend tagaktiv, was heißen soll, daß die Vögel durchaus auch in der Dämmerung noch aktiv sind. Der Flug des Weißstorch lässt sich zwar als schwerfällig beschreiben, was damit zusammenhängt, das der Vogel mit ausholenden Flügelschlägen Höhe gewinnt, was auch als Ruderflug beschrieben wird. Ist der Weißstorch erst einmal in der Luft geht er gerne in den Gleitflug über. Dann zeigt uns der Weißstorch, dass er auch elegante Flugmanöver beherrscht.
Weißstörche achten so z.B. beim Horstbau darauf, daß zum Horst freie Flugbahnen für den An- und Abflug vorhanden sind. Wer einen Storchenhorst beobachtet wird schnell erkennen warum. Beim Abflug lässt sich der Storch zuerst fallen, um dann mit kräftigen Flügelschlägen wieder an Höhe zu gewinnen. Erst einmal in der Luft, ist das Fliegen ganz einfach.
Beim Anflug auf den Horst fliegt der Storch zuerst einen weiten Bogen um den Horst, um dann, eigentlich ganz unvermittelt, im Gleitflug den Horst anzusteuern um darauf zu landen.
Weißstörche kehren im Frühjahr immer wieder in das alte Brutrevier zurück. Zuerst kommt das Männchen an, um das Revier zu besetzen. Kurz danach trifft dann das Weibchen ein. Grundsätzlich führen Weißstörche eine monogame Saisonehe, wegen der hohen Brutplatztreue, wird allgemein von einer generellen Wiederverpaarung der Weißstörche ausgegangen, die nur durch den Herbst und Frühjahrszug unterbrochen wird.
Weißstörche sind dafür bekannt, sich regelmäßig gegenseitig zu kraulen und das Gefieder zu putzen. Bei Brutpaaren lässt sich auch beobachten, daß das Weißstorch-♂ liebevoll einen Flügel über das ♀ legt und es damit abdeckt. Dieses Verhalten wird im Stehen und im Sitzen ausgeführt. Die folgenden Bilder zeigen das Abdecken des ♀ durch das ♂ stehend, auf dem Horst. Zum Abschluß dieser Handlung zieht das Männchen seinen Flügel wieder zurück und beide Partner stehen oder sitzen ganz normal nebeneinander auf dem Horst.
Was frisst der Weißstorch oder anders gefragt, woraus besteht seine tägliche Diät? Das Beuteschema des Weißstorches umfasst in absteigender Reihenfolge Mäuse, Insekten und deren Larven. Dazu kommen auch Regenwürmer, die auf Wiesen und Weiden aus dem Boden aufgenommen werden.
Auch Frösche gehören zur Nahrung, entgegen der allgemeinen herrschenden Ansicht, ist der Frosch kein Hauptnahrungsbestandteil, sondern wird gelegentlich gefressen. Tatsächlich hängt die Menge der erbeuteten Frösche vom örtlichen Nahrungsangebot und dem Biotop ab.
Als weitere Nahrung kommen noch Maulwürfe, Hamster, Fische und Reptilen in Frage. Fische fängt der Weißstorch aus dem seichten Wasser heraus. Auch Aas wird in Form von angeschwemmten toten Fischen verzehrt. Mäuse werden überwiegend ganz geschluckt und verdaut. Selbst Jungstörche am Horst bekommen bereits ganze Mäuse zum Verzehr. Der Altvogel steht dann daneben und beobachtet das Junge, das dann mit viel Mühe die Maus komplett verschluckt.
Jungstörche werden von den Altvögeln mit Nahrung versorgt, die im Kehlsack zum Nest transportiert wird. Dort wird die Nahrung den Jungstörchen regelrecht in den offenen Schlund gestopft. Im Kehlsack wird auch Wasser transportiert und dann an die Jungvögel am Horst weitergegeben.
Den Weißstorch kann man sehr einfach bei der Nahrungsaufnahme auf Wiesen und Weiden beobachten, wo er langsam gehend über die Fläche schreitet und den Boden nach Nahrung absucht (siehe oben).
Weißstörche sind grundsätzliche nicht besonders scheu. Das merken wir schon daran, daß sie sich in nächster Nähe zu menschlichen Siedlungen aufhalten.
