Der Zaunkönig ist der drittkleinste Vogel der Avifauna Europas und die einzige Art der Gattung Troglodytes). In der Westlichen Paläarktis, Eurasien, Asien und in Nordamerika kommt der Zaunkönig in 38-41 Unterarten vor. Sein wesentlichtes Merkmal ist neben der Größe vor allem sein meistens steil nach oben gestreckter, kurzer Schwanz.
Der europäische Brutbestand des Zaunkönigs wird auf ca. 23-40 Millionen Brutpaare geschätzt. Die größten Brutbestände, mit Besrtänden >1 Million Brutpaare gibt es in Großbritannien, Spanien, Frankreich, Irland und Rumänien. In Deutschland liegen die Brutbestände bei 2,555-3 Millionen Brutpaare; Tendenz = stabil. Der Zaunkönig gilt als nicht im Bestand gefährdet.
Systematische Einordnung:
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Überfamilie: Certhiodidae
Familie: Zaunkönige (Troglodytidae)
Gattung: Zaunkönig (Troglodytes)
Art: Zaunkönig
Wissenschaftlicher Name: Troglodytes troglodytes
Artname Englisch: Wren
Artname Französisch: Troglodyte mignon
Artname Niederländisch: Winterkoning
Artname Spanisch: Chochín
Artname Italienisch: Scricciolo
Artname Finnisch: Peukaloinen
Artname Norwegisch: Gjerdesmett
Artname Dänisch: Gærdesmutte
Artname Isländisch: Músarrindill
Artname Schwedisch: Gärdsmyg
Artname Polnisch: Strzyżyk
Artname Ungarisch: Ökörszem
Artname Tschechisch: Střízlík obecný
Artname Slowakisch: Oriešok obyčajný
Artname Russisch: Крапивник
Artname Chinesisch: 鹪鹩
Artname Chinesisch (traditional): 鷦鷯
Artname Persisch: الیکایی
Artname Mongolisch: Уран бялзуухай, Халгайч урагчин
Artname Koreanisch: 굴뚝새
Artname Kasachisch: Үнгірек
Artname Aserbaidschanisch: Adi bilibitdan, Adi birəbitdən
Artname Hebräisch: גדרון, גדרון מובהק
Artname Arabisch: العندليب, صعو اوراسي
Vorkommen / Verbreitung: Die europäische Nominatform besiedelt Nordwest-Afrika, von Westeuropa über Island, die britischen Inseln, den Westen und Süden Norwegens, den Südlichen Teil Fennoskandinaviens, teilweise auch am weißen Meer, und von dort bis an das Schwarze Meer und an das Kaspische Meer, Südural und Kaukasus, Südeuropa und die Küstenregionen der Türkei, Vorderasien, Nord-Iran, Teile von Südasien, Korea, Vietnam, China und bis nach Japan, sowie auf Sachalin und Kamtschatka. Weitere Unterarten brüten in Nordamerika .
Wanderungen: In den nördlichen Brutgebieten ist der Zaunkönig Teilzieher; in Mittel- und Westeuropa ist der Zaunkönig meistens Standvogel.
Überwinterung: Als Überwinterungsgebiete sind Nord-Frankreich, Südfrankreich, Nordwest-Spanien, Schweiz, Nord-Italien und der Balkan bekannt.
Lebensraum - Biotop: vornehmlich in nicht zu trockenen, mit Büschen und Feldgehölzen durchwachsenen Landschaften, Laub- und Mischwälder, Nadelwälder, gerne an deckungsreichen Fließgewässern, Gebüschstreifen, Heckenlandschaften, Parks, Gehölze; in Nordwest-Europa auch in baum- und strauchloser Landschaft, in Zwergstrauch- und Farnbeständen.
Verhalten: Der Zaunkönig ist tag- und dämmerungsaktiv; Zug in der Nacht, sehr geschickt beim Schlüpfen durch Dickicht und enge Durchlässe. Fliegt nur kurze Strecken; schwirrender Flügelschlag. Nahrungssuche am Boden.
Kennzeichen: Sehr kleiner Vogel, Oberseite braun mit dunkler Querbänderung, Unterseite heller. Stellt häufig den Schwanz fast senkrecht nach oben.
Schnabel: dunkel mit hellerer Basis.
Beine und Füße: dunkel.
Iris: dunkel
Größe: 9-10 cm
Gewicht (Brutzeit):
♂: 8,3-11,8 g, Ø 10,3 g
♀: 7,0-12,0 g, Ø 9,7 g
Spannweite: 13-17 cm
Flügellänge:
♂: 45-53 mm; Ø 50,8 mm
♀: 44-53 mm; Ø 46,9 mm
Stimme und Ruf: Schnarrendes „zerr“; hartes „Gicken“ in schneller Folge.
Geschlechtsreife: Beim Zaunkönig setzt die Geschlechtsreife schon im ersten Jahr ein.
Paarung und Paarungszeit: Monogame Saisonverbindung.
