Die Weisswangengans oder Nonnengans ist ein häufiger Gast und Durchzügler an den deutschen Küsten und auch im Binnenland. Vom Körperbau her ist die Weisswangengans als mittelgroß einzustufen. Auffallend sind das weiße Gesicht sowie der recht kurze schwarze Schnabel. Scheitel, Nacken, Hals und Vorderbrust sind schwarz, bei grauer Oberseite und schwach gebänderten weißgrauen Flanken.
Die Nonnengans ist ein regelmäßiger Brutvogel in Ostgrönland, Spitzbergen, Nowaja Semlja und in Island.
Die Nonnengans ist ein Zugvogel, dessen Überwinterungsgebiete auf den westlichen Hebriden, Nordwestschottland und in Irland liegen. Brutpopulationen aus Spitzbergen und der Barentsee überwintern in Nordwest-Deutschland, Niederlande bis Frankreich, teilweise auch an der Ostseeküste, darunter in Schweden und in Dänemark. Frühestens ab Oktober, spätestens ab November sind Weisswangengänse auch im ganzen Bereich des Wattenmeeres als Wintergäste anzutreffen. Der Abzug der Wintergäste beginnt im März/April des Folgejahres.
Frühestens im November, aber spätestens im Dezember, erreichen auch die Weisswangengänse den Niederrhein, um dort zu überwintern. Morgens fliegen sie von den Schlafplätzen zu den Nahrungsplätzen und halten sich dort den ganzen Tag auf. Das kurze Video zeigt nicht den Niederrhein, sondern gibt nur einen kurzen Einblick in eine Schar von Weisswangengänsen beim Grasen auf den Weiden.
Die Nonnengans ist überwiegend tagaktiv, bei hellen Mondnächten sind Nonnengänse aber auch in der Nacht auf Nahrungssuche.
Nonnengänse sind das ganze Jahr über sehr gesellig und sind überwiegend Koloniebrüter. Wie auch bei den anderen Arten der Grauen Gänse und der Meergänse üblich, haben Nonnengänse separate Schlafplätze und Nahrungssplätze. Teilweise suchen sich Nonnengänse auch gezielt geeignete Trinkplätze, die dann von den Nahrungsplätzen getrennt sind.
Im Brutgebiet schließen sich Nichtbrüter zu speziellen Mausertrupps zusammen, Nichtbrüter schreiten im Regelfall schon Ende Juni / Anfang Juli zur Mauser, die dann eine Vollmauser ist, welche die Vögel für 3-4 Wochen flugunfähig macht. Bei den brütenden Nonnengänsen tritt die Vollmauser dagegen erst runde zwei Wochen später ein, nämlich Mitte Juli bis Mitte August. Brütende Nonnengänse schließen sich, schon aus Gründen der Jungenaufzucht, noch im Brutgebiet zu eigenen Gruppen zusammen.
Zum Zug schließen sich Brüter und Nichtbrüter zu neuen Trupps bzw. Schwärmen zusammen. Die Familienbande bleiben auch während der Zugzeit bestehen, da die Jungvögel noch bis in den Winter bei den Altvögeln bleiben.
Bei den Überwinterern und Durchzüglern lässt sich sehr gut das Schwarmverhalten der Nonnengänse beobachten. Morgens verlassen die Nonnengänse in getrennten Trupps die Schlafquartiere, um zu den Nahrungsplätzen zu kommen. Es kann auch vorkommen, daß Schlaf- und Nahrungsquartiere direkt aneinandergrenzen (eher selten). Die Tagaktivität verteilt sich auf das Weiden / Äsen, Ruhen und Gefiederpflege. Wenn die Nonnengänse in mondhellen Nächten bereits in der Nacht geweidet haben, werden nach Sonnenaufgang noch längere Ruhephasen eingelegt, bevor die täglichen Aktivitäten wieder aufgenommen werden.
Nonnengänse sind einerseits im artreinen Trupp unterwegs. Dabei lässt sich beobachten, daß die Individualdistanz der Vögel zu ihren Artgenossen ziemlich niedrig ist. Tatächlich existiert eine Art Herdentrieb, wenn einzelne Nonnengänse vorausgehen, läuft in der Regel die gesamte Gruppe hinterher. So etwas lässt sich z.B. beobachten, wenn ein Trupp sich mit einem entfernt äsenden Trupp vereinigen will.
