Der Wollkopfgeier (Trigonoceps occipitalis)

 

 

Der Wollkopfgeier gehört zu den Altweltgeiern aus der Gattung Gyps und ist ein Brutvogel Afrikas. Mit Flügelspannweiten von 207-223 cm ist er nur ein mittelgroßer Geier. Sein natürliches Verbreitungsgebiet beginnt südlich der Sahara und erstreckt sich von Westafrika (Senegal) bis nach Somalia in Ostafrika und von dort südwärts bis in den Norden von Südafrika.

 

Auch wenn sich das Verbreitungsgebiet des Wollkopfgeiers über weite Teile Afrikas erstreckt, ist er dennoch ein Geier, den man eher selten antrifft. Anders als die großen Geierarten, ist er nie in großen Trupps unterwegs und meidet Siedlungen und Städte.

 

Sein Lebensraum ist die offene Savanne, wo er sich dann auch mit hunderten anderer Geierarten an Kadavern und Aas versammelt. Obwohl er nicht zu  den großen Geiern gehört, behaupten die wenigen Wollkopfgeier am Aas sehr wohl ihren Platz noch vor den größeren Gänsegeiern, wo ihm seine Gewandtheit und Wendigkeit sehr zugute kommt. Am Aas herrscht die Rangordnung: Ohrengeier - Wollkopfgeier - Gänsegeier (Gyps).

 

Conservation und Status des Wollkopfgeiers

 

Der Wollkopfgeier ist ebenfalls ein Opfer von Lebensraumzerstörung und damit einhergehender Verringerung der Nahrungsgrundlagen. Durch das Auslegen von Giftködern wird er, als Endglied der Nahrungskette, ebenfalls vergiftet. Inzwischen sind Wollkopfgeier fast nur noch in den Nationalparks anzutreffen. Jedoch sind auch dort die Bestände extrem rückläufig. So sind in Kenia die Bestände um 94% und in Westafrika um bis zu 97% zurückgegangen.

 

 

wollkopfgeier
Adulter Wollkopfgeier in der Savanne (Source: Steve Adams/Agentur iStock)

 

Wie sieht der Wollkopfgeier aus?

 

Im Gegensatz zu den hellen Gänsegeiern der Gattung Gyps und den Mönchsgeiern sieht der Wollkopfgeier im Alterskleid eher farbenfroh; und ist wohl der bunteste aller Altweltgeier.

 

Beim adulten Wollkopfgeier sorgen die weißen Armschwingen, das weiße Bauchgefieder, das dunkle Brustschild, der rote Hals, der bunt gefärbte Kopf und die roten Füße für viel farbliche Abwechslung, wie sie sonst bei keiner anderen Geierart vorkommt.

 

Die Kopf- und Gesichtszeichnung zeigt einen roten Schnabel, blaue Wachshaut, rosafarbene und unbefiederte Gesichtshaut, eine dicke weiße Dunenschicht auf Hinterkopf und Nacken. Eine dunkle Halskrause bedeckt den Hals, wie sie von den Mönchsgeiern bekannt ist. Nur der Vorderhals bleibt unbefiedert und zeigt die rote Haut. Die Oberseite des Wollkopfgeiers ist dunkel; auf der Flügelunterseite sind die inneren Armschwingen weiß, die zu den Handschwingen hin immer dunkler werden. Handschwingen beidseitig dunkel; sehr dunkle Flügeldecken, ein weißes Band grenzt die Unteren Flügeldecken gegen Hand- und Armschwingen ab. Weiße Hosen.

 

Juvenile Wollkopfgeier zeigen schon die Kopfzeichnung des adulten Vogels. Dunkle Flügel, die ab dem zweiten Jahr schon das weiße Band zwischen Unterflügeldecken und Schwungfedern zeigen. Die Hosen sind anfangs außen dunkel und innen weiß. Unterschwanzdecken anfangs hell.

 

 

Steckbrief: Wollkopfgeier

 

Brutzeit – Gelege – Größe – Gewicht – Nahrung – Biotop – Alter

 

Systematische Einordnung:

Ordnung: Greifvögel (Accipitriformes)

Familie: Habichtverwandte (Accipitridae)

Gattung: Wollkopfgeier (Trigonoceps)

Art: Wollkopfgeier

 

Wissenschaftlicher Name: Trigonoceps occipitalis

 

Namen und Synonyme des Wollkopfgeiers

 

Englisch: (African) White-Headed Vulture

Französisch: Vautour à tête blanche

Niederländisch: Witkopgier

Spanisch: Buitre Cabeciblanco

Italienisch: Aavviltoio testabianca

Finnisch: Kirjokorppikotka

Dänisch: Hvidhovedet Grib

Schwedisch: Vithuvad gam

Polnisch: Sęp białogłowy

Russisch: Африканский белогорлый гриф

Afrikaans: Witkopaasvoël

Swahili: Tumbusi Kichwa-cheupe

 

Beschreibung des Wollkopfgeiers

 

Vorkommen / Verbreitung: Der Weißrückengeier ist ab der südlichen Grenze der Sahara über weite Teile Afrikas verbreitet. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Senegal im West bis nach Somalia in Ostafrika und von dort bis in das nördliche Südafrika. Im tropischen Afrika ist der Wollkopfgeier nicht verbreitet.

 

Wanderungen: Wahrscheinlich nur Zerstreuungswanderungen der Jungvögel.

 

Lebensraum – Biotop: Trockene Zonen, Savannen, bewaldetes Grünland, Halbwüsten und Gebirge bis in Höhen von 4.000 m.