Reviergründung: In milden Zonen halten sich die Zaunkönige ganzjährig im Revier auf. ♂ besetzen schon im Sommer die Reviere, in Hochlagen werden die Reviere erst nach der Schneeschmelze besetzt. Direkt nach der Reviergründung baut das ♂ mehrere Wahlnester, von denen sich das ♀ eines aussucht. Wahlnester werden auch für Zweitbruten und Ersatzgelege genutzt.
Bruten: 2 Jahresbruten, bei 50% des Brutbestandes auch Drittbruten nachgewiesen.
Legebeginn: In Mitteleuropa ist der früheste Legebeginn Ende März, meistens jedoch erst ab Mitte April, der Höhepunkt des Legebeginns liegt Anfang Mai.
Brutzeit: ab Ende März bis Juli, spätestens (bei Ersatzgelegen) bis Mitte/Ende August
Nest: Das Nest des Zaunkönigs ist ein ovaler geschlossener Bau aus Moos, dürren Halmen und Laub, kleinen Ästchen und trockenem Pflanzenmaterial, das aus dem örtlich verfügbaren Angebot aufgesammelt wird. Der Eingang zu diesem ovalen Kugelbau ist queroval und die lange Seite der Öffnung liegt parallel zur längsten Breite des Nestes (siehe dazu eingestelltes Bildmaterial); Schlupfloch ca. 28x36 mm. Mit dem Nestbau wird meist ab Ende März/Anfang April begonnen.
Neststandort: sehr vielfältige Neststandorte; entweder in Bodennähe, im Wurzelwerk umgestürzter Bäume, Böschungen, Bachufer, in Kletterpflanzen (Efeu), junge Koniferen, Höhlungen von Baumstrünken, in Büschen, in Holzstößen, Felsnischen, Maueröffnungen, in der Dachkonstruktion von Holzdächern; nimmt auch Nistkästen an; Neststandorte werden auch gerne in Gewässernähe angenommen. .
Gelege: (mindestens 3-) 5-7 (max. bis zu 9) Eier, es sind Gelegegrößen von bis zu 16 Eiern bekannt, die dann wahrscheinlich von 2 ♀ stammen
Eier: Elliptische Form, Schale glänzend mit entweder rostroten oder braunen kleinen Flecken.
Eimasse und Eigewichte:
Länge: 14,5-20,3 mm
Breite: 10,2-15,0 mm
Ø-Eimass: 16,5x12,5 mm
Schalengewicht: 0,060-0,087 g; Ø: 0,076g (n=71)
Frischvollgewicht: 1,16-1,48 g; Ø 1,32 g (n=22)
Nachgelege: bis zu zwei Ersatzgelege sind normal.
Legeabstand: 1 Tag
Brutbeginn: Mit der Bebrütung wird nach und nach, während der Legephase, begonnen.
Brutdauer: 13-16 Tage, es brütet das ♀ und wird vom ♂ nur selten mit Futter versorgt.
Schlüpfen: die Jungen des Geleges schlüpfen innerhalb von 3 Tagen.
Nestlingsdauer: bedunte Nesthocker, die bis zum 10. Tag vom ♀ gehudert werden, das ♂ beteiligt sich an der Fütterung erst nach der ersten Woche, 14-17 Tage
Flügge: Die ausgeflogenen Jungvögel werden noch vom ♂ begleitet; die Führungszeit beträgt 9-18 Tage. Die Geschwister des Geleges bleiben meistens noch nach Ende der Führungszeit zusammen; oft wird noch gemeinsam in einem der Auswahlnester übernachtet.
Nahrung: kleine Gliederfüßer und deren Entwicklungsstadien, z.B. Schnaken, Schmetterlinge, Weberknechte, Spinnen etc., während der Winterzeit auch Sämereien.
Lebensdauer: Zaunkönige können ein Alter von 6-7 Jahren erreichen.
Mortalität - Sterblichkeit: Jungvögel im ersten Jahr ca. 50%, adulte Zaunkönige haben eine Sterblichkeit von ca. 58-65% pro Jahr, abhängig vom Nahrungsangebot.
Feinde und Gefährdungen: Die größten Gefährdungen liegen in natürlichen Ursachen begründet. Dazu gehören extreme Winterwitterung, lange Regenperioden, Hochwasser; Prädatoren wie Katzen und Kleinsäuger.
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1+2, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993
Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, Falconiformes Aula Verlag Wiesbaden, 2. durchgesehene Auflage 1989
Bruun/Singer/König/Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982
Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 10/II, Passeriformes (1. Teil) 2. Motacilla - Prunellidae, AULA Verlag GmbH Wiesbaden, 1985
Svenson, Lars et. al, Der Kosmos Vogelführer, Franck-Kosmos Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2. Auflage 2011
Bundesamt für Naturschutz: Nationaler Vogelschutzbericht 2019 gemäß Artikel 12 Vogelschutzrichtlinie, Berichtsdaten aus dem Abschnitt Wi...Z Brutvögel, Überwinterer + Verbreitungskarten (pdf download)
Ei des Zaunkönigs: Von Notafly - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10384502