Allerdings schließen sich Nonnengansgruppen tagsüber auch anderen Gänsearten an.
Die Schlafplätze werden als Trupp in der Abenddämmerung angeflogen.
Anders als die anderen Gänse der Gattung Branta sind Weißwangengänse weniger scheu und zeigen auch eine geringere Fluchtdistanz.
Der überwiegende Teil der Tagesaktivität wird dem Nahrungserwerb gewidmet. Nach Sonnenaufgang ziehen die Weisswangen-Trupps von den Schlafplätzen zu den Nahrungsplätzen. Dort wird dann die überwiegende Zeit des Tages damit verbracht, auf den Wiesen zu weiden. Die Zeit für diese Tätigkeit macht 87,2-94% der gesamten, zur Verfügung stehenden Tageszeit aus, in diese Zeit fallen allerdings auch die Flüge zu anderen Wiesen und Weiden und, wenn der ganze Trupp erheblich gestört wurde, die Zeit für die Suche nach einem sicheren Platz. Für das Ruhen werden tagsüber tatsächlich nur 3,3-1,1% der Tageszeit gebraucht, auf die Gefiederpflege entfallen dann nur noch magere 0,6-0,1%.
Die Weißwangengans weidet fast ausschließlich auf dem Land. Das lässt sich im großen Überwinterungsgebebiet am Unteren Niederrhein, im niederländisch-deutschen Grenzgebiet, auch sehr gut beobachten.
Tagsüber werden von den Schlafplätzen aus geeignete Nahrungsplätze angeflogen, meistens vergesellschaftet sich die Weisswangengans mit anderen Feldgänsen, und sehr häufig lässt sie sich zusammen mit Blässgänsen beobachten, aber auch mit Graugansverbänden.
Während der Brutzeit besteht die Nahrung im Brutgebiet aus Kätzchen, Blättern, jungen Zweigen, kurze Gräse und Binsen. Im Winterquartier werden auch in erster Linie Grasarten gefressen, dazu kommen auch Saaten (jedoch eher selten), Moose und Algen. Aus Schottland sind auch gefrorene Kartoffeln und andere Feldfrüchte, die nach der Saat noch im Boden geblieben sind, als Nahrungsbestandteile nachgewiesen worden.
Tatsächlich erbeuten Weisswangengänse auch Regenwürmer, die sie beim Weiden aus dem Boden ziehen und dann langsam hinunterschlucken. Siehe dazu auch das folgende Bildmaterial. Allerdings scheint es sich dabei eher um Ausnahmen, denn die Regel zu handeln.
Systematische Einordnung:
Ordnung: Gänsevögel (Anseriformes)
Familie: Entenvögel (Anatidae)
Unterfamilie: Schwäne und Gänse (Anserinae)
Gattung: Meergänse (Branta)
Art: Weißwangengans oder Nonnengans
Beschreibung:
Wissenschaftlicher Name: Branta leucopsis
Artname Weißwangengans Englisch: Barnacle Goose
Artname Weißwangengans Französisch: Bernache nonnette
Artname Weißwangengans Niederländisch: Brandgans
Vorkommen / Verbreitung: Die Weißwangengans ist verbreitet in der Westpaläarktis mit Brutpopulationen auf Ost-Grönland, Spitzbergen, Nowaja Semlja, Waigatsch; es gibt auch Brutvorkommen auf Island. Vereinzelt gibt es Brutvorkomen in Deutschland (Schleswig-Holstein und Niedersachsen) sowie in den Niederlanden
Wanderungen: Die Nonnengans ist ein Zugvogel. Der Wegzug in die Winterquartiere erfolgt im Oktober bis Anfang November, bis Ende November konzentrieren sich die die überwinternden Nonnengänse überwiegend auf das Wattenmeer zwischen Schleswig-Holstein und den Niederlanden. Der Rückzug in die Brutquartiere beginnt ab März.
Überwinterung: Die Brutvorkommen der Nonnengans in Grönland überwintern auf den Hebriden (NW-Schottland) und in Irland, die Brutvorkommen um die Barentssee überwintern in NW-Deutschland, Niederlande und im Nordwesten Frankreichs. Die Nonnengans ist ein häufiger Gast im Bereich des Wattenmeeres. Weitere Winterquartiere bestehen an der Ostseeküste von Schweden, Dänemark und Schleswig-Holstein.
Lebensraum: Die Weißwangengans besiedelt mittlere bis große Gewässer mit angrenzenden Weideflächen.
Größe: 58-69 cm ♂etwas größer als ♀, nur im direkten Vergleich zu sehen
Gewicht: ♂ ca 2200 g ♀ ca. 1600 g
Spannweite: 146 cm
Stimme: Zwar stimmfreudig aber eher leise. Flugrufe als einsilbiges "guack" oder "gock". Stimmfühlungslaute auf Land und Wasser ähnlich "hoog".
Geschlechtsreife: Die Weißwangengans erreicht die Geschlechtsreife im dritten Jahr.
Paarungszeit: Nonnengänse / Weisswangengänse sind bei der Ankuft im Brutgebiet bereits verpaart.
Ankunft im Brutgebiet: Die Nonnengänse / Weisswangengänse richten ihre Ankunft im Brutgebiet nach dem Einsetzen der Schneeschmelze und erreichen die Brutgebiete in der Regel in der zweiten Maihälfte.
Brutkolonien: Nonnengänse neigen zum Brüten in der Kolonie, die teilweise nur aus wenigen Paaren besteht, aber auch bis zu 150 Paare umfassen kann. Auch wird zwischen anderen
Koloniebrütern gebrütet, dazu zählen hauptsächlich Trottellumme, Dichschnabellumme und Dreizehenmöwen. Wenn Eisfüchse im Brutgebiet vorkommen, suchen Nonnengänse auch die Nähe von
Baumfalkenbruten.
Bruten: 1 / Jahr
Brutzeit: Ende Mai - Anfang Juni bis zweite Julihälfte (spätestens)
Nest: in arktischen Tälern an Felswänden, auch auf Flussinseln; bei Bodennestern flache Bodenmulde, die mit Pflanzenmaterial ausgelegt ist.
Gelege: (2-) regelmäßig 4-5 (selten 9) Eier
Eier: die Form der Eier variiert von elliptisch bis spindelförmig; Schale glanzloses rahmweiß bei feinkörniger Oberflächenstruktur
Nachgelege: nicht bekannt
Legeabstand: vermutlich mindestens 24 Stunden
Brutbeginn: nach Ablage des letzten Ei
Brutdauer: 24-25 Tage, nur das ♀ brütet.
Nestlingsdauer: Weißwangengänse sind Nestflüchter, schon kurz nach dem Schlüpfen verlassen die Jungen das Nest und wandern zum nächsten Gewässer.
Flügge: ca. 50 Tage / 7 Wochen
Nahrung: Gräser, Kräuter, Samen, Flechte und Moose, Insekten und Regenwürmer
Lebensdauer: Die Lebenserwartung der Weißwangengans kann über 19 Jahre erreichen (ältester Ringvolgel 19 Jahre 8 Monate, 14, Jahre, 12 Jahre 3 Monate); das Mindestalter wurde mit 12 Jahren festgestellt. In Gefangenschaft gehaltene Nonnengänse können 40 Jahre alt werden.
Feinde: Infektionskrankheiten, Mensch, Möwen und Rabenvögel als Bruträuber, Fuchs, Hunde, Adler
Jagdbares Wild: Nein
Jagdzeit: Nein, Naturschutz
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993
Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, Aula Verlag Wiesbaden, 1985
Bruun/Singer/König, Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982
Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 2, Anseriformes (1. Teil), Akademische Verlagsgesellschaft, Wiesbaden, 1979, Nachdruck der Auflage von 1968
Svenson, Lars et. al, Der Kosmos Vogelführer, Franck-Kosmos Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2. Auflage 2011
Uspenski, S.M. Dr. habil, Die Wildgänse Nordeurasiens, Die Neue Brehm Bücherei, Band 352, A. Ziemsen Verlag Wittenberg Lutherstadt, 1965
Bundesamt für Naturschutz: Nationaler Vogelschutzbericht 2019 gemäß Artikel 12 Vogelschutzrichtlinie, Berichtsdaten aus dem Abschnitt Wa-WE Wintergäste (pdf download)
Die Bildergalerie zeigt viele Aspekte der Nonnengans bzw. der Weißwangengans. In der Galerie werden Nonnengänse im Winterhalbjahr, in ihren Winterquartieren dargestellt. Diese Winterquartiere befinden sich im gesamten Küstenbereich des Wattenmeeres und auch im Binnenland, bis zu 300 km von der Küste entfernt.