Als Biotop bevorzugen Störche offenes Land mit nicht zu hoher Vegetation, besonders suchen sie feuchte Niederungen, Feuchtwiesen und Teiche. Weißstörche treffen wir also auf Wiesen und Weiden. Allerdings werden auch extensiv genutzte landwirtschaftliche Flächen aufgesucht.
Für den Horst werden Stellen bevorzugt, die möglichst frei und hoch stehen und gute Flugschneisen für den An- und Abflug bieten. Dabei bezieht der Weißstorch Häuser, Schornsteine, Kirchtürme und auch Fabrikschornsteine in seinen Nistplatzbau ein. Horste auf Bäumen sind ebenso möglich wie auf niedrigen Haufen (Holzstapel) oder sogar am Boden.
Der Unterbau des Horstes besteht aus starken Ästen auf denen dann feines Reisig aufgelegt wird. Zur Auspolsterung werden Grasbüschel und anderes, weiches Polstermaterial genutzt, was abhängig vom örtlichen Angebot ist. Der Weißstorch baut auch während der Bebrütung und noch während der Jungenaufzucht regelmäßig am Horst weiter, so daß der Horst bis zum Ausfliegen der Jungen stetig an Umfang und Höhe zunimmt.
Mit zunehmenden Alter fangen dann selbst die Jungen an, mit Nistmaterial herumzuexperimentieren.
Der Weißstorch bewegt sich in der Kulturlandschaft wie ein Lebewesen, daß mit einem enormen Selbstbewusstsein, wie selbstverständlich, seinen Platz in der vom Menschen geformten und gestalteten Landschaft gefunden hat. Große Worte und doch stimmt es.
Wir beobachten den Weißstorch in der Kulturlandschaft und finden ihn auf Anhieb sympathisch. Können Vögel überhaupt sympathisch sein. Eigentlich nicht, dennoch sehen wir den Weißstorch als Sympathieträger, die Vögel bewegen sich auf den Wiesen bei der Nahrungssuche und lassen sich von uns beobachten, ohne daß dabei ihr Fluchtinstinkt ausgelöst wird.
Weißstörche lassen sich gut beobachten, mit Entfernungen, die teilweise erheblich unter 100 Meter liegen. Solange der Mensch auf dem Weg bleibt, ist alles in Ordnung. Wie ist es mit der Landwirtschaft? Als Beispiel zeige ich einen Weißstorchenhorst, der auf einer abgestorbenen Kopfweide angelegt wurde. Die Kopfweide steht in einer Kopfbaumreihe, auf drei Seiten führen Straßen vorbei und beidseitig gibt es Wiesen / Weiden, die vom Landwirt genutzt werden.
In den Beispielbildern können wir auch sehen, daß der Horst keine 100 Meter von einer Gastwirtschaft entfernt steht, eine weitere Gastwirtschaft steht ungefähr 150 Meter entfernt an der Landstraße. Der Landwirt kann mit seinem Traktor und auch mit großen landwirtschaftlichen Geräten (Heuwender) direkt am Horststandort vorbeifahren, ohne daß sich die Altvögel daran stören, die Jungen schauen sich das Spektakel auch nur in aller Ruhe an.
Wenn wir uns diese Bilderreihe ansehen kommt schon die Frage auf, wer denn tatsächlich der Störenfried in der Landschaft ist, sind wir das, die Menschen oder wer? Jedenfalls zeigt uns die Bildreihe, daß ein Nebeneinander möglich ist. Heute gehen wir in unserer Betrachtung und in unseren Ansprüchen an die lebendige Natur nicht nur von anderen Voraussetzungen aus, sondern auch neue Wege. Auch Störche brauchen Freunde und die haben sie, zumindest in unseren Breiten - in Europa - sicherlich gefunden.
Weißstörche brüten nur einmal im Jahr. Ersatzbruten kommen nur in absoluten Ausnahmefällen vor. Bei Verlust des Geleges wird meistens keine zweites Gelege gezeitigt.
Die Gelegegröße besteht aus mindestens 1 Ei, im Durchschnitt 3-5 Eiern, selten 7 Eiern, die wenig glänzend weiß sind mit geringer Körnung.
Der Brutbeginn beginnt immer vor Vollendung des Geleges, was dazu führt daß die geschlüpften Jungen im Horst alle unterschiedlichen Alters sind; bei schlechter Nahrungslage kann dann das jüngste Küken vorzeitig versterben oder wenn ein Überleben unwahrscheinlich ist, von den Altvögeln gemeinsam aus dem Nest geworfen werden. Der Legeabstand beträgt 2-3 Tage. Bei einem Durchschnittlichen Gelege von 4 Eiern dauert das Legen der Eier im Durchschnitt 8-12 Tage.
Mit der Bebrütung wird meistens nach Ablage des zweiten Ei, aber auch erst kurz vor Ablage des dritten Eies begonnen. Nach Ablage des ersten Ei, sitzt der Weißstorch noch nicht lange auf dem Ei, sondern steht teilweise nur auf dem Horst. Das erste Ei wird entweder schon abgedeckt, oder liegt noch vollkommen frei im Nest. In beiden Fällen bleibt das Ei kalt und auch durch einfallenden Regen naß. Erst mit dem Beginn der Bebrütung werden die Eier auch warm und frei von Nässe gehalten.
Die Brutdauer beträgt 33-34 Tage pro Ei, dann schlüpfen die Jungen nacheinander.
Weißstörche sind Nesthocker und verbringen ihre Zeit im Nest und das über einen Zeitraum von 55-60 Tagen, bis die Flugreife eintritt. Trotzdem sind die jungen Störche im Nest aktiv und bewegen sich regelmäßig. Bis zu 5-10 Tage nach dem letzten Schlüpfen ist immer ein Altvogel auf dem Horst. Vom 10-20. Tag ist ein Altvogel nur noch als Wache da. Beide Altvögel füttern die Jungen.
Das Futter wird vom abwesenden Altvogel im Kehlsack aufgenommen und dann zum Horst getragen und wieder hervorgewürgt und den Jungen praktisch in den Hals gestopft. Bei Trockenheit wird auf diesem Weg Wasser zu den Jungen gebracht, damit diese trinken können.
Anfangs beschmutzen die Jungstörche noch das Nest, was dann von den Altvögeln wieder aus dem Nest entfernt wird. Entfernte Äste werden sofort wieder durch neues Nistmaterial ersetzt. Ab dem 14. Tag können die Jungstörche ihren Kot bereits aus dem Nest spritzen; mit dem 22. Tag können die Jungen bereits ohne Probleme stehen. Vorher können sich die Jungstörche nur unter Zuhilfenahme der Flügel mühsam aufrichten.
Die Brutvorkommen des Weißstorches in West-, Mittel- und Osteuropa sind Langstreckenzieher, während die Brutpopulationen in Spanien, Portugal und aus dem Maghreb überwiegend Kurzstreckenzieher sind. Von den europäischen Weißstörchen ziehen die meisten, als Schmalfrontzug und in Südwest bis Südost-Richtung, in das tropische Afrika, teilweise nach Vorderasien und wenige bis nach Südafrika. Beim Zug der Weißstörche werden zwei große Hauptzugsrouten unterschieden: die Süd-West-Route und die Süd-Ost-Route.
Der Zug der Weißstörche erfolgt meist als Segel- und Gleitflug. Weißstörche scheuen den Überflug von Gebirgen und weichen auf dem Zug konsequent einer Alpenüberquerung aus. Ebenso meiden Weißstörche überwiegend die Überquerung des Alpenraumes. Jedoch sind vereinzelt auch Zugbewegungen über die Alpen berichtet worden, wobei diese Störche dann durch Nord- und Mittelitalien ziehen.
Um Afrika und Vorderasien zu erreichen, nutzen die Weißstörche nur zwei Hauptzugsrouten, die im Westen die Straße von Gibraltar und im Osten den Bosporus überqueren.
Der Zugraum der Weißstörche aus West- und Mitteleuropa reicht von den Niederlanden (Ijsselmeer) bis nach Vorderpommern. Die Ostgrenze dieser Zugbewegung liegt auf der Linie Östliches Rügen – Obere Havel (Brandenburg) – mittlere Elbe bis in das Fichtelgebirge (Bayern – Tschechien). Mitten durch dieses Zuggebiet zieht sich die Nord-Süd-Zugschneide, die im Zuggebiet die Ostzieher von den Westziehern trennt. Diese Zugscheide verläuft vom Ijsselmeer über Osnabrück, Südwest-Harz, Kyffhäuser und entlang der Flüsse Regnitz und Lech bis zum Alpennordrand.
Auf der Südwest-Route, über die Straße von Gibraltar, ziehen die Brutvögel aus den Niederlanden, aus Nordwest-Deutschland, dem Oberrheingraben, sowie aus Spanien und Portugal in das Maghreb. Brutvögel aus Nordrhein-Westfalen ziehen ebenfalls auf der Südwest-Route. Ost-Marokko ist die Zugscheide, welche den Wegzug der Weißstörche, als Schmalfrontzug, in die West-Sahara und in die Mittel-Sahara leitet.
Brutvögel aus dem Osten der Nord-Süd Zugscheide ziehen auf der Südost-Route im Schmalfrontzug über den Bosporus bis zum Golf von Iskenderun (östliches Mittelmeer, Türkei – Grenze zur Levante), wo der Zug der Weißstörche nach Süden abschwenkt in Richtung West-Syrien, Jordantal, östliches Sinai, um über den Golf von Suez zum Niltal zu gelangen. Brutvögel aus dem Osten Deutschland, aus Polen und den angrenzenden Gebieten ziehen regelmäßig zuerst in den West-Sudan / Tschad, um von dort nach Ost-Afrika und bis nach Süd-Afrika zu ziehen. Die meisten dieser Vögel verbleiben dann in der Savanne von Kenia und Uganda und südlich bis zur östlichen Kapprovinz.
Mit dem Wegzug in die Winterquartiere wird in Mitteleuropa ab Mitte August/September begonnen. Allerdings bleiben immer auch einzelne Individuen oder auch ganze Weißstorchgruppen im Brutgebiet zurück. Die Jungvögel ziehen meistens vor den Altvögeln. Die ersten Rückkehrer erreichen Mitteleuropa schon ab Februar. Einjährige bleiben teilweise in den Überwinterungsgebieten. Erst Zwei- bis Dreijährige Weißstörche kehren wieder in die Brutgebiete zurück.
Die Jungvögel können das Nest noch nicht verlassen, müssen aber dennoch mit Wasser versorgt werden. Aus der Nahrung, die die Altvögel den Jungen zutragen, lässt sich keine verwertbare Feuchtigkeit gewinnen. Daher nehmen die Altvögel Wasser mit dem Schnabel auf und transportierenn dieses Wasser im Kehlsack zum Nest.
Dort angekommen, wird das Wasser Portionsweise an die Jungen abgegeben. Der Altvogel steckt dazu den Schnabel regenrecht in den Rachen des Jungvogels und gibt etwas Wasser zum Trinken. Mit der Kamera war es möglich, diese Szenen aufzunehmen, in den Bildern ist ersichtlich, wie das Wasser übergeben wird.
Weißstörche sind eher als stumme Vögel zu beschreiben. Einen lauten Ruf haben sie nicht, es gibt dafür zischende Laute. Den Mangel an Ruffähigkeit machen Weißstörche allerdings durch ihr Begrüßungsritual wider wett. Dieses Ritual zeigen sie z.B., wenn ein Partner zum Horst zurückkehrt.
Dann wird der ankommende Vogel vom Partner, der auf dem Horst steht, mit lautem Schnabelklappern begrüßt. Der ankommende Vogel spreizt dabei leicht die Flügel, was vom Partner erwidert wird. In der Folge neigt der begrüßende Partner den Körper nach vorne und beginnt damit, den Hals nach hinten zu richten, bis der Kopf auf dem Rücken aufliegt. Dabei wird laut mit dem Schnabel geklappert.
Der ankommende Partner erwidert diese Haltung und am Schluß dieses Rituals haben beide Vögel den Kopf auf dem Rücken zu liegen. Danach wird diese Haltung aufgelöst, die Vögel stehen wieder normal, klappern allerdings immer noch. Dieses Ritual kann durchaus mehrmals in Folge wiederholt werden.
Die folgenden Bildergeschichte aus 18 Bildern zeigt den Ablauf der Begrüßung.
Systematische Einordnung:
Ordnung: Schreitvögel (Anseriformes)
Familie: Störche (Ciconiidae)
Gattung: Störche (Ciconia)
Art: Weißstorch
Beschreibung:
Wissenschaftlicher Name: Ciconia ciconia
Artname Weißstorch Englisch: (European) White Stork
Artname Weißstorch Französisch: Cigogne blance
Artname Weißstorch Niederländisch: Ooievaar
Artname Weißstorch Italienisch: Cicogna bianca
Artname Weißstorch Finnisch: Kattohaikara
Artname Weißstorch Dänisch: Hvid Stork
Artname Weißstorch Schwedisch: Vit stork
Artname Weißstorch Polnisch: Bocian biały
Vorkommen / Verbreitung: Der Weißstorch kommt in seiner Nominatform in fast ganz Europa vor, fehlt in Norwegen und Schweden und brütet nur im südlichen Teil Fennoskandinaviens; in Nordafrika, Vorderasien bis Iran, sowie auch in Süd-Afrika.
Wanderungen: Die Brutvorkommen des Weißstorches in West-, Mittel- und Osteuropa sind Langstreckenzieher, während die Brutpopulationen in Spanien, Portugal und aus dem Maghreb überwiegend Kurzstreckenzieher sind. Von den europäischen Weißstörchen ziehen die meisten, als Schmalfrontzug und in Südwest bis Südost-Richtung, in das tropische Afrika, teilweise nach Vorderasien und wenige bis nach Südafrika. Beim Zug der Weißstörche werden zwei große Hauptzugsrouten unterschieden: die Süd-West-Route und die Süd-Ost-Route.
Mit dem Wegzug in die Winterquartiere wird in Mitteleuropa ab Mitte August/September begonnen. Allerdings bleiben immer auch einzelne Individuen oder auch ganze Weißstorchgruppen im Brutgebiet zurück. Die Jungvögel ziehen meistens vor den Altvögeln. Die ersten Rückkehrer erreichen Mitteleuropa schon ab Februar. Einjährige bleiben teilweise in den Überwinterungsgebieten. Erst Zwei- bis Dreijährige Weißstörche kehren wieder in die Brutgebiete zurück.
Überwinterung: Die wichtigen Überwinterungsgebiete der Weißstörche sind das tropische Afrika und Asien wobei in Afrika der Zug bis nach Südafrika geht, wobei die Hauptbestände in Mittel- und Osteuropa, in Südosteuropa, und in Spanien liegen. Erhebliche Bestände auch in der Türkei und im Kaukasus. In Norddeutschland ist der Weißstorch wieder häufiger zu sehen und größere Brutbestände gibt es auch wieder am Niederrhein und in Westfalen sowie in den Niederlanden.
Lebensraum: Der Weißstorch besiedelt offene Gebiete mit mäßig hoher Vegetation, feuchte Niederungen, Feuchtwiesen, Teiche, landwirtschaftlich genutztes Grünland.
Verhalten: Der Weißstorch ist überwiegend tagaktiv und zeigt einen schwerfälligen Ruderflug. Einmal in der Luft zeigt der Weißstorch dagegen sehr gute Segelfähigkeiten und segelt auch gerne über längere Strecken. So wird z.B. der Horst in einem weiten Bogen angeflogen und dann aus dem Segelflug heraus auf dem Horst gelandet.
Während der Brutzeit wird ein Nestterritorium besetzt und auch gegen Störenfriede verteidigt. Dabei kommt es auch zu kampfartigen Szenen. Störenfriede werden zuerst mit Abwehrklappern und pumpenden Flügelbewegungen abgewehrt.
Außerhalb der Brutzeit kommt es zur Bildung von größeren Verbänden. Noch nicht geschlechtsreife Junggesellen bilden während der Brutzeit kleine Gruppen.
Am Nest begrüßen sich die Partner mit aufgeregtem Klappern, wobei der Hals zurückgebogen und der Kopf schließlich auf den Rücken gelegt wird.
Kennzeichen: Der Weißstorch ist überwiegend weiß, wobei die Armschwingen, Handschwingen und die großen Oberflügeldecken schwarz sind. Beim adulten Weißstorch sind Schnabel und Beine rot, Augen braun mit schwarzen Augenstrich, der nicht immer sichtbar ist.
Bei den Jungvögeln sind Schnabel und Beine bräunlich und die Flügeldecken braun, die Iris ist grau. Nackte Hautteile sind schwarz.
Größe: 100-102 cm
Gewicht:
♂ 2610-4400 g
♀ 2275-3900 g
Spannweite: 180-218 cm
Flügellänge: 530-165 cm
Stimme und Ruf: Beim Weißstorch kann von einer Stimme im eigentlichen Sinne nicht gesprochen werden. Die adulten Vögel geben zischende Laute ab. Bei Erregung wird laut mit dem Schnabel geklappert.
Geschlechtsreife: Weißstörche erreichen die Geschlechtsreife nach 3-4 Jahren.
Paarungszeit: Beim Weißstorch ist von einer monogamen Saisonehe auszugehen. Durch die ausgeprägt hohe Nistplatztreue kommt es auch immer wieder zu Wiederverpaarungen, womit eine relative Partnertreue bewiesen ist.
Bruten: 1 Jahresbrut
Eiablage: Der Weißstorch beginnt mit der Eiablage ab Mitte März/Mitte April, bis spätestens Ende Mai / Anfang Juni
Brutzeit: Ende März/Anfang April-Juni
Nest: Das Weißstorchen ♀erreicht zuerst das alte Brutgebiet und besetzt den Nestplatz. Bei kompletten Neubauten bauen ♂ und ♀ gemeinsam. Generell baut der Weißstorch sein Nest möglichst auf Erhöhungen. Nester werden auf Dächern, Schornsteinen, Kirchtürmen, Kopfweiden, auch auf niedrigen Haufen oder Holzstöcken gebaut. Sehr selten auch Bodennester. Auch während der Brutzeit wird am Nest ständig weitergebaut, welches dadurch sehr große Umfänge erreichen kann.
Brutareal: Der Weißstorch sucht für seinen Horst die Nähe von ländlichen Siedlungen, Baumreihen in Siedlungsnähe und auch Auwälder. Für die Horstanlage sind günstige Flugschneisen für den An- und Abflug wichtig.
Gelege: Das Gelege des Weißstorches besteht aus (1-)3-5(-7) Eiern. Allgemein schlüpfen vier Jungvögel.
Nachgelege: nur in Ausnahmefällen
Legeabstand: 1 Tage
Brutbeginn: wahrscheinlich bereits mit Ablage des ersten Ei, auf jeden Fall vor Vollständigkeit des Geleges. Es brüten beide Altvögel
Brutdauer: 33-34 Tage
Nestlingsdauer: Weißstörche sind Nesthocker, die Nestlingsdauer beträgt 55-60 Tage. Bis zum 5-10. Tag ist immer ein Altvogel am Nest, während der andere Altvogel Futter sucht. Vom 10-20. Tag ist ein Altvogel immer als Wache am Horst und um zu füttern. Ab dem 14. Tagen können die Jungen den Kot schon aus dem Horst spritzen; ab dem 22. Tag können die Jungen stehen.
Flügge: 55-60 Tage. Die Jungen werden dann noch von den Altvögeln betreut und sind erst nach weiteren 7-20 Tagen vollkommen selbständig.
Nahrung: Die Nahrung des Weißstorches besteht aus Mäusen, Insekten und deren Larven, auch Regenwürmer, Frösche (keine Hauptnahrung), auch Maulwürfe, Hamster, Fische, Reptilien, auch angeschwemmte tote Fische werden verzehrt.
Nahrungserwerb: Ähnlich der Graureiher sucht der Storch die Nahrung auf Feldern und Wiesen oder Flächen mit kurzer und lückenhafter Vegetation, wobei er dann überwiegend gehend und ruhig stehend beobachtet werden kann. Fische werden im seichten Wasser gefangen.
Lebensdauer: Die Lebenserwartung des Weißstorches kann bis über 30 Jahre erreichen. Der älteste bekannte Ringvogel hatte ein Alter 34 Jahren und 10 Monaten.
Mortalität – Sterblichkeit: Nach dem ersten Jahr liegen die Überlebensraten bei 58-79%.
Feinde - Gefährdungen: die tatsächliche Gefährdung des Weißstorches erfolgt eher durch Biotopverschlechterungen. Gefährdet ist der Weißstorch auch durch Räuber wie z.B. den Kolkraben, große Greifvögel wie z.B. Milane, Seeadler, als Bruträuber kommen Krähen und Marder vor.
Jagdbares Wild: Nein
Jagdzeit: Nein. Naturschutz
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993
Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, Aula Verlag Wiesbaden, 1985
Bruun/Singer/König, Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982
Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 1, Gaviformes-Phoenicopteriformes, Akademische Verlagsgesellschaft, Wiesbaden, 1966
Svenson, Lars et. al, Der Kosmos Vogelführer, Franck-Kosmos Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart, ²2011
Bundesamt für Naturschutz: Nationaler Vogelschutzbericht 2019 gemäß Artikel 12 Vogelschutzrichtlinie, Berichtsdaten aus dem Abschnitt Wa...We Brutvögel (pdf download)