 

Verhalten: Wollkopfgeier sind als Einzelgänger bekannt, die bestenfalls als Paar auftreten. Geeignete Kadaver werden beim Suchflug entdeckt. Der Geier gleitet dann zur potentiellen Beute und setzt sich zuerst in der Nähe auf einen Baum. Erst dann gleiten sie zu Boden. Anders als die eher in Scharen auftretenden Weißrückengeier oder Ohrengeier fressen sie lieber allein am Aas. Wenn nötig können Wollkopfgeier sehr aggressiv sein und auch andere Geier vom Aas vertreiben. Am Aas holen sie sich ein Stück vom Aas und gehen dann damit beiseite, um alleine zu fressen.

 

Kennzeichen: Dieser große afrikanische Geier gehört zu den buntesten Geiern überhaupt. Armschwingen, Bauchgefieder, Hosen und Kropfschild sind weiß. Das übrige Gefieder ist dunkel-schwarzbraun. Hals rötlich, nur der Unterhals ist weiß bedunt. Hinterkopf weiß bedunt. Weißer Rand an den Flügeldecken. Halskragen aus kurzen Federn.

 

Schnabel: rot.

Wachshaut: blau

Läufe: rot.

Iris: braungelb.

 

Größe: 72-82 cm

Schwanzlänge: 27-30 cm

Gewicht: 3.300-5.300 g

Spannweite: 207-223 cm

Flügellängen:

♂: 582 mm

♀: 600-612 mm

 

Stimme: meistens still, bei Erregung schrillende, schnatternde Laute, um die eigene Beute zu verteidigen.

Geschlechtsreife: wahrscheinlich nicht vor dem 3.-4. Jahr, lebenslange monogame Verbindung.

Paarungszeit: Balz fällt mit dem Horstbau und Horstbezug zusammen, der vor der Eiablage stattfindet.

 

Bruten1 Jahresbrut

Eiablage: abhängig von der geographischen Region: Sudan ab November bis Dezember, Somalia ab Oktober, Kenia ab Juli, Tansania (Usambara-Berge) ab Juni, Zimbabwe ab August, Südafrika ab Mai.

Brutzeit: durch die sehr unterschiedlichen Brutzeiten in den einzelnen afrikanischen Brutgebieten, lässt sich konstatieren, daß der Wollkopfgeier eigentlich das ganze Jahr über brütet.

 

Nest: große Horstplattform aus Reisig. Die Nestmulde wird nur spärlich mit Gras ausgekleidet.

Neststandort: der Wollkopfgeier brütet nicht in Kolonien. Seinen Horst errichtet er auf dornigen Bäumen und dort in der Wipfelregion. In felsigen Gegenden werden Horste auch in den Nischen von Steilwänden angelegt.

 

 

Gelege: 1 Ei

Eier: Elliptisches Ei mit weißer Grundfarbe und bräunlicher Fleckung.

 

Eimasse und Eigewichte

Länge x Breite: 82,0x65,0 mm

Gewicht: ≈ ??? g

 

Nachgelege: es liegen keine Daten vor.

 

Brutdauer: ≃ 43-54 Tage, es brüten beide Altvögel abwechselnd.

 

Nestlingsdauer - Führungszeit: bedunter Nesthocker, der anfangs gehudert wird. Nach ca. 115 Tagen (ca. 4 Monate) verlässt der junge Wollkopfgeier den Horst.

 

Flügge: wahrscheinlich wird der junge Wollkopfgeier nach dem Ausfliegen noch eine längere Zeit von den Altvögeln betreut.

 

Nahrung: Der Wollkopfgeier ernährt sich haupsächlich von großen Kadavern, dazu kommen frisch geschlagene Flamingos, Kleinsäuger und Eidechsen; ebenso werden am Ufer angespülte Fische aufgenommen, sowie Termiten und Heuschrecken, wenn vorhanden. Vom Kadaver wird alles gefressen, mit Ausnahme der Haut.

 

Lebensdauer: unbekannt.

 

Mortalität - Sterblichkeit: unbekannt.

 

Feinde und Gefährdungen: Lebensraumzerstörung durch Nutzungsänderungen in der Wirtschaftsform, Vergiftungen durch Auslegen von vergifteten Kadavern.

 

 

 

Quellennachweise

 

Brown, Leslie, Die Greifvögel, Ihre Biologie und Ökologie, Paul Parey Verlag Hamburg und Berlin, 1979

Ferguson-Lees, James, Christie, David, Raptors of the World, A Field Guide, Christopher Helm London, 2005, reprinted 2019

Fischer, Wolfgang, Die Geier, Die Neue Brehm-Bücherei, A. Ziemsen Verlag Lutherstadt Wittenberg, 1963

Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 4, Falconiformes, AULA-Verlag Wiesbaden, 2. durchgesehene Auflage 1989

Grzimek, Bernhard et al (HG), Grzimeks Tierleben, Band VII, Vögel 1, Kindler Verlag AG Zürich, 1968

Mebs, Theodor, Die Greifvögel Europas Nordafrikas und Vorderasiens, Franchk-Kosmos Verlags GmbH & Co. KG, 2. Auflage 2014

Weick, Friedhelm, Die Greifvögel der Welt, Verlag Paul Parey Hamburg und Berlin, 1980

 

Geier, Sonderheft der Zeitschrift Der Falke, Journal für Vogelbeobachter, AULA-Verlag Wiebelsheim, 2016

 

 

Bildnachweise

 

Wollkopfgeier in der Savanne - Source: Steve Adams/Agentur